LdN264: Fassungslosigkeit angesichts der niedrigen Impfquote?

Eine Freiheit, die lediglich erlaubt, dass jemand in einem Lebensbereich tun kann, was und wie es ihm/ihr beliebt, hat aus dieser Perspektive für sich nur geringen Wert, wenn sie nicht (auch) dem Zusammenleben der Menschen dienlich ist.

Ich will @vieuxrenard nicht vorgreifen, aber es nicht so sehr darum, ob eine Handlung dem Zusammenleben der Menschen dienlich ist, sondern eher darum, ob eine Handlung anderen Schaden zufügt.

Ulf hat hier immer wieder klar gemacht: Jeder darf jederzeit jeden Kokolores machen, solange er dabei keinem Anderen beeinträchtigt.

Wer sich nicht impft, ist eine potenzielle Gefährdung anderer. Er nimmt billigend in Kauf, dass er anderen ansteckt, die krank werden mit einem schweren Verlauf, Langzeitschäden oder Tod.

Das hat nichts mit einem „linken Freiheitsbegriff“ zu tun.

2 „Gefällt mir“

Weil das der Stil von Angela Merkel seit 16 Jahren ist. Sie ist meist mutlos und handelt eben nicht durchdacht. Damals ging es ihr einfach mehr um den Machterhalt ihrer Partei als um das große Ganze. Traurig aber wahr.

1 „Gefällt mir“

Exakt.

Ich würde nur ergänzen, dass es überhaupt keine Frage der politischen Präferenzen ist, sondern sich auch aus unserer Grundrechtsdogmatik ergibt: Im Grundsatz kann jeder Mensch tun uns lassen was er möchte - aber die Grenze ist dort erreicht, wo dieselbe Freiheit anderer Menschen berührt ist.

Das glaube ich inzwischen auch.

Habe gerade in einem Podcast den Unterschied zwischen psychologischem fuel und friction gelernt: Fuel ist das, was Menschen motiviert oder motivieren soll; bei der Impfung also Appelle an Solidarität, Berichte davon, wie wichtig die Impfung ist, etc.
Friction ist aber das, was Menschen am Handeln hindert.
Ich sehe bei Impfgegnern verschiedene Arten von Friction:

  1. Angst vor der Sicherheit der Impfung
  2. Reaktanzverhalten (Widerstand, Trotz gegen die Autorität)
  3. Ehrliches Unwissen, vielleicht v. a. bei denen mit schlechten Deutschkenntnissen oder wenig Bildung
  4. Ein so hartes Leben, dass der Gang zum Arzt eine ätzende Hürde darstellt (verm. auch eher bei ärmeren Menschen)
  5. Beziehungen zu anderen, die (vermeintlich) darunter leiden würden, wenn man sich nun (plötzlich) doch impfen ließe.

Wir sind glaub ich an dem Punkt in dem mehr Fuel nichts bringen wird (bzw. den Trotz nur noch stärker macht). Wir müssen die Friction aus dem Weg räumen.
Und wie? Wenn wir wieder die Liste anschauen:
Angst und Unwissenheit: Vielleicht gezielte Infokampagnen in vielen Sprachen, die die Sicherheit gut strukturiert und ehrlich erklären
Reaktanzverhalten und Beziehungen: Impfpflicht. Oder seht ihr da andere Möglichkeiten?
Hartes Leben: Vergütung fürs Impfen und/oder Impfangebote an Schulen oder anderen passenden Orten

2 „Gefällt mir“

Da möchte ich noch anmerken, dass einige Geimpfte nach der Impfung 1-2 Tage sich nicht so gut gefühlt haben und sich krank gemeldet haben. Manche glauben vielleicht sich das nicht leisten zu können. Hier wäre wohl die Lösung 2 bezahlte Krankheitstage zu garantieren.

