LdN 267: Kritik an COP - Einordnung und der Sprache in der Klimaberichterstattung

Liebes Lage der Nation Team,

Ich würde Euch einfach mal folgende Anregung da lassen. Ich finde wie ihr (zu Beginn von #267) über COP26 sprecht, verkommt es als Einordnung zur Trivialität: „Habenseite, Verbesserungspotenzial, Völkerrecht ist halt kompliziert, die Jugend muss ja Extreme fordern“ und so weiter. Sorry für die Direktheit, aber auch das ist Blah blah blah in der Journalismusvariante.

Ihr könntet ja auch erwähnen, dass Fossil Fuels das erste Mal auftaucht, weil die Fossil-Lobby die größte Delegation bei den COP Konferenzen stellt und damit in all den letzten Jahren aktiv Fortschritt verhindert wurde. Oder dass es die Ankündigung über Deforestation in exakt der Form bereits vor 10 Jahren gab, sie aber nichts gebracht hat. Es ist wissenschaftlich sehr klar, dass die Zeit für Ankündigung und Absichtserklärungen nicht reicht. Man muss ins Handeln kommen. Das ist nicht gelungen und (zumindest) damit ist COP 26 gescheitert.

Hier gibt es noch 20–30 weitere Punkte, wo ich denke, dass sie einem differenzierten und der LAGE gerecht werdendem Bild helfen würden. Diese findet man zum Beispiel in der Klimaberichterstattung vom The Guardian oder George Monbiot.

Es ist schwierig journalistisch gut über die Klimakrise und über COP26 zu berichten. Mir ist aufgefallen, wie ihr dort in ähnliche Probleme lauft wie das auch bei anderen Medienformaten der Fall ist. Es ist streitbar, aber vermutlich ist die Klimakrise nicht ein Thema unter vielen im Journalismus, sondern eins, das über unsere Existenz und derer vieler anderer Spezies entscheidet. Somit könnte man sich Experten wie z. B. Wolfgang Blau (https://twitter.com/wblau/status/1440951224564649985?s=20) anschließen, die vereinfacht dem Klimajournalismus ein besonderes Gewicht verleihen wollen.

Stichwort False Balance. Ich finde, da könntet auch ihr noch etwas nachbessern, denn es ist zwar trivial aber es geht uns alle an und es ist eine gigantische Herausforderung, über die man auch entsprechend sprechen sollte.

Einfach mal als Impuls! Ansonsten wie so oft tolle Podcasts. Außerdem: bleibt gesund!

Liebe Grüße

panda

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Lieber panda, danke für das Feedback - magst du uns ein paar Links hierlassen, wo wir lernen können?

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Bonjour vieuxrenard,

gerne. Ich hoffe, dass ist interessant für Euch.

COP26 Einordnung**

https://www.zeit.de/green/2021-11/klimapolitik-cop26-klimakonferenz-system-scheitern?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.twitter.ref.zeitde.share.link.x

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Klima Journalismus**

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klimataz - taz.de (die Klima taz)

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Lieber Panda,
Danke für die Eröffnung des Themas!

Liebes Lage-Team,
ich möchte folgende (hoffentlich konstruktive, in jedem Fall persönliche) Kritik zum Abschnitt über die COP loswerden. Das betrifft jedoch generell die Berichterstattung über die Klimakatastrophe.
Das 1,5 Grad Ziel als Maximalforderung darzustellen wird der Sache nicht gerecht. 1,5 Grad ist das Szenario, in dem die Menschheit halbwegs gut weg kommt, die Folgen halbwegs beherrschbar bleiben. Niemand möchte in einer „1,8 Grad Welt“ leben, vorausgesetzt sie/er hat sich einmal die Prognosen angeschaut.
Natürlich sind die Modelle mit Unsicherheiten behaftet, es geht hier um Wahrscheinlichkeiten. 1,5 Grad reduziert die Risiken auf ein moderates Maß und ist erreichbar, für Deutschland gibt es da ein Eckpunktepapier aus Wuppertal zu. Natürlich ist der Weg dahin anstrengend, möglich heißt ja nicht einfach.
Ich denke, dass die Wortwahl reflexartig getroffen wurde und will da gar keinen Terz raus machen. Aber anmerken wollte ich es doch.

Aufhören möchte ich mir einem riesigen Lob für den gesamten Podcast. Ich höre ich sehr gerne, ihr seid angemessen selbstkritisch und die Wahl der Themen finde ich - wie ihr - interessant. Sehr, sehr gut!

Liebe Grüße,
Shroink

P.S.: Ich bin euch noch Quellen zu meinem 1.5 Grad vs 1,8 Grad Abschnitt schuldig. Die kommen beizeiten, außer wer anders ist so nett und stellt Belege ein. Ich habe gerade nur keine Zeit, nochmal im IPCC Bericht nachzulesen.

