Professorin Grimm hat wie zu erwarten einfach das neokonservativen Phrasenschwein rausgelassen. Wie richtig gesagt, sind die praktischen Probleme, die eine Vermögenssteuer oder auch Erbschaftssteuern ins Feld geführt werden, gelöst. Gerade Kunstwerke sind ein schlechtes Beispiel. Hier könnte man schlicht und ergreifend sagen, man setzt den Versicherungswert an, denn das ist ja offensichtlich der Wert, der dem Kunstwerk durch den Besitzer zugeschrieben wird.
Wo ein Wille ist ein Weg. Klar wäre es umsetzbar. Aber irgendwie scheint es aktuell keine Mehrheit dafür zu geben. Ist natürlich auch wegen dem ständigen Zerreden - das durch finanziellen Rückenwind immer wiederholte Narrativ (bringt nix, ist zu aufwändig, das gute Ersparte usw.).
Da würden mich zumindest die Details interessieren. Denn selbst ein Marcel Fratzscher sagt ja (z.B. im Interview mit Phillip Banse) dass das mit der Vermögenssteuer nicht so trivial ist und man sich vor allem auf die Besteuerung von Grund und Boden konzentrieren sollte.
Jeder Thread zu dem Thema braucht drei Posts bis er die Kritiker auf den Plan ruft, die dann auch jedesmal widerlegt werden. Kannst du dir also in Ruhe mal alles durchlesen.
War auch in der letzten Regierung so.
In der Bevölkerung gibt es die.
Ja, echt nervig diese kritischen Nachfragen.
Wenn die ganzen Probleme zum Thema Vermögenssteuer tatsächlich gelöst sind - warum spricht sich dann sogar ein Ökonom wie Marcel Fratzscher, der mit Sicherheit nicht zum neoliberalen Flügel gehört, dafür aus, im wesentlichen Grund und Boden zu besteuern? Warum teilt er die Sorge, dass bei Besteuerung von anderen Finanzvermögen diese ins Ausland abwandern [1]? Warum teilt er die Sorge, dass eine Besteuerung von in Unternehmen gebundenem Vermögen problematisch ist [2]?
Gehört er damit auch auf die Liste der unseriösen Ökonomen?
Es gibt glaube ich noch einigen Spielraum zwischen „Vermögenssteuer ist kein Problem“ und „Vermögenssteuer ist unmöglich“.
[1]
[2]
Damit wären wir bei Volker Pispers: 80% der Wähler wählen Parteien, die gegen sie selbst Politik machen.
Ich weiß nicht, warum man Union, FDP oder AFD wählt, aber was auch immer die Gründe sind, steht die Vermögenssteuer bei denen halt nicht oben auf der Prioritätsliste. Man kann nun mal nur Parteien wählen und damit nur ein Gesamtpaket.
@MarkusS ich kann natürlich nicht für Fratzscher sprechen. Aber Grund und Boden bietet natürlich Vorteile, da ich da gleichzeitig dem überhitzten Mietmarkt entgegen wirken kann. Ich besteuere die Vermieter und gebe es den Mietern. Die hauen das aber dann auf die Miete drauf und das Spiel beginnt von vorne. Ich habe da meine Zweifel, dass er das so richtig durchdacht hat.
Seine Meinung zum Wegzug hat er vielleicht vor ein paar Tagen nach lesen der Zeit noch mal überdacht. Eine Studie aus den Vereinigten Staaten widerlegt das.
Steuerflucht: Milliardäre sterben eher, als dass sie auswandern | ZEIT ONLINE
Und zum letzten Punkt lässt sich sagen, dass, wenn man den Artikel aufmerksam liest, er nicht die Vermögenssteuer an sich kritisiert, sondern das nicht zielgerichtete und die Ungleichheit fördernde jetzige System. Statt eine Vermögenssteuer anzustreben, sollte man erst mal die Erbschaftssteuer modernisieren. Das ist auch die Position, die er in nahezu allen Interviews vertritt. Erbschaftssteuer rauf, Lücken schließen, Sozialabgaben runter, Startgeld für 18 bzw. 30 jährige von 20.000€ je nach Modell. Das kann man aber durchaus mit einer moderaten Vermögenssteuer flankieren - muss man auch, da man nur so die Ungleichheit wieder etwas reduzieren kann.
