LdN224 Homeoffice - Theorie und Praxis aus Sicht von einem Arbeitgeber

Wurde das rechtlich durchgeprüft? Ich hatte gehofft, die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber denjenigen, die nicht im Home-Office arbeiten können (weil sie eine Arbeit verrichten, die sie nicht zuhause verrichten könnten oder weil sie zuhause keinen / einen zu schlechten Internetanschluss haben und sich das nicht ändern lässt oder weil sie aufgrund ihrer Wohnbedingungen einfach dort nicht arbeiten können, …) würde dem Arbeitgeber ein Weisungsrecht geben, alle anderen AN ins Home Office zu schicken.

@Schlossermeister und @Martino

Zur Anteil an Homeofficefähigenarbeitsplätzen noch eine andere Studie:
IW Köln glaubt (für 2018) an 37% Büroarbeitsplätze in Deutschland

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@TilRq: Meines Wissens führt diese Weisung des Arbeitgebers dann aber dazu, dass dieser wiederum entsprechende Einrichtung des Arbeitsplatzes im Homeoffice stellen und z.B. bezüglich rechtlicher Rahmenbedingungen absichern, u.a. Arbeitszeitgesetz, Arbeitsschutz, Datenschutz etc.

Daher besteht meines Wissens auch ein Unterschied gegenüber fester Homeoffice-Regelung und bedarfsbezogener mobiler Arbeit.

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Hier möchte ich mal als Beispiel die Situation meiner Frau und mir schildern.
Meine Frau arbeitet Teilzeit bei bei einer großen deutschen gesetzlichen Krankenkasse (grün und mehr als 3 Buchstaben :wink: . In deren Bürohochhaus sind alle Stockwerke verwaist, weil die anderen Firmen zum weit überwiegenden Teil ins Homeoffice gewandert sind. Einzig die beiden Stockwerke der Firma meiner Frau sind voll besetzt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Mitarbeiter einer Krankenkasse automatisch immun sind.
Dabei wäre die Arbeit die meine Frau im Beitragsbereich macht ohne Probleme auch von zu Hause durchführbar. Hier liegt es aber an zwei Dingen.

  1. der Arbeitgeber ist EDV-technisch nicht in der Lage die meisten Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Alle Mitarbeiter haben Thinclients und keine Laptops. Viele Mitarbeiter haben Privat keinen sondern nur ein Tablet.

  2. der Arbeitgeber will gar nicht, dass die Menschen daheim arbeiten, weil er sie dann nicht kontrollierbar ist, ob die auch arbeiten. Weiterhin haben sie auch keinerlei Erfahrung mit Homeoffice und wissen nicht was überhaupt technisch möglich ist.
    Das hängt bei diesem AG wohl auch mit den sich nur langsam wandelnden Strukturen vom „Beamtentum“ (keiner ist Beamter, aber die Mentalität ist noch immer stellenweise vorhanden.) zum Dienstleister mit Kunden statt Bittsteller zusammen.

Bei meinem AG wiederum, einer Tochter eines großen Telekommunikationsunternehmen, waren bereits im ersten Lockdown von heute auf morgen 95 % der Beschäftigten im Homeoffice - buchstäblich von heute auf morgen.

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Ich finde den Beitrag von @TSGarp auch sehr gut und in vielen Punkten deckt sich das mit meinen Erfahrungen.

  • Nicht jeder Arbeitnehmer hat zuhause die räumlichen, technischen oder familiären Voraussetzungen für Homeoffice. Ein MA von mir kriegt z.B. keinen DSL-Anschluss zu Hause und Funk bietet auch nur Edge. Eine andere hat Kinder zuhause und keine Möglichkeit auf getrennte Räumlichkeiten etc. Man darf nicht ignorieren, dass es diese Fälle gibt und jeder Fall auch im Dialog mit dem Betroffenen betrachtet werden sollte. Auch das gehört zu „wo immer möglich“.

  • Gerade alleinstehende Mitarbeiter suchen über zumindest gelegentliches Aufsuchen des Arbeitsplatzes auch ein wenig sozialen Kontakt, der ja ansonsten völlig zum Erliegen gekommen ist. Auch das ist rational natürlich wieder ein sozialer Kontakt mehr, aber braucht nicht jeder mal ein echtes Gespräch mit jemand anderem?

  • Unterschätzen sollte man auch nicht die technischen Voraussetzungen in der Infrastruktur. Gemeint ist da nicht nur Notebook und VPN-Software, sondern auch Bandbreite des Internetanschlusses der Firma und Kapazität der Firewall etc. Ist nicht immer einfach mal eben x GB/s-Leitung mehr zu kriegen, um mehrere Hundert Mitarbeitende im Homeoffice schicken zu können.

