LdN240: Gerechtes CO2 Budget

Könnte man nicht als Rechengrundlage des CO2 Budgets die Bevölkerungsanzahl des jeweiligen Staates nehmen und diese dann mit dem BIP pro Kopf gewichten? Je höher das BIP desto geringer darf der CO2 Ausstoß pro Kopf sein. “Reiche” Länder müssen so einen größeren Anteil leisten (haben ja auch die Mittel dazu). Schwellen- und Entwicklungsländer haben mehr Spielraum.

Hallo,

wenn man auf die Jetztsituation schaut finde ich es es einen guten Ansatz. Allerdings fehlt da die historische Dimension, an der Tatsache, dass das Restbudget an CO2 so gering ist sind in erster Linie die langjährigen Emissionen der Industrieländer.
Wenn man historische Betrachtung und Bevölkerungszahlen als Kriterium anwendet, muss man auch bedenken, dass die Bevölkerungszahlen in Nichtindustrieländern im Vergleich zu Europa etc. in einem ganzen anderen Verhältnis standen. Daher birgt die bloße Gewichtung mit der Einwohnerzahl heute die die Gefahr die Nichtindustrieländer zu benachteiligen.

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Ja daher meine Idee die Bevölkerungszahl noch mit dem BIP zu gewichten. Hoher BIP = kleines CO2 Budget je Person. Niedriger BIP = höheres Budget.
Da Industrieländer ihren Reichtum (hohes BIP) gerade durch den Ausstoß von fossilen Energien erreicht haben, hätte man so eine simple Kennzahl mit der man arbeiten kann.
Die Gewichtung über das BIP muss halt entsprechend stark ausfallen.

Andererseits haben die Industrieländer lange Zeit schlicht auch nicht um die Folgen ihrer Emission gewusst.
Klar Unwissen schützt vor Strafe nicht, aber zumindest kann man diese Zeit höchstens anteilig gewichten.

Außerdem wären die Industriestaaten vermutlich ohne das „Kohlezeitalter“ niemals dort wo sie jetzt sind. Jetzt sind wir eben in der Lage Technologie zu entwicklen und herzustellen, die es anderen Ländern zumindest ermöglichen sollte, diese Phase zu überspringen.
Außerdem ist es unter Umständen prgramtischer ebenfalls mit einzukalkulieren, für wen es einfach ist die Ziele einzuhalten. Das weiß ich selbst nicht genau, aber gefühlt stelle ich es mir für Nichtindustriestaaten leichter vor, die Ziele einzuhalten, da sie nicht bereits bis zum Hals im CO2 Emmissions Problem drinstecken.

Deswegen fände ich es nicht so gut, jetzt den nicht Industriestaaten das Signal zu senden, „Ihr dürft noch einbisschen mehr CO2 ausstoßen, damit es fair ist“. Am Ende bauen die noch ein paar Kohlekraftwerke, nur weil sie es halt können, statt gleich auf Erneuerbare zu setzten.

Daher fände ich es persöhnlich am besten, wenn man möglichst schnell das CO2-Budget basierend auf den Einwohnerzahlen machen würde. Das ist am unkompliziertesten und würde damit erst mal Klarheit schaffen.
Gleichzeitig sollten die Industriestaaten verplichtet werden, die dadurch benachteiligten Länder zu unterstützen und somit ihre „Schuld“ zu begleichen, die sie zumindest in den letzten paar Jahren sehr wohl wissentlich auf sich geladen haben.
Das ist natürlich utopisch und wird so nie kommen, wäre aber denke ich die beste Lösung.

Auch wenn es hier Verschiebungen gibt und man sich für die Selbstkasteiung feiert, am Ende wird es auf einen globalen Zertifikate-Handel hinauslaufen. Diverse Machthaber werden es als netten Zusatzverdienst ansehen.

