LdN273: Impfskeptiker Wolfgang Kubicki

Hallo zusammen,

in der letzten Lage (Nr. 273) bezeichnete Ulf den FPD Politiker Wolfgang Kubicki bei Minute 53:15 als „notorischen Impfskeptiker“. M.E. ist diese Aussage so nicht richtig, weil Herr Kubicki zwar häufig nicht so schlaue Statements von sich gibt, aber grundsätzlich pro Impfung ist. Er sagte zum Beispiel im ZDF Morgenmagazin vom 11.01.2021: „Ich selbst bin geboostert und werde meine vierte Impfung in vier Wochen bekommen.“ (Nachweis: Impfpflicht: "Fundierte Debatte nötig" - ZDFheute (Ab Minute 2:47)
Wäre da vielleicht eine Klarstellung geboten? Ich persönlich finde es falsch, Menschen, die gegen eine Impfpflicht sind, gleich als notorische Impfskeptiker zu betiteln. Und ja, Kubicki sollte sich mit seinen Äußerungen trotzdem mal mehr zurückhalten.

Beste Grüße!

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Herr Kubicki äußert sich ja nicht nur zu der Impfpflicht kritisch sondern auch zur auch zu den G-Regeln:
Einschränkungen für Ungeimpfte: Kubicki warnt vor Zweiklassengesellschaf

Zusammengenommen heißt das, er möchte es allen, die auf keinen Fall eine Impfung wollen, ermöglichen sich genau vor dieser zu drücken.
Von daher ist der Vorwurf der Lage durchaus berechtigt.

Und mal anders herum gefragt:
Was ist von einem Politiker zu halten, der es Menschen ermöglicht eine für die Gesellschaft und sich selbst, schlechte Entscheidung zu treffen, nämlich sich nicht zu impfen, obwohl er selbst die Impfung für sich als sinnvoll sieht.

Im übrigen finde ich, fährt Herr Kubicki hier eine sehr durchschaubare Strategie, in dem er mit seiner Haltung die eher Impf-skeptischen, potenziellen FDP-Wähler anspricht, während die jüngeren FDP-Leute natürlich eher bei den pro Impfen eingestellten Menschen Sympathien sammeln.

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Man ist doch kein Impfskeptiker wenn man sich zur skeptisch Impfpflicht äußert, das macht sogar Rangar Yogeshwa (Ranga Yogeshwar: "Ich bin Skeptiker einer Impfpflicht" - ZDFheute). Und bei den G-Regeln ist er nur „skeptisch“ weil er der Meinung ist, dass man sich als geimpfte trotzdem weiter testen sollte, weil man ja noch ansteckend sein könnte.

Man muss Herrn Kubicki nicht mögen, man kann seine Argumente widerlegen und ihm widersprechen. Ich kann mit ihm und seiner Partei auch nichts anfangen. ABER sobald man ihn als Impfskeptiker bezeichnet setzt man ihn, sprachlich, auf eine Ebene mit sämtlichen Schwurblern/Querdenken und sonstigen Idioten a la „Bill Gates will uns chippen“ etc… und das sehe ich bei seinen Aussagen einfach nicht.

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Sehe das genauso. Hatte dazu auch ein Kommentar verfasst, aber das ist irgendwie untergegangen. Man muss sich Herrn Kubickis Meinung nicht zu eigen machen und ja er hat sich schon den ein oder anderen Klopper in Talkshows oder Interviews geleistet. aber er lehnt die Impfungen ja nicht grundsätzlich ab (Dezember 2020 DLF:
FDP-Politiker Wolfgang Kubicki - "Ich würde mich sofort impfen lassen" | deutschlandfunkkultur.de), er lehnt nur die Pflicht dazu ab. Er führt dazu u.a. folgendes Argument an:

„Wir könnten anders diskutieren, wenn die Impfung eine sterile Immunität wie bei Masern oder Pocken herbeiführen würde“, sagt Kubicki bei RTL. „Das ist aber nicht der Fall. Menschen wie ich mit über 60 müssen sich aller Voraussicht nach alle vier Monate impfen lassen, damit der Impfschutz erhalten bleibt.“ (Debatte um Impfpflicht : Kubicki hofft auf Unterstützer | tagesschau.de)

Das kann man anders sehen, dem kann man mit anderen Argumenten widersprechen, aber ein Querdenker/Schwurbler/Impfskeptiker ist er damit nicht.

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Gebe dir da durchaus Recht, dass er sich kritisch gegenüber den G-Regeln äußert. Gerade, dass er es Menschen ermöglichen möchte, eine Impfung nicht zu nehmen. Das macht ihn dann doch aber eher zu einem Impfpflichtskeptiker oder nicht? Er stellt ja nicht die Wirkung der Impfung grundsätzlich in Frage. Sonst würde er sich ja nicht in drei Wochen schon zum zweiten Mal boostern lassen, obwohl es außer einem Gesundheitsschutz sonst keine weiteren Vorteile dadurch gibt.

