Als großer Fan des ÖRR, der die Erhöhung inhaltlich für sehr sinnvoll erachtet, kann ich die Kritik an der Haltung der CDU in SA aber nicht verstehen. Die haben das seit Jahren als Thema und ihren Wählern versprochen und es in den Koalitionsvertrag verhandelt. Dass man jetzt den Begriff Beitragsstabilität hin und her deutet - nun ja. Typische intellektuelle Elitendebatte, über die sich ja gerade so viele aufregen. Kann man machen, die Wirkung ist für die Akzeptanz des ÖR ist sicher schlecht.
Die Wut auf den ÖRR ist m.E. auch in einigen Teilen eine Wut des Ostens auf den Westen und das System, wo Ostdeutsche mit ihren Perspektiven selten vorkommen, wo neben all den Dax-Konzernen und Bundesligaklubs (außer der Brausenretorte aus Leipzig) alle Zentralen von ARD, ARTE, 3Sat und ZDF sitzen, deren Anstaltschefs Gehälter und Pensionen verdienen, über die auch viel ostdeutsche Firmenchefs nur den Kopf schütteln können. 17 Tatorte kommen aus dem Westen, 2 aus dem Osten, 1 aus Berlin - das nur mal so als Beispiel. Dass hier dann mal rebelliert wird, kann ich nur verstehen, selbst wenn es nur symbolisch ist. Die Bundesregierung hat es bei den letzten 100 neugegründeten Bundesbehörden aber auch nicht besser gemacht, die auch fast alle wieder im Westen gelandet sind. Die Debatte wäre sicher auch eine andere, hätte das ZDF seine Zentrale in Magdeburg.
Dass dieser Punkt hier wieder so schnell runtergefallen ist, fand ich schade. Auch wenn die Lage aus Berlin kommt, so ist es doch m.E. oft eine stark westdeutsche Sicht auf unser Land.
Für die Demokratie und Glaubwürdigkeit von Parteien ist es m.E. ein Desaster, wenn, nur weil die AfD hier das Gleiche wie die CDU in SA seit vielen Jahren will, das nicht mehr vertreten und so abstimmen darf. Egal wie unsinnig das sein mag, oder vielleicht sogar rechtlich fragwürdig. Dann soll dies das Gericht klären. Was hinterlässt das für einen Eindruck bei den Wählern, bei denen der Ärger über den ÖRR vielleicht auch ein Wahlgrund für die CDU war?
Dazu kommt noch, dass von Abbildung der Vielfalt von Meinungen im ÖRR unter den Verantwortlichen recht wenig zu merken ist. Zumindest fällt mir kein erkennbar konservativ oder stramm marktliberal gefärbtes „Gesicht“ im ÖR ein, sozial und ökologisch Engagierte aber zuhauf. Das entspricht nicht unserem Land. Sind solche Leute wie Fleischhauer oder Poschardt im ÖR einfach undenkbar? Mein Eindruck ist, das Binnenklima in den Redaktionen ist doch arg links-ökologisch geprägt.
Das Erklären der Hintergründe des ÖR und der aktuellen rechtlichen Fehlkonstruktion der Abstimmungen war im Podcast aber mal wieder ein ganz großer erhellender Moment. DANKE dafür.