Ich habe mal einen Kommentar zu einem ähnlichen Thema wieder rausgesucht und ergänze Ihn auf das oben gesagte.
Kurz zur Einführung ich komme aus der Event Branche und war fast 10 Jahre Solo-Selbstständig, wie das seit Corona heißt, und bin nun einige Jahre angestellt und falle, wie oben jemand schrieb, ebenso weich. Noch dazu habe ich weiterhin die Möglichkeit Selbständig zu arbeiten.
Was ich gleich vorab loswerden will ist mein leichtes Unverständnis über die Diskussion aus welchem Topf bei Corona welche Gelder herkommen. Kurzarbeit an sich wird derzeit für einen Zweck gebraucht für den es nie gedacht war! Kurzarbeit dient meistens Unternehmen bei einbrechender Auftragslage dafür einige Wochen oder wenige Monate ohne Stellenabbau durch zu kommen. Dabei reden wir aber selten von mehr als 50% Kurzarbeit, eher weniger. Also hier wird meistens normal weitergearbeitet mit „leichten bis mittleren“ Umsatzeinbußen auf beiden Seiten. Ein Komplettausfall wie es ja in manchen Branchen der Fall ist gehört definitiv nicht zu den Grundsätzlichen Aufgaben der Kurzarbeit. Es ist schön das es das gibt und es hier zum tragen kommt, aber für diese Dimension gibt es keine Rücklagen vom Staat der das allein abdeckt.Im übrigen helfen solche Maßnahmen immer beiden Seiten. Warum muss eine Maßnahme zwingend nur den Angestellten und Arbeitern dienen? Das bedingt sich ja oft Gegenseitig.
Alles was gerade gemacht wird um Arbeitsplätze und Unternehmen, welcher Art auch immer, zu retten kommt aus Steuergelder und neuen Schulden, alles weitere ist in so einem Fall finde ich persönlich erstmal zweitrangig. Natürlich sollte erstmal das eingeplante und eingezahlte Geld für vorgesehene Zwecke benutzt werden aber darüber sind wir ja lang hinaus.
Es ist aus meiner Erfahrung eine Mischung aus 2 Punkten. Das im Podcast erwähnte Unverständnis bzw. die nicht Zuordbarkeit von Selbständigen jeder Art und Branche sowie der „Freiheitswunsch“ sein eigenes Ding machen zu können.
Das fängt schon damit an das es nicht „Die Solo-Selbständigen“ gibt, sondern Freiberufler (das sind bestimmte festgelegte Berufe wie z.B. Ärzte und Architekten), Einzelunternehmer, Kleinunternehmer etc. Unterschiedliche Rechtsformen mit unterschiedlicher Besteuerungsart und sozialer Absicherung.
Auch wenn einige davon Büros und Arbeitsmittel haben so kann keiner dieser Formen ein Unternehmergehalt ansetzen oder einen Geschäftsführer einsetzen! Das nur schonmal im Voraus.
Den Aufwand einer UG oder GmbH scheuen viele weil es einfach auch mehr Aufwand ist.
Für Banken bist du damit meistens keine Privatperson mehr aber zu klein für den Geschäftsberaterpart. Also Angestellter reichen bei der Bank als Einschätzung 2-3 Gehaltsabrechungen, als Selbständiger musst du „Blank ziehen“ um dann auch noch schlechter Konditionen zu bekommen weil du immer ein „Risikopatient“ bist. Selbiges übrigens bei Haus oder Wohnungsmiete! Sobald du Leute einstellt und größer wirst wird das alles langsam leichter.
Für den 2. Punkt hier mein alter Beitrag:
"Ja diese Wirtschaftliche Krise hervorgerufen durch einen Shutdown ist unvorhersehbar und trifft mal alle und dann noch in einem Umfang den es so auch noch nie gab.
Dennoch finde ich es schon erstaunlich das Firmen jeder Größenordnung teilweise schon nach einem halben Monat nach staatlichen Hilfen geschriehen haben. Das zeigt wie gut die Wirtschaft bislang lief und wie wenig auf Rücklagen geachtet wurde.
Bei den Solo-Selbstständigen ist das nicht anders. Ich war lange Jahre Einzelunternehmer und kenne die Probleme sehr genau. Dennoch ist der „gewählte Luxus der Freiheit“ auch das was viele wollen. Die Freiheit nicht in gesetzliche Versicherungen etc. einzahlen zu müssen. Seine Altersvorsorge und sein finanzielles Umfeld selbst zu gestalten ist vielen das höchste Gut. Ich kenne so gut wie keinen „Solo-Selbständigen“ der den selben Betrag den Arbeitgeber und Arbeitnehmer vom Bruttoeinkommen des AN abgeben müssen, bereit wären zu zahlen. Es gab vor noch nicht all zu langer Zeit eine Diskussion um die Einführung einer Rentenpflicht für Einzelunternehmer. Der Aufschrei dagegen war nicht zu klein.
Daher ja das System für diese Wirtschaftsbereiche ist komplett zu überholen aber jetzt grundsätzlich das Kurzarbeitergeld als Vergleich herzu nehmen und zu behaupten jedem Stünde immer das selbe zu ist extrem schwierig!
Ich wäre sofort dafür dass das Gehalt des Chefs der Firma bei jeder Rechtform als Geschäftsausgabe zählt. Dann wäre ein Teil der Diskussion um die Soforthilfen schonmal vom Tisch. Zum anderen muss das Angestelltenverhältnis mit dem Solo-Selbstständigentum im Bereich der Renten, Sozial und Arbeitslosenversicherung angeglichen werden um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden. Das würde dann auch gleich noch ein paar andere unschöne Nebeneffekte wie Preisdumping etc entschärfen."
Es mag sicher sein das es Selbstständige jeder Branche gibt in eine Anstellung wollen und keine bekommen, aber ich kenne im Verhältnis 1:10 mehr Beispiele an Leuten die Ihre Freiheit nicht aufgeben sollen. Zumindest war das vor Corona so.
Das werden viele Selbstständige nicht gern hören wollen aber es braucht hier schon für Unternehmer mit einem Angestellten, also Solo-Selbständige eine Angleichung an andere Unternehmensformen oder Angestelltentum, sonst wird es in Krisen immer solche Probleme geben.
Kurz noch darauf eingegangen das oft wenig bis keine Rücklagen gebildet werden. Ja würde ich auch so unterstreichen. Aber das ist kein Problem der Solo-Selbstständigen. In Zeiten von 0%Zins und „Kauf Alles auf Raten“, ist es kein Wunder das weder Privatpersonen, Selbstständige und große Unternehmen entsprechend Rücklagen bilden. Schaut euch bitte mal an wann nach März wer zu schreien begonnen hat. Das waren alle Bereiche von Groß bis Klein. Das Thema Rücklagen etc ist ein viel Größeres und anderes Thema als das der Solo Selbstständigen.