LdN 426 Koalitionsvertrag Klima

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Mir ist das schon mehrfach aufgefallen, daher würde ich gerne zu einem Thema kommentieren, das mich beruflich berührt. Ich weiß leider bei Euren Aussagen nicht, auf welche Quellen ihr Euch beruft, aber ich habe das Bedürfnis, dass es ein paar kleiner Korrekturen bedarf:

Die Forderung, dass Gaskraftwerke in 5 Jahren auf reinem Wasserstoff laufen sollen, wird dazu führen, dass man keine Angebote auf Ausschreibungen bekommen wird (wenn man heute anfängt, läuft ein Kraftwerk in 5 Jahren noch nicht einmal kommerziell).

Es gibt aktuell keinen Hersteller von Gasturbinen für Großkraftwerke (also oberhalb von Industriegasturbinen), die eine Anlage haben, die mit 100% H2 laufen wird. Kein Hersteller kann eine Garantie dafür geben, dass ein Kraftwerk einfach umgeschaltet werden kann. Das einzige, was aktuell denkbar ist (und spezifiziert wird) ist eine Beimischung in der Höhe von circa 30-50%.

Ohne zu technisch zu werden: Das Design, das aktuell für Erdgas ausgelegt ist, lässt sich nicht ohne weiteres einfach auf Wasserstoff umlegen. Beispielsweise verbrennt reiner Wasserstoff komplett anders (die Flammgeschwindigkeit ist höher, die adiabate Verbrennungstemperatur ist deutlich höher, es zündet viel schneller, etc.); außerdem ist der volumetrische Heizwert von H2 nur ein Drittel von Erdgas, weswegen das ganze Rohrleitungssystem nicht für beide Medien gleichzeitig ausgelegt werden kann (die Komponenten wie z.B. Regelventile sind dann entweder zu klein oder zu groß). Man kann also keinen einfachen Schalter einbauen, mit dem man Kraftwerke an einem Tag einfach so umlegen kann. Dafür müssen zentrale Komponenten (die es teilweise heute noch gar nicht für reinen H2-Betrieb gibt, weil sie nicht entwickelt/erprobt/zertifiziert/zugelassen sind) getauscht werden.

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Daher ist die Frage, ob es überhaupt sinnvoll und notwendig ist, Gaskraftwerke in mittlerer Zukunft überhaupt mit 100% H2 laufen zu lassen. Mit einer Beimischung von circa 50% (die vermutlich bald möglich sein wird), kommt man bei modernen Turbinen schon auf unter 250 g/kWh (der deutsche Strommix liegt bei etwa 400-500).

Überdies ist die Frage, wann es diese Mengen an Wasserstoff überhaupt geben soll und ob es dann sinnvoll ist, diese zur Stromerzeugung zu nutzen, schließlich sollen die Gaskraftwerke in einem modernen Stromsystem ja nur zur Reserve laufen und kommen auf weniger als 1000 Volllaststunden pro Jahr. Dafür müsste man aber eine Pipeline legen, die - bei einem Großkraftwerk - theoretisch etwa 30 Tonnen H2 pro Stunde bereitstellen können muss, aber den Großteil des Jahres eigentlich stillliegt.

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Noch eine Ergänzung zu „Warum braucht es so viele Gaskraftwerke?“: Ihr habt hier insinuiert, dass diese Kapazität völlig übertrieben sei und das niemand brauche. Hierzu empfehle ich Studien der Agora Energiewende, beispielsweise diese hier:

Im klimaneutralen Stromsystem 2035 verdoppelt sich die installierte Leistung von Gaskraftwerken von 30 GW (2022) auf 61 GW.2 Erdgas wird dabei zunehmend durch Wasserstoff ersetzt, sodass der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung im Jahr 2035 nur noch zwei Prozent beträgt.

Selbst die Agora Energiewende, also kein Lobbyverband der deutschen Gasindustrie, schätzt dass den Mehrbedarf an Gaskraftwerken auf 30 Gigawatt in 10 Jahren. Angesichts der Dauer für Ausschreibung, Genehmigung und Bau von neuen Anlagen von circa 5-7 Jahren, wird man damit quasi umgehend anfangen müssen.

Sorry für den langen Post. Bei Bedarf gehe ich auf Details gerne auch näher ein, aber hier hat es mich etwas ergriffen, da die von Euch postulierten Thesen und Forderungen zwar griffig wirken, aber leider an der Realität vorbeigehen.

