LdN250 Digitaler Behördenfunk

Im Rahmen der Flutkatastrophe wurde von Ulf und Philip das Thema digitaler Behördenfunk auf Basis eines Artikels der Wirtschaftswoche angesprochen. Da ich das Thema seit fast 15 Jahren begleite, will ich mal ein paar Cent dazu in den Ring werfen. Das wird jetzt etwas länger, weil ich Substanz liefern will, was leider den meisten Beiträgen zum Thema fehlt.

Eigentlich müsste ich jetzt den Sprung von Analog zu Digital aufmalen, dann kann ich aber vermutlich auch ein Buch schreiben. Wäre es aber mal wert, einen Podcast dazu aufzunehmen.
Ich versuche mich hier auf die Flutkatastrophe und deren Bewältigung zu beschränken.
Eine Basisstation für den Digitalfunk ist im Vergleich zu früher recht anspruchsvoll: Sie möchte eine stabile Anbindung an das Netz und benötigt ordentlich Strom. Ersteres kann man im Prinzip in zwei Varianten bauen: Richtfunk und über eine verlegte Leitung. Beide Varianten werden im Regelfall so realisiert, dass die Basisstationen immer zwei Verbindungen haben und so eine Ringstruktur entsteht.
Das Problem: Richtfunk macht bei schlechtem Wetter gerne mal Probleme, insbesondere wenn wir von Niederschlägen wie in diesem Fall reden. Sind beide Anbindungen über Richtfunk gelöst, verliert die Basisstation die Anbindung ans Netz und geht in den sogenannten Fallbackmodus, der eine Kommunikation innerhalb der Funkzelle ermöglicht, aber natürlich nicht mehr darüber hinaus. Der Vorteil? Regen weg, Verbindung wieder da (wenn nicht Hardware beschädigt wurde). Außerdem kann ich Richtfunk ohne Tiefbauarbeiten ausrollen, auch am Ende der Welt über weite Entfernungen.
Dagegen sind Anbindungen über Kupfer/Glas tendenziell breitbandiger möglich und primär vom Wetter unabhängig. Nicht unabhängig sind die Leitungen von Waltarbeiter Hans und Baggerfahrerin Cindy, die gerne mal so eine Anbindung in die ewigen Jagdgründe schießen.
So oder so brauche ich noch Strom, und das niciht zu knapp, weil die Technik teilweise noch gekühlt werden muss, damit sie auch bei 40° im Schatten und voller Sonneneinstrahlung funktioniert.
Klar, ich kann jetzt natürlich Aufwand treiben und mehrere Richtfunk- und Drahtanbindungen an einer Basisstation einbauen. Dann brauch ich wieder mehr Strom etc.
Was hatten wir nun in Ahrweiler (und anderen Ecken)? Eine Katastrophe, die sich vor allem durch die massive Zerstörung von Infrastruktur auszeichnete. Damit waren auch etliche Basisstationen des Behördenfunks ohne Anbindung an das Netz.
Als wir am Donnerstag Morgen Einheiten in die Richtung geschickt haben, habe ich nicht umsonst geschrieben:

