Wie sieht es mit der Verarbeitung von Fettsäuren aus Algenfarmen aus. Das sei wirtschaftlich noch viel zu teuer, da man für die Aufreinigung / das Reforming auch Wasserstoff und Katalysatoren braucht, aber es gab doch schon Pilotprojekte.
Die sehen aus wie riesige Reagenzgläser, die man zB an den CO2 Auslass von Fabriken gebaut werden kann.
Wie utopisch ist denn sowas, im Vergleich zu reinen Wasserstoff Autos?
Von den Algen Farming liest man eigentlich gar nichts mehr.
Ihr sprecht von Kapazität, benutzt aber die Einheit kW. Einheit für Kapazität ist kWh. Wichtig in der Diskussion die korrekten Einheiten zu benutzen.
Ist korrekt, allerdings auch nicht ganz so simpel. Es wird häufig auch von kraftswerkskapazität gesprochen, siehe zum Beispiel auf der Seite des Umweltbundesamts Kraftwerke: konventionelle und erneuerbare Energieträger | Umweltbundesamt
Im Jahr 2023 erreichte der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland einen neuen Höchststand: In diesem Jahr wurden 18,5 Gigawatt (GW) an erneuerbarer Kraftwerkskapazität zugebaut. Dieser Zubau liegt 70 % höher als die vorherige Ausbauspitze aus dem Jahr 2011. Insgesamt stieg damit die Erzeugungskapazität erneuerbarer Kraftwerke auf 168,4 GW (siehe Abb. „Installierte Leistung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“).
Eine genaue Abgrenzung von Fachbegriffen ist leider im Journalismus nicht erwartbar. Es reicht häufig, wenn der Hörer (kein Experte) versteht, worum es geht. Zu viele Fachbegriffe können da eher hinderlich sein.
In der Energietechnik und -wirtschaft spricht man in der Tat von „Kraftwerkskapazitäten“ und meint damit die zur verfügung stehende Kraftwerksleistung.
Das ist vom Wording her leider etwas unglücklich und leicht zu verwechsel mit dem Begriff der „Speicherkapazität“, bei dem es natürlich um die Energiemenge (bspw. in KWh) geht welche zur späteren Nutzung eingespeichert werden kann.
Das gleiche Problem hat man leider in der Elektrotechnik auch mit der „Elektrischen Kapazität“, womit die physikalische Ladungskapazität eines elektrischen Bauteils gemeint wird (gemessen in Farad).
Je nach Kontext muss man da leider aufpassen
Liebes Lage-Team,
ich möchte Bezug nehmen auf die LdN-Folge vom 17. April 2025, in der es ab Minute 18:45 um die Energiesicherheit/ -stabilität durch den Ausbau von Gaskraftwerken geht.
Ungeachtet der klimatischen Auswirkungen durch den Bau neuer Gaskraftwerke, haben mich die ‚gaspositiven‘ Aussagen dahingehend stutzig gemacht, dass wir uns weiter stark von anderen meist autokratischen Gasliferanten abhängig machen. Die Modellierungen von Claudia Kemfert, nach der es bereits ausreichend Kapazität gäbe, werden dabei als „Prinzip Hoffnung“, als zu riskant abgetan (und damit implizit eine Gas-Abhängigkeit als insgesamt sicherer bewertet).
Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme, hat nun in einem Youtube-Video und ausführlicher in seinem Podcast auf die Risiken des Erdgas-Ausbaus hingewiesen. Im Vodergrund stehen dabei sicherheitspolitische Aspekte und eine klimatische Schlechtereinstufung durch den nun massiven Bedarf an Fracking-Gas, bei dem große Mengen Methan freigesetzt wird (welches in vielen Gasbewertungen nicht berücksichtigt wird).
Diese zentralen und weitere Aspekte wurden in der damaligen Folge gar nicht betrachtet, weshalb es hier einer neuen vielschichtigeren Betrachtung bedarf. Die durch die Zäsuren neue Ausgangslage und die damit verbundene Diskussion über eine Energiestabilisierung durch kurzzeitigen Strom aus Kohlekraftwerken (und Batteriespeichern) wurde in der alten Folge nicht ausreichend betrachtet.
Ich bitte euch daher, die Kernaussagen der alten Folge noch einmal kritisch auf Angemessenheit in der neuen Weltlage zu überprüfen und dieses Thema einmal umfassend inkl. sicherheitspolitischer Risiken und Fracking-Gas abzufassen.
Mein Eindruck ist, dass der Ausbau von Gaskraftwerken als idealer Weg zur Energiesicherheit nach den Zäsuren der letzten 3 Jahre nicht mehr zeitgemäß ist, daran aber weiter von vielen Experten und Ökonominnen festgehalten wird, die diesen Weg vor 10 Jahren - damals richtigerweise - als ideal beschrieben haben. Russland fällt als Partner weg, übt stattdessen Anschläge auf Infrastruktur aus (künftig möglicherweise auch auf Gaspipelines nach Norwegen), USA auch kein verlässlicher Partner mehr durch Trumps Faschismus, etc.
