LDN218 Weihnachtlicher Lichtblick?

Weihnachten ist Geselligkeit und Normalität. Alle sehen, gutes Essen. Und ja, für manche sogar noch Religion :wink:

Ob die Politik den Mut hat die Bevölkerung bei den kurz vorher peakenden Höchständen und überarbeiteten Intensivstationen aufzurufen es nicht wie üblich zu feiern ist eine spannende Frage. Wirksame Maßnahmen zeigen sich nach 1-2 Wochen bei den Neuinfektionen - sprich, im besten Szenario mit harten Lockdown so schnell wie möglich ist der Peak kurz vor Weihnachten. Ich kann das nicht beurteilen, aber das alleine dürfte dem angespannten Gesundheitssystem nach Aussagen von Ärtzteverbänden erheblich zusetzen.

In dem Sinne, frohes Fest! :mask:

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Besser nicht.

Zur Geselligkeit habe ich schon was geschrieben: Wenn es nur darum geht, dann hat man noch 362 weitere Tage im Jahr. Unter normalen Umständen kann man jederzeit Essen und Menschen sehen.
Bleibt noch die Religion. Da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung von, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man durch die Religion gezwungen wird sich mit Menschen aus anderen Haushalten auf engem Raum zu treffen.

Ja, das sehe ich wie du. Aber es gibt genug Menschen die das anders sehen. Weihnachten ist bei den meisten sehr tief verankert als ein Fest an dem man zusammenkommt. Wenn das alles nicht mehr erlaubt ist, fühlen sie sich „geklaut“. Der Politiker der das veranlasst und verkündet hat will sicher nicht der „Böse“ sein vor den Wahlen. Also schiebt er es auf die Krankheit an und für sich. Das einzige wofür alle Verständnis aufbringen würden, so könnte ich es mir vorstellen.
Aber ich bin voll deiner Meinung, härtere Maßnahmen hätten schon längst da sein sollen. Und wer jetzt noch für Geschenke in den Einzelhandel muss, der hat sowas von geschlafen…

Ich hab nur geschrieben warum Weihnachten für viele wichtig sein könnte, nicht das man Weihnachten dieses Jahr so feiern sollte. Auf die familiäre Geselligkeit dürften viele größtenteils im letzten dreiviertel Jahr verzichtet haben, oder falls dann doch kam ein möglicher Corona-Kontakt auf, vorübergehende Isolierung. Familien z.B. mit Ärtzten dürften sich aus nachvollziehbaren Gründen nur im kleinen Kreis getroffen haben.

Natürlich kann man trotzdem bei dem Infektionsgeschehen argumentieren „Besser nicht“, aber das tut der Wichtigkeit des Festes für viele erstmal keinem Abbruch.

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Mein ‚Besser nicht‘ bezog sich auf die Aussage, dass Weihnachten Normalität wäre. In meiner Wahrnehmung ist das immer ein Ausnahmezustand.

Und ja, vernünftige Menschen haben auf Kontakte verzichtet und die werden es auch weiter tun. Es gibt aber auch sicher Leute, die nur darauf verzichtet haben, weil es nicht erlaubt war. Bei Lockerungen werden die sich dann auch wieder mehr Geselligkeit erlauben.

Guten Tag,

mir sind dazu zwei Gedanken gekommen. Sie schreiben, sie hätten kein Verständnis dafür, wieso man sich an Weihnachten treffen ‚muss‘. Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel?

Zum einen der Punkt an dem Sie ihre Frau erwähnen. Es gibt immer mehr Menschen, in Deutschland etwa 17.5 Millionen, die alleine wohnen. Für die war es je nach beruflicher Situation schon ein einsames bis sehr einsames Jahr, das wurde bei denen, die nicht alleine wohnen, durchaus etwas aufgefangen.

Als persönliches Beispiel – ich bin Doktorand in der Schweiz (auch hier wohnen etwa 25% der Bevölkerung allein) und durfte seit März nicht mehr an meinen Schreibtisch am Institut, weil der in einem Open Space ist. Seit September habe ich auch nicht mehr wirklich einen Mitbewohner (durch die komplizierten Regeln im Französisch-Schweizer-Grenzgebiet). Die Aufforderung, jetzt an Weihnachten noch weiter Kontakte zu reduzieren, klingt für mich zynisch. Es geht mir auch nicht darum, alle möglichen Verwandte und Freunde zu besuchen (das habe ich auch noch nie gemacht), aber selbst wenn ich ‚nur‘ meine Eltern sehe (nach einem Coronatest für 200 Franken, sonst darf ich nicht), ist das eine Steigerung meiner Kontakte.