Wir haben unsere Einheiten nämlich nochmal zusätzlichmit analogen Funkgeräten ausgestattet.
Dennoch halte ich den Artikel in der Wiwo für zu undifferenziert.
Erstmal: Der digitale BOS-Funk wird täglich von zigtausend Nutzern in der Gefahrenabwehr verwendet. Fehlerfrei? Nö, wäre auch das erste Netz mit 100% Abdeckung inkl. Indoor. Dafür ist das Netz in vielen Bereichen auch gar nicht ausgelegt. In weiten Teilen haben wir dennoch eine Situation, dass ich mit meinem Handfunkgerät stundenlang Betrieb machen kann und gleichzeitig die Leitstelle erreiche. Ein Szenario, welches im Analogfunk so bei Weitem nicht gegeben war.
Der Analogfunk hatte ganz andere Vorteile: Ein entsprechendes Funkgerät mit einem Auto auf einen Hügel gestellt und als Umsetzer betrieben und man konnte durchaus große Landstriche mit Kommunikation versorgen. Klingt super für den vorliegenden Fall, oder? Das Problem: Das Ahrtal ist verdammt eng eingeschnitten und wir haben selbst bei den niedrigsten üblichen Frequenzen noch eine Ausbreitung, die nicht allzuweit von Licht weg ist. Also hätte ein solcher Umsetzer nicht gereicht. Dazu kommmt, ein Umsetzer, ein Sprachkanal. Spricht einer, spricht sonst keiner. Legt einer in der Hektik (und Hektik ist bei einem solchen Einsatz ein Euphemismus) den Funkhörer falsch auf und drückt dauerhaft die Sprechtaste, funkt sonst keiner mehr. Auch die Anbindung einer Leitstelle an solche Inselnetze ist nicht ganz einfach, weil die zuständige Leitstelle für den Bereich in Koblenz sitzt.
Das analoge Funknetz steht im Landkreis Ahrweiler sogar noch, weil es noch zur Alarmierung von Feuerwehren und Rettungsdiensten dient. Hier sollte also eine Nutzbarkeit da gewesen sein. Aber nochmal, eine Lage dieser Größe ist mit einem Sprachkanal nicht zu handhaben.

Jetzt will ich nicht nur die Situation betrauern und beschwichtigen, sondern auch Lösungen präsentieren. Wir müssen in diesem Bereich weg von universellen Lösungen hin zu Werkzeug, welches der Situation angepasst ist. Alltagsszenarien? Digitalfunk funktioniert sehr sehr gut! Breitbandanwendungen? LTE/5G, möglichst sogar Behörden-exklusiv, geht aber nur mit Frequenzen, die man den Behörden zuletzt nicht geben wollte.
Katastrophenlagen mit massiv zerstörter Infrastruktur? Dafür nutzt man bspw. in Krisengebieten Kurzwelle. Adhoc-Richtfunkstrecken, Weitverkehrstrupps des THW, weitflächige, robuste Meshnetze, da gibt es heute schon Ansätze, die ausgebaut werden müssen! Dazu braucht man massiv Knowhow und das kommt nur mit qualifiziertem Personal. Ein massives Problem!

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Ich bin jetzt eine Weile raus aus dem BD-BOS Thema, aber waren da nicht damals auch mobile Relay Stationen angedacht, die für solche Fälle schnell mobil aufgebaut werden können? Oder hat man sich davon verabscheidet weil es nicht praktikabel ist?

Gibt es noch, sind auch zumindest in RLP im Überschwemmungsgebiet im Einsatz. Allerdings sind die Teile so komplex, dass man sie nicht mal eben so aufbaut.

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Moin,
Tetra als digitalen Behördenfunk einzuführen war eine politische Entscheidungen und sicher den Lobbyisten der Industrie geschuldet. Schon bei der Einführung war es viel zu teuer und veraltet. Die Funktionalitäten konnten die damaligen GSM Netze durch extra für diese Zwecke programmierte SW bereits abbilden. Der Bund und seine Länder hätten digitalen Behördenfunk binnen Wochen haben können mit nahezu vollständiger Abdeckung. Seinerzeit hatte zumindest ein Netzbetreiber auch alle Basisstationen mit Batteriebackup ausgestattet. Bei der Bewerbung und den Tests zeigten sich die Behörden beeindruckt aber die Politik wollte Milliarden ausgeben für ein eigenes Netz. Das hätte man weit billiger und besser und sofort haben können und hätte heute vernünftige Übertragungsraten, denn bei Tetra gibt es doch nur Kilobit.
Eine Notversorgung in den Katastrophengebieten mit Mobilfunk wäre schon am nächsten Tag möglich gewesen, wenn die Netzbetreiber entsprechend reagiert hätten. Dazu hätte man lediglich einige kleine Stromgeneratoren benötigt, um die umliegenden Basisstationen, die sich meist auf den Bergen befinden, zu versorgen.
Statt dessen wartete man auf das EVU…
Das wichtigste in so einem Falle ist es schnellstmöglich die Kommunikation wieder herzustellen. Das hätte man vorbereiten können, denn das war absehbar und angekündigt.
In der Eifel und andernorts gab es 2016 und 2018 bereits verheerende aber lokal begrenzte Sturzfluten durch Gewitter. Lehren hat man daraus kaum gezogen.
Für solche Katastrophenlagen müssen endlich Konzepte her. Dass Cellbroadcast, welches seit mehr als 25 Jahren zur Verfügung steht, nicht genutzt wird ist einfach nur dämlich.
Man muss auch die Mobilfunknetze in diese Konzepte mit einbinden, denn die Betroffenen müssen ihre Notrufe absetzen können.
@kermit_t_f so ein bisschen Richtfunk braucht kaum Leistung/Strom und dieser lässt sich so berechnen, dass er zu mehr als 99 % der Zeit verfügbar ist. Das ist Standard.