Ich freue mich auf eine neue Ausarbeitung dieses Themas unter Berücksichtigung dieser ‚neuen‘ Gesichtspunkte.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich etwas übersehen habe - gibt es dazu eine Quelle?
Habe ich auch noch nicht gefunden. Sie verweist auf eine Studie/Berechnung, die ich aber auch nicht finden konnte
Claudia Kemfert sagt, mit dieser Kombination bräuchte es eigentlich auch keine neuen Gaskraftwerke. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen habe das durchgerechnet. Und: Gaskraftwerke seien eben bei Weitem nicht die einzige Art Kraftwerk, die man flexibel an- und abschalten könne.
Wie klimafreundlich sind Gaskraftwerke? | tagesschau.de
Die Ansicht hat sie auch schon zur Kraftwerksstrategie der Ampel vertreten
Quelle ist hier die Wiedergabe Kemferts Aussage im Telefonat mit den Hosts von LdN: „Wir haben aktuell ausreichend Kapazität um auch durch solche Dürren im Winter zu kommen. Zumindest bis Anfang der 30er Jahre. Vor allem müssten wir mehr natürliche Biomasse nutzen, das tun wir nicht im ausreichenden Maße. […] Die geplanten 20 GW seien jetzt daher überflüssig.“
Leider wurde in der Folge nicht die genaue Quelle der „Modellierung“ genannt.
Naheliegend ist, dass es sich um diese Veröffentlichung handelt: DIW Wochenbericht 18 / 2024, Von: Mario Kendziorski, Lukas Barner, Claudia Kemfert, Christian von Hirschhausen, Enno Wiebrow
Auf Seite 273 heißt es:
Die Modellergebnisse zeigen, dass auch ein Kohleausstieg 2030 weiterhin erreichbar ist (Abbildung 5). Die Ausbauziele von Wind und Solarenergie führen dazu, dass 2030 der Großteil des Strombedarfs (ca. 80 Prozent) durch erneuerbare Energien gedeckt wird. Phasen mit geringer Erzeugung aus Solar und Windenergie können dabei mit Flexibilitätsoptionen abgefangen werden, so zum Beispiel mit einer flexiblen Nachfrage im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität oder der Industrieprozesse. Die zusätzliche Stromnachfrage kann durch Preissignale auf Stunden verschoben werden, in denen ausreichend Strom verfügbar ist, um Lastspitzen zu vermeiden. Bei Wärmepumpen ermöglichen integrierte Pufferspeicher eine Flexibilität von typischerweise wenigen Stunden. Elektroautos bieten abhängig vom Verbrauchsprofil und der Batteriegrößen eine Flexibilitätsdauer von mehreren Stunden. Im Industriesektor kann die Stromnachfrage durch Anpassungen bei hohen Energiepreisen reduziert werden. Zusätzlich sind die Erzeugung aus Pumpspeicherkraftwerken oder der Stromimport weitere Optionen. Erdgaskraftwerke stellen dabei 2030 noch 18 Prozent der Jahreserzeugung dar, weisen allerdings einen stark rückläufigen Trend auf.
Meine Kritik sollte aber weniger direkt darauf eingehen, sondern vielmehr zunächst anhand der Aussagen in dem Podcast nahelegen, dass diese Modellierungen als „Prinzip Hoffnung“, als zu riskant dargestellt werden. Wohingegen eine genauere Betrachtung unter Hinzuziehung weiterer genannter Aspekte insgesamt eher das Gegenteil, die zu starke Abhängigkeit von Gas als zu riskant nahelegt.
Es richtet sich also vielmehr auf das, was nicht gesagt wurde, als auf die im Podcast zitierten Aussagen Kemferts.
Danke, das passt für mich schon viel besser zusammen. Vor allem die Aussage „Zumindest bis Anfang der 30er Jahre“ ist wichtig. Die Frage ist wann man mit dem Bau möglicher notwendiger Kraftwerke für danach beginnen müsste.
Besonders das finde ich spannend. Also da gibt es sicher einiges was sogar saisonal gesteuert werden kann. Die entscheidende Frage dazu ist ja aber immer: zu welchem Preis? Also ist der Verzicht von energieintensiver Industrieproduktion zum Zeitpunkt geringer Energieerzeugung eine Maßnahme, die im Vergleich zu anderen Optionen ökonomisch sinnvolle CO2 Vermeidungskosten aufweist? Das finde ich gar nicht so einfach zu beantworten und mich würde interessieren wie man zum Schluss kommt, dass das so sein dürfte.
Diese Frage stellt sich hier noch gar nicht. Und das ist auch ein Fehler, der in der Podcastfolge begangen wurde: Es wird der Verzicht auf ‚Energiestabilität‘ anderen CO2-Einsparmaßnahmen gegenübergestellt.
Dabei lautet die Frage (wie auch hier im Titel angedeutet): Auf welche Energiequellen setzen wir jetzt (!) neben Erneuerbaren, um den gelegentlichen Bedarf durch ‚Dunkelflaute‘ zu decken?