Bei mir im Job sind es aktuell bei uns im IT-Bereich der Firma bestimmt > 80% die primär aus dem Homeoffice arbeiten, von denen die nicht Support vor Ort leisten müssen tendenziell sogar noch mehr. Auch in anderen Adminbereichen überwiegt Homeoffice. In den operativen Bereichen auch viel, aber da kommen halt auch schnell Einschränkungen durch Geheimhaltungspflichten, Kundenvorgaben etc. dazu.

Ich arbeite in einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut mit knapp über 100 Mitarbeitenden. Es ist ein experimentell orientiertes Institut mit vielen Laboren, die von unterschiedlichen Gruppen benutzt werden. Dementsprechend müssen nicht nur häufig Menschen vor Ort arbeiten, sondern sie finden sich öfters in der Situation, dass sie wechselnde Kontakte in den Laboren haben.

Nach Aussage des Institutsleiters hat es bisher noch keine Ansteckung innerhalb des Instituts gegeben. Und das, obwohl ein Großteil des wissenschaftlichen Personals vor Ort in Labor und Großraumbüro arbeitet. Am Institut gibt es die folgenden Regeln, die auch umgesetzt werden:

  • Die Verwaltung ist vollständig zu Hause.
  • Alle Arbeitsplätze sind durch Plexiglas Trennwände von einander Isoliert
  • Zusätzlich muss durchgehend ein Mund- und Nasenschutz getragen werden.
  • In Laboren immer FFP2 (sowohl OP- als auch FFP2-Masken werden vom Instiut gestellt)
  • Kaffeeküchen sind geschlossen, es gibt einen Raum, in dem gegessen werden darf, aber es ist limitiert, wie viele Menschen gleichzeitig dort sein dürfen
  • Keine Meeting in persona von mehr als 3 Personen
  • Meetings ausschließlich in der sehr weitläufigen Eingangshalle mit 2m Abstand
    (Es gibt/gab noch weitere Regeln, aber das sind mMn die wichtigsten.)

Viel davon ist „günstig zu haben“ und motiviert Mitarbeitende ins Home-office zu gehen. Es ist, zum Beispiel, deutlich entspannter ohne Maske zu arbeiten.
Ich kann keinen sinnvollen Grund erkennen, warum noch keine dauerhafte Maskenpflicht am Arbeitsplatz herrscht, wenn wir die jetzt sogar für Bus und Bahnfahrten haben (FFP2-Masken von der Arbeitgeberin gestellt). Vielleicht kann mir da einer auf die Sprünge helfen.

Ich fände auch den Punkt spannend, ob Infektionen eher am Arbeitsplatz/im Büro stattfinden, oder ob sie auf dem Weg dorthin in öffentlichen Verkehrsmitteln stattfinden. Das würde stark beeinflussen, welche Maßnahme eine höhere Effizienz hätte.

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Klar gibt es diese Fälle, und ich denke sie sollten in jedem Fall auch in der Diskussion berücksichtigt werden, allerdings lenkt das finde ich zum Thema ab, da dies vermutlich nur einen verhältnismäßig geringen Anteil der Bevölkerung betrifft. Wenn man mit dem Breitbandatlas des BMVI` etwas rumspielt, sieht man, dass in fast allen Regionen des Landes 95% der Bevölkerung zumindest ein Anschluss jeglicher Technologie mit über 6Mbit/s zur Verfügung steht. Ist das viel? Nein, definitiv nicht, allerdings ausreichend um seine Mails abzurufen, auf Laufwerke zuzugreifen und mitunter ohne Bild an einer Konferenz teilzunehmen.

Außerdem finde ich, in dieser Diskussion schwingt oft der Unterton mit, dass das eine extrem hohe Belastung für die Arbeitgeber wäre. Als ob es einem mittelständischen Unternehmen schaden würde, die eigene IT-Infrastruktur aufzurüsten, die internen Prozesse zu überdenken und evtl. in diesem Zuge sich auch Gedanken über Datenschutz und IT-Sicherheit zu machen. Die Pandemie ist nun wirklich schon eine Weile im Gange, daher war schon eine Menge Zeit, sich damit zu beschäftigen, und wer das bislang nach wie vor nicht tun will, verschließt die Augen vor der Realität. All diese Investitionen in die Digitalisierung der Unternehmen sind meines Erachtens nach solche, welche auch langfristig einen Nutzen für die Firmen haben.

