Ich muss einmal kurz eingreifen. Die Ermäßigung auf die Netzentgelte nach §14a EnWG bekommt man nur mit angemeldeten und bei Bedarf steuerbaren Verbrauchern mit einer Leistung von 4,2kW. (SteuVE)
Das Modul 1 gibt einen pauschalen Nachlass, Modul 2 pro kWh einen bestimmten Betrag und Modul 3 sind die von euch beschriebenen dynamischen Netzentgelte.
Ohne eine SteuVE auch kein Modul. Die sind also nicht wie von euch beschrieben an den dynamischen Strom Tarif gekoppelt.
Und in einer Mietwohnung kommt man da nur schwierig dran. Denn ohne Verbraucher der potentiell mehr Leistung zieht als man aus einer mit 16A abgesicherten Steckdose bekommt ist auch nix mit variablen Netzentgelten. Leider.
Drei Anmerkungen zum Thema „dynamische Netzentgelte“:
Im Podcast wurde davon gesprochen, dass die Ampel-Regierung hier noch schnell etwas möglich gemacht hat. Die Netzentgeltsystematik wird allerdings von der unabhängigen Bundesnetzagentur festgelegt. Die im Podcast besprochene Regelung klingt nach dem Beschluss der BNetzA vom 23.11.2023.
Es wird typischerweise zwischen zeitvariablen Netzentgelten und dynamischen Netzentgelten unterschieden. Im Podcast wurde wohl über die Regelungen nach §14a EnWG Modul 3 gesprochen. Das sind zeitvariable Netzentgelte. Dynamische Netzentgelte gibt es in Deutschland (noch?) nicht – siehe dazu das aktuelle Diskussionspapier der BNetzA.
Im Podcast wurde behauptet, dass alle Netzbetreiber dynamische (bzw. zeitvariable) Netzentgelte anbieten müssen. Das ist nicht korrekt, da sich §14a EnWG Modul 3 ausschließlich auf Anschlüsse im Niederspannungsnetz bezieht (d.h. auch nur für solche Netzbetreiber relevant ist).
Anmerkung zu Dach-/Balkonsolaranlagen und Heimspeichern: Diese lohnen sich aktuell insbesondere aufgrund der Marktverzerrungen durch das EEG und die Vorteile, die die aktuelle (d.h. jahrzehntealte) Netzentgeltsystematik hier bietet. Beides wird sich möglicherweise bald ändern (siehe das BNetzA-Papier oben). Volkswirtschaftlich sind Freiflächensolaranlagen und Quartierspeicher die bessere Wahl (mal abgesehen von Heimspeichern in Form von Elektrofahrzeugen).
Als Landwirt habe ich meine allergrößten Schwierigkeiten mit Freiflächen PV.
Nicht grundsätzlich mit PV, sondern Freiflächen PV in Konkurrenz zu Ackerflächen.
Wenn ich aktuell sehe wie viel Fläche entlang der A61 am Tagebau Garzweiler zugebaut wird, dann weiß ich nicht wie nachhaltig das tatsächlich ist.
Fläche ist ein begrenztes Gut. Und schon seit Langem gibt es einen hartes Ringen um die Zuteilung der Flächen (Landwirtschaft/Gewerbeflächen/Wohnen). Nun kommt mit Freiflächen PV eine (durchaus lukrative) weitere Option dazu. Unternehmen, die Freiflächen PV betreiben versprechen 4500-5000€/ha an Pacht und suchen Flächen >5ha.
Mit der Pacht, die ich als Landwirt für die PV Anlage erhalte, könnte ich Faktor 3-4 Fach weitere Fläche dazupachten und ackerbaulich nutzen.
Ich sehe eine weiter verstärkte Verzerrung um Land und folglich weiter angeheizten Strukturwandel.
Die breite Öffentlichkeit wünscht sich (plump gesagt) „kleinestruturierte Familienbetriebe“, die aber genau duch sowas unter enormen Druck geraten. Der Wettbewerb um Land nimmt zu, das treibt die Preise hoch und übrig bleiben die Betriebe, die nach Grenzkosten am günstigsten Produzieren oder ihre Landwirtschaft duch andere Einnahmequellen quersubventionieren können.
Klar ist PV wichtig! Aber bitte auf bereits versiegelten Flächen in Wohn-oder Industriegebieten
14% der Ackerflächen werden für Energiepflanzen genutzt, die wir dann in Autos verbrennen. PV ist hier um Faktoren flächeneffizienter.
