LdN245: Pflegereform / Beiträge - Leistungsfähigkeit muss steigen

Persönliche Perspektive zur Pflegereform

Mein Vater hatte letztes Jahr einen schweren Unfall und ist seitdem von der Brust abwärts gelähmt (Tetraplegiker). Er lebt nach längeren Krankenhaus- und Rehaaufenthalten zuhause; Pflegestufe 5.

Das Pflegebudget reicht genau für eine Pflege am Morgen. Die restliche Zeit übernimmt meine Mutter: Getränke reichen, umlagern, Transfer vom Rollstuhl ins Bett, Essenszubereitung und -anrichtung, Begleitung zu Physio-/Egrotherapie, Arzttermine, Ankleiden, umziehen, nachts zweimal umlagern etc. - also ein „full-full-full-time-job“.

Jetzt zur Pflegefeform: Ich finde es grundsätzlich sehr gut, dass mit der Pflegereform die Entlohnung von Fachkräften an den Tarif geknüpft wird (vereinfacht ausgedrückt).
Allerdings beobachte ich bei meinem Vater, dass der Pflegedienst oftmals „nur“ Pflegehilfskräfte einsetzt. Dies ist gerade bei einer so herausfordernden Pflegesituation eines Tetraplegikers aus meiner Sicht sehr problematisch und gesundheitlich risikoreich.

Ich befürchte nun, dass Pflegedienste noch stärker auf „günstigere“ Pflegehilfskräfte zurückgreifen und/oder höhere Rechnungen stellen (die Begrenzung der Selbstbeteiligung greift mW nur bei stationärer Pflege).

Ich bin deshalb der Auffassung, dass die Pflegeversicherung durch höhere Beiträge (die Anhebung für Kinderlose ist mE zu gering) oder eine stärkere Steuerfinanzierung leistungsfähiger werden müsste.
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sind meist ohnehin schon in einer sehr angespannten Lage – es sagt viel über eine Gesellschaft aus, wie sie mit schwächeren Mitgliedern umgeht (und Gesundheit ist oftmals einfach Glück!) und wenn wenigstens die Finanzierung der notwendigen Betreuung weniger stark privat finanziert werden müsste. Auch deshalb, damit weiterhin ein Anreiz besteht, fürs Alter vorzusorgen. Denn diejenigen, die sich während ihrer leistungsfähigen Phase nichts aufgebaut haben oder alles konsumiert haben, fallen im aktuellen System direkt in das Fürsorgesystem des Staates…

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Ein Problem ist wohl dem Mangel an Fachpersonal.
Falls sie die Befürchtung haben dass die mangelnde Qualifikation der Pflegekräfte System hat empfehle ich einen Wechsel des Pflegedienstes.

Ja das wäre eine Idee (in einer idealen Welt), aber es gibt auf dem Land ohnehin kaum Pflegedienste, die neue Patienten aufnehmen; man muss froh überhaupt einen zu bekommen.
Und mehr Fachkräfte (mit zu Recht tarifgemäßer Entlohnung) lösen das Kostenproblem leider für die zu Pflegenden auch nicht.

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