Ja natürlich ist Fratzscher FÜR eine Besteuerung von Erbschaft und Vermögen. Aber eben nicht pauschal, sondern da wo es sinnvoll möglich ist. Es geht selbstverständlich nicht darum, dass Fratzscher Frau Grimms Position 1:1 unterstützt. Dazu sind die beiden viel zu weit auseinander. Aber einige ihrer Kritikpunkte (z.B. die genannten) teilt auch er.
Ich kenne Fratzschers Position zur Reform von unserem Steuersystem, zum Mindestlohn etc aus vielen Interviews / Artikeln und teile sie praktisch uneingeschränkt. Sie widerspricht aber in großen Teilen dennoch dem was sehr viele hier fordern. Wenn wir z.B. die Kritik an der Besteuerung von Unternehmen nehmen, würden das viele hier als neoliberal kritisieren. Wenn wir das wiederum ernst nehmen, dann bleiben am Ende nur ein paar Ökonomen wie Niko Paech und co übrig, die das nicht nicht in die neoliberalen Ecke verschoben wurden.
Daher: die Kritik an Frau Grimm auch beim Thema Vermögenssteuer finde ich ja im Grundsatz berechtigt und an manchen Stellen hat sie auch einen Punkt, daher ist sie in ihrer Pauschalität unangemessen.
Ganz interessant dazu:
https://www.wiwo.de/unternehmen/migration-de-luxe-immer-mehr-millionaere-verlassen-deutschland/100136869.html
Kannst du oder jemand anderes die Kernaussagen grob zusammenfassen?
In dem Kontext ist das Interview mit Martyna Linartas hörenswert. Sie forscht zu Vermögensungleichheit.
Ungleichheitsforscherin Martyna Linartas über Umverteilung von Reichtum - Jung & Naiv: Folge 765
ja, auch ich denke das es in der Bevölkerung breite Mehrheiten für eine gerechtere Besteuerung gibt. Diese Mehrheiten müssen politisch mobilisiert werden und dann in den Parlamenten repräsentiert sein. Leider wird die veröffentlichte Meinung bisher eher von der „Gegenseite“ geprägt, Prof. Grimm ist ein Bsp. dafür. Darum braucht es auch zu diesem Thema mehr Auseinandersetzung und Aufklärung , Entzauberung von Mythen usw.
Die „Lage“ ist da ein super Beispiel und sollte von ALLEN deutschen Wählern gehört werden.
ja Versicherungswert bei Kunstwerken, Oldtimern etc. ist einfache Möglichkeit, oder die Steuerpflichtigen belegen durch ein von ihm/ ihr bezahlten Gutachten, abweichende Werte.
ja, das Argument „schwierig zu erheben“ kommt immer, als einfachstes „Totschlagargument“.
Dabei gibt es weltweit „best practises“ dazu, einfach kopieren.
Aber Prof. Grimm verteidigt lieber
weiterhin den Status QUO. Sie offenbart damit erschreckend wenig Gestaltungswille und sieht Reformbedarf immer nur bei „den Anderen“.
Deutschland hat sowohl Ausgabe-, als auch Einnahmeprobleme.
Aber vor allem die Gerechtigkeitsprobleme bei Besteuerung und Vermögen sind eine große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie.
Auch da wären glaube ich die dieses Thema betreffenden Kernaussagen interessant für diejenigen, die keine Zeit für ein 3h Interview haben.
Die Überschrift suggeriert es würde sich um eine Tatsache handeln, die Unterschrift schreibt dann von einer möglichen Zukunft. Etwas mehr Input wäre hilfreich, sonst erinnert das an
Superreiche verlassen Norwegen in Rekordtempo, da die Vermögenssteuer leicht steigt. Die Abwanderung ins Ausland ist ein Schock und kostet Dutzende von Millionen an entgangenen Steuereinnahmen.