Die neueste „Verschwörungstheorie“ die ich gehört habe ist:

  • es ist eine Falschmeldung dass nur ungeimpfte auf der Intensivstation liegen. Das Gegenteil wäre der Fall.
1 „Gefällt mir“

Ja wurde mir auch „vorgehalten“. Ich konnte keine allgemeine Statistik dazu finden, sondern nur Aussagen von einzelnen Krankenhäusern. Allerdings habe ich da auch nicht allzu viel Mühe verwendet, denn jegliche „offizielle“ Statistik wird von diesen Leuten ohnehin als „gefälscht“ weggewischt.

1 „Gefällt mir“

Das habe ich gestern gefunden.

Die Kommentare dazu sind bezeichnend und zeigen welche Probleme in Bayern sind.

2 „Gefällt mir“

Das ist ja nicht die Auslastung der Intensiv-Stationen.

Das sehe ich ähnlich und würde sagen, dass wir den zweiten Teil der betroffenen Personen nie wirklich erreichen wollten. Wir haben und ruhen uns immer noch darauf aus, dass es doch eigentlich genug Informationen zur Impfung überall gibt. Nur das ist leider auf dem gleichen Weg, wie es auch die Falschinformationen machen. Da steht dann Youtube gegen Youtube (vereinfacht gesagt). Hier ist allgemein mehr Bildung und auch Sozialarbeit gefragt, egal in welcher Bildungs- bzw. sozialen Schicht man sich bewegt (Ungeimpfte gibt es ja in allen Schichten). Das ist aber allgemein ein vernachlässigtes Problem und hier wird z.B. auch die fehlende Medienkompetenz in großen Teilen der Bevölkerung ersichtlich.

Im Zusammenhang mit der Impfung sind da manche Angebote (in Berlin gibt es einige wenige Impfbusse, mal eine Impfringbahn oder ähnliche) eher medial aufgezogen worden aber aus meiner Sicht aber nur ein kleiner Tropfen. Wieso hat man da nicht mehr gemacht? Wieso nicht mehr investiert - gerade weil man doch absehen konnte, dass es notwendig sein wird möglichst viele Menschen zu überzeugen. Aus anderen Kontexten weiß man auch, dass es am Anfang (beim Aufbau) und hinten raus schwer ist. Dem hätte man vorbeugen können und sich mal Gedanken über die Strategie machen können (ein eher allgemeines Problem bei Corona insgesamt - wie man leider jetzt wieder sieht).

1 „Gefällt mir“

Ich finde das wichtig, dass der Antikörper Test als Immunisierungsnachweis gilt:

  1. Wenn jemand Antikörper hat, ist er genauso geschützt (und mit geringem Ansteckungsrisiko) wie ein Geimpfter, im Zweifel sogar besser.
  2. auch wenn das Risiko von Impfnebenwirkungen sehr gering ist, ist es trotzdem da: Der Nutzen der Impfung für diese Person mit Antikörpern ist sehr gering, es gibt aber ein Risiko. Freie Entscheidung, was diese Person möchte.

Darüber hinaus fände ich es total interessant, mal eine Studie zu lesen, in der Gruppen von Geimpften und Ungeimpften bezüglich ihres Antikörpertiters untersucht werden.

Da hätte man mal Daten, wie viel Prozent der jetzt als Ungeimpft geltenden Bevölkerung denn vielleicht auch als Genesen registriert werden müssten und den Gesamtimmunstatus der Bevölkerung richtig einzuschätzen.
Kennt jemand solch eine Studie?

3 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: 30 schlechte Gründe, warum sich jemand nicht impfen lassen will

Ich hatte ja noch argumentiert, dass es auch im linken Spektrum Impfgegner gibt. Diese Studie ist aber eindeutig:

1 „Gefällt mir“

Auf diesen Podcast wollte ich auch verweisen. Weil, es geht um Verhaltensökonomie und effektive Kommunikation. Das sind meines Erachtens „Mittel“, um Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, so dass sie für sich zum Schluss kommen, dass Impfen eine gute Idee ist.

Was in der Diskussion gerne vergessen wird: Wir Menschen sind nicht rational. Wir sind emotional. Daher geht es um Gefühle — wie Vertrauen, Angst etc. — und nicht um „rationale“ Argumente.

