LdN220: Corona-Impfung

Hallo,
ich möchte zwei Punkte aus der Diskussion um die Corona-Impfung aufgreifen.

  1. Gibt es Berufe in denen eine Impfpflicht besteht? Ja, ich bin Soldat und wir haben wir bestimmte Impfungen u.a. Influenza eine sogenannte Duldungspflicht, d.h. der Dienstherr legt fest, dass wir zum Erhalt der Einsatzbereitschaft bestimmte Schutzimpfungen durchführen lassen müssen.

  2. Sollten private Stellen, z.B. Kinobetreiber, einen Nachweis verlangen dürfen bevor sie den Kunden Zugang zu bestimmten Leistungen gewähren? (Erst ab dem Zeitpunkt wenn genügend Impfstoff für alle verfügbar ist und die freie Entscheidung zum Impfen ermöglicht wird)
    Ich fände es grundsätzlich verständlich, wenn private Betreiber dies umsetzen möchten, allerdings bezweifle ich die Chance damit rechtlich durchzukommen (bin allerdings kein Jurist). Ich vermute, dass mit dem Argument gekontert wird, dass ja auch bei anderen Krankheiten (z.B. Influenza oder Masern) bisher niemand nach dem Impfstatus fragt, um daran bestimmte Restriktionen zu knüpfen.

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Hallo,

danke für die Ergänzungen, dass habe ich mich auch gerade gefragt, ob es das nicht schon gibt.
Ich frage mich das auch bei Regelungen für das HomeOffice zum Beispiel. Wenn gesagt wird alle Risikopersonen aber auch Ihre Angehörigen können unbegrenzt ins HomeOffice ( vielleicht sogar im Gegensatz zu anderen), dann wäre es doch gut und “fair” wenn der AG auch erfährt wenn diese Personen geimpft sind und die Situation sich somit geändert hat, oder?

Auch in vielen ehrenamtlichen Einsatzorganisationen des Bevölkerungsschutzes sind bestimmte Impfungen Pflicht, um Einsatzkräfte entsenden zu können. Ehrenamtliche, die nicht über den erforderlichen Impfstatus verfügen, können nicht direkt in den Einsatz gehen, lediglich im rückwärtigen Raum unterstützen.

Neuerdings muss in Berlin das Personal an Schulen eine Masern-Impfung nachweisen.
Zitat: " Schule: Nachweispflicht - Dies beinhaltet u.a. eine Nachweispflicht bezogen auf den Masernimpfschutz sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für alle in einer Schule regelmäßig tätigen Personengruppen." Link: Informationen zur Masern-Impfpflicht - Berlin.de

Wieso ist es angeblich rechtlich nicht erlaubt, die Arbeitnehmer zu einem Nachweis von Impfungen zu „zwingen“, ich als Angestellte im öffentlichen Dienst muss es aber so hinnehmen?

Zu 2.: Wenn es tatsächlich genügend Impfstoff für jede Person gibt, lässt sich doch auch sagen, dass jeder für seinen eigenen Schutz verantwortlich ist. Diejenigen, die einen Impfschaden nicht riskieren möchten, riskieren dabei eine Corona-Infektion, aber sie tragen doch nicht dazu bei, dass sich andere (gefährdete) Personen anstecken, da diese ihrerseits durch eine Impfung geschützt sind. Deswegen verstehe ich nicht so ganz, warum man diejenigen, die sich impfen lassen wollen privilegieren sollte. Zu einer Herdenimmunität würde es doch trotzdem kommen, da die nicht-geimpften Menschen durch eine Infektion immun werden.
Bitte korrigiert mich, falls ich etwas übersehen oder einen Denkfehler habe. :slight_smile:
LG

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Nicht impfbar / cronisch Kranke: Die Grippe Impfung, die ich seit Jahren mache, ging dieses Mal nicht. Abhören, Lungenfunktionsmessung, Antikörpertest. Bin zu krank. Wenn meine Werte in vielleicht ein paar Monaten besser sind, wäre es möglich.

Das geht viel mehr Leuten so, als Ihr glaubt.

