LDN224 digitale Wahl und Stimmenprüfung

In der LDN wurde die Option, die eigene Stimmabgabe mithilfe eines pseudonyms eindeutig identifizieren und damit überprüfen zu können aus meiner Sicht etwas einseitig als demokratiförderlich dargestellt.
Auf den ersten Blick ist das auch so, aber auf den zweiten Blick ermöglicht man damit auch den Handel mit der eigenen Stimme, oder ganz generell gefährdet man damit die Anonymität der Stimmabgabe.
Klar, bei einer online Abgabe am eigenen Gerät ist das sowieso schwierig, man kann ja auch einen Screenshot machen, aber es ist trotzdem durch einen solchen pseudonymen idenitifyer noch stärker möglich, besonders wenn dieser über den Wahlvorgang hinaus (also den Wahlakt der einzelnen Person) gültig ist. Per Definition ist diese identifier ja Fälschungssicher. Ein Screenshot zB nicht. D.h. ein solcher identifier würde es erlauben so ein Model des Stimmenkaufs erst zu skalieren. Auch wenn es hier nur um die CDU geht und man da derzeit keine solche kriminelle Energie erwarten kann, sollte man auch mögliche schlimme Szenarien in der Zukunft im Blick haben, denke ich.

Einen besseren Vorschlag habe ich auch nicht, aber im Grundsatz beruht eine Wahl wohl darauf, dass man den die Wahlen durchführenden Institutionen und Personen in diesem Bezug glaubt. Überprüfungen auf Plausibilität lassen sich mit anonymisierten Pools von Stimmen, die bspw. zeitlich oder örtlich gefasst sind, etc., sicherlich, wie wohl auch bei traditionellen Wahlen, durch Dritte durchführen.

Das soll jetzt nicht als Fundamentalkritik aufgefasst werden, aber ich glaube es ist nicht so einfach wie es zumindest für mich rüberkam. Erst recht nicht, wenn man an bspw richtige Wahlen denkt. Wie genau machen Länder wie Estland das? Da gibt es doch die digitale Wahl?

Ps: Ihr macht einen tollen Job!

1 „Gefällt mir“

Ich verstehe die Kritik nicht ganz: Eine Stimme lässt sich doch auch bei einer normalen Wahl kaufen.

Bezieht sich die Kritik darauf, dass man überprüfen könne, ob eine gekaufte Stimme auch so abgegeben wurde, wie gekauft? Wenn ich meine Stimme in dem vorgeschlagenen Onlinemodell verkaufe, kann ich meinem Käufer ja dann eine ID geben, die die „richtige“ Stimme abgegeben hat (laut öffentlicher Liste). Dadurch lässt sich die „korrekte“, d.h. gekaufte, Abgabe wieder nicht überprüfen.

Genau, es geht um die Möglichkeit, die Anonymität auszuhebeln.

Hmm das stimmt, wenn man die öffentliche Liste hätte und genau in dem Moment Zugriff hat kann man das tun. Wenn sie aber erst nach der Wahl veröffentlicht wird nicht. Und es gibt gute Gründe nicht laufend den aktuellen Stand der Wahl auszugeben. Das wird ja auch verhindert in der Regel.

Grundsätzlich frage ich mich, warum man bei einer digitalen Wahl andere Regeln haben sollte als bei einer normalen Wahl. Es gibt ja auch bei der normalen Wahl keine Bestätigung der eigenen Stimme. Das oben genannte ist sicherlich ein Grund dafür, es gibt keine Möglichkeit die Stimmabgabe im nachhinein einer Person zuzuordnen. Ein Pseudonym ermöglicht das, sobald man es mit der Person Verknüpfen kann. Das ist ja die Idee dahinter.

Ein anderes Problem könnte wie folgt aussehen: Eine Gruppe möchte das System diskreditieren und faked ein Live Video, bei dem jemand für Person A stimmt, gleichzeitig stimmt eine andere Person für Person B und nicht sichtbar für den Beobachter wird der ersten Person das andere Pseudonymim Browserzzurückgegeben.

Ich denke es wäre besser, so ein System durch bspw open source software und klassische Wahlbeobachtung, angepasst auf die digitale Situation, zu sichern. Ein Patentrezept habe ich nicht, aber so einfach scheint mir das eben nicht / die Nebenwirkungen Sollten genauer diskutiert werden.

Hey Frederik,

Auch ein interessantes Argument über welches ich noch nicht nachgedacht habe.
Aber da stimme ich dir in der Tat zu, dies ist durchaus ein weiteres Problem.

Da zeigt sich wieder mal, wie komplex das Ganze wird, wenn die ganzen viel Probleme irgendwie gelöst werden sollen.
Da steigt dann doch wenn überhaupt noch ein Informatiker durch, das kann doch nicht das Zeil bei einer Wahl sein, die für alle gilt.

Das Thema der Garantie das diese Stimme auch Betreiberseitig wirklich Anonym ist wurde ja auch gar nicht behandelt. Denn irgendwie muss man die Person ja authentifizieren und feststellen, das nicht bereits eine Stimme abgegeben wurde, andererseits soll alles anonym ablaufen. Irgendwo müssen diese Pseudonyme aber erstellt werden. Wie kann aber jeder sicher seien, das diese nicht doch irgendwo gespeichert werden? Denn Pseudonymisierung ist ja erst einmal etwas anderes als Anonymisierung.

Ist alles so eine Sache…