Solange wir Schwurblern Menschen, die sich aus ihrer Sicht (!) aus guten Gründen nicht impfen lassen, nicht mit Respekt und Empathie begegnen, werden unsere Worte nicht gehört werden.

Ja, ich finde es auch nervig, dass wir mit dem Impfen nicht so vorangekommen, als wie es nötig wäre, um Corona den Schrecken zu nehmen.

Nur, wenn ich oben genannten Menschen genervt begegne — was sich in meiner Haltung und damit in meinem Auftreten widerspiegelt — dann werde ich dadurch nichts ändern (außer, dass sich ihr Standpunkt verhärten wird).

Anders: Geht es darum mein Ego zu füttern, dann passt der Umgang ohne oder mit wenig Respekt / Empathie. So kann ich z. B. auch meinem Frust Luft verschaffen. Geht es mir allerdings darum, Menschen zu erreichen um eine Verhaltensänderung herbeizuführen — hier sich impfen zu lassen — dann geht dies nur über den Weg mit viel Respekt und viel Empathie.

Das gemeine daran: Über (genervtes) Einreden mittels (gut gemeinten) Argumenten erreichen wir diese Menschen nicht nur nicht, wir sorgen sogar (ungewollt) dafür, dass sich ihre Sicht weiter verfestigt.

An dieser Stelle könnte man auch viele der zahlreichen kognitiven Verzerrungen auflisten, die hier eine gewichtige Rolle spielen. Und wieder gilt: Wir Menschen sind emotionale Wesen. Unserem Gehirn sind rationale Argumente in vielen Situationen schlicht egal — bis hinderlich.

2 „Gefällt mir“

Worauf beruht eigentlich diese These?

Unsere Gesellschaft hat bisher mit bemerkenswerter Toleranz auf eine irrationale Verweigerungshaltung reagiert, die unserer Gesellschaft insgesamt schweren Schaden zufügt. Angesichts dessen erscheint es mir wenig plausibel, dass nun noch mehr Geduld und gutes Zureden die Wende bringen soll. Ich glaube, genau das Gegenteil ist richtig: Wir müssen klare Worte finden und dem unverantwortlichen Missbrauch der persönlichen Entscheidungsfreiheit durch Impf-Muffel enge Grenzen setzen.

3 „Gefällt mir“

Ich finde, offen und ehrlich zuzugeben, dass man falsch liegt, sollte eigentlich moralisch geboten sein und nicht mit „Gesichtsverlust“ gleichgesetzt werden. Ganz nach Popper: Lasst Ideen sterben, nicht Menschen.
Jens Spahn - möge man von ihm halten was man will - hat ja am Anfang der Pandemie sinngemäß gesagt, dass wir uns in vielen Dingen werden verzeihen müssen. Jetzt verstehe ich auch nicht, warum er nicht offen sagen kann: „Hey, die Impfpflicht von vornherein auszuschließen war idiotisch und ein Fehler!“
Ich würde es ihm verzeihen.

Es gibt uebrigens auch dem em. Prof. Pestalozza, der auch nicht versteht, warum wir keine allgemeine Impfpflicht haben. In welchem Staat leben wir heute? Fuer mich ist vollkommen unverstaendlich, warum wir hier Argumente gelten lassen, die sonst auch nichts wert sind, etwa an einer naechtlichen roten Ampel ohne Verkehr. Pestalozza ist nicht irgendwer.

Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: 30 wenig überzeugende Gründe, warum sich jemand nicht impfen lassen will

Sie hat die Verweigerung sachlich toleriert, auf der Beziehungsebene hat sie sie belächelt und verurteilt.

→ nach dem Motto „Ihr könnt machen was ihr wollt… schade aber, dass ihr so dumm und unsolidarisch seid“

Besser wäre es andersrum gewesen: Sachliche Härte, aber Verständnis und Empathie auf der Beziehungsebene.

→ nach dem Motto: „Dies sind die Grenzen und Konsequenzen. Ja, dass euch diese Realität ärgert oder Angst macht, ist absolut nachvollziehbar“

6 „Gefällt mir“

Darf halt nur nicht zynisch werden…