Auf dein Gedankenspiel möchte ich erwidern, dass es ja auch durchaus Menschen gibt, die anderen Menschen schlechte Entscheidungen ermöglichen (wollen), aber trotzdem selbst diese schlechte Entscheidung nicht treffen. Ein Beispiel wäre dafür das Einsetzen für die Raucher in unserem Land, obwohl man selbst nicht raucht. Es ist meiner Meinung gerade freiheitlich, wenn man sich für Freiheiten einsetzt, die man selbst nicht in Anspruch nimmt.

Den letzten Punkt halte ich eher für unwahrscheinlich. Die FDP hat ja nicht wegen den ganzen Maßnahmengegnern so stark dazugewonnen, sondern wegen der Jungwähler.

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Der Knackpunkt bei Corona ist und bleibt die potentielle Überbelastung unseres Gesundheitssystems. Deswegen kann man es nicht mit der Grippe bzw. der Grippeschutzimpfung vergleichen. Die volle Wirkung der Corona-Impfung liegt daher auch nicht nur im persönlichen Schutz vor schweren Verläufen, sondern auch im Schutz des Gesundheitssystems.
Wir haben aber in der Vergangenheit gesehen, dass bereits ein kleiner Teil der Bevölkerung, der nicht geimpft ist, ausreichen kann, damit die Intensiv-Stationen bedrohlich volllaufen.

Daher würde ich hier sagen, wer sich, wie Herr Kubicki gegen eine Impfpflicht und gegen 2G-Regeln ausspricht, der unterminiert damit einen wichtigen Wirkmechanismus der Corona-Impfung. Ob man das jetzt Impf-Speksis oder Impfpflicht-Skepsis nennen will, ist, mir persönlich, da eigentlich nicht mehr so wichtig.

Und ein Großteil der Bevölkerung hat sich ja bereits impfen lassen. Sie haben sich also für einen Schutz vor schweren Verläufen aber auch den Schutz unseres Gesundheitssystems entschieden. Aus diesem Grund ist die heutige Ablehnung der Impfpflicht auch aus einer demokratischen Sicht nicht mehr zu rechtfertigen.

Außerdem ergibt sich eine Impfpflicht auch aus dem Auftrag zur Daseins-Vorsorge(Quelle:bpb), dem meiner Meinung nach auch alle Parlamentarier verpflichtet sind.

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Zunächst mal: wo ich voll zustimme ist, dass ein Impfskeptiker und ein Impfpflichtskeptiker zwei völlig andere Dinge sind, die man unbedingt trennen muss. Der Ethikrat hat ja in seinem Gutachten sehr gut gezeigt, dass eine Impfflicht alles andere als ein No-Brainer ist. Was also eine legitime (wenn auch streitbare) Haltung ist, ist zu sagen: wir sollten die Impfquote steigern – ich bezweifle aber, dass eine Impfflicht dazu der beste Weg ist.
Jetzt ist die Frage, ob Kubicki auch in diese Richtung argumentiert. Vordergründig ja. Er sagt ja, er sei Pro Impfung aber Contra Impfpflicht. De facto macht er aber Lobbyarbeit für Ungeimpfte. Er streitet zwar nicht ab, dass die Impfung vor schweren Verläufen schützt, bestreitet aber gleichzeitig das Phänomen der „Pandemie der Ungeimpften“. Dabei ist ziemlich eindeutig, welche Gruppe gerade die Krankenhäuser füllt. Er macht zweifelhafte Vergleiche mit der Grippe und ist auch gleichzeitig gegen 2G, Lockdown und Co. Das macht seinen Plan ziemlich undurchsichtig. Mit Testen wird man das Virus jedenfalls nicht los und die Forderung nach mehr Krankenhauspersonal ist auch eine Nebelkerze. Mit Sicherheit gibt es jemanden, der Kubickis Äußerungen besser verfolgt hat als ich, aber für mich macht es den Eindruck, als ob seine vordergründig liberalen Äußerungen sich teils schon sehr scharf an der Grenze zur Querdenkerei bewegen.
Am Ende würde ich selbst für ihn die Formulierung „notorischer Impfskeptiker“ vermutlich nicht verwenden. Zumindest nicht ohne Einordnung (erinnere mich gerade nicht, ob es die in der Lage gab). Eben um den Begriff nicht zu verwässern.

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Kubicki fischt definitiv Querdenker und man sollte nicht vergessen, dass er der Anwalt von Winfried Stöcker ist. Der Arzt der Experimente an Kindern mit einem nicht zugelassenen Impfstoff durchgeführt hat und sehr AFD nah agiert.

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Das galt vor der CoViD-19-Epidemie. Mittlerweile kann man durchaus in Frage stellen, ob die gebeutelten Krankenhäuser eine Grippewelle, wie die der Saison 2017/18, in allen Teilen des Landes, noch gut bewältigen würden.