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Mich hat auch überrascht wie positiv über die Ergebnisse von COP berichtet wurde. Woher kam der plötzliche Optimismus, dass nun auf operativer Ebene wirklich mal etwas passiert? Normalerweise ist die Lage ja immer recht kritisch, wenn es um die zukünftige Klimapolitik geht. Es sollte ja auch Konsens sein, dass wir weder 1,5 Grad, noch 2 Grad voraussichtlich erreichen.

Das die Atomkraft es auch in die Sendung geschafft hat, war dann aber sehr passend. Ich denke es wird in der EU (außer in DE aus den genannten Gründen) einen Aufschwung bei Atomkraft geben. Möglicherweise auch bei Gas, wo wir jetzt die neue Pipeline haben. Das könnte dann die Absicherung in DE sein, vor Spitzen die zu Blackouts führen. Hier wäre vielleicht auch mal eine Anregung für die Zukunft, mal mit Ingenieuren zu sprechen (nicht aus der grünen Bubble), wie hoch die Risiken von Blackouts nach dem Abschalten der Atomkraftwerke sind. Es sollte ja auch jedem klar sein, dass wir bis Ende 2022 nicht die notwendigen Windkapazitäten haben und auch nicht die notwendigen Leitungen aus dem Norden. Das wäre dann doch ein schönes Thema für die Lage (aber nicht weichgespielt in Best Case Szenario):

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Ein Artikel der dir gefallen dürfte, ist in der Zeit Nummer 37 diesen Jahres erschienen. Darin kommen unter anderem Ingenieure der Betreiberinnen von Höchtspannungsnetzen zu Wort. „Ein Blackout ist laut den Ingenieuren extrem unwahrscheinlich.“
Ich weiß nicht, wie weit die von dir erwähnte Blase in deinen Augen reicht. Ich fand das eine unmissverständliche Ansage.
In dem Artikel wird allerdings nicht die - in der Lage erwähnte - Möglichkeit besprochen, komplett auf Gas zu verzichten indem einfach sehr, sehr viel Strom off-shore gebaut wird und Überkapazitäten durch Elektrolyse oder Speicher abgefangen werden. Das fand ich eine spannende Idee, aber natürlich muss gesehen werden, dass der Ausbau von EE gerade einbricht. Das macht das Szenario nicht realistischer.

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Ich denke auch, dass ja schon seit Jahrzehnten daran gearbeitet wird, das Netz stabil zu halten. Wir haben ja auch immer nur kleinere lokale Blackouts. Also danke zunächst für den Artikel. Die Überschrift ist aber auch etwas reißerisch: „Wir haben die Strombosse gefragt, ob morgen noch Saft aus der Steckdose kommt.“ Als „Stromboss“ würde ich meinen Kunden auch nicht sagen, dass ich meinen Liefervertrag vielleicht nicht mehr erfüllen können werde. Das wäre sonst ja auch ein Eingeständnis der Energiewirtschaft, dass sie ihrem Job nicht gewachsen ist. Das würde ja keiner gerne zugeben (ebenso die Netzbetreiber).

So lange wir im Ausland Atom- und Kohlestrom ab 2023/2031 zukaufen können, wird es sicherlich auch keine spürbaren Blackouts geben. Ich bin insoweit auch optimistisch, dass dadurch tatsächlich Innovation vorangetrieben wird. Die Chinesen werden vielleicht in 10-15 Jahren die Kernfusion oder Dual Fluid Reaktoren entwickelt haben, sodass wir unsere Energieerzeugungstechnologie dann von denen beziehen. Ob das jetzt besser ist als russisches oder saudisches Gas, muss man dann selber wissen.

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Wer des Englischen mächtig ist und keine Agnst vor ein paar Graphen hat, dem sei dieser Text ans Herz gelegt: http://www.columbia.edu/~jeh1/mailings/2021/NovemberTUpdate+BigClimateShort.23December2021.pdf

Fazit: Das Erreichen des 1,5°C-Ziels ist reine Phantasterei, auch 2°C werden wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit reißen.

Passend dazu das Update zur Lage in Deutschland: https://static.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2022/2022_01_DE-JAW2021/A-EW_247_Energiewende-Deutschland-Stand-2021_WEB.pdf

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Zum Thema Blackout

Ich höre den Podcast „Das Klima“ wo der IPCC Bericht besprochen wird. Da hieß es wenn wir nichts unternehmen dann bewegen wir uns bei 2,x bis 4,x Grad Erwärmung.

https://www.de-ipcc.de/media/content/IPCC-AR6-WGI_Hauptaussagen_deutsch.pdf

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