Zu sagen, man verteidige Freiheit oder sei für Freiheit, ohne die konkrete Freiheit, die man meint, auch zu benennen, ist eine völlig inhaltsleere Aussage. Es gibt nicht einfach Freiheit oder die Abwesenheit davon. Freiheiten kollidieren miteinander und werden deshalb schon immer gegeneinander abgewogen.
Die Gesellschaft schätzt die Freiheit, besoffen Auto zu fahren geringer als meine Freiheit, unversehrt die Straße zu überqueren. Die Gesellschaft hält es für wichtiger, dass Nichtraucher ein Leben frei vom Gift anderer führen können, als die Freiheit von Rauchern, sich überall eine Kippe anzustecken. Die Gesellschaft möchte, dass mein Nachbar nachts die Freiheit hat, ungestört zu schlafen und unterbindet meine Freiheit, um drei Uhr morgens Schlagzeug zu spielen.
Ganz generell hat die Freiheit desjenigen Vorrang, der sich vernünftig verhält und den anderen nicht durch seine Handlungen stört. Der Schlaf meines Nachbars stört mich nicht, mein Schlagzeugspiel ihn aber schon.
Momentan halten verantwortungslose Impfgegner die Geimpften als Geisel, die sich für sich selbst und andere rücksichts- und verantwortungsvoll verhalten und erwarten können, dass andere sich ebenso verhalten. Und es ist ganz objektiv, entgegen anderslautender Gerüchte, keine Frage von Meinung, wer sich verantwortungsvoll verhält. Das ist ein Fakt, den man eindeutig beurteilen kann.
Impfgegnern stören die Freiheit der Geimpften, sich wieder normal zu verhalten, weil sie es sind, von denen die größte Gefahr für andere ausgeht und weil sie eine erhebliche Schuld daran tragen, dass die Pandemie noch nicht stärker eingedämmt ist. Die Freiheit, sich dumm und verantwortungslos zu verhalten, kann hier nur nachrangig sein.