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Ja das wäre wohl in der Tat ein echtes Problem.

Die Grippewellen gehen wohl primär auf die normalen Betten. Aber ein Teil wohl auch auf die Intensivstationen. Hier mal ein Bericht aus 2018 von einem Krankenhaus dazu:
Grippewelle: Krankenhäuser stoßen an Kapazitätsgrenzen - klinikum-bad-hersfeld.de

Surprised Pikachu Face: Ein FDP-Politiker vertritt FDP-Positionen und spricht damit potenzielle FDP-Wähler an?

Zweifelt niemand an.
Die Frage lautet: darf man ihn einen notorischen Impfskeptiker nennen?

Naja er prescht ja schon innerhalb seiner Fraktion damit vor und bezieht auch, mindestens mal, sehr viel deutlicher Stellung, als das z.B. Herr Lindner tut. Und Herr Lindner fängt ihn ja auch nicht wirklich ein, daher vermute ich hier auch keinen Ego-Alleingang.
Insofern liegt der Verdacht schon nahe, dass er das tut, um der Partei damit Sympathien außerhalb der normalen, eher Impf-offenen FDP-Klientel zu beschaffen.

Noch ein weiteres Indiz, dass Herr Kubicki hier Wahl-taktisch handelt:
Die FDP hatte 2019 eine sehr viel klarere Meinung zu damals aktuellen Masern-Impfpflicht (Quelle: liberale.de):

Die FDP habe es sich bei dieser Frage nicht leicht gemacht. Grundsätzlich bevorzuge man eine Freiwilligkeit. Aber man erlebe, dass diese Freiwilligkeit nicht zum Erfolg, sondern "zu erheblichen Problemen führt“, so Teuteberg [Anm.: Damals FDP-Generalsekretärin].

Da liegt der Verdacht doch nahe, dass man diese Erkenntnis heute ausblendet, da das Thema heute viel mehr Aufmerksamkeit genießt, obwohl die Probleme mit der Freiwilligkeit bei Masern und Corona sehr ähnlich sein dürften.

Daher würde ich sagen, @aldemar hat irgendwo schon Recht, das es hier auf den ersten Blick um FDP-Freiheits-Positionen geht, aber auf den 2. Blick hat die FDP bei der Frage nach einer Impfpflicht, meiner Meinung nach, schon mal mehr Einsicht bewiesen.

Man kann doch die Masern und Corona nicht vergleichen!

  1. Die Masern impft man EINMAL und man ist sein Lebenlang davor geschützt.
  2. Masern lassen sich dadurch, über kurz oder lang, komplett ausrotten.
  3. Die Masernimpfpflicht lässt sich, viel leichter durchsetzen, weil sie nur für Kinder gilt die den Kindergarten/Schule besuchen wollen/müssen. Dadurch wird es sogar erst für Schulkinder zur Pflicht, weil wer sein Kind im Kindergartenalter nicht impfen lässt, muss es halt zu Hause betreuen.
  4. Die Impfquote bei den Masern ist auch vor der Pflicht bei den Kindern schon sehr sehr hoch gewesen (über 90%).

Ich wollte auch nicht die Krankheiten oder die Impfungen dagegen vergleichen, sondern die Probleme mit der Freiwilligkeit.

Und noch mal ganz allgemein:
Es gibt keine Impfpflicht-Skeptiker. Entweder man glaubt der Wissenschaft und den bisherigen Zahlen und akzeptiert dass wir mehr Geimpfte brauchen, damit die Intensiv-Betten im Winter nicht voll werden. Dann muss man auch akzeptieren, dass wir eine Impfpflicht brauchen. Denn der Versuch mit indirektem Zwang über die G-Regeln, dauert seit Monaten an und ist gescheitert.

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Unsinn. Wenn ich skeptisch bin, dass eine Impfpflicht etwas bringt, oder dass sie mit dem Grundgesetz vereinbar ist, dann bin ich ein Impfpflicht-Skeptiker. Zum Beispiel der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier:

Auf der Basis des jetzigen Wissens- und Erkenntnisstands kann man meines Erachtens nicht überzeugend begründen, dass eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht den Grundsätzen der Verhältnismäßigkeit entsprechen wird

Das ist doch nicht irgendwer. Warum gehen die Impfpflicht-Maximalisten nicht mal darauf ein?

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Dein Zitat ist aber eine Meinung und kein Argument, denn es steht ja nicht ein Problem der Verhältnismäßigkeit darin.

Also wenn man darauf eingehen soll bitte ein Argument von ihm bringen, worin er das Problem sieht und nicht, dass er meint es wurde nichts bringen.

Kubicki ist sich eben selbst der Nächste und eine Schande, dass er Bundestagsvizepräsident ist.

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