Wenn ich an Garzweiler vorbeifahre, denke ich auch nicht an Nachaltigkeit. Aber bestimmt nicht wegen der PV-Flächen.
Grundsätzliche Zustimmung.
Ich glaube in die 14% sind auch Flächen für Biogas mit reingerechnet. Da geht’s dann nicht nur um Autos. Aber auch da, wenn man Teile der Biogasproduktion auf FFPV umstellen würde, dann hätte man in Summe wieder mehr Flächen. Und bisschen weniger Fleisch essen, würde auch mehr Flächen freimachen
Damit meinst du, dass von den weiterverarbeitenden Betrieben/Supermärkten niedrige Abnahmepreise für eure Rohgüter verlangt werden und nur Landwirte dies leisten können, die zum Teil andere Einnahmequellen nutzen, der „reine“ Landwirtschaftsbetrieb da aber nicht mithalten kann? Also der Landwirt hat am Ende gar nix damit verdient, weil insgesamt die Abnahmepreise niedrig bleiben, obwohl Kosten der Landwirtschaft steigen, er diese Preise aber nur anbieten kann, wenn er einen Teil des Ackers für andere Dinge nutzt? Interessant. Habe ich so noch nicht gesehen. Gesamtgesellschaftlich wäre das natürlich ein Plus, wenn man dadurch weiter günstige Lebensmittel bekäme. Verstehe aber deinen Punkt aus Sicht eines Landwirts. Denke aber auch, dass das Problem des Preisdrucks ohne FFPV weiter gehen würde, keine FFPV löst das Grundproblem fairer Preise also nicht oder?
Gerade in Städten würde ich mir aber einen klaren Booster für PV auf Mehrfamilien Häusern wünschen. Da geht noch viel zu wenig und viel zu langsam.
Zur FFPV noch ein paar Anmerkungen. Errichter werden darf nur auf benachteiligten Gebieten, also z.B. mit schlechter Bodenqualität. Die Autobahnen werden gerade zu gepflastert, weil Randstreifen von 200m neben der Autobahn besondere Vorranggebiete sind, hier darf auch auf guten Böden gebaut werden. Der Flächenverbrauch wird hierfür bis 2030 bei <1% der landw. Ackerfläche geschätzt. Die Fläche ist anders als beim Tagebau auch nicht verloren und könnte irgendwann wieder Ackerland werden. FFPV sind wichtige Regenerationsflächen für Böden und Biodiversität, was auch wichtig ist.
Und es gibt Konzepte wie Agri PV, wo es zu einer Mischnutzung kommt, Anbieter sind z.B. next2sun.
Es gibt einen grundsätzlichen ökonomischen Unterschied zwischen Solaranlagen auf dem Dach von Häuslebesitzern und Balkonkraftwerken, der m.E. zu wenig im Podcast differenziert wird. Der Unterschied besteht darin, dass Balkonkraftwerke als Steckersolaranlagen in ihrer Einspeiseleistung auf 800 Watt limitiert sind (hat Sicherheitsgründe). Das macht einen fundamentalen Unterschied, da der momentane Verbrauch immer nur um maximal diesen Betrag reduziert werden kann.
Wenn ich dusche und mein Durchlauferhitzer mit 18-21kW Strom zieht, kann ich davon nicht mal 5% mit meinem Balkonkraftwerk und der darin verbauten Batterie abdecken. Ähnliches gilt beim Kochen usw. Ich habe das mal überschlagen und glaube, dass ich bei unserem Vierpersonenhaushalt mit recht energiesparenden Geräten maximal 50% der Stromkosten reduzieren kann.
Deutlich gravierender ist der Unterschied aber noch für das Thema Arbitrage, also den Handel mit Strom (preiswert laden und dann zurückspeisen wenns teuer ist). Hier tritt wie von koaschten oben schon beschrieben das Problem auf, dass es schwierig wird, ein echtes Smartmeter eingebaut zu bekommen. Aber selbst wenn man das löst kommt dazu, dass ich niemals mehr als 800Watt (abzüglich instantanem Eigenverbrauch) einspeisen kann. Wenn ich mal überschlage, dass ich da am Tag vielleicht mal 2 kWh einspeise, an denen ich selbst an Tagen mit großem Spread vielleicht mal jeweils 25ct (wäre schon viel) verdiene, ist es schwierig das halbwegs wirtschaftlich zu machen. Mein Speicher (2,7kWh) mit Energiemanagementsystem lag bei 1200€ Anschaffungskosten.