Viele Grüße

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Genau GSM wäre in einer solchen Lage als Behördenfunk fatal gewesen. Wie möchtest du denn über GSM eine Verbindung von Gerät zu Gerät darstellen, ohne Netzinfrastruktur? Richtig, geht nicht, auch nicht mit beliebig komplizierten Erweiterungen. Ist bei TETRA untrennbar mit dem Standard verbunden. Und es gab etliche Gründe, die gegen GSM sprechen, da haben sich durchaus schlaue Leute mal Gedanken dazu gemacht: https://www.dhpol.de/microsite/pti/medien/downloads/richtlinien/richtlinien/tr-bos-digitale-funkalarm/GSM-Leistungsmerkmale.pdf
Bei der ganzen Betrachtung darf man nicht aus dem Auge verlieren, dass wir vom Jahr 2001 reden.
Ob ein eigenes Netz für die BOS der Weisheit letzter Schluss ist, kann man gerade im Bezug auf eine Breitbandkommunikation ewig diskutieren. Klar ist, eigene Netze haben Vorteile, sind aber auch mit einem gigantischen Aufwand verbunden.
Die schnellere Versorgung mit Mobilfunk der Katastrophengebiete würde ich in der Komplexität nicht unterschätzen. Ja, ich halte es auch für extrem wichtig. Aber zum einen haben die Netzbetreiber diese Funktionalität eben explizit nicht vorgesehen an ihren Basisstationen. Zum anderen reichen bei einer solchen Topologie wie im Ahrtal nicht paar Basisstationen bei Frequenzen von 800 MHz und höher. Hinzu kommt, und das könnte man tatsächlich mal in einen Standard einfließen lassen, dass man angesichts weniger Basisstationen mit vielen Teilnehmern und vermutlich eingeschränkter Bandbreite der Anbindung an das Backbone den heutigen Smartphones eigentlich eine Art „Disaster-Mode“ mitgeben müsste, damit die Endgeräte den Datenverkehr auf das absolute Minimum reduzieren.
Einen Stromerzeuger stelle ich auch nicht mal eben irgendwo hin und habe danach Ruhe.
Die vergangenen Lagen waren, wie du schreibst, eben immer auf eng begrenzte Bereiche beschränkt. Effektiv sehe ich es so, wir haben verlernt, mit solchen Naturkatastrophen und den Begleiterscheinungen umzugehen.
Thema Richtfunk: Ich verwende Richtfunk super gerne, aber auch dieser hat seine Nachteile. Natürlich bekomme ich bei guter Planung locker >99% Verfügbarkeit hin, aber das ist eine Betrachtung des Alltags. Die Basisstationen im Ahrtal hatten in jeglichen Belangen (Anbindung an das Backbone, Dienstebereitstellung etc.) eine Verfügbarkeit über 99%. Nützt dir aber nix, wenn es das Teil (oder seine Anbindung) wegschwemmt oder die verbleibenden <1% halt genau dann greifen, wenn man das Ding braucht.

