Das ist das Problem mit Trump: Er versteht einfach nicht, wie viele massive Vorteile die USA u.a. durch die Leitwährung US-Dollar hatten. Er sieht nur die Punkte, in denen die USA im Nachteil sind, aber nicht die vielen Vorteile. Nun ruiniert er diese massiven Vorteile in dem kläglichen Versuch, die Nachteile mit der Brechstange ausgleichen zu wollen.
Zukünftigte Regierungen werden Jahrzehnte dafür brauchen, den Schaden, den Trump in diesen ersten vier Monaten seiner Regierung angerichtet hat, auszugleichen. Wenn der US-Dollar tatsächlich massiv an Relevanz verliert, wird das einen massiven Verlust von Wohlstand für die USA bedeuten. Ich hoffe einfach, dass die Wähler das irgendwann verstehen und Trump aus dem Weißen Haus jagen, wie Liz Truss aus der Downing Street gejagt wurde. Es ist buchstäblich die gleiche Art der Inkompetenz.
In einem Treffen mit Investoren in Washington soll US-Finanzminister Scott Bessent laut der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt haben, dass die Zölle auf dem aktuellen Niveau nicht haltbar seien und er eine Deeskalation erwarte. Die Verhandlungen mit China hätten noch nicht begonnen, eine Einigung sei aber möglich.
Englische Quellen deuten in eine ähnliche Richtung:
Mr Trump said he believes a tariff deal with China could happen „pretty quickly,“ adding he isn’t going to „play hardball“ during negotiations.
Offenbar können die USA die chinesischen Zölle nicht aufrechterhalten und wollen keine harte Linie in möglichen Verhandlungen fahren.
Ein kräftige Lockerung der Zölle gegen China (egal was ich persönlich von den Zöllen halte) ohne substantielle Gegenleistungen der Chinesen, käme mir, nach allem Wind, den Trump gemacht hat, wie eine gewaltige außenpolitische Niederlage vor.
Vielleicht ist es genau das. Soweit ich es mitbekommen habe, haben die Chinesen Trump weitgehend ignoriert. Sie haben mit 125% Zoll auf seine 145% reagiert (diplomatisch das minimal Notwendige) und angesagt, dass sie auf weitere Zollerhöhungen von Seiten der USA nicht mit eigenen Erhöhungen antworten würden, weil der Handel schon bei 100% weitgehend zum Erliegen kommt. Dann haben sie noch Exportbeschränkungen für einige Rohstoffe erörtert, die die USA genauso gut daheim oder in der Ukraine abbauen könnten, aber nicht umgesetzt. Irgendwo habe ich noch ein Interview gesehen, in dem ein chinesischer Regierungsvertreter den Einwurf „But then you risk loosing the american market“ sehr brüsk mit „We don‘t care!“ abgekanzelt hat - ein sehr klares „Trump kann uns mal kreuzweise.“ Chinas Strategie scheint eher zu sein, auf andere von den Zöllen betroffenen Staaten zuzugehen und Gespräche zu suchen, wie man das Beste aus der Situation machen kann - Möglichkeiten zu suchen, den wegbrechenden Handel mit den USA durch Handel mit China aufzufangen und zu substituieren. Dieser Handel würde natürlich größtenteil in RMB abgerechnet werden, was den aktuell ohnehin fallenden Dollar weiter schwächen dürfte.
Jetzt weiß ich natürlich nicht, was hinter den Kulissen noch gelaufen ist. Es kann aber sehr gut sein, dass die USA einfach zu hoch gepokert und zu heftig verloren haben. Ich bin mir aber auch sicher, dass Trump in spätestens zwei Wochen den nächsten Aufreger generieren wird, der die Börsen wieder auf Talfahrt schickt und die Welt in Aufregung versetzt. Die nächsten 4 Jahre werden spannend bleiben.
