LdN275- Covid-19 / Kapazität von Laboren und Testzentren

Zum Thema limitierte Laborkapazität möchte ich folgende Erlebnisse mit euch teilen.
Ich bin voll praktisch ausgebildete molekularbiologische Laborantin und promovierte Genetikerin. Im normalen Alltagsleben arbeite ich allerdings nicht mehr im Labor sondern als Produktmanagerin für Labordiagnostik.
Bereits seid Beginn der Pandemie habe ich im regionalen Umfeld meines Wohnortes alle Labore kontaktiert und meine Hilfe bei der Bewältigung des Probenaufkommens angeboten.
Auch auf Aufrufe in sozialen Medien habe ich mich gemeldet. Ich habe von meinem Arbeitgeber eine Genehmigung bekommen zur Nebentätigkeit in einem Testlabor.
Bisher habe ich leider noch bei keinem einzigen Test helfen können, da es bürokratisch nicht möglich war meine Angebote anzunehmen.
Mir wurde immer nur erklärt warum es leider nicht möglich ist mein Angebot anzunehmen, anstatt nach möglichen Lösungen zu suchen, diesen unkonventionellen Weg zu realisieren.
Ich denke in Deutschland wäre viel mehr möglich, wenn es mehr Flexibilität in solchen Ausnahmesituationen geben würde.
Ich darf nicht mal helfen Proben auszupacken und zur Analyse vorzubereiten.

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Also ich würde sagen, Deutschland hat eher das Luxusproblem von Anfang an über eine sehr hohe Kapazität für RT-PCR-Tests zu verfügen. Deshalb war es auch nie nötig, zum Beispiel Testung von Pools breit einzuführen. Beim aktuellen Ausbruchsgeschehen reicht sie nun nicht mehr - wenig verwunderlich, weil wir sehr viele Infektionen zulassen. Nun kann die Kapazität kurzfristig auch noch etwas erhöht werden, zuletzt wurde für Kalenderwoche 4 eine real erreichte Kapazität von 2.8 Millionen vom RKI erfasst:

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Testzahlen-gesamt.xlsx?__blob=publicationFile

Das ist eine Zunahme von 450 Millionen gegenüber der ersten Kalenderwoche des Jahres. Ja mit breiter Pooltestung wäre mehr möglich allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Und der Nutzen dieses Verfahrens sinkt, wenn die Inzidenz sehr hoch ist, weil dann immer mehr Pools aufgelöst werden müssen.

Dagegen muss man halten, dass das Maßnahmenniveau sowieso nicht adäquat ist, um das Infektionsgeschehen zu begrenzen und es gibt auch keine Pläne das zu ändern. In einem ausgedünnten Kontaktnetzwerk kann man sicherlich argumentieren, dass ein RT-PCR-Test einen Beitrag zur Eindämmung leistet, weil es auf den Einzelkontakt stark angekommt und die als höher wahrgenommene Sicherheit des Tests vielleicht eher zu einer Verhaltensanpassung führt. Wenn man aber nur einer unter mehreren Kontakten ist und die anderen bemerken die Infektion nicht, weil die Symptome zu mild sind / zu wenig unterscheidbar von anderen Erkältungserkrankungen, jetzt wo die Kinder wieder der Betreuung sind / die CWA sowieso immer rot anzeigt usw., dann ist ein Antigen-Test denke ich durchaus ausreichend.

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Hallo liebes Lage der Nation Team,
es gäbe eine Möglichkeit die PCR Testmöglichkeiten hochzufahren, ist aber mit organisatorischem Aufwand verbunden:
(Fast) jedes Labor (ok, schätzen wir konservativ, dann immernoch 50%) an in dem biologische Forschung betrieben wird, hat ein entsprechendes Gerät (qPCR bzw Real Time PCR) und fast alle Reagenzien dafür. Man müsste nur noch Primer (Information zu Corona) bestellen. Und klar, wenn viele PCRs gemacht werden sollen, muss man dann auch einiges an Reagenzien nachbestellen. Das Problem hier ist aber (und deshalb machen das Labore an Unis nicht, wenn nicht an Corona geforscht wird): man braucht eine Zertifizierung, das kostet alles Geld und Personal, was sonst andere Forschung betreibt. Theoretisch könnte man aber sicher die Unis dazu „verdonnern“ Personal bereitzustellen, wenn entsprechende Kosten für Reagenzien und eventuellen Personalausfall in anderen Projekten übernommen würden. Würden die Labore dann noch einen Bonus (Forschungsgelder) kriegen, wären sicher einige auch freiwillig dabei. Wenn nur die Bürokratie nicht wäre.

Wie das ganze derzeit geregelt ist, ist leider einfach der letzte Witz. Ich habe mich am Freitag mit drei Schnelltests verschiedener Anbieter (sodass die Gefahr einer fehlerhaften Charge etc. geradezu ausgeschlossen ist) zuhause positiv getestet und wollte dann einen PCR-Test machen, wozu man an den meisten Teststationen leider einen vor Ort positiv durchgeführten Schnelltest benötigt. Ich habe es dann an sage und schreibe 4 (!) Teststationen versucht, die mich allesamt negativ getestet haben. Man muss sich also nicht mehr fragen, wieso Konzepte wie 3G nie funktioniert haben und auch nie funktionieren werden oder wie viel Aussagekraft eigentlich Inzidenzen zukommt, wenn man bedenkt, dass ein guter Teil der Bevölkerung sich wohl nur an solchen Teststationen testen lassen wird.
Kleiner Treppenwitz: Mein schließlich doch noch am selben Tag durchgeführter PCR Test erwies sich einen Tag später als positiv.

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Aus Hausärztinsicht:
Leider müssen wir weiter bei pos. Schnelltest eine PCR veranlassen.
Ich denke ein Schnelltest von zertifizierter Teststelle oder Arzt ist in den meisten Fällen ausreichend.
Zum Bespiel gesunde Mutter geboostert, aber Symptome mit pos. Schnelltest (sie arbeitet nicht im med. Bereich oder Pflege) und Kind aktuell positive PCR… was soll es sein? Zu 99% wird sie Covid 19 haben und ein Genesenenzertifikat nützt ihr nichts, da der Zeitraum mit 3 Monaten meist kürzer ist als die 6 Monate nach Booster.
Da wäre ich dankbar, wenn wir nicht mehr PCR testen müssten - davon haben wir viele Fälle, da in der Hausarztpraxis oft Familien betreut werden.

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