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Ich sehe die Ergebnisse zum Thema Klima auch sehr skeptisch. Vor allem fällt auf, dass statt auf Marktmechanismen mit Ausgleich zu setzen (z.B. steigende CO2-Preise und ein Klimageld) offenbar wieder versucht wird, mit dirigistischen Eingriffen etwas „Gutes“ zu tun. (Entlastung beim Strompreis, Förderung von Investitionen in Klimaneutralität).
Gerade die Entlastungen beim Strompreis sind sicher für die Industrie die im internationalen Wettbewerb steht notwendig, aber doch nicht für Privathaushalte. Dort sollte sich weiter der sparsame Umgang mit Energie lohnen. Investitionen in Photovoltaik und Speicher rechnen sich umso weniger, je niedriger der Strompreis ist.
Dort wären hohe Energiepreise und Klimageld viel sinnvoller und zielgenauer für den Klimaschutz.

Auf das größte Unding im Koalitionsvertrag bin ich dann in der „Welt“ gestoßen.

Dort wird auf Zeile 1707 des Koalitionsvertrages hingewiesen, welche zum Thema KTF schreibt:

„Alle Einnahmen stehen grundsätzlich dem Gesamthaushalt zur Verfügung.“

Hier wäre es für mich auch interessant, wenn die LdN mit dranbleibt, denn was bedeutet das? Einnahmen aus dem CO2-Preis für die Senkung der Gastro-MWSt?
Die 100Mrd. - Zuweisung aus dem Schuldenpaket, die die Grünen für Klimaschutz rausgehandelt haben und welche dem KTF zugewiesen werden, können dort nur durchlaufen und landen wieder im Gesamthaushalt?
Dann wäre Klimaschutz nicht nur keine Priorität, sondern der KTF ein reines Feigenblatt.

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Was mir vor allem auffällt, dass das Thema Merit Order bei Wasserstoff gar nicht betrachtet wird, oder?!
Die aktuellen Preisexplosionen treten immer dann auf, wenn mit den günstigen, erneuerbaren Kraftwerken (Sonne, Wind, etc.) nicht 100% des Bedarfs gedeckt werden kann. Dann nämlich springen sehr teure Gaskraftwerke ein und setzen den hohen Preis für den Strom fest, selbst wenn nur 1% zur Deckung beigetragen wurde und der Rest aus Sonne und Wind kam.
Werden nun die ohnehin schon sehr teuren Gaskraftwerke stattdessen mit dem „Champagner der Energiewende“ betrieben, würden dann die Strompreise in diesen Phasen nicht völlig eskalieren?

Insgesamt ist das Merit Order Prinzip schon ganz gut denke ich weil die Erneuerbaren-Kraftwerke dadurch mehr Geld bekommen, als sie zur Herstellung des Stroms benötigt haben und dadurch quasi subventioniert werden, zumindest bei Reinvestition in neue Anlagen und dadurch zum Ausbau der Erneuerbaren beitragen.

Statt Gaskraftwerke wasserstofffähig zu bauen, sollten vielmehr Batterien stattdessen ans Netz gehen. Somit könnten die immer geringeren Zeiten, in denen Sonne und Wind die Last nicht zu 100% decken, über Batterien beigestuert werden.

Wasserstoff sollte lieber als absoluter Notfall für Dunkelflauten / Saisonale Speicher eingesetzt werden…

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Genau für den von dir zuletzt beschriebenen „Notfall“ müssen wir Gaskraftwerke auf Wasserstoff umbauen und zwar durchaus signifikante Kapazitäten. Dazu gibt es ja nicht wenige Studien, die wir hier im Forum auch alle Jahre wieder diskutieren.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Batterien bald sehr ökonomisch kurzzeitige Lastschwankungen ausgleichen können. Dass der Strompreis in Zeiten von Dunkelflauten sehr hoch wird, ist auch kein Problem, denn das passiert ja sehr selten und kann realistisch zukünftig auch zu merklichen Teilen durch demand side management abgefedert werden. Insbesondere wenn wir mal flächendeckend Smartmeter im Privatbereich haben.
Aber die saisonale Speicherung ist schon eine andere Nummer. Schließlich geht es da um gigantische Energiemengen. Wenn Strom über Wochen und Monate teuer wird, weil regelmäßig Wasserstoff verstromt werden muss, wird man das schon im Geldbeutel merken und die Möglichkeiten auf Konsumentenseite auszuweichen sind deutlich schwieriger als in den anderen beschriebenen Szenarien.

Ich möchte an dieser Stelle auch auf das Thema 20 GW Gaskraftwerke eingehen. In der LdN 426 wurde der Eindruck vermittelt, dass diese Kraftwerke für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit benötigt werden. Versorgungssicherheit bedeutet einfach ausgedrückt, dass immer genug Strom da ist, also für langanhaltende Dunkelfaluten mit wenig Importmöglichkeiten. Diese Darstellung ist aber nicht ganz korrekt.
Die Kraftwerke werden vielmehr dafür benötigt, dass die Übertragungsnetzbetreiber Systemdienstleistungen bereitstellen können. Darunter fallen beispielsweise die Behebung von Netzengpässen, die Spannungshaltung sowie der Schwarzstart- und Netzwiederaufbau. Diese Systemdienstleistungen können Stand heute nicht vollständig von Erneuerbaren-Energie-Anlagen erbracht werden. Besonders der Schwarzstart- und der Netzwiederaufbau nach einem deutschlandweiten Zusammenbruch der Stomversorgung kann nicht durch Windkraft- und PV-Anlagen gewährleistet werden.
Weiterhin möchte ich euch auf eine Studie über das europäische Strommarkt-Design verweisen, die Ende des Monats veröffentlicht wird und einen sehr großen Einfluss auf den Strommarkt haben wird. Vielleicht könnt ihr neben den Smart-Metern dieses noch viel größere Thema auf in einer der kommenden Lagen beleuchten: Dates announced for publication of Bidding Zone Study Report and webinar

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Ich würde dazu gern einmal erwähnen, dass der Koalitionsvertrag den Begriff der Technologieoffenheit aus Sicht der Regierung ziemlich gut darlegt:

Den Bau von bis zu 20 GW an Gaskraftwerksleistung bis 2030 wollen wir im Rahmen einer zügig zu überarbeitenden Kraftwerksstrategie technologieoffen anreizen.

Wir wollen also 20GW an neuere Kraftwerkskapazität, und wir sind da völlig technologieoffen. Deshalb muss es Gas sein.

Dass Gaskraftwerke im vergleich zu zb Kohle wahrscheinlich tatsächlich relativ sauber und effizient sind möchte ich da gar nicht leugnen. Aber dass technologieoffenheit exakt einer Technologie entspricht ist da doch amüsant und zeigt den Wert dieses Begriffs.

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Erst mal danke für diese Lage. Ihr gebt einen sehr informativen Überblick und eine gute Einordnung des Koalitionsvertrags.

Eine Anmerkung zum Windkraftausbau (Lage ca Minute 49):
Dort sagt ihr, dass der Windkraftausbau zunächst so weitergehen soll, da das 2%-Flächenziel nicht gekippt wurde. Tatsächlich droht dem Ausbau der Windenergie aber an anderer Stelle im Koalitionsvertrag zumindest regional eine Vollbremsung: In den Zeilen 1042 bis 1044 steht: „Wir überprüfen das Referenzertragsmodell auf Kosteneffizienz unter anderem hinsichtlich unwirtschaftlicher Schwachwind-Standorte."
Da Standorte in Süddeutschland durch die schwächere Windsituation weniger Ertrag liefern als küstennahe Standorte, gibt es bisher Zuschläge für Standorte etwa in Baden-Württemberg. So werden diese wettbewerbsfähig (eben durch das Referenzertragsmodell). Die Abschaffung dieses Ausgleichs könnte dazu führen, dass im Süden kaum noch Windkraftanlagen gebaut werden. Dies wäre aber fatal hinsichtlich der Netzstabilität, da dann ein noch größeres Ungleichgewicht zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands entstünde.

Mal wieder liegt der Teufel im Detail.

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Als sonst stiller (und begeisterter) Hörer möchte ich ein paar Gedanken zur aktuellen Folge loswerden– insbesondere zur Diskussion über Gaskraftwerke. Ich stimme euch absolut zu, dass der Ausbau erneuerbarer Energien oberste Priorität hat. Allerdings kann dieser Ausbau nicht ohne weiter Maßnahmen im Stromsystem erfolgen. Insbesondere die Frage der Regelenergie zur Frequenzstabilisierung sollte dabei nicht unterschätzt werden.

In diesem Zusammenhang hat mich die Darstellung in der letzten Folge etwas irritiert, insbesondere die Gegenüberstellung von Gaskraftwerken und Akkuspeichern. Akkus eignen sich hervorragend für die Primär- und Sekundärregelung, also für die Frequenzregelung im Bereich von Sekunden bis wenigen Minuten. Für längere Zeiträume – Stunden bis Tage – sind sie jedoch nicht ausgelegt. Genau hier kommen Gaskraftwerke ins Spiel, die für die Tertiärregelung unerlässlich sind und die nötige Flexibilität in Dunkelflauten bieten, also bei mehreren aufeinanderfolgenden Tagen ohne nennenswerte Sonnen- und Windenergie. Beide Technologien ergänzen sich – sie ersetzen einander nicht.

Auch mit einem massiven Ausbau von Akkugroßspeichern und einer netzdienlichen Integration privater Heimspeicher werden diese alleine nicht ausreichen, um längere Dunkelflauten zu überbrücken. Die Formulierung in der Folge – sinngemäß: „Wenn man die richtigen Anreize setzt, könnten private Speicher Dunkelflauten ausgleichen, dann braucht es keine 20 GW Gaskraftwerke“ – ist daher viel zu vereinfacht. Akkus spielen eine wichtige Rolle, etwa bei der Verschiebung von PV-Mittagsspitzen oder zur Abfederung von kurzfristigen Lastspitzen. Für die gesicherte Leistung über längere Zeiträume sind sie jedoch in keiner Weise ausreichend.

Ebenso möchte ich die Aussage „Reichen nicht zwei, drei Kraftwerke?“ etwas überdenken. Die Anzahl der Kraftwerke hängt nicht nur von der installierten Gesamtleistung ab, sondern auch von ihrer geografischen Verteilung, der Netzanbindung und der Fähigkeit, flexibel auf Laständerungen zu reagieren. Eine breite, dezentrale Verteilung solcher Kraftwerke erhöht die Netzstabilität und hilft, regionale Engpässe zu vermeiden. Zudem werden wir durch den Rückgang konventioneller Grundlast Kraftwerke und die Dynamisierung der Erzeugung deutlich mehr Regelenergie benötigen.

Die Frage, ob die Kraftwerke H2 ready sein sollen, darf man ebenfalls nicht so einfach abtun. Wasserstoff ist momentan eine knappe und Wertvolle Ressource und wird langfristig vorrangig in Industriebereichen wie Stahl, Chemie oder Zement benötigt, die kaum elektrifizierbar sind. Gaskraftwerke für den Reservebetrieb werden nur einen sehr geringen Anteil an der Stromproduktion ausmachen und somit auch nicht viel CO2 emittieren.
Natürlich macht auf den ersten Blick Gaskraft mit Erdgas keinen Sinn. Durch den relativ unerheblichen Teil an der Gesamtproduktion (dafür im Regelbetrieb sehr wichtigen), sollten wir uns vielleicht nicht an solchen Sachen aufhängen- da gibt es deutlich mehr Nachholbedarf bei anderen Dingen.

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Ich hätte auch noch einen Kommentar zu eurer Einschätzung bzgl. der Abschaffung des Heizungsgesetzes bzw. der Förderung des EH55-Standards. Danke an Philipp, dass er hier die einhellige Meinung von Wissenschaft und (sozialökologisch orientierter) Zivilgesellschaft so klar geteilt hat. Ulfs Position, dass die Frage der Effizienz bzw. des Energieverbrauchs schon über den Markt geklärt werden wird, finde ich sehr sehr schwierig. Ihr habt das Heizungsgesetz so viel hoch und runter diskutiert, ich würde mich freuen, wenn ihr hier auch nochmal dezidiert zu eingeht. Ein Verzicht auf Energieeffizienz-Standards geht v.a. zulasten der Mieter:innen, die das bezahlen müssen, egal ob erneuerbar oder nicht. (Das Thema Wohnkosten hat mir allg. gefehlt bei eurer Kommentierung des KoaV.

Die besten Zusammenfassung zu dem Thema findet ihr hier, da stehe einige der renommierten Autor*innen sicherlich auch für ein Interview zur Verfügung, u. a. Prof. Dr. Martin Pehnt:
https://background.tagesspiegel.de/energie-und-klima/briefing/zeit-fuer-einen-gebaeudeenergie-konsens

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Da diese Fragestellung hier ja immer häufiger diskutiert wird vielleicht eine Zahl:
die neuste Fraunhofer ISE Studie (von 2024) zu einem klimaneutralen Deutschland (unten verlinkt) geht davon aus, dass man für saisonale Speicherung Wasserstoff Speicherkapazitäten von ca. 130 TWh benötigt. Um diese Energiemengen einschätzen zu können: das entspricht etwas mehr als einem Viertel des heutigen deutschen Strombedarfs für ein Jahr.

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Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht doch wirklich sinnvoll, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das haben wir mit dem totalen Fokus auf Energieeffizienz. Wenn es ums Klima geht (und unter der Voraussetzung, dass CO2 dafür die treibende Kraft ist), muss es doch um eine Emissionseffizienz gehen.
Mich würde jetzt schon interessieren, wieso der Verzicht der Energieeffizienz-Standards zu Kosten der Mieter gehen sollte…?
Wenn die CO2-Kosten steigen und ich als Vermieter mit einer Investition dafür sorge, dass der Mieter weniger von diesen Kosten tragen muss, ist das doch vorteilhaft für alle, oder nicht?
Ich denke, gerade in Fragen zum Thema Wohnkosten müssen wir alle Seiten gemeinsam an den Tisch bekommen. Ohne sinnvolle Kompromisse und langfristige und vor allem nachhaltige Lösungen kommen wir hier nicht weiter. Das haben die letzten Jahre doch deutlich gezeigt.

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Ich habe vor einiger Zeit einmal einen Bericht über die Biogasanlagen gehört. Dort wurde berichtet, dass diese recht unproblematisch die Kapazitäten schnell und einfach erhöhen können, das aber aufgrund von politischen Regularien nicht dürfen. Davon höre ich in solchen Diskussionen in letzter Zeit sehr wenig. Ist da nichts dran, oder aus welchem Grund spielen diese Anlagen keine nennenswerte Rolle?

Man kann den Post von WayneS nur unterstützen. Wir brauchen die Gaskraftwerke und die anvisierten 20GW sind eher zu wenig als zu viel. Auch ein Posting weiter unten ist im Kern korrekt, wenn dort die Probleme mit einer naiv geforderten Wassestofffähigkeit der Turbinen kritisch diskutiert. werden. Eine 100%-ige Wasserstofffähigkeit ist im Zeitrahmen von 5 Jahren (wie im Podcast aufgeführt) völlig unrealistisch.

… (edit Mod.) Im Podcast wird etwa behauptet, das wir bei geeigneter flexibler Steuerung auch mit 3 GW anstelle von 20 GW Gaskraftwerken auch zurecht kommen würden. Und dann wird spekuliert, dass wohl eine rückwärtsgewandte „fossile" Lobby diese 20 GW durchgesetzt haben müsse.

Das aber ist technisch …falsch. Jede realistische Planung geht von einem Bedarf von mindestens 20 GW Backupleistung aus. Wiederum realistisch dabei ist, dass dies die kommenden 15 (oder mehr) Jahre nur mit fossil befeuerten Kraftwerken möglich sein wird. (Die Alternative wären nur AKWs).

Wenn im Podcast ein anderer Eindruck erweckt wird, sollte man sich dies nicht nur bewusst machen, sondern auch einen Schritt weiter denken. Denn letztlich sind die Macher der LdN hier eben auch einer „Verschwörungstheorie“ aufgesessen und verbreiten technische falsche Aussagen aus der damit verbundenen Fake-News-„Blase“. Es ist wichtig, dass man sich dies klarmacht, auch wenn es wehtut. Das gilt insbesondere dann, wenn man dazu neigt, vom eigenen Standpunkt abweichende Positionen mit eben dieser Argumentationsstruktur zu kritisieren.

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Danke für den Beitrag. Ich möchte noch ergänzen: die Senken in der chemischen Industrie, Stahlerzeugung usw für Wasserstoff bei stofflicher Verwendung sind so gigantisch, es macht auf längere Sicht keinen Sinn Wasserstoff für Stromerzeugung zu nutzen.
In der Lage werden Batterien vorgeschlagen. Es ist zwar richtig dass hier enormes Potential verschwendet wird und das in Zukunft ein wichtiger Baustein wird, aber eine simple Überschlagsrechnung (60 GW Last, 16 GWh installierte Kapazität) zeigt das reicht hinten und vorne nicht für eine dunkle kalte Woche.
Fazit, die CO2 Last von Gaskraftwerken zur Spitzenabdeckung wird „zu viel“ diskutiert und überschätzt, Industrieprozesse die ggf mit Wasserstoff laufen könnten werden unterschätzt.

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Was du damit indirekt verlangst ist, dass die gesamte Gesellschaft ein paar Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb nicht bestehen könnten, dauerhaft zu subventionieren. Das halte ich für falsch.

Amüsant finde ich, dass diese These selbst jetzt noch gebracht wird, wo Trump gerade versucht, das Gleiche in den USA zu machen. Er will ja Unternehmen aus dem Ausland in die USA holen, wo sie nicht wettbewerbsfähig wären und dann mit Subventionen (extrem niedrige Unternehmenssteuer) zu halten. Dafür wird Trump, zu recht, aus allen Richtungen kritisiert bzw. belächelt.

Aber wenn man in Deutschland sagt, dass man genau solche, nicht mehr wettbewerbsfähige Unternehmen auf Dauer und quasi gegen die Marktkräfte mit Subventionen (z.B. beim Strompreis) halten will, dann ist das plötzlich sinnvolle Wirtschaftspolitik? Und dafür sollen da bitte alle anderen höhere Strompreise zahlen? Sorry, aber das sehe ich nicht ein. Zumindest solange es private Unternehmen sind, die fleißig Gewinne an ihre Besitzer ausschütten, die nur durch staatliche Subventionen möglich sind.

Da hast du, leider, einen guten Punkt. Edit: Das Problem ist hier aber vor allem das Marktdesign, also das Merit Order Verfahren.

Sollten wir für Netzengpässe, wie sie ja immer wieder entstehen (wenn im Norden viel Windstrom entsteht aber nicht in den Süden transportiert werden kann) nicht mehr Stromtrassen gebaut werden?

Kannst du die wesentlichen Punkte daraus, die für die Diskussion hier wichtig wären, kurz anreißen?

@_petra
Ja, technologieoffen heißt inzwischen leider de facto „bevorzugt fossil“.

Dieses Ungleichgewicht ist aber eben naturgegeben und kann mWn durch ausreichend Stromtrassen behoben werden. Diese Stromtrassen wollen aber vor allem die Bayern bzw. die CSU nicht.

Danke erst mal für den Hinweis auf die Studie. Ich hab sie noch nicht gelesen, aber vielleicht trotzdem schon mal als Einordnung zu der Zahl: Ja, 139 TWh klingt gewaltig, du hast es ja auch schon in Relation zu unserem Strombedarf gesetzt. Aber saisonale Speicherung ist auch die absolute Königsklasse, denn es bedeutet, dass EE das ganze Jahr konstant zur Verfügung stehen. Das wäre ein gewaltiger Vorteil, nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und (außen-)politisch.

Und Wasserstoff kann, genau wie Erdgas unterirdisch gespeichert werden, z.B. in Salzkavernen:
Untertage-Wasserstoffspeicher in geologischen Formationen - Uni Augsburg

Und die deutschen Gas-Reservespeicher fassen (Quelle) sogar Gas mit einem Arbeits-Energiewert von 228,3 TWh. Die 130 TWh Wasserstoffspeicher sind also durchaus kein Mondwert aber natürlich eine große Aufgabe. Edit: Insbesondere dann, wenn Deutschland zukünftig weniger Erdgas im Gebäudesektor benötigt, weil die Häuser mit Wärmepumpen beheizt werden und dadurch weniger Erdgasspeicher benötigt werden dürften.

So ging es mir beim Hören der Passage …auch.

  1. Die Hosts sind keine Ingenieure (was wahrscheinlich dem Podcast auch gut tut) und sollten bei solchen Aussagen generell etwas vorsichtiger sein. …

  2. Was mich überdies wirklich etwas geärgert hat, war der Eindruck…, als wurde der Koalitionsvertrag von dieser Lobby beeinflusst. Aber als Robert Habeck exakt das gleiche gefordert hat, war das keinem eine Schreckensmeldung wert:

Ihr hattet doch mal Klaus Müller von der Bundesnetzagentur in der Show. Ladet ihn doch nochmal ein, damit er erklärt, warum wir kurzfristig große Stromerzeugungskapazitäten aus Gaskraftwerken benötigen.

Und nein, die Flut an Batteriespeichern sind hierfür keine Lösung, die lösen ein anderes Problem.

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Das stimmt nicht. Es gab Kritik.

Hmm - hast du dazu ein Zitat / einen Zeitstempel aus der Folge? …

Das sind hier aus verschiedenen Richtung einige Behauptungen. Ich gehe davon aus, dass der LdN-Podcast seine Hausaufgaben, was die Recherche angeht, auch macht. Wenn hier etwas übersehen wird, dann sollten wir durch konkrete Belege darauf hinweisen. Das gilt selbstverständlich für alle „Richtungen“.