Ich habe im persönlichen Umfeld Professoren, Mediziner, Partner bei Unternehmensberatungen und Unternehmensinhaber, die Impfungen ablehen.
Allen ist gemein, dass die Ablehnung der Impfung eher ein Protest gegen den Nannystaat, die empfundene Bevormundung durch die Politik und diese unsägliche Zweiteilung der Gesellschaft in richtig und falsch durch die Meinungsführer, wie eben auch der „Lage der Nation“, ist, die das ewig wiederkehrende Mantra von einzig akzeptablen Leben als feministischer, streng obrigkeitsgläubiger Nachhaltigkeitsaktivist mit vollständigem Impfschutz predigen, als das Ergebnis einer rationalen Abwägung von Fakten.
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Dann bekennt euch (Ulf und Philip) doch wenigstens zu einem harten Verbotsstaat. Ich persönlich habe deutlich weniger ein Problem mit einer klaren Impfpflicht (ggf. mit verpflichtender Boosterimfpung 1x im Semester) als mit der Pseudoentscheidungsfreiheit, die sofort moralisch bestraft wird, wenn von der Wahlmöglichkeit Gebrauch gemacht wird. Da wird von einem Sachsenproblem fantasiert und der bösen AFD in die Schuhe geschoben. Diese verdrehte Logik ist es, die die Impfbereitschaft im Keim erstickt, die dazu führt, dass Menschen aus einem Reflex heraus die Impfung verweigern - und ich kann das persönlich verstehen, obwohl ich als Geimpfter gerade mit Corona infiziert wurde und einen mächtigen Hals auf nicht geimpfte Personen habe.
Auch wie das Forum mit der Meinung eines Lehrers umgeht, der aus dem Alltag davon berichtet, dass Menschen versuchen, „alles richtig zu machen“ und dann de facto diejenigen sind, die doppelt darunter leiden, spricht Bände. Das ist überheblich und dumm. Als ob das Leben ein binäres System wäre, in das sich gefälligst jeder einzuordnen hat. Und natürlich sind Masken eine erhebliche Einschränkung, was denn sonst - unbeschwertes Atmen ist irgendwie voll wichtig.
Hier spricht die kleine privilegierte Blase (und die, die sich als zugehörig gerieren) in völliger Ignoranz gegenüber denjenigen, die tatsächlich versuchen, einen moralischen Konflikt auszufechten und nach Orientierung suchen, ohne direkt verurteilt zu werden. Traurig, insbesondere dann, wenn diese Menschen täglich eben keine Maske tragen müssen, aber entspannt mit dem erhobenen Finger dastehen und ihre Meinung breittreten.
Noch trauriger der ständig vorhandene Verweis auf die AFD. Dieses Verhalten erinnert eher an die Spätstadien totalitärer Systeme, wenn die Bevölkerung in gut und schlecht eingeteilt und an allen Stellen Verrat Dissidenz vermutet wird.