Zum anderen – wieso Weihnachten? Je nach beruflicher Situation und wie frei man seine Urlaubstage planen kann, ist die Weihnachtszeit, mit vielen Feiertagen und häufigen Betriebsschließungen oft die einzige Möglichkeit, einen Familienbesuch zu planen, wenn man nicht mehr in derselben Region wohnt. Da sind die 362 anderen Tage oft keine Möglichkeit.

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Ein guter Hinweis. Weniger Schere im Kopf, heißt „same procedure as every year“ täte uns allen gut. Vielleicht muss man auch hier eine neue Realität wagen, die nicht schlechter sein muss. Wer sagt denn, das wir nicht eine andere Art von Weihnachten leben können. Die Menschen die am 24.12. in welchem Beruf auch immer Dienst tun, schaffen dies auch zum Wohle aller und verzichten auf ihr persönliches Heiligabenderlebnis. Und lamentieren darüber seit Jahren nicht in der Öffentlichkeit.

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Was hat der Punkt, an dem ich meine Frau erwähne mit den Menschen zu tun, die alleine wohnen? Und warum sind die pauschal alle einsam?
Nochmal zum Verständnis; Es gibt sehr viele Menschen, die nicht arbeiten dürfen während jegliche Art von Lockdown verhängt ist. Das heißt sie verdienen kein Geld, das wiederum heißt ihre Existenz ist bedroht. Und je länger der Lockdown dauert, desto größer wird diese Bedrohung. Und falls das auch nicht klar ist: Werden die bisherigen eher geringen Beschränkungen weiter aufgelöst und Menschen animiert sich Weihachten zu treffen und dafür auch zu reisen, bedeutet das, dass die Inzidenzien weiter hoch bleiben, dass Krankenhäuser überlastet werden, dass Menschen sterben und darum die Maßnahmen weiter anhalten werden.

Und da ist es also zynisch zu fordern, dass Kontakte weiter heruntergefahren werden? Für jemanden, der offenbar das ganze Jahr seiner Beschäftigung nachgehen konnte? Der jederzeit hätte Kontakt aufnehmen mit anderen Menschen? Nein, das kann ich auch durch den ‚Perspektivwechsel‘ immer noch nicht nachvollziehen.
Schon mal daran gedacht, dass wenn sich das weiter zieht diese offenbar schlimme Einsamkeit auch noch länger andauern wird?

Und wenn man nur drei Tage im Jahr Urlaub hat, die man auch nur an Weihnachten nehmen darf, dann sollte man sich wirklich nach einem anderen Job umsehen.

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Ich glaube, es ist wichtig, wahrzunehmen, was @Konsi da schreibt. 2020 war ein Jahr voller zwischenmenschlicher Entbehrungen und für die meisten Menschen bedeutet Weihnachten eine Zeit, die normalerweise explizit dazu genutzt wird, um seinen Liebsten nahe zu sein - dass in diesem für viele wirklich einsamen Jahr der Abschluss dann sein soll, dass man sich an Weihnachten nicht einmal sehen kann, ist für einige unerträglich. Und ich glaube, es ist wenig hilfreich, wenn man diese Bedürfnisse einfach wegwischt und ihnen die Berechtigung abspricht.

Viel wichtiger ist es, glaube ich, das zu betonen, was Ulf & Philipp in der letzten Sendung so klar gesagt haben: Wenn eure Eltern/Großeltern ein hohes Alter haben, dann sind sie aller Wahrscheinlichkeit nach in 2-3 Monaten geimpft und der Spuk hat ein Ende. Dann kann man sich wieder ganz normal treffen. Ja, an Weihnachten wäre das schöner und pragmatisch einfacher, aber vielleicht kann man sich trotzdem auf die Zeit freuen, wenn sie geimpft sind und man sich endlich ohne Angst sehen kann? Und dann alles nachholen?

Und wenn nicht, und wenn man sich - wie von Konsi beschrieben - unter gebotener Vorsicht und in kleinem Rahmen besucht, dann ist das auch in Ordnung. Das weitaus größere Problem werden sowieso diejenigen sein, die die Vorsicht komplett in den Wind schlagen und sich mit der Großfamilie treffen. Auch das: verständlich, aber da würde man sich wirklich mehr Vorsicht wünschen.

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Wenn man sich bisher an die Aufforderungen gehalten hat, auch wenn sie noch nicht rechtlich bindend waren, Kontakte mit Nichthaushaltsangehörigen zu reduzieren, ist es auch jetzt schon einsam mit den Regeln. Und es macht einen großen Unterschied, ob man mit Partner zusammen wohnt oder ganz allein.