Zwischenfazit: Nun wissen wir zumindest, dass der Bond-Markt Trump handzahmer - nota bene nicht zahm- macht. Trump hat Poker gespielt und geblöfft mit „All in“ und die Bond-Märkte wollten das Blatt sehen. Jetzt nähern wir uns dem Moment der Offenbarung, denn jetzt wird sich herauskristallisieren, wie strategisch verankert diese ( und keine andere) MAGA-Finanz- und Wirtschaftspolitik ist.Allerdings ist - selbsz bei einer kompletten Kehrtwende - der Vetrauensschaden angerichtet- ich habe mit unseren kanadischen Freunden gesprochen- der Stachel sitzt tief. Die Saat des Misstrauens ist ausgesaet. Was mich immer noch umtreibt, ist diese gewaltige Staatsverschuldung der USA. Was macht man jetzt damit? diese Finanzpolitik mit USD Schulden als Opium ging so lange „gut“…Müssen Amerikanerinnen und Amerikaner am Ende lernen…zu sparen?!
Trump bereitet offenbar auch im Hinblick auf China eine Kapitulation vor (die er natürlich als Sieg verkaufen wird…).
Auch gegenüber China hat Trump geblufft - er hat 39% Zölle verhängt (hoch, aber nicht den Handel völlig abtötend) und erwartet, dass China wie die ganzen anderen Länder auf ihn zukommt und „verhandelt“, aber China hat einfach Gegenzölle in gleicher Höhe verhängt. Damit war Trump in der Sackgasse: Er konnte nur mit einem totalen Wirtschaftskrieg reagieren, alles andere hätte seinen Bluff sofort offenbart. Und jetzt leidet die amerikanische Wirtschaft unter einem Handelskrieg mit China, während China in Europa an Bedeutung gewinnt. Es würde mich nicht wundern, wenn der Marktanteil von Amazon in Europa sinkt und der von AliExpress deutlich steigt. Das ist die Konsequenz von Trumps Zollpolitik, und das wird ihm langsam scheinbar klar. Ganz davon ab, dass China auch immer noch die „nukleare Option“ hätte, einfach massiv amerikanischen Staatsanleihen zu verkaufen, um die USA (und die ganze Weltwirtschaft) in eine massive Krise zu stürzen. Trump hat auch hier einfach geblufft und kann jetzt nur noch überlegen, wie er irgendwie gesichtswahrend da wieder raus kommt.
Trump ist einfach ein ganz miserabler Geschäftsmann, der keinerlei Gespür dafür hat, wie viel Macht er tatsächlich hat. Siehe seinen damaligen Nordkorea-Deal, seinen Abzugsdeal mit den Taliban, seinen eingezogenen Schwanz im Ukraine-Krieg (erst versprechen, den Krieg in 24 Stunden zu beenden, jetzt damit drohen, sich zurückzuziehen…). Es ist einfach nur lächerlich, dass er seinen Wählern immer noch erfolgreich vorgaukeln kann, erfolgreich zu sein. Er ist wie einer dieser Weltuntergangsprediger, die es nach dem 12ten angekündigten und genau terminierten Weltuntergang, der dann doch ausgeblieben ist, immer noch schafft, seinen Anhänger bei der Stange zu halten… Die Trump-Wählerschaft ist einfach ein Kult.
Seine Anhänger wissen, dass das alles nicht an einem Tag umsetzbar ist. Sie (und die Gewerkschaften) verweisen dann auf Leute wie Blume, der angekündigt hat, gegen Zollerleichterungen ein Audi-Werk in den USA zu bauen. Es werde also erst mal hart, aber die Zölle funktionierten.
Ich nehme ja an, dass Trump jemand gesteckt hat, dass sich die Amerikaner sorgten, sich für den 4.Juli keine Feuerwerksraketen leisten zu können. Aber was wäre der 4. Juli ohne „das größte, fröhlichste und schönste Feuerwerk aller Zeiten“.
Ein Kommentar von MSNBC: Trump hat den Handelskrieg verloren, und muss jetzt aktiv den chinesischen Präsidenten Xi anrufen, um ihn wieder zu beenden. China hätte zu verstehen gegeben, dass der erste Schritt nicht von ihnen kommen wird.