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Hallo Mawho,

ich nutze mal Ihren Beitrag stellvertretend für die ein oder andere Aussage hier, die Unverständnis äußert, dass die von den Kollegen/innen vorgetragenen Argumente als Entschuldigung dienen.

Da habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Ich rede - gefühlt im 2 Tages Rhythmus - mit den betroffenen Kollegen/innen um Sie ins Homeoffice zu bewegen.

Aber ich bilde mir ein, dass die Kollegen/innen auch deshalb ganz gerne bei uns arbeiten, weil bei uns nicht „Anordnung“ herrscht. Ist kein Altruismus, sondern Egoismus. Ich kann besser in den Spiegel schauen und für die Firma ist es besser, wenn die Kollegen/innen gefragt werden. Meistens sind Sie fachlich besser und wer Spaß und Sinn in seiner Arbeit sieht erzielt bessere Ergebnisse.

Vor diesen Hintergrund nervt mich die mediale Darstellung, gefühlt 95 zu 5%: Die mögliche Homeoffice Quote wird nur nicht erreicht, weil es die bösen Arbeitgeber nicht wollen!

Ich will das wir unseren bestmöglichen Beitrag leisten. Und dazu würde ich mir wünschen, dass Politik und Medien den positiven Beitrag von Homeoffice/Kontaktreduzierung in den Fokus nehmen und vielleicht auch an jeden Einzelnen appellieren.

Hallo Herr Schaffenstein,

in Ihrem Interview gibt der Arbeitsrechtler, ja recht nüchtern die Anforderungen wieder:

  • Er muss alles bezahlen.
  • Technisch Ausstattung – Klar bezahlen wir die. Alles was sich in unsere Firmen IT-Landschaft einloggen kann kommt von uns. Wir sind doch nicht verrückt. Und bitte liebe Kollegen/innen haltet Euren Router/Modem auf den neusten Stand und Passwordgeschützt….
  • Büroausstattung – Da wird es schon schwieriger. Bildschirm mitnehmen gerne. Aber der Gedanke jeden einen Bürostuhl + Schreibtisch hinzustellen? Wohin bitte bei 90% der Kollegen/innen? In den Westflügel? Das ist bar jeder Realität. Denn es kommt ja noch besser:
  • Er muss sicherstellen, dass der Arbeitsplatz den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Gesundheit und Sicherheit entspricht. Als klingle ich mal bei den Kollegen/innen und melde mich zur lustigen Arbeitsstättenbegehung? Also hier im Flur arbeiten, das geht so nicht, da ist ja kein ausreichendes Licht, räumen Sie doch mal das Kinderzimmer aus……

Das ist der Teil wo ich beim Thema Anrecht auf Homeoffice verzweifle. Bestimmte Politiker schlagen ein Anrecht vor, weil es sich schön anhört. Dass die Kombination aus Wohnrealität und arbeitsrechtlichen Gesundheitsschutz dies nur bei einer verschwinden Minderheit umsetzen lässt interessiert nach der Schlagzeile ja keinen.

Der Teil ist auch einfach ab 4:05 in Interview beschrieben:

Die Arbeitgeberin ordnet an => Homeoffice mit allen Verpflichtungen

Die Arbeitgeberin bietet an => Mobiles Arbeiten – Schöne Umschreibung für rechtlich unklare Situation, weil es ja kompliziert ist.

Falls die Pandemie Lages sich deutlich verschlimmert, bin ich mir sicher, dass es heißt Homeoffice Pflicht und nicht Mobiles Arbeiten Pflicht. Denn die Konsequenzen muss dann ja nicht die Politik tragen.

Nach den ganzen gemaulte. Die Kollegen/innen die im Homeoffice sind, sitzen auf dem Flur, der Bettkante … Antworten auf die Frage nach Internetkosten mit „Nee, ich habe doch eine Flatrate“, „Telefon, habe ich auf mein Privathandy umgeleitet, kein Problem“ Die sind pragmatisch und versuchen das Beste aus der Situation zu machen. :+1: :clap:

Hallo Herr Buermeyer,

ich lebe natürlich auch in meinen Blasen und das über den Tellerrand schauen muss ich immer wieder aktiv angehen.

So ein bisschen würde ich das bei Ihrer Argumentation hier auch vermuten, bzw. diese als nicht ganz allgemeingültig hinnehmen wollen.

Ich glaube es ging um die Gesellschaft für Freiheitsrechte? Vermutlich ein verhältnismäßig junges Unternehmen? Wir haben vor 15-20 Jahren alle alten Konstruktionszeichnungen gescannt und aufgearbeitet um sie digital zu nutzen. Das war ein 2 Jahres-Job für eine Mitarbeiterin. Ich bin mir sicher, dass es in vielen Bereichen große Datenbestände gibt, die nicht mal eben ins digitale gezogen werden können.

Meine zweite Vermutung ist, dass Ihre Mitarbeiter/innen viel „Kopfarbeit“: Recherchieren, Denken, Schreiben, Kommunizieren. Das sind ja alles Themen – Denken mal ausgenommen – die schon lange ins Digitale streben. Bei uns sind es klassisch Minimum 3 Toole parallel: Zeichnerische Information, ERP System – gerne mit vielen unterschiedlichen Tabellen die Zusammenhänge widerspiegeln + „Mail“ für die Kommunikation zum Thema. Alles unter 2x 24“ ist da ermüdend bis gesundheitsschädlich. Vermutlich arbeiten Sie als IT affinier Mensch auch lieber mit guter Ausstattung, aber ich finde nicht jede Aufgabenstellung lässt gleich einfach ins Homeoffice übertragen.

Letzter Punkt

Höre ich aus meinen Umfeld eigentlich eher selten.
Ja wir nutzen (jetzt nutzten) auch ThinClients. Hauptargument aber weil die Admins draufstehen, dass sie diese viele einfacher pflegen können als lokale Maschinen.

Ja sie kosten auch etwas weniger, aber die Welt ist das auch nicht bei den allgemeinen Arbeitskosten.

Wenn ich nicht gerade ein eigenes Kabel zum nächsten Backbone verlegen muss, sehen ich auch keine akuten Mehrkosten fürs ermöglichen von Mobilen Arbeiten.

Aber dann haben wir auch keine 1000 Pc Arbeiter/innen. Da bin ich wieder in meiner Blase/Umfeld.

Regen Sie sich über „Episodische Erlebnisse“ auf oder gibt belastbare Untersuchungen?

Ich hab’ eine ganz verrückte Idee:
„Die arbeitsrechtlichen Verpflichtungen des Arbeitgebers bzgl. der Ausstattung des Arbeitsplatzes für die gesetzlich vorgeschriebene Heimarbeit von Januar bis März entfällt in dieser Zeit.“
Gesetze kann man ändern; und in der aktuellen Situation ist alles mit zeitlicher Befristung, was uns voran bringt, in der Regel gern gesehen.
Zack, bum, erledigt. Nächster bitte. :wink:

Ich habe etwas mit dem Breitbandatlas rumgespielt. Laut den Angaben da sollten meine Eltern eigentlich Breitbandinternet über 100Mbit/s zur Verfügung haben. Reel klappt das an der Adresse bis heute nur mit doppelter DSL-Geschwindigkeit, trotz vieler Versuche, anderes, schnelleres Internet zu bekommen. Vielleicht hat die ganze Straße zusammen die 100Mbit/s, aber sicher nicht jedes einzelne Haus. Skypen funktioniert nur außerhalb der Stoßzeiten, fernsehen über AppleTV nicht immer etc. Ich hoffe, dass es nur Einzelfälle sind und es wirklich nur ein geringer Anteil der Bevölkerung ist, aber ich würde nicht ganz ausschließen, dass es mehr betrifft als uns lieb wäre.

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@cluuu: Da schwingt gar kein Unterton mit. Und leider ist nun mal nicht jeder Arbeitsplatz so einfach, dass bisserl E-Mail, Fileshare und Onlinemeeting nur per Audio die Anwendungsfälle abdeckt. Mal CAD/CAE im prof. Umfeld collaborativ mit x Kollegen zusammen gemacht? 6 MBit/s für jeden Arbeitsplatz zu suggerieren ist weltfremd !

Ebenso bitte mal hinterfragen was eine Aussage „95% der Bevölkerung“ bedeutet. Was wäre dann die Antwort auf die Feststellung, dass 95% der Corona-Infizierten die Erkrankung ohne Intensivstation überstehen überstehen? Sind die anderen 5% dann auch nicht mehr relevant? Das nützt den wenigen % die betroffen sind nicht, wenn man deren Themen negiert.

Klar, ich weiß natürlich auch nicht wie genau die Daten erhoben worden sind, es kann durchaus sein dass der Atlas nicht komplett die Realität abbildet, ich habe ihn nur erwähnt weil er eine vergleichsweise übersichtliche Quelle für das Thema Internetanbindung in Deutschland darstellt.

@Hardtware Du musst dich nicht angegriffen fühlen, das mit dem Unterton war auf díe gesamte Diskussion bezogen. Klar gibt es diese Jobs, das streitet niemand ab. Mir fallen auf Anhieb noch einige andere ein, wo große Datenmengen im täglichen Gebrauch anfallen, bspw. Foto- und Videobearbeitung. Ich schlage auch nicht vor, dass jeder 6Mbit/s haben sollte, ich zeige, welcher Prozentteil die Möglichkeit hat, 6Mbit/s oder mehr zu haben.

