LDN221 Corona Update

Hallo zusammen,

erst einmal möchte ich sagen, dass ich seit einiger Zeit LDN verfolge und die Standpunkte sehr interessant und nahe zu immer sehr treffend argumentiert und recherchiert empfinde.

Nun haben wir seit März (klar - begann schon eher) das Corona-Thema in fast jeder Sendung.
Die wird sehr kontrovers diskutiert von Maßnahmen und deren Verhältnismäßigkeit bis zu: was ist und macht Corona eigentlich?

Habe einen Anreiz eine Frage (um ehrlich zu sein hätte ich noch sehr viel… :-)) die vll erörtert werden sollten. Sollte ich einen davon verpasst haben, dann tut es mir leid:

  • Immer mehr werden „Corona-Leugner“ (diese sind in den meisten Fällen keine „Corona-Leugner“, sondern nur einfach Kritiker der Maßnahmen) als Staatsfeinde dargestellt (siehe letzte Merkel Rede).
    Das ist etwas gefährlich, da ich z. B. gedanklich viel Kritik in mir habe, aber nicht eine der Maßnahmen missachtet habe und darüber hinaus diese mehr als einhalte (auch vor Corona schon… Thema Hygiene).
    Damit bin ich sicher bei den meisten Deutschen, zumindest in meinem Bekannten und Freundeskreis (Mehrheit Akademiker)
    Das halte ich für keine gute Entwicklung
  • Einfacher ist diese Frage:
    2019 hatten wir 939 520 Tote. (Jedes Jahr ca. 1 Mio.)
    In LDN221 meintet Ihr, dass die Corona-Maßnahmen Millionen von Menschenleben retten. Wie stehen Stand jetzt: 34.145 Corona-Tote (mit und an Corona - also hardcore jeder wird gezählt (oder wie ist das?)) zu den knapp 1 Mio Toten.
    Wie rettet die Maßnahme nun Millionen von leben?

Ich möchte nicht unmenschlich erscheinen, aber verstehe ich da im Verhältnis etwas falsch?

Da diese Diskussion sicherlich schon sehr oft gepostet wurde, würde ich es aktuell bei diesen 2 Punkten belassen.

Danke schon mal und macht weiter wie bisher!

Zunächst einmal sind in meinen Augen „Corona-Maßnahmen-Kritiker“ keineswegs sofort „Corona-Leugner“.

„Corona-Maßnahmen-Kritiker“ kritisieren einzelne Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie. Man kann sicherlich einzelne „Corona-Maßnahmen“ hinterfragen (z.B. warum Restaurants schließen, während Schulen, Büros, ÖPNV offen bleiben?) und darüber offen diskutieren. Das liegt auch daran, dass wir immer noch viel zu wenig über die typischen Ansteckungsszenarien/-orte wissen - allein dass darf man sehr wohl kritisieren, ohne gleich als Corona-Leugner oder Staatsfeind abgestempelt zu werden. Oder man darf gerne hinterfragen, warum wir noch so wenig Impfstoffe zur Verfügung haben (eine Antwort darauf: siehe diesen Twitter-Thread des ZDF). Solange die Antwort sachlich und fakten-basiert ist, ist alles gut!

„Corona-Leugner“ leugnen dagegen die Existenz des Covid19-Virus oder dessen Gefährlichkeit („nicht schlimmer als Grippe“). Sie blenden damit die Fakten und die Realität aus, halten die Berichterstattung der Medien und die Ergebnisse der Wissenschaft für falsch. Viele von ihnen wittern eine Verschwörung auf Seiten Politik, Wissenschaft, Medien … und oft auch „dem Großkapital“, das die Pandemie erfunden hat, um die Menschen ausbeuten zu können … und geraten dann oft in die typischen antisemitischen Mythen und driften dann ganz nach rechts weg. Wo in der Gruppe die Grenze zwischen naiv-uninformiert-dumm und Rechtsextremismus zu ziehen ist, ist oft kaum noch zu erkennen.

Und „Corona-Leugner“ sind nicht unbedingt Staatsfeinde, wohl aber de facto unsolidarische, egoistische Menschen … man könnte sie daher überspitzt als „Gemeinschafts- oder Gesellschaftsfeinde“ bezeichnen.

Sobald sie aber in ihrer alternativen Realität die Gesamtheit der Corona-Maßnahmen als Verschwörung der Politik oder sogar als Diktatur ansehen und/oder ins rechte Lager abdriften, sehen sie im Staat einen Feind und werden damit … zu Staatsfeinden.

Ja, zwischen Maßnahmen-Kritikern und Leugner mag es eine gewisse Überlappung (Schnittmenge) geben. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass in der öffentlichen Diskussion diese beiden Gruppen pauschal in einen Topf geworfen werden.

Du offenbar schon. Woher nimmst Du diesen Eindruck?