Ihr erkennt uns „im Alltag“ nicht, wir sind nicht alle 80; sondern 20, 30 oder 50. Dick oder dünn, organtransplantiert oder immungeschwächt. Herz-, Lungen- oder Leberkrank …

Würde lieber daheim bleiben, schließlich laufe ich seit 9 Monaten fast nur mit FFP2 rum. Und halte mich seit Jahren zurück, meide Menschenansammlungen, etc. Bin aber in meinem Betrieb „systemrelavant“; die meisten anderen sind jetzt im HomeOffice, nur ich muss mehrmals die Woche rein.

Wenn Arbeitgeber den Impfstatus abfragen dürften, würden wir nicht angestellt oder entlassen werden, weil Risiko (Ansteckung, Krankheit, etc). Ein Verbot der Diskriminierung hilft nicht, das können Euch auch andere Bevölkerungsgruppen (PoC, LGBT, etc) bestätigen.

Impfverweigerung ist ein weiteres Zeichen der Entsolidarisierung der Gesellschaft.

Bitte lasst Euch impfen, es geht nicht nur um Eure Gesundheit, sondern um alle.

Danke!

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Die Frage nach einer Impfpflicht oder von Privilegien nach einer Impfung muss man nach meiner Meinung mit der Frage verbinden, ob es Personen gibt die sich nicht impfen lassen können, weil sie wegen anderen Vorerkrankungen die Impfung nicht vertragen (wie das bei manchen anderen Impfungen der Fall ist). Diese sind dann nur durch die Verantwortung der Gemeinheit geschützt.
Wenn das bei der Corona-Impfung nicht der Fall ist, dann kann jeder für sich selbst Verantwortung übernehmen! Dann sind Pflchten oder Privilegien nicht angebracht.

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Hallo, erst einmal vielen Dank für die neue Folge.

Im Hinblick auf eure Diskussion zum Thema „sollten Menschen, die sich gegen Corona impfen lassen (wenn irgendwann für alle genug Impfstoff vorhanden ist), gesellschaftliche Vorteile (Restaurant, Kino etc.) erhalten, habt Ihr meiner Meinung nach einen wichtigen Aspekt außer Acht gelassen, nämlich die Menschen, die sich gern impfen lassen würden, da sie ggf. einer Risiko-Gruppe angehören, die dies aus gesundheitlichen Gründen aber nicht können/dürfen: zum Beispiel immunsupprimierte Menschen, Menschen nach Organtransplantation… - diese Menschen wären dann ausgeschlossen und benachteiligt (was sie in der Pandemie sowieso schon sind), obwohl sie nichts dafür können, dass sie nicht geimpft sind. Insofern halte ich diese Diskussion für ethisch höchst problematisch. Ich würde mich freuen, wenn ihr diesen Punkt noch einmal überdenkt. Danke und viele Grüße, Daniela

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Ich hatte ähnliche Gedanken. Ich weiß nicht welche Menschen dann nicht geimpft wären, die aber trotzdem gern gewollt hätten, aber vielleicht aus bestimmten Gründen nicht können/dürfen.
Eine schnellere Herdenimmunität wäre sehr wünschenswert und ein Anreiz für zweifelnde Menschen sicher auch nett. Als Anreiz sollten aber Informationen und Transparenz und Sicherheit gegen eine schwere Krankheit theoretisch ausreichen?!
Dennoch würden sich bei dem Gedanken, nur Menschen, die Impfungen verweigern sich gegenseitig anstecken können, einem Eigenrisiko aussetzen. Man könnte also sehr zynisch sagen, es ist dann selbst gewähltes Leid. Ethisch schwierig wie ich finde.
Dennoch muss man sehen, dass ich dann verstehen kann, dass man als Gastroeinrichtung usw. nicht Ansteckungen verantworten möchte, die zu Todesfällen oder schweren Verläufen etc. führen.

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Liebe Lage,

zum Thema Impfen würde ich gerne auch 3 Dinge beitragen.