GSM kann das nicht, korrekt aber BOS- GSM konnte das. Mannesmann hat seinerzeit damals ein funktionierendes BOS-GSM Netz in Würzburg aufgebaut! Für die direkte Kommunikation von Endgerät zu Endgerät benötigte man spezielle Endgeräte, die man bei Tetra ebenso benötigt.
Bei Tetra ist alles speziell und sündhaft teuer :wink:
Mit speziellen SIM Karten hätte man sogar alle Netzbetreiber nutzen können.
Was nützt mir die Reichweite von 450 MHz, wenn selbst bis heute das Netz nicht fertig ausgebaut ist und die Behörden auf öffentliche Netze zurück greifen müssen?
Darüber hinaus wäre es möglich gewesen die Netze mit entsprechenden Frequenzen nur für BOS zu erweitern. Natürlich kostet das alles Geld aber nicht die Milliarden, die Tetra verschlingt.
Damals wurden verbote ausgesprochen, sich das GSM-BOS Netz anzusehen, denn beispielsweise hätte die Feuerwehr das ja gut finden können.
Es gibt berechtigte Bedenken, für diese Zwecke öffentliche bzw privatwirtschaftlich betriebene Netze zu nutzen. Keine Behörde verbuddelt heute Kupfer- oder GF-Kabel in großem Umfang selbst, das wird angemietet.

Nun wird man eventuell wieder Milliarden ausgeben für ein eigenes LTE-BOS Netz. Auch das wird nicht flächendeckend sein, zumindest nicht in den nächsten 15 Jahren. Über die Bandbreite bei 450 MHz muss man auch nicht diskutieren.

Nebenbei bemerkt: ja im Ahrtal wurden Basisstationen weggeschwemmt aber die meisten stehen sinnvollerweise auf den Bergen und Anhöhen. Was diesen fehlte war Strom. Man kann nicht jeden Standort dauerhaft mit einem Generator ausstatten aber kann kleine mobile Geräte binnen Stunden herbeischaffen, wenn man vorbereitet ist. In Deutschland sind wir offensichtlich nicht für Katastrophenlagen genügend vorbereitet und das muss sich ändern, auch für die Kommunikationsnetze, egal ob BOS oder öffentlich.

Liebes Lage-Team,

Grundsätzlich möchte ich mich eurer Kritik zum miserablen Ausbau der Netzinfrastruktur und der „Krisenbeständigkeit“ der Technik anschließen.

Ein paar inhaltliche Korrekturen muss ich jedoch machen:

  1. Zu den Verbindungsproblemen in Gebäuden im Normalbetrieb außerhalb von Katastrophenfällen:

Diese sind nicht durch die Technik an sich bedingt, denn diese hat sich ja bereits viele Jahre in anderen europäischen Ländern und im Grundsatz auch in den USA (nicht TETRA25-Standard, aber digitaler Bündelfunk) über viele Jahre bewährt. Vielmehr ist es die sog. Ausbaustufe (siehe GAN-Papier der ZED), welche bestimmt, ob und wie der Funkempfang ist. Je nach GAN-Stufe (0 = Fahrzeugfunkversorgung in 1,5 m Antennenhöhe; 4 = Versorgung mit Handfunkgerät innerhalb von Gebäuden, Trageweise am Gürtel bzw. an der Schutzausstattung). Da natürlich mit einer höheren GAN-Stufe auch mehr Kosten weil höhere Dichte an sog. Basisstationen (Vergleichbar mit den Handymasten) entstehen, ist es im Prinzip keine Technik, sondern eine Kostenfrage. Es wurde zum Nachteil der Versorgungssicherheit eine kostengünstigere Ausbaustufe gewählt. Theoretisch gibt es zwar eine Option, um die Handfunkgeräte mit dem Fahrzeugfunkgerät zu koppeln, um dann doch Empfang zu haben, diese ist jedoch aufwendig und unpraktikabel für den Alltag.