Um eines aber klar zu stellen: Wer …
… so unstrittige Maßnahmen wie Masken oder Abstand pauschal ablehnt, …
… sich nicht die Mühe macht, sich über die Faktenlage zu informieren und z.B. die Corona Warn App oder das Impfen aus einem diffusen Unsicherheitsgefühl ablehnt …
… muss sich schon die Frage gefallen lassen, ob er noch Kritiker, schon Leugner oder einfach nur egoistisch ist.

Verstehe ich das richtig: Weil es in Deutschland normaler Weise insgesamt nur ca. 1 Mio. Tote pro Jahr gibt, kann die Aussage, die Corona-Maßnahme hätte Millionen vom Toten gerettet, nicht richtig sein?

Zunächst frage ich mich, wie man darauf kommt, sich an einer solchen Formulierung zu stoßen. Ich hab mir das jetzt nicht nochmal angehört, aber war das wirklich wörtlich gemeint?

Selbst wenn: Ich habe die Zahlen jetzt nicht nochmal geprüft und hoffe, ich habe die Größenordnungen richtig im Gedächtnis. Es gibt in Deutschland 6 Mio. Menschen über 80 Jahre alt, wenn wir die Grenze bei 70 Jahren ziehen, ergeben sich noch viel höhere Zahlen. Diese Menschen haben im Fall einer Corona-Infektion eine sehr, sehr viel geringere Überlebenschancen: Über 87% der Menschen, die durch oder mit Corona gestorben sind, waren über 70 Jahre alt. Wie viele Tote hätten wir wohl allein in dieser Gruppe, wenn wir die Ausbreitung der Infektion in Deutschland nicht mit den Corona-Maßnahmen ganz erheblich eingeschränkt hätten?

Dieses sehr zynische ist das „Klassiker-Argument“ der Corona-Leugner! Darf ich das Argument mal eben ehrlich machen? „Die wären ja auch ohne Corona bald gestorben“.

Das hat mit „hardcore“ nichts zu tun, sondern mit der Datenlage. Besser wüssten wir es nur, wenn wir flächendeckend Autopsien durchführen würden. Müssen wir aber gar nicht. Denn wir wissen, dass das Dunkelfeld sehr viel größer ist als die geringe Zahl der Toten, die zwar mit, aber dann doch nicht durch Corona gestorben sind: Denn sehr viele Menschen sterben, ohne dass wir jemals wissen, dass sie eigentlich an Corona gestorben sind. Die Todeszahl ist damit eigentlich viel höher, als wir ausweisen können.

Wenn Du es genauer wissen willst:

Ich finde es ungemein zynisch, die Corona-Todeszahlen in Zweifel zu ziehen, wenn jeder, der sich nicht verkrampft die Augen und Ohren zuhält, tagtäglich erkennen kann, was in den Intensivstationen der Krankenhäuser los ist.

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Deutschland hat Anti-Corona-Maßnahmen ergriffen. Hierdurch wurden viele Ansteckungen und viele Todesfälle verhindert. Wie viele Todesfälle genau verhindert wurden, wissen wir nicht, weil wir (aus guten Gründen!) kein Experiment mit einer vergleichbaren Kontrollgruppe ohne Maßnahmen durchgeführt haben. Es ist nicht zielführend, die verhältnismäßig geringen Todesfälle, die nur deshalb niedrig sind, weil es Maßnahmen gibt, als „Beleg“ dafür herzunehmen, dass die Maßnahmen überflüssig seien. Zu bedenken ist auch, dass noch mehr Leute sterben werden, die sich bereits angesteckt haben, weil die Leute meist erst nach einer gewissen Beatmungszeit versterben.

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Umgang mit Corona-Attesten - kurzer Bericht aus einem Berliner Lebensmittelladen:
Beim Einkaufen bin ich kürzlich einem Mann begegnet, der seinen Mund und seine Nase nicht ordnungsgemäß bedeckte. Er trug ein Halstuch, welches höchstens auf Mundhöhe war. Deshalb habe ich ihn darauf angesprochen und ihn darauf hingewiesen, dass sein Tuch nach unten gerutscht ist. Er meinte daraufhin: „Nö. Das ist Absicht. Ich könne es auch ganz wegmachen.“ Das hat er dann auch gemacht. Direkt nachdem ich ihn auf das „verrutschte Tuch“ hinwies, haben auch andere Leute um uns herum ihn gebeten, das Tuch richtig anzuziehen und Personal gerufen. Zum Personal meinte er dann, dass er ein Attest hat und es deshalb nicht tragen muss. Und damit war die Sache vorbei. Er hat das Attest nicht vorzeigen müssen. Die Mitarbeiterin meinte, dass man das Attest nur dem Ordnungsamt vorlegen muss. Deswegen kann sie nichts machen und ihn auch nicht aus dem Laden verweisen.

Ich habe mehrere Fragen:

  1. Stimmt die Aussage des Personals?
  2. Weshalb sind die gesetzlichen Bestimmungen so und was wären sinnvolle Änderungen?

Ich gehe davon aus, dass das Ordnungsamt schon genug ausgelastet ist und nicht noch in einzelnen Läden einzelne Atteste kontrollieren kann und sich insbesondere nicht freuen würde, wenn man es in einem solchen Fall kontaktieren würde.