  • Immunität nach Impfung.
    Aktuell ist nicht klar wie lange die Immunität nach der Impfung anhält.
    Dazu sprach neulich ein Infektiologe bei Lanz:
    Infektiologe schreckt bei "Lanz" auf: Impfstoff gibt nur "paar Wochen Schutz" - FOCUS Online
    Auch die Herdenimmunität die es in einer Stadt in Brasilien zu geben scheint sorgt nicht für ein Rückgang der Neuinfektionen.
    Manaus: Keine Herdenimmunität trotz Infektionsrate von 76 %

  • Nach dem Impf-Fahrplan sind 45 Millionen der Deutsche erst im Dezember nächstes Jahr an der Reihe. D.h. wenn es überhaupt einen Immunität gibt und diese nur wenige Monate reicht.
    https://images.app.goo.gl/xmmGWMRX6qxPL1Sj6
    Wie wollen wir so schnell nachimpfen?
    Gibt es dafür einen alternativen Plan?

  • Und nun zum wichtigsten Punkt: Maßnahmen bis dahin.
    Bis dahin muss es genügend Maßnahmen geben um Vorsorge zu treffen, dass nicht wieder Aufbrüche wie jetzt kommt. Wie gewährleisten wir das? Was ist Stand bei den Schnelltests und deren Verfügbarkeit? Wie ausreichend sind FFP2 Masken vorhanden und verteilt etc.
    Ich denke das ist nun viel wichtiger darüber zu sprechen, als sich so auf die Impfung zu stürzen, die ja wie wir gelernt haben noch sehr lange dauert.

Ist es also nicht etwas zu früh um optimistisch zu sein und müsste nicht aller Kraftaufwand auf weitere Schutzmaßnahmen bis dahin gesetzt werden? Was zum Beispiel ist mit einem Ampelsystem? Diskutiert das noch irgendjemand? Es gibt ja schließlich auch eine Zeit nach dem Lockdown und ich hoffe doch sehr das wir das vor März schaffen.

Im hiesigen Klinikum werden nur Pflegekräfte eingestellt deren Immunstatus gegen Masern geklärt ist. Ansonsten gibt es keine Vorgaben. (Aussage eines Mitarbeiters der Klinikleitung).

Blockquote Das heißt: Geimpfte verbreiten durch die Luftübertragung / Tröpfchenübertragung (Niesen, Husten) Krankheitserreger, die zwar geschwächt / abgetötet sind, bei denen aber die Möglichkeit einer Ansteckung nicht ausgeschlossen werden kann. Wer also als ungeimpfter Mensch von lauter geimpften Kollegen umgeben ist, könnte eher erkranken, als wenn er von ungeimpften Gesunden umgeben ist – was aber Theorie ist, da praktisch immer jemand unter den Kollegen an Grippe erkrankt

das ist ein Argument für normale Grippe im angegebenen Link, aber ich glaube dass sich das auch auf Corona übertragen läßt

Es gibt bereits eine gesetzlich verankerte Impflicht… für Masern in bestimmten Berufen.

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/impfpflicht/faq-masernschutzgesetz.html

Der Denkfehler besteht in dem einfach Punkt: Nicht jeder Risikopatient kann geimpft werden. Das betrifft Kinder (ich bin Oberarzt auf einer Kinternintensivstation - und ja, auch die werden schwerst krank) aber auch Patienten mit chronischen Erkrankungen bei denen keine Impfung möglich oder effektiv wäre - z.B. unter Chemotherapie. Deswegen ist Impfen kein persönliches Problem - sondern eins für die Gesellschaft.

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Danke für den Kommentar.
So lange zum einen die Immunität nicht klar ist, zum anderen, ob man trotzdem ansteckend ist (die beiden waren da ja irgendwie informiert; ich konnte keine verlässliche Studie finden…) ist vermutlich etwas Skepsis (darf man das ncih sagen?) nicht die schlechteste Einstellung.
Und vielleicht fragt ihr mal, warum das medizinische Personal so wenig von der Grippeimpfung hält. Einfach drauf ist einfach, aber recherchiert doch mal, warum das so ist.