[…]
Basierend auf Daten des norwegischen Finanzministeriums zeigt sich, dass zwar einige vermögende Norweger, wie befürchtet, das Land verlassen haben (wobei die Steuererhöhung nur eine von vielen möglichen Erklärungen ist), der Staat Norwegen aber dennoch keineswegs über eine gefährliche Steuerflucht trauern muss, sondern sich über Steuermehreinnahmen aus der Vermögenssteuer freuen darf, die noch nie so hoch ausgefallen waren.
Vermögenssteuer: Der Mythos der Steuerflucht | Telepolis
Du wirst viele Medien finden, die sich auf Teil1 gestürzt und wiedergegeben haben. War aber falsch.
Lage Abo bei Geburt statt Aktiendepot
Ja, aber ohne KI zeitlich auch schwierig zu leisten und unvollständig denke ich, da aus dem Gedächtnis, da ich es ja auch nicht nochmal hören möchte und die Kernaussagen nicht mitschreibe.
Grob:
- Vermögensungleichheit in Deutschland so hoch wie in kaum anderen Ländern. Vergleichbar mit Mexiko. Entsteht vor allem durch Erbschaften, nicht durch Leistung
- Reformen notwendig. z.B. wiederkehrende Schenkung abschaffen zu einem Lebensbetrag.
- Selbst Wirtschaftseliten (CEOs) sind für höhere Erbschaftssteuern. Bei Vermögenssteuer siehts anders aus.
- Vermögensungleichheit ist demokratiegefährdend
Gesellschaftliches Bewusstsein für die Problematik stark gewachsen in den letzten 10 Jahren. Parteien wollen es aber nicht angehen. Kein Gewinnerthema (wieso eig?). Narrative der „Familienunternehmer“ über 30 Jahre aufgebaut und eingebrannt. Die Argumente sind alle Mythen. Beispiel Verschonungsbedarfsprüfung gabs vor 2009 nicht. Dann hätte es vorher ja kaum zu Wirtschaftswunder gebracht werden können.
Idee zur Rückverteilung: Grunderbe. Finanzierung über Besteuerung von Reichtum.
Neoliberalismus/Kapitalismus ist eine Form der Marktwirtschaft. Sie haben keinen Verfassungsrang. Es ist an der Zeit, sich was neues auszudenken.
Hab das gefunden:
Als Ursachen für die beginnende Abwanderung nennt er in einem Bericht der Wirtschaftswoche unter anderem die wirtschaftliche Stagnation, ein im internationalen Vergleich als unattraktiv empfundenes Steuersystem sowie individuelle Beweggründe wie bessere Bildungsmöglichkeiten für Kinder oder das Sicherheitsgefühl im Alltag.
Immer mehr Millionäre verlassen Deutschland
Interessant. Wir haben die Vermögenssteuer noch gar nicht eingeführt und es wird schon rumgejammert. Dabei könnte einer bessere Ausstattung des Staates beitragen, die Stagnation zu beenden, in einigen ökologischen Branchen war Deutschland mal führend und die Bildung hängt natürlich auch an staatlichen Einnahmen.
Gleiches Argument war auch in der Studie letztens zu lesen, in der es hieß, immer mehr Ausländer verlassen Deutschland. Das Thema Stimmung gegen Ausländer war natürlich auch ein Grund. Aber eben auch die wirtschaftliche Entwicklung. Komischerweise wurde nicht genannt, dass es in anderen Ländern höheres Bürgergeld geben würde.
Deutschland könnte also tatsächlich für alle Gruppen von Menschen so attraktiv sein, weil es wirtschaftlich so bedeutend ist.
Sind diese Millionäre dann auch Wirtschaftsflüchtlinge, die eine bessere Perspektive im Ausland suchen?
Eine Mehrheit gibt es dafür schon lange - keine politische Mehrheit bei gewählten Volksvertretern.