Wieso Sie davon ausgehen, das meine Beschäftigung nicht betroffen war, verstehe ich nicht, gerade Universitäten haben große Probleme, und die Förderung für meine Projektstelle wurde nicht verlängert. Nicht alle Doktorandenprogramme sind automatisch bezahlt.

Von drei Tagen habe ich nicht geschrieben. Aber wenn von den vier Wochen Urlaub zwei im Betriebsurlaub in der Weihnachtsphase und zwei während der Augustschließung zu nehmen sind, ist die Auswahl nicht mehr so groß.

Ähnliche Gedanken gibt es auch hier an anderer Stelle im Forum:
https://talk.lagedernation.org/t/ldn219-corona-und-weihnachten/4096/8?u=konsi

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Was ist denn das für eine Logik? Man verzichtet das Jahr und darf dann als Wiedergutmachung doch wieder Unvorsichtig sein?
Und warum war das Jahr denn so viel einsamer als andere? Weil man sich weniger treffen durfte? Ist denn ein Treffen wirklich die einzige Möglichkeit in Kontakt zu bleiben?

Und wie will man kontrollieren, dass alle denen es erlaubt wird, das ganze unter gebotener Vorsicht tun? Wie kann man denn nach all den Ereignissen immer noch davon ausgehen, dass die Menschen in der Gesamtheit vernünftig oder vorsichtig sind?

Ja, mag erstmal schwer sein, Weihnachten mal anders zu verbringen, aber es wird auch weiter Weihnachten geben. Es kann doch nicht zu viel verlangt sein, die eigenen Bedürfnisse noch ein paar Monate zurück zu stellen auf das ‚der Spuk‘ zügiger vorbei geht. (Impfen bringt auch nur was bei geringen Zahlen)

Ich wiederhole mich zwar, aber warum muss man sich treffen, wenn man so einsam ist? Warum riskiert man damit noch längere Einsamkeit? Warum ist ein Telefonat, oder virtuelles Treffen kein Ersatz?
Wie groß der Unterschied ist kann ich nicht beurteilen da ich nicht alleine wohne. Andersrum ist die Beurteilung vermutlich auch nicht einfacher.

Ich bin davon ausgegangen, dass offenbar weiter gearbeitet werden konnte. Sonst hätte man das ja erwähnt.
Das Universitäten Probleme mit Förderungen haben und Projekte nicht bezahlt werden können ist aber nun auch nichts neues. Das habe ich schon lange vor Corona selber erlebt.

Ich habe wirklich keine Ahnung von welchem Konstrukt hier bei der Urlaubsplanung ausgegangen wird. Wo bekommt man 20 Tage Urlaub, die das Unternehmen fest verplant? Es gibt sicher Berufszweige bei denen betriebsbedingt die Urlaubsplanung eingeschränkt ist. Einige können wir hier schon erwähnt sogar Weihnachten gar nicht frei nehmen. Da scheint es dann mit dem Familientreffen aber trotzdem Möglichkeiten zu geben.

Der verlinkte Beitrag ist eine unbegründete Forderung nach einem Treffen von drei Paaren, die sonst allein wären. Das würde bedeuten, dass man nun schon zu zwei allein ist. Sowas kann ich leider nicht ernst nehmen.

Bedauerlich, aber dass die Fragen nicht beantwortet wurden.

Wo hab ich denn geschrieben, dass man unvorsichtig sein darf? Ich meine, das Gegenteil formuliert zu haben?

Es gibt viele Möglichkeiten, „in Kontakt zu bleiben“. Aber gemeinsam Zeit zu verbringen, physisch und vor Ort, ist dann doch etwas anderes. Klar war das für viele ein einsames Jahr, insbesondere für ältere Menschen.

Kann man nicht. Da kann man nur appellieren.
Kontrolle wäre nur durch eine allgemeine Ausganssperre möglich, ein Mittel, zu dem wir nicht einmal im ersten Lockdown gegriffen haben. Ich bezweifele, dass eine solche Maßnahme zu Weihnachten Rückhalt in der Bevölkerung finden würde.

