LdN 413: "Blackout", gemeint ist aber "Brownout"

Der Begriff „Blackout“ wird von vielen Medien regelmäßig falsch verwendet, so auch in der aktuellen LdN.

Ein „Blackout“ bezeichnet im Stromsystem einen unkontrollierten Zusammenbruch eines Teilnetzes oder des gesamten (europäischen) Netzes. Ein Blackout kann einen extremen volkswirtschaftlichen Schaden und persönlichen Komfortverlust verursachen. Daher habe die Übertragungsnetzbetreiber einen großen Werkzeugkoffer an Maßnahmen, um einen Blackout zu verhindern bzw. möglichst unwahrscheinlich zu machen. Die Ultima Ratio sind kontrollierte Lastabschaltungen (auch „Brownout“ genannt), bei denen beispielsweise rollierend und angekündigt einzelne Stadtteile vom Netz genommen werden. Der volkswirtschaftliche Schaden und persönliche Komfortverlust eines Brownouts ist um Größenordnungen geringer als der eines Blackouts.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Brownout in Deutschland war und ist verschwindend gering. Mit der Dekarbonisierung der Energieversorgung wird diese Wahrscheinlichkeit etwas zunehmen. Diese Wahrscheinlichkeit ließe sich durch zusätzlichen Speicherausbau reduzieren. Alternative könnte man beispielsweise ein Brownout pro Jahr (und dessen moderate Kosten für die Volkswirtschaft und den persönlichen Komfort) in Kauf nehmen und die zusätzlichen Finanzmittel in volkswirtschaftlich lukrativere Investitionen stecken (z.B. das Schienennetz). Allerdings ist die öffentliche Debatte wohl noch weit davon entfernt, informiert und nüchtern über Brownouts zu sprechen.

Die Hauptgefahr für einen Blackout liegt hingegen vermutlich in geheimdienstlichen Tätigkeiten. Beispielsweise wenn ein feindlicher Geheimdienst alle in Deutschland oder Europa installierten Solarpanele oder Wärmepumpen oder E-Autos oder Heimspeicher gleichzeitig vom Netz nimmt bzw. ans Netz anschließt.

Ich würde mir wünschen, dass die LdN im Sinne einer Versachlichung der Debatte als Vorbild für andere Medien vorangeht und den emotional aufgeladenen Begriff „Blackout“ nicht mehr unsachgemäß verwendet. :slight_smile:

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Der Forderung nach einer sprachlichen und inhaltlichen Differenzierung zwischen Blackout und Brownout kann ich nur zustimmen. Dennoch erscheint es mir fahrlässig, das Risiko von flächenhaften Stromausfällen klein zu reden oder zu ignorieren.

Die Geschichte hat gezeigt, daß wir auch ohne die Hilfe feindlicher Sabotage, nur dich eigene Schlamperei, beachtliche Stromausfälle inszenieren können.
„Am Samstag, dem 4. November 2006, kam es gegen 22:10 Uhr zu einem größeren Stromausfall in Europa. Teile von Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich und Spanien waren bis zu 120 Minuten ohne Strom; sogar in Marokko waren Auswirkungen spürbar.“ (Wikipedia ).

Das ist zwar noch sehr weit von der apokalyptischen, aber in ihrem Detailreichtum auch recht verstörenden Beschreibung eines ( zum Glück noch fiktiven) dauