Sehr gute Analyse von Julia Reuschenbach. Aber was machen wir jetzt daraus?
Ich habe das Gefühl ich lebe in einer Zeitschleife:
Die Erkenntnisse die sie vorgebracht hat sind nicht neu. Man könnte sich die Lage der Nation nach der Wahl 2021 anhören oder die nach den Landtagswahlen der letzten Jahre. Es sind immer die gleichen Argumente. Und auch die Aussagen im Podcast wie eine neue Koalition jetzt handeln müsste. Es wurde trotzdem von Jahr zu Jahr schwieriger und die SPD hat jetzt über 10 Jahre Zeit gehabt und es immer wieder verkackt. Im Wahlkampf links blinken und in der Regierung bis auf ein paar symbolische Projekte, rechts abbiegen. In der neuen Koalition wird es für die SPD nicht besser. Die Wahl 2021 hat man nicht aus eigener Kraft „gewonnen“.
Und gerade die Erkenntnis, dass der Osten Deutschlands mittlerweile sein eigenes Parteiensystem hat, zeigt ja dass, zumindest der Osten, für das nächste Jahrzehnt immer schwieriger wird zu regieren. Man kann in diesem Zusammenhang eigentlich nur „hoffen“, dass die potenziellen AfD Wähler zu Nichtwählern werden. Die Alle-Gegen-die-AfD Koalitionen sind nicht förderlich dass es im Osten zur nächsten Wahl besser wird.
Was ich bei den AFD-Wählern im Osten nicht verstehe:
Man kann sich ja dahingehend beeinflussen lassen, dass die Ausländer einem die ganzen Arbeitsplätze wegnehmen und sie deshalb Arbeitslos oder unterbezahlt sind.
Aber wie denken sie, soll die AFD dafür sorgen, dass sie wieder zu Frauen kommen wenn sie keine haben? Sollen Frauen so unter Druck gesetzt werden, dass sie wieder in den Osten ziehen oder was stellen die sich vor? Zwangsheirat?
Du versuchst ein Wahlverhalten an rationalen Sachfragen festzumachen, das nicht durch Positionen zu Sachfragen bestimmt wird. Ich erlaube mir hier mal auf einen von mir begonnen Thread zu verlinken, in dem bereits viele sehr kluge Perspektiven eingebracht haben: Kommentare zum Podcast - Talk der Nation
Die Wahl der AfD ist eine emotionale, ein Ausdruck von Frust, Verzweiflung und Enttäuschung, teilweise bereits umgeschlagen in Hass, die bei vielen dann noch eine unheilige Allianz mit Rassismus und Mysogynie eingehen. Es ist demokratiegewordener Nihilismus - der aber meiner Meinung nach seine Ursachen in realen Problemen hat, die diese Menschen nur selbst (oft) entweder gar nicht mehr erkennen, oder zu kontrafaktischen Lösungen auf diese Probleme kommen.
Diesen Menschen vorzuwerfen ihre Wahlentscheidung wäre unlogisch ist sinnlos und führt dich auch zu keiner Erkenntnis.
Ich fand das Interview auch gut. Was mir aber am besten gefallen hat: Wie die Hosts in den anschließenden Beiträgen den politischen Fokus Schritt für Schritt geweitet haben. Vom detaillierten Kleinen des deutschen Wahlrechts, über die teils lähmenden Unzulänglichkeiten unseres föderalen Systems, hin zum Großen, den europäischen Einungsprozessen unter Kohl.
Ich erlebe (wie wohl die meisten) im persönlichen Umfeld momentan eine anhaltende Polarisierung zwischen eher linken und eher rechten Haltungen, oft fährt sich die Diskussion dann an Personen, weniger an Ideen und Konzepten, fest. Vielleicht bietet die Abkehr der USA unserer europäischen Mitte aber auch die Chance, uns nach der erfolgten wirtschaftlichen Einigung endlich auch ideell noch kohärenter zu machen, den europäischen Bedrohungen von außen und innen noch entschiedener entgegen zu treten. Was letztlich auch die AfD schwächen könnte, denn sie ist ganz klar eine, in ihrer erratischen Planlosigkeit begründete, Gefahr für Europa.
Vielen Dank, dass ihr diese (für viele doch relativ abstrakte) Verknüpfung entwickelt habt.
Ich bitte im Voraus um Entschuldigung für diese ironische und polemische Bemerkung, aber genau diese Fragen schwirren mir auch im Kopf, seitdem ich das Interview gehört habe, also:
Vielleicht sollten Parteien werbewirksam die REMIGRATION VON FRAUEN IN DEN OSTEN fordern?
Ich habe mich auch gefragt, ob Ostdeutsche mit Migration einverstanden wären, wenn nur ledigen Frauen die Einwanderung in den Osten Deutschlands erlaubt wäre? Vielleicht sollte es analog zur „Gastarbeiter“-Kampange eine vom Bund geförderte Werbekampange im Ausland für Frauen geben, die in Ostdeutschland einwandern möchten?
Glaube die Sache ist durch. Mittlerweile ziehen mehr Männer von Ost nach West. So zum Thema Migration gewalltbereiter junger Männer. Um das noch weiter zu zuspitzen der durchschnittliche Terrorist ist ein leicht religiöser Ingenieur.
Fragen über Fragen sollte man die TU Dresden vom verfassungsschutz beobachten lassen ? Brauchen wir überhaupt so viele Ingenieure? Sind diese nicht vielleicht sogar eine Gefahr ?
Klar ist der Anteil der Leute die AFD wählen in ostdeutshcland höher. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass auch in Westdeutschen Bundesländern die AFD ihre Stimmen mehr als verdoppeln konnte. Wir sollten das Thema gesamt gesellschaftlich diskutieren und nicht rein ost/west. Klar gibt es ostspezifische Themen (Frauenmangel, historische Parteibindung). Das sind aber anscheinend nicht die einzigen Faktoren
2021 AFD Ost 18,9%, West 8,2 %
2025 AFD Ost 32 % West 18%
Ich stimme zu. Ohne Zweifel ist die Situation in Ostdeutschland dramatischer. Wenn ich es richtig überschlagen habe, leben aber „nur“ 31 % der AfD-Wähler in Ostdeutschland + Berlin. In Nordrhein-Westfalen wohnen 17 %, in Bayern 15 %, in Baden-Württemberg 12 %. In letzteren beiden ist die AfD zweitstärkste Partei. Das ist doch auch mehr als ernst. Mich beschäftigt, warum so viele Leute so misanthrop und demokratiefeindlich sind…
Ich habe mich auch gefragt, wieso die politische Diskussion sich so häufig am Thema Migration abarbeitet, auch mit dem Ziel die Wähler der AfD zurückzugewinnen (?), wenn auch wissenschaftlich erwiesen die Menschen dann doch das Orginal, die AfD, wählen.
Das sollte doch mittlerweile auch in den Parteien angelangt sein, aber passiert gefühlt immer wieder