  1. Zur Kritik, dass es im Allgemeinen zu wenige Sender gibt.

Ich gehe davon aus, dass ihr hiermit die oben erwähnten Basisstationen meint, die man allgemein mit einer gewissen Anzahl an Sende/Empfangseinheiten bestückt. Auch damit habt ihr im Prinzip recht. Da wo sonst früher jede Organisation „Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz) seinen eigenen Mast aufgestellt hat, läuft nun die gesamte Funkverkehrsabwicklung aller Teilnehmenden am BOS-Digitalfunk über eine Basisstation. Das sind inzwischen ziemlich viele, denn zu den bekannten und oben erwähnten zählen auch noch Behörden wie der Zolldienst, die Verfassungsschutzbehörden der Länder und des Bundes, seit neuestem auch die Bundeswehr in Teilen, usw. Da nun aber nur eine gewisse Anzahl an Endgeräten pro Sende/Empfangseinheit gleichzeitig Funken kann (nämlich 4 Stück durch das sog. Zeitschlitzverfahren), kommt es vor, dass z.B. bei Großeinsätzen der Polizei bei Demonstrationen (z.B. G20 in HH) ganze Stadtteile nicht mehr funken können, weil die Polizei mit ihrer massiven Anzahl an Endgeräten die Sendezeit für andere BOS „klaut“. So können dann Feuerwehr und Rettungsdienst nicht mehr einwandfrei funken.

Aber auch hier handelt es sich nicht um ein Technikproblem, sondern um ein Sparproblem. Denn auf einer Standard-Basisstation können deutlich mehr als eine Sende/Empfangs-Einheit installiert werden. Je nachdem, wie viel Geld man ausgibt, erhält man Ressourcen um zu funken. In den meisten Bundesländern wurde jedoch gezielt gespart, so dass nur eine Mindestkonfiguration vorhanden ist. Bei geplanten Einsätzen werden dann oft mobile Basisstationen zusätzlich aufgestellt. Bei Ad-hoc-Einsätzen fehlen die Ressourcen.

  1. Zur Kritik, dass die Basisstationen nicht per Richtfunk angebunden sind:

Das ist inhaltlich falsch. Viele Basisstationen sind sogar ausschließlich per Richtfunk angebunden. Durch ein Ringnetz wird sichergestellt, dass die Basisstationen jeweils mit zwei weiteren Basisstationen per Richtfunk verbunden sind. Sollte die Verbindung zu einer Seite hin abbrechen, besteht über eine zweite Verbindung trotzdem noch eine Verbindung zu einer gewissen Anzahl an Basisstationen, die einer sog. Vermittlungsstelle (DXT) zugeordnet sind (meist 10 - 40 Stück). Diese sind dann, wie ihr völlig richtig gesagt habt, an ein größtenteils bundeseigenes Glasfasernetz (Kerntransportnetz des Bundes, KTN BUND) angeschlossen.

  1. Zur Kritik, dass das Netz nicht krisenfest ist

Völlig richtig. Größter Kritikpunk ist jedoch nicht die Kapazität, sondern die Ausfallsicherheit. Denn die Basisstationen, die mit allen Endgeräten kommunizieren, sind zum jetzigen Zeitpunkt größtenteils nur für max. 4 Stunden mit Notstrom versorgt. Sobald also kein Strom mehr da ist, ist es eine Frage der Zeit, wie lange die Basisstationen noch funktionieren. Länder wie Niedersachsen und Berlin beginnen die sog. „Netzhärtung“ durch feste Integration von Notstromaggregaten in den Basisstationen; Länder wie NRW suchen eher ganz kuriose Lösungen, indem sie Anhänger mit Notstromaggregaten beschaffen, die dann hier in NRW durch die Polizei mit jeweils zwei Beamten pro Basisstation betrieben werden sollen (Polizei aus zwei Gründen: 1. ist in NRW der Betrieb und die Überwachung an das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste, LZPD übertragen und 2. fand sich keine Hilfsorganisation oder Feuerwehr, die in Fällen von Katastrophenlagen sicherstellen konnte und wollte, dass zig Fahrzeuge mit Personal für den Betreib der Basisstationen zur Verfügung stehen.)