Wie stellt ihr euch das denn konkret mit dem Impfnachweis vor? Mal recht polemisch: Sollen die Impfverweigerer zB einen Stern an der Brust tragen, dass man sie schneller erkennt? Und der Wirt, der sich nicht hat impfen lassen bekommt ein großes Schild an sein Lokal? Was darf man den Leuten dann alles verbieten? Dürfen sie nur noch in eigenen Geschäft einkaufen? Werden sie nicht mehr eingestellt oder gekündigt? Kann man eigene Wohnviertel für die organisieren? Außerhalb der Stadt?
Ich würde doch darum bitten sich das mit den Vorteilen für Geimpfte noch mal durch den Kopf gehen zu lassen.
Jeder Mensch hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Eine Impfung ist ein Eingriff in diesen. Menschen dürfen ohne Zwang darüber selber entscheiden. Wir sollten gut überlegen ob wir in Zukunft darauf verzichten wollen.

Das halte ich für ein Gerücht.

Ich bin sehr eindeutig für die Möglichkeit, das Unternehmen (im weiten Sinne - also Fluggesellschaften, Geschäfte, Theater, Kinos, etc.) bestimmte Dienstleistungen an die Vorlage eines Impfnachweises koppeln. Natürlich erst ab dem Zeitpunkt, an dem alle Menschen in Deutschland (die geimpft werden können) die Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen.
Corona-Hygiene-Maßnahmen sind eine existenzielle Gefahr für viele Unternehmen/Institutionen - und ich sehe nicht, warum man es einem Unternehmen in der Grundrechts-Abwägung zumuten kann, seine Existenz und die seiner Mitarbeiter_innen auf’s Spiel zu setzen, in dem es Anti-Covid-Maßnahmen aufrecht erhalten muss, weil es die Betonköpfe, die sich nicht impfen lassen wollen (was ihr gutes Recht ist), nicht abweisen kann. Das kann natürlich weder für den Staat noch für die Grundversorgung gelten, und auch nur dort, wo die Covid-Maßnahmen praktische wirtschaftliche Auswirkungen haben. Aber dann sehe ich keinen Grund, warum man hier - entsprechend Art. 3 GG - offensichtlich ungleiches gleich behandeln müssen sollte oder warum hier die Grundrechte der Unternehmer und deren Mitarbeiter_innen zurückstehen sollten. Ich halte auch den Vorschlag von Herrn Brink, das aus Datenschutz-Gründen allen zu verbieten, für grundrechtlich problematisch - denn auch das wäre ein nachweislich massiver, eventuell sogar existenzgefährdender Grundrechtseingriff in andere Grundrechte, bei dem ich nicht sehe, warum das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gewinnen sollte.

(Was klar sein muss: Für Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, kann das natürlich nicht gelten. Wenn das nicht klappt, ist die gesamte Idee natürlich für die Tonne.)

Rechtlich gesehen hast du stand heute recht.

Moralisch gesehen ist es eine Güterabwägung.

Gesellschaftlich gewollt ist eine Herdenimmunität, um der Pandemie „den Gar auszumachen“ und endlich die lange, für alle belastende Phase von Abstand, Masken, immer wieder Lock-Down … zu beenden.

Der körperliche Eingriff ist - nach all dem, was man heute weiß - klein. Das Risiko einer schweren Krankheit oder Tod durch Covid-19 ist sehr, sehr viel höher als das von Nebenwirkungen einer Impfung. Daher ist eine Impfung für jeden zumutbar.

Impfgegner sind „Free Rider“. Sie beharren auf ihrer „körperliche Unversehrtheit“ und profitieren davon, dass die Mehrzahl der Menschen sich impfen lassen und es daher nicht zu einem epidemiologischen Ausbruch kommt.

Ganz entscheidend für den weiteren Verlauf wird es sein, ob geimpfte Menschen andere noch infizieren oder nicht. Das letztere wird meist unterstellt, ist aber noch unsicher - wenn auch wahrscheinlich. Hierzu folgender interessanter Artikel, der vielleicht einer Erwähnung im Podcast wert sein könnte:

Herzliche Grüße und bleibt gesund

Adrian

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