Und zu deinem 95%-Argument: In meinem obigen Post habe ich bereits erwähnt dass ich der Ansicht bin diese Fälle sollten durchaus berücksichtigt werden, jedoch hilft es nicht, die ganze Debatte in erster Linie darum zu spinnen. Deinen Vergleich finde ich absurd, wir sprechen hier davon, dass 95% der Personen die Möglichkeit haben etwas zu tun, nämlich eine Breitbandinternetverbindung zu haben, und du vergleichst das mit der Belegung von Intensivstationen der Pandemie. Diese beiden Dinge haben, außer der Tatsache dass 95% als Zahl darin vorkommt, wenig miteinander zu tun.

Falls es dich interessiert: Die 95% sind in der Statistik ein gängiges Maß, da eine Aussage mit einer höheren Genauigkeit zu treffen bei den zugrundeliegenden Daten oft schwierig bis unmöglich ist. Ich weiß natürlich nicht, wie die Daten vom BMVI erfasst werden und damit gerechnet wird, jedoch ist es nicht undenkbar, dass die 95% aus dieser Art Rechnung entstanden sind. Und ja, das öffnet die Tür für Fehlinterpretationen.

Ich hoffe es passt hier bischen dazu, ich will noch von Widerstand aus einer ganz anderen Richtung berichten. Und da kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.

Zu Situation: Ich Arbeite an einem Fertigungsstandort von einem großen Industriekonzern. Schon vor vielen Jahren startete eine Digitalisierungskampanie. „Home Office“ ist aus den schon besprochenen rechtlichen Gründen eher die Ausnahme, „Mobile Work“ aber quasi Standard und seit Jahren für jeden Mitarbeiter der nicht direkt an einer Fertigungslinie oder Werkbank steht quasi relativ leicht möglich. Dazu kommt, dass seit Jahren alle Büromitarbeiter quasi automatisch mit Nodebooks ausgestattet werden. Selbst wenn diese den Büroplatz eigentlich nie verlassen.
Meine Firma hat auf Konzern-, Standort- und Abteilungsebene den Ernst der Lage früh erkannt und so galt nach den Kontakteinschränkungen im Februar, dann ab März 2020 überall wo das möglich war fast geschlossen „mobile Work“ als Normalzustand. Je nach Infektionslage waren Bürotage auch immer mal wieder Genehmigungspflichtig durch die Abteilungsleitung. Ich bin sehr froh, dass meine Firma da früh mit der Zeit gegangen ist und in der Krise auch großses Verantwortungsbewusstsein zeigt. Unsere Konzern IT hat da im Frühjahr 2020 auch unfassbares geleistet und die Anzahl der möglichen VPN Zugänge mehrfach verdoppelt. Wenn ich das mit dem vergleiche was Freunde so erzählen ist, das aber wohl eher die Ausnahme als die Regel.

Man sollte meinen alles Bestens. Jedoch seit Herbst 2020 wird auf Standortebene ein subtiler Druck aufgebaut, dass die Büros wieder stärker besetzt sein sollten. Zwischenzeitlich ist durchgesickert, dass dieser Druck wohl nennenswert aus Richtung Betriebsrat kommt. Natürlich gibt es in der produzierenden Industrie viele Arbeitsplätze die eine Anwesenheit an der Anlage oder Werkbank zwingend erfordern und es scheint wohl so die Meinung seitens Betriebsrat zu geben es wäre aus Solidarität angebracht, dass dann auch mal die Büromenschen wieder Präsenz zeigen, wenn die anderen schon immer kommen müssen.

Ich finde ja das Argument schon ohne Pandemie grenzwertig, dass dem einen Arbeitnehmer die optimalen Arbeitsbendigungen zu verwehren, weil sie bei einem anderen Arbeitnehmer aus sachlichen Gründen nicht möglich sind. Aber in der Pandemie halte ich das für idiologischen Irrsinn, der komplett in die falsche Richtung geht und den Erst der Lage nicht berücksichtigt.

Ich finde es ein wenig erschreckend, dass zwar meine Firma vor Jahren den Wandel der Zeiten erkannt und die Kultur im Konzern entsprechend modernisiert hat, aber zumindest in diesen lokalen Fall die Arbeitnehmervertretung nicht ganz mit gekommen ist.

Das nur mal so als Blick aus einem anderen Winkel.

Gruß
Kite

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