Als Wohnungsmieter kann man mit Arbitrage über eine Steckeranlage alleine kein Geld verdienen. Wer ein Haus mit potentem Wechselrichter und vielleicht zwei E-Autos in der Garage hat, hat da völlig andere Möglichkeiten.
Zum Thema: „lohnt sich der Akku und das netzdienliche Verhalten“.
Kurze Antwort: Nein.
Dabei haben unsere beiden Hosts die Akku-Kosten als „immer billiger“ abgetan. Für eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ist nämlich die Anschaffungs-, Installations- und Batteriekosten durch die Energiemenge zu teilen, die der Akku laden/entladen kann, bevor er kaputt ist.
Wir Wissen alle, dass Akkus Verschleißteile sind. Ein guter Indikator ist also die Garantiezeit und -Bedingungen des Akku-Herstellers. Die Daten oben kommen aus den Datenblättern und dem Angebot eures Elektrikers. Daraus kann man errechnen, was das Speichern im eigenen Akku pro kWh kostet.
Zusätzlich hat man Lade- und Entladeverluste. Am Ende muss also das Delta zwischen Einkaufs und Verkaufspreis höher sein als der Speicherpreis inklusive der Verluste.
Fazit: Ich habe eine PV-Anlage installiert und meinen PV-Bauer nach einem Akku gefragt: Er meinte zu mir: Da sie rechnen können, kann ich ihnen leider keinen Akku anbieten. Ich frage regelmäßig bei ihm an, aber seit Jahren kann er nichts anbieten, was sich rechnet.
Das wäre dann zumindest mal ein PV-Bauer der selbst rechnen kann. Würde vermuten das ist eher die Ausnahme.
Die Regel ist dann eher so was wie „Akku wird immer billiger“
Vielen Dank für den Beitrag zu den dynamischen Strompreisen bzw. Handel.
Ich verstehe allerdings Eure Begeisterung für das Thema nicht. Eure Argumente klingen mMn sehr theoretisch.
Es kommt mir eher so vor wie der Spruch „Ein Angebot ist immer gut für den der es macht“
Natürlich sind es subjektive persönliche Erfahrungen.
Ich beziehe Netzstrom nur gut vier Monate im Jahr, natürlich im Winter, wo der Strom grundsätzlich teuer ist. Aktuell zahle ich 27 ct/kWh. Das Risiko ist hoch, dass man mit einem dynamischen Tarif zu Unzeiten teuren Strom kaufen muss.
Im Sommer speise ich meinen überschüssigen PV-Strom ein. Dafür erhalte ich aktuell 8 ct/kWh.
Mit einem dynamischen Tarif würde ich bei den aktuellen Wetterverhältnissen für das Einspeisen Geld bezahlen.
Natürlich habe ich einen Stromspeicher und E-Auto, verbrauche 75% meines Stromes selbst, aber nach meiner Lesart würde ich nach den aktuellen Konditionen mit einem dynamischen Stromvertrag draufzahlen.
Auch die Annahme, jeder hätte 50 kWh Speicher im Keller stehen, halte ich nicht für realistisch. Eher 10. Und damit hat das Zocken wirklich keinen Sinn.
Aktuell geht es noch nicht ums Einspeisen von Netzstrom,der mal in einer Batterie gespeichert wurde, sondern um das verbrauchen des Stroms aus dem Speicher, den man zu Zeiten günstigen Stroms voll gemacht hat, zu Zeiten mit hohem Strompreis,um dann Netzbezug zu vermeiden.
Dynamische Einspeisetarife gibt es mWn noch nicht.
Aktuell wäre es ja erstmal der Fall, dass weniger EE abgeregelt wird. Insgesamt ist natürlich eine Glättung zu erwarten, das hat aber erstmal wenig Effekt. Wenn man bedenkt, dass die mittlere Last bei 60-70 GW Bezug liegt und wir alleine für Solar bis 2030 das Ziel haben 215 GW auszubauen. Da wird der Strompreis mittags weiterhin niedrig sein. Abgeschwächt wirds natürlich durch die neue Regelung, dass es bei Negativpreisen keine Vergütung mehr gibt. Das wird bei neuen Anlagen Anreize schaffen, selbst einen Speicher mit daneben zu stellen.
Wenn man sich einfach nur die letzten Tage mit 50-60 GW Solareinspeisung anschaut. Aktuell ist der Preis tagsüber idR sehr niedrig.
Meine Vorgängerinnen und Vorgänger haben bereits sehr gute Arbeit geleistet. Als ich das Thema hörte, gingen bei mir jedoch sofort die Alarmglocken an. Der komplexe Sachverhalt wurde gut erklärt, allerdings wurden dabei die dynamischen Stromtarife der Stromversorger mit den zeitvariablen Netzentgelten nach Paragraf 14a EnWG und der Wahl des Moduls 3 durcheinandergebracht.