Für dich offensichtlich nicht, und für mich auch nicht (wir besuchen niemanden). Aber Bedürfnisse sind unterschiedlich ausgeprägt, und es gibt durchaus Menschen, die mehr unter der Isolation leiden als andere, und es gibt auch Menschen, denen Weihnachten mehr bedeutet als uns. Und wenn eine Familie jetzt alles macht, was die Politik ermöglicht hat, nämlich die Kinder aus der Schule zu nehmen, im Homeoffice (oder Urlaub) zu bleiben und sich als Familie für eine Woche in Quarantäne zu begeben, dann haben sie die Möglichkeit, Weihnachten ein paar Familienmitglieder zu treffen, ohne sie zu gefährden.
Das kann man jedenfalls nicht mit Menschen, die sich überhaupt keine Gedanken machen und keinerlei Vorsicht walten lassen, über einen Kamm scheren, finde ich.

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nicht nur freiwillig. In meinem sozialen Umfeld grenzen Kinder andere Kinder aus und meiden sie weil die Eltern im Krankenhaus oder Arztpraxen arbeiten.

Ist ein Argument, aber das tumpe Wahlvieh vergisst sehr schnell wenn die nächste Sau durch´s Dorf getrieben wird.

Unvorsicht im Sinne von, weniger Vorsicht walten lassen, da man sich mehr Freiheiten nimmt.

Ja, aber dieses Jahr war auch etwas anderes.

Appelle haben jetzt bisher nicht wirklich viel gebracht.

Es werden aber alle über einen Kamm geschoren, da hier nicht unterschieden wird, wer vernünftig ist und wer nicht.

Lies mal diesen Artikel:
GEO Familienleben - Der Sinn des Immergleichen: Warum Rituale so wichtig sind

Schade, leere Phrasen und Evolution. Offenbar gibt es für Rituale keine rationalen Erklärungen.

Während Weihnachten habe ich das Gefühl, dass es nicht funktioniert hat das Fest und den Gesundheitsschutz mit einander zu vereinbaren. Die Menschen haben sich gegen Gesundheit und für das Miteinander entschieden.

Ich finde die Politik und Medien haben es versäumt ein Kollektives „wir bleiben zu Hause um andere zu schützen“ Gefühl zu schaffen. An Weihnachten was die Stimmung „alle anderen treffen sich doch auch“ zu groß. Dadurch hat der Soziale Druck Enkelkinder und Großeltern zusammen gebracht.

Deshalb finde ich es sehr gut, dass die Lage sich so klar für ein Weihnachten im kleinen Kreis ausgesprochen hat. Mir hat es dabei geholfen zu Hause zu bleiben und nicht zu meinen Eltern und Großeltern zu fahren.

Leider war ich damit alleine! In meinen sozialen Kreis haben viele noch stolz Bilder von Oma und Opa beim Weihnachtsessen gepostet. Darunter auch viele die keinen Schnelltest oder Vorquarantäne gemacht haben.

Das sind natürlich keine repräsentativen Daten. Nur habe ich das Gefühl in 2 Wochen werden viele dieses Verhalten bitter bereuen müssen.

Jetzt am 24.12. habe ich das Gefühl bekommen, dass den Menschen Corona an Weihnachten vollkommen egal ist.

Ich befürchte, viel problematischer wird es, wenn/falls es für die Unvorsichtigen keine Konsequenzen hat. Dadurch dass die Bereitschaft zu Einschränkungen mit der Zeit einfach sinkt, wird es natürlich noch schwerer „sich zusammenzureißen“, wenn man im sozialen Umfeld mitbekommt, dass vermeintliches Fehlverhalten eben keine Konsequenzen hat; man sich vermeintlich „umsonst“ eingeschränkt hat. Und die Einschränkungen werden sich wohl noch eine ganze Weile hinziehen.

Das stimmt. Ich glaube leider, dafür sind die meisten nach neun Monaten ohnehin abgestumpft. Ein paar Versuche gab es schon, aber die hatten gefühlt eher keinen bis gegenteiligen Effekt. Ich halte es auch für schwierig bis unmöglich, ein kollektives Gefühl in so individuellen Einzelpersonen auszulösen. Dafür ist die ganze Diskussion um Maßnahmen, Lockerungen, etc. schon zu vielfältig, persönlich und emotional geworden.

Da darf man „die Menschen“ nicht einseitig betrachten. Trifft wie immer auf einige zu und auf einige nicht. Also ich war am 24.12. z.B. mit meinem Haushalt alleine, aber diese Message hat in den sozialen Medien natürlich längst nicht die Reichweite. Kaum einer postet stolz, wie er sich am 24.12. alleine eine Tiefkühlpizza in den Ofen schiebt. Das heißt aber nicht, dass es „diese Menschen“ nicht auch gibt, sondern dass sie sich nicht nur physisch/sozial sondern auch digital distanziert haben.

Also bitte nicht aufgeben oder von anderen provozieren lassen! :wink: Frohe Weihnachten!