(…WENN wir uns weigern, zeitnah unsere Wirtschaft zu flexibilisieren und auf Erneuerbare anzupassen)
Ich habe den DIW Bericht so verstanden, dass wir unter anderem deshalb nicht so viele Gaskraftwerke brauchen, weil wir den Bedarf durch Flexibilisierung zeitlich etwas an das Angebot anpassen können. Sobald ich dieses Fass aufmache, muss ich mir doch aber genau die o.g. Frage stellen, oder?
Na weil das längst untersucht und bekannt sein sollte.
Dazu sollten wir mal in die Ergebnisse des ögP Synergie schauen. Oder Jedenfalls bei Kopernikus.
Trimet hat das schon umgesetzt.
Dann poste doch gerne mal ein paar Links / Quellen. Ich habe zumindest Probleme bekommen, dazu etwas belastbares zu finden.
Ich fasse es nochmal für dich zusammen - zwei Fragestellungen:
- Brauchen wir überhaupt mehr fossile Kapazität, wenn es Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Wirtschaft, zur Anpassung an Erneuerbare gibt?
2. Mit einer ‚konservativen‘ Politik der Nichtanpassung, ist es dann ökonomisch und sicherheitspolitisch sinnvoll, jetzt (!) auf den Ausbau von Gas zu setzen wo es eine weniger angreifbare Alternative gibt (Batterie+Kohle)?
Ich will die - ja auch im Podcast besprochene - 1. Frage gar nicht als weniger relevant bewerten, aber sehe im Moment, dass die zweite Frage gerade viel zu kurz kommt und endlich auch mal behandelt werden sollte.
Also bitte nicht weiter auf Kemfert/ DIW eingehen, sondern einmal auf Quaschning. Danke
Nach meinem Verständnis kann man die zwei Fragestellungen zumindest nicht sinnvoll voneinander trennen. Angebot und Nachfrage hängen ja zusammen. Zum einen zeitlich, zum anderen aber auch zeitlich gemittelt quantitativ. Alle brauchbaren Prognosen die ich heute kenne, gehen irgendwie davon aus, dass wir uns im Rahmen der Energiewende anpassen werden müssen. Das gilt z.B. auch für alle 4 Szenarien aus der Fraunhofer ISE Studie, die zwar unterschiedliche Arten der Anpassung voraussetzen, aber sie gehen z.B. sämtlich davon aus, dass wir Energie einsparen und unsere Industrieprozesse an die Gegebenheiten der Energiewende anpassen werden.
Das Szenario
ist für mich daher schwer definierbar und höchstens von akademischem Interesse.
Die Aussagen von Quaschnig sind ja im großen und ganzen nichts neues. Gaskraftwerke brauchen wir vor allem langfristig für saisonale Speicherung. Die These, dass wir jetzt erstmal keine neuen Gaskraftwerke brauchen ist eigentlich nur mit dem Suffizienz Szenario der Fraunhofer ISE Studie in Einklang zu bringen. Es wäre also machbar aber nur mit deutlicher Anpassung auch im privaten Bereich. Die Nutzung von Batteriespeichern für die nicht-saisonale Speicherung ist hier ja schon eingepreist.
Danach wird es bzgl. Alternativen ja schon dünn. Ob Kohle wirklich bzgl. Klimaneutralität weniger schlimm wäre ist umstritten. In jedem Fall wären die gesundheitlichen Schäden so hoch wie bei kaum einer anderen Energiequelle. Zudem sind Kohlekraftwerke Grundlast Kraftwerke. Sie für die Abdeckung von Lastspitzen oder saisonalem Ausgleich zu verwenden dürfte also mindestens unökonomisch sein. Da würden sich fast schon AKWs besser eignen. Insofern sehe ich bei einer Energiepolitik ohne nennenswerte Anpassung keine wirkliche Alternative zum Erdgas. Die Fraunhofer ISE Ergebnisse für die anderen Szenarien gehen auch von einem Mehrbedarf von Gaskraftwerkskapazitäten (GuD bzw. Gasturbine) bis 2030 aus. Wenn ich 2030 ein neues Gaskraftwerk betreiben möchte, muss ich heute anfangen es zu bauen.
Mir klingt das nach einer guten Lösung für Mietobjekte. Die Gas-/Ölheizung günstig ersetzen und dass die Stromrechnung vierfach so hoch ist wie bei einer Wärmepumpe fällt dem Mieter vielleicht gar nicht auf, kann ja viele Gründe für eine hohe Stromrechnung geben. Wenn man dann noch eine Photovoltaik aufs Dach baut und als Mieterstrom verkauft ist das definitiv lukrativer als den Strom einzuspeisen.
Nun, die Realpolitik sieht gerade genau so aus.
Meine Darlegung ist also das Steelman-Argument: Selbst wenn die Regierung sich weigert die Wirtschaft anzupassen, macht es keinen Sinn jetzt (!) mit Gasausbau ausgleichen zu wollen.
Sicherheit (Gaspipelines sind angreifbar), Abhängigkeit von Trumps Fracking-Gas, …
Ich sehe nicht dass auf diese und weitere Kernargumente eingegangen wird und folge daraus, dass du dir die Quellen nicht angeschaut hast. Ich werde das hier daher nicht weiter verfolgen.
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