Genauso pessemistisch sehe ich die CO2-Pro-Kopf-Prämie. 1. werden die Mehrkosten schon sehr viel früher (innerhalb des Einkommensspektrums) den Betrag auffressen, da so ziemlich alles was konsumiert wird, in der Lieferkette CO2 verursacht. 2. wenn jeder in Deutschland gemeldete Mensch dieses Geld bekommen kann, wird es ein sprunghaftes (völlig überraschendes) Bevölkerungswachstum geben. Einschließlich Wohnungen in denen meldetechnisch 100 Menschen wohnen usw. Bei mir entstehen da eher Zweifel.

Edit: sprachliche Korrekturen.

Ich kann deinen Argumenten fürchte ich nicht ganz folgen.

Es geht um die Rückerstattung der CO2 Steuer, oder?
Rein rechnerisch wird so wie ich das verstehe jeder Jahr bestimmt wie viel Geld über die CO2 Steuer beim Staat angekommen ist. Das wird dann durch die Einwohnerzahl geteilt und zurücküberwiesen.
Also ist alles was man tun muss, um dadurch Geld zu verdienen unter dem Bundesschnitt zu bleiben.
Ich stelle mir das nicht so kompliziert vor, da man ja auch mit Leuten konkurriert, die viel Fliegen und beinahe obessiv Fleisch verzehren. Zwei Dinge, auf die zumindest ich recht leicht verzichten kann. Für andere mögen das andere Punkte sein, aber einwenig auf CO2 achten kann denke ich jeder. Zumal der CO2 Preis irgendwann ja den echten Preis der Produkte abbilden würde und z.B. Rindfleisch dann auch einfach sehr teuer werden würde. (Und nein es gibt kein Recht auf billiges Rindfleisch)

Möglich, dass ich das in meiner Bubble nicht mitbekomme, aber seit wann ist es möglich ohne Nachweise im großen Stil Menschen beim Anwohnermeldeamt anzumelden, die es gar nicht gibt, um mehr Geld abzusahnen? ^^

Zu 1.: mMn ist das größtmöglicher Zweckoptimismus. Auch wird das Staatswesen teurer, Schulen, Krankenhäuser, Verwaltung und.ä. Diesen Betrag kann man getrost schon mal abziehen. Ich bin ja dafür, dass die Preise stärker die realen Kosten abbilden. Die Steuerungswirkung des CO2 Preises ist da sehr richtig. Was mich stört ist das Werbeversprechen, wer nur ein bisschen auf seinen Verbrauch achtet, bekommt sogar was zurück. Das wird eine Illusion sein.

Zu 2.: meine erste Idee wäre die EU Arbeitnehmerfreizügigkeit - dann hier geringfügig beschäftigt. Bei den spekulierten 500 Euro pro Monat - ohne eigenes Zutun - wären 100 Nebenkosten für Bankkonto, die Anstellung und Wohnadresse mit Posteinscan-Service sicher drin.

Aber ich denke, da gibt es sicher noch viel kreativere Idee, die besser skalieren.

Das Argument, dass jemand, der gegen geltende Gesetze verstößt, davon profitieren könnte, finde ich immer etwas schwierig.
Das ist meistens der Fall, Beispiele spare ich mir jetzt.
Der Staat muss dann eben Mittel dagegen entwickeln oder nimmt bewusst die Einzelfälle in Kauf, wie ja auch jetzt in vielen Fällen (mach ich doch noch eins: Schwarzarbeit)
Wer 500 Euro verdient, kostet AG und AN 2.400 € Sozialabgaben im Jahr und muss seine “Welteinkünfte“ dem deutschen Staat melden und progressiv anrechnen lassen. Hier wird möglicherweise auch der Heimatstaat stutzig, wenn er dort länger als 6 Monate gemeldet war und fordert seinerseits die Daten von Deutschland an.
Dem deutschen Staat indes steht frei, Stichproben im Betrieb und vor der Wohnungstür zu machen.
Letzten Endes ist es wie jeder Gesetzesbruch eine Risiko-Nutzen-Abwägung. Der Staat muss das Risiko, gerade auch für den beteiligten Betrieb, dann eben hoch halten.