Zur Entlastung der BDBOS, also der zuständigen Behörde, sei jedoch noch gesagt: Diese sind seit vielen Jahren mit den Themen „Netzhärtung“ und Netzausbau beschäftigt. Auch ein bundeseigenes Breitbandnetz soll ja kommen. Hoffentlich dann auch mit geeigneter Hardware.

Aus dem Alltag kann ich für meinen Teil resümieren: Der Fahrzeugfunk läuft doch ganz beständig. Da gibt es zumindest in dem Bereich, in dem ich mich herumtreibe (städtisches NRW) keine bekannten Probleme. Sobald es Indoor wird, muss oft schon eine Repeater-Lösung her. Bei Großlagen bedarf es einiger Planung, um das Netz am Laufen zu halten. Wenn das Netz dann aber irgendwann auch alles das kann, womit es damals (Ende der 90er) von EADS beworben wurde (Bild- und Datenübertragung) und vollflächig ausgebaut ist, dann wäre ich schon zufrieden.

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Das hat jetzt nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun.

In meiner Region reaktiviert die Feuerwehr ihre alten analogen Geräte um in einem Krisenfall besser aufgestellt zu sein.

Ein Kritikpunkt an den digitalen Geräten der Feuerwehr ist dass sehr häufig und aufwändig Updates eingespielt werden müssen.

Das THW hat auf jedem Fahrzeug weiterhin 4m Analogfunk. Nicht direkt als Rückfallebene, sondern weil wir einfach darauf eingestellt sind in Bereichen eingesetzt zu werden in den der Digitalfunk noch nicht im Produktivbetrieb ist.
Die Sache ist, die analogen Gleichwellennetze sind fast überall abgebaut. 4m geht also auch nur im ‚Direktbetrieb‘ oder ggf. mit dem 4m Gerät im Relaisstellenbetrieb. Ähnliches ist im Digitalfunk im DMO Betrieb mit Repeatern möglich.

Den Kritikpunkt eurer Wehren kann ich im übrigen nicht nachvollziehen. Unsere Geräte haben in 8 Jahren ca 3-4 Updates bekommen.

Hallo LdN Team,
ich muss mich hier der Kritik an eurer Kritik zum Thema Digitalfunk einmal anschließen. Diese ist sehr undifferenziert, was ich von euch irgendwie anders kenne.

Schauen wir doch erst einmal was passiert ist. Wir haben im Ahrtal eine Lage, die in der Summe aus Intensität und Ausdehnung unvorstellbar ist. Die Zerstörung, so berichten mir unsere Einsatzkräfte, können Bilder und Videos nicht annähernd einfangen.

Was für Auswirkungen das auf den Digitalfunk hat(te) können wir uns einmal an ein paar Beispielen anschauen. Vergleichen wir doch auch gleich mal mit anderen Technologien.

  1. Die Ereignisse im Ahrtal führten zu großflächigen Stromausfällen.
    Tetra: Versorgung der BS für mehrere Stunden über Akkus. Weiterversorgung der Basisstationen über mobile Stromerzeuger. Soweit mir bekannt gab es nur sehr wenige Basisstationen bei den das zu einem Problem wurde. Ein Konzept für Stromausfälle gibt es in allen Bundesländern. Einige Bundesländer statten Ihre BS wohl schon mit festen Netzersatzanlagen aus.
    Analogfunk: Hier hätte der Ausfall tatsächlich weniger Auswirkungen gehabt. Der Stromverbrauch der Sender ist geringer, die Akkulaufzeiten höher
    ** Moblfunk **: Die Akkulaufzeiten der Mobilfunkstationen liegt auch nur bei wenigen Stunden.