Zur Einordnung: Zeitvariable Netzentgelte nach Paragraf 14a EnWG können gewählt werden, wenn ein Batteriespeicher, eine Wärmepumpe, eine Wallbox oder eine Klimaanlage mit mehr als 4,2 Kilowatt betrieben wird. Grundsätzlich ist auch ein Nebeneinander von dynamischen Stromtarifen und zeitvariablen Netzentgelten möglich. Ein dynamischer Stromtarif kann übrigens auch ohne eine solche Anlage genutzt werden.
Die EnWG-Novelle 2025, oft als Solarspitzengesetz bezeichnet, bringt wichtige Neuerungen. Sie erleichtert die Direktvermarktung von Solarstrom, vor allem für kleinere Anlagen, und erlaubt eine flexiblere Nutzung von Batteriespeichern. Bisher war es zum Beispiel nicht erlaubt, Strom aus dem Netz zu beziehen und ihn später wieder einzuspeisen. Das wird nun möglich.
Diese Themen sind mittlerweile so kompliziert, dass selbst die bestqualifiziertesten Mitarbeitenden in den Stadtwerken kaum noch den Überblick behalten.
Die Grafik ist übrigens stark irreführend im Bezug auf Wald.
Dieser Wald umfasst auch Nutzwald.
Das heißt von diesem großen Teil Wald bleiben am Ende rund 1/5 echte, naturnahe Waldflächen übrig.
Und nachhaltig bedeutet in dem Zusammenhang auch nur, dass nicht mehr abgeholzt wird als nachwachsen kann. Was absolut irrsinnig ist.
Die Graphik zeigt es doch sehr schön: Der Preispeak abends gg 21 Uhr ist so kurz, dass ich meine 20 kWh gar nicht so schnell ins Netz schieben kann, wie ich müsste, um den besten Preis mitzunehmen.
Mit der Annahme, dass durch den massiven Einsatz von (privaten) Pufferspeichern die Kurve geglättet wird, dann wird ein Schuh daraus.
Darauf stellen sich mir die Fragen, warum ich für viel Geld noch mehr Pufferspeicher anschaffen soll?
und ich im Zweifelsfall auch noch Gebühren für das Einspeisen entrichten soll?
Muss jeder für sich selbst entscheiden. Entscheidend ist ja nicht der Peak, sondern der Spread. 19.6. ist in vielen Bundesländern Feiertag, 20. somit Brückentag und dann Wochenende. Ist jetzt auch keine repräsentative Kurve, ging mir eher darum zu zeigen, dass ich nicht denke, dass absehbar die niedrigen Preise verschwinden würden.
Wer sich ernsthaft überlegt nen privaten Speicher anzuschaffen, mit dem er außer seine PV zu puffern noch Strom aus dem Netz ein- und ausspeisen möchte, der muss sich ein ganzes Jahr anschauen und durchrechnen. Da ist dann Wind auch relevant im Winter und in der Übergangszeit.
Ich würde empehlen, auch bei diesem Thema jemanden mit Fachkunde einzuladen. Es klingt jedesmal eher nach Bastelecke. „Strom“ und „Energie“ werden munter durcheinander geworfen, und keiner erklärt, wie denn der gute Netzbetreiber nun den per PV eingespeisten oder den per Batterie eingespeisten Strom auseinander halten soll.
Ich kenne noch dieses Papier: Einschränkungen für Heimspeicher zum Entladen ins Stromnetz sollen aufgehoben werden – pv magazine Deutschland
Allerdings weiß ich nicht, wie nun die Umsetzung läuft. Vl. kann man da ein Interview führen.
Vielleicht könnt Ihr einmal darüber berichten, warum es in Deutschland und großen Teilen Europas nicht möglich ist, das bidirektionale Laden, insbesondere Vehicel-to-Home (V2H), flächendeckend einzuführen. Hier steht eine immense Speichermöglichkeit zur Verfügung. In Asien, insbesondere in Japan und Korea wird diese Technologie bereits seit einigen Jahren eingesetzt.
Die Argumentation bzgl. Nachhaltigheit und Kosten ist richtig. Da sind Akkus teilweise ueberhaupt nicht gut.
Aber rein auf die Stromnetze bezogen ist dieses „dienliche Verhalten“ dennoch richtig. (Aber das blendet natuerlich die anderen Faktoren komplett aus)