LDN272: Übernehmen von Querdenker-Sprech

Höre gerade die LDN272 und stoße mich, wie so oft beim Medienkonsum in den letzten Tagen, an der Übernahme des Begriffs „Spaziergang“, wenn es um nicht angemeldete Querdenkeraufmärsche geht.

Es geht dabei um nicht zulässige Versammlungen, bei denen es auch immer wieder zu Gewalt gegen Gegendemonstrant:innen und Journis kommt. Das als „Spaziergang“ zu bezeichnen ist meines Erachtens verharmlosend, selbst, wenn man „sogenannten“ davorstellt. Für die Berichterstattung, z.B. im Rahmen eurer Sendung, reicht es, wie ich finde, dass man maximal einmal klarstellt, was die Selbstbezeichnung ist und dann kann man von „nicht angemeldeten Demonstrationen“ sprechen.

Ich ärgere mich darüber, dass wir uns solche schönen Begriffe wie „Freiheit“, „Widerstand“ und jetzt auch noch „Spaziergang“ von den Schwurblern abjagen lassen. …

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An dieser Stelle bin ich voll bei Dir. „Querdenken“ wäre auch noch so ein Begriff, der bis vor zwei Jahren positiv besetzt war. Es ist richtig, dass wir diese Begriffe weiterhin in „unserem“ Sinn gebrauchen, damit sie nicht vereinnahmt werden (Bei „Querdenken“ ist es leider schon zu spät.)

Allerdings finde ich nicht, dass man soweit gehen muss, in einem journalistischen Beitrag, der sich klar erkennbar mit den nicht angemeldeten Demonstrationen beschäftigt, Verrenkungen machen muss, um das Wort zu vermeiden. Ich meine, dass die Voranstellung von „sogenannte“ durchaus ausreicht, um zu verdeutlichen, dass unter Spaziergang eigentlich was anderes verstanden wird.

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Zu deinem zweiten Punkt. Es braucht keine hochtragende Wortverrenkungen um zu sagen, dass das Aufmärsche sind. Darüber hinaus sind das zunehmend faschoide bis faschistische Aufmärsche, bei denen sich Menschen beteiligen. Gehe da voll mit, dass das auch so gesagt werden muss - auch in einem Heute Journal.

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Mal eine juristische Frage - gibt es potentielle Probleme für Journalisten, wenn sie diese sogenannten Spaziergänge als illegale Verstöße gegen das Versammlungsrecht o.ä. bezeichnen?

Was ich mir wünschen würde, wäre dass die Medien endlich aufhören diese Minderheit der Spinner künstlich aufzublasen. Kann sich irgendjemand eine Fridays for Future Demo mit nur 5000 Personen vorstellen, über die in der Tagesschau berichtet wird? Wenn es nicht nur um Sensationsjournalismus geht, könnte man stattdessen beispielsweise sagen: „auch heute haben sich xy Deutsche für eine Impfung gegen das Coronavirus entschieden um die Pandemie zu beenden. Gegen die unangemeldeten Kundgebungen gab es auch heute große Gegendemonstrationen in xy Städten…“ Stattdessen sind immer die Schwurbler das Topthema.

Das hätte auch den Wert Menschen darauf hinzuweisen, dass es überhaupt Gegendemonstrationen gibt und sie sich dort engagieren können ohne ihre Gesundhheit durch Corona oder Spinner zu gefährden…

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