  2. Zerstörung von Netzanbindungen
    ** Tetra **: Durch die Massive Zerstörung von TK Infrastrukturen (Mietleitungen) der Carrier sind die eigentlich redundant ausgelegten Anbindungen komplett zerstört worden. Ich konnte mir bislang ehrlich gesagt kein Szenario vorstellen das hier zu einem so großen Problem an so vielen Stellen führte.
    Die Basisstationen sind bei dem Verlust der Anbindung in den Fallback Modus gegangen. Eingebuchte Endgeräte konnten im Wirkbereich der BS weiterarbeiten. Eine Verbindung zu Einheiten etc im Bereich anderer BS war nicht mehr möglich.
    ** Analofunk **: Hier hätte es vermutlich keine Einschränkungen gegeben.
    ** Mobilfunk **: Naja, gleiches wie bei Tetra. Dazu noch viele Sender deren Technik mit weggeschwemmt wurde.

  3. Hohes Verkehrs/Kommunikationsaufkommen
    ** Tetra **: Hier kam es in einigen Bereichen zu einer Überlast. Dies führte zum sogenannten Warteschlangenbetrieb. Dies passiert in einer ‚normalen‘ BS wenn mehr als 7 Teilnehmer gleichzeitig in unterschiedlichen Gruppen kommunizieren möchten. Entsprechende BS wurden innerhalb weniger Tage aufgerüstet oder es wurden mobile BS aufgebaut. Einheiten können Lage oder Auftragsbezogen auf eine Gruppe wechseln ohne alle anderen Einsatzkräfte zu ‚stören‘. Einne Kommunikation zwischen einheiten in unterschiedlichen Landkreisen war möglich. Beispel: Aufbrechende Einheiten melden sich bei Abfahrt (z.B. in HH beim Meldekopf am Bereitstellungsraum am Nürburgring mit der vorauss. Ankunftszeit und Stärke)
    ** Analogfunk **: In einem Landkreis gab es üblicherweise mehrere Kanäle, so 4-5 sind üblich gewesen (FW, RD, KatS, Pol…). Auf diesen Kanälen hätten sich alle Einheiten die kapazität teilen müssen. Üblich war es das der Funk immer eine sehr schnell ausgelastete Ressource war, rein Subjektiv deutlich schneller am Limit als der Digitalfunkt. Die Wirkbereiche der Analogen Kanäle waren auf die Landkreise, zu den sie gehörten, begrenzt.
    ** Moblfunk **: Nicht vergleichbar.

Fazit: Ja, es gibt Probleme mit dem Digitalfunk. Diese sind aber nicht dem TETRA Standard geschuldet, sondern der Umsetzung die durch die Länder bestimmt wurde. Grundsätzlich wurden aber alle diese Probleme in der Planung bedacht, es konnte sich aber wohl wirklich kaum jemand vorstellen das es so große Zerstörung auf so großem Raum geben könnte. Wenn doch, dann ist es ein einzelnes Versagen der Planer, dass aber nicht auf den Digitalfunk im allgemeinen projeziert werden sollte.
Ich für meinen Teil habe Hochwasser mit Analogfunk und mit Digitalfunk erlebt. Ich möchte zum Analogfunk auf keinen Fall zurück.

Warum sind mobile NEA’s bei dir kurios?

Ich bin ja nun schon lange raus, aber wir hatten in Berlin bei der Telekom mehrer mobile NEA’ die man im Bedarfsfall zu einer Vermittlungsstelle ziehen konnte.

Der Punkt ist dann nur, dass die OVST zum Anschluss vorbereitet werden muss.

Der Vorteil von mobilen NEA’s ist, dass du nicht so viele vorhalten musst.

Mit ein bisschen Koordination zwischen den Ländern wäre es dann auch möglich aus anderen Ländern mobile Einheiten heranzuführen.

Ortsfeste können das nicht.

Und: alles verbraucht Ressourcen und regelmäßige Wartung, incl. Probelauf.

Wir haben damals in Berlin alle NEA’s eine Stunde pro Halbjahr laufen lassen müssen. In Zeiten wo man CO2 Ausstoß sparen sollte macht es also Sinn auf mobile Einheiten zu setzen und somit die nötige Zahl gering zu halten.

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