Hallo,
ich hatte schon bei einer der letzten LdN kurz den Reflex, einen Kommentar zu schreiben, habs dann aber nicht getan. In der aktuellen Folge sind die Themen aber wieder hoch gekommen. Worum es geht: Förderung von privaten Ausgaben in Sachen Klimaschutz. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin grundsätzlich für eine Förderung bzw. eine Weichenstellung in diese Richtung, sei es nun e-Mobilität, Solarstrom, Wärmepumpe etc. (ohne jetzt die konkrete Ausgestaltung zu betrachten). Aber…
Bis Anfang letzten Jahres wohnte ich noch in einem Ein-Familien-Haus. Es war klar, wenn ein neues Auto angeschafft werden sollte, dann nur ein e-Auto. Wenn Investition in eine neue Heizung, dann Wärmepumpe, am besten in Verbindung mit der Installation einer PV-Anlage etc.
Seitdem lebe ich in einer Mietwohnung, nicht zentral, aber mitten in der Stadt. Und seitdem hat sich eigentlich alles gedreht. Ich wüsste nicht, welche Förderung ich überhaupt sinnvoll in Anspruch nehmen könnte (abgesehen vom Deutschlandticket) bzw. welche Technik in Sachen Klimaschutz ich überhaupt anwenden könnte (abgesehen vom Fahrradfahren):
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e-Auto: Die nächste öffentliche Ladestation ist… keine Ahnung, im Umkreis von mindestens 1, eher 2 km habe ich noch keine gesehen. Wenn ich ein e-Auto halbwegs sinnvoll nutzen wollen würde, müsste ich die Batterie mit in meine Wohnung nehmen, um sie dort aufzuladen.
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In Sachen Heizung geht eh nichts, wir haben eine Zentralheizung, die ist Vermietersache.
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PV-Anlage? Auch da käme für mich nur eine Balkon-Anlage in Frage. Dort habe ich, wenn alles gut geht, morgens drei Stunden Sonneneinstrahlung. Den Strom müsste ich tunlichst speichern, da ich tagsüber oft beruflich unterwegs bin und in der Zeit nur wenig Strom benötige. Dabei stellt sich aber die Frage, ob das wirklich sinnvoll ist, das Preis-Leistungs-Verhältnis dürfte unterirdisch sein.
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Bei einem Ökostrom-Anbieter bin ich schon lange. Einen dynamischen Tarif habe ich nicht, einen „intelligenten“ Stromzähler? Ach ja, da war was, der würde in den Kasten im Keller gar nicht rein passen, somit (und überhaupt?) hätte der Vermieter da noch ein Wort mitzureden.
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Strom zu Zeiten nutzen, in denen der Preis niedrig ist. Schönes Prinzip, aber das umzusetzen wird schwierig. Den allergrößten Stromfresser (e-Auto) habe ich nicht (s. o.). Die Waschmaschine darf nicht zu jeder Tageszeit laufen, insbesondere nicht nachts oder während der Mittagsruhe. Warmwasser-Zubereitung (sei es für Tee oder zum Duschen), nun ja, das fällt halt an, wenn Tee oder eine Dusche benötigt wird. Den Backofen oder den Computer nutze ich gewöhnlich auch nicht nachts. Somit würde sich für mich ein „intelligenter“ Stromzähler oder ein dynamischer Stromtarif schlicht nicht rechnen, weil ich den gar nicht vernünftig nutzen kann (ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen).
Vor dem Hintergrund, dass ich finanziell gut über die Runden komme, dass mir die Neuanschaffung eines e-Autos (auch mit Förderung) aber dennoch um mindestens eine Größenordnung zu teuer (weil nur über einen entsprechenden Kredit finanzierbar) gewesen wäre, frage ich mich: Welche staatlichen Förderungen in Sachen Klimaschutz könnte ich in Anspruch nehmen? Und wie sieht das aus bei „Durchschnitts-“ oder „Gering-“ Verdienern? Alle Förderungen, die ich bislang wahrgenommen habe, richten sich ausschließlich an diejenigen, die entweder (Wohn-) Eigentum haben oder die finanziell so gut ausgestattet sind, dass sie der Förderung zumindest aus finanzieller Sicht gar nicht bedürften.
Die einzige Ausnahme davon war das Klimageld, aber das kam schon in der letzten Legislaturperiode nicht, und mit der neuen Bundesregierung wird das wohl erst recht nichts werden. Nun sind ja die Durchschnitts- und Gering-Verdiener eine nicht gerade kleine Gruppe. Wie will man diese Gruppe mitnehmen in Sachen Klimaschutz, wenn sich praktisch alle Fördermaßnahmen nur an „Besserverdiener“ richten, wenn zugleich aber die Kosten in Sachen Klimaschutz insbesondere auch in dieser Gruppe anfallen? Damit verfestigt sich m. E. nur der Eindruck, dass Klimaschutz mich als „kleinen Mann“ nur kostet, während „den Reichen“ noch Geld dazu gegeben wird.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich will mich mitnichten über meine persönliche Situation beschweren. Und ich denke, dass Klimaschutz wichtig und notwendig, aber nicht zum Nulltarif zu haben ist. Ich sehe allerdings auch hier ein immenses Verteilungsproblem, welches bei den Diskussionen um Klimaschutz-Maßnahmen aus meiner Sicht viel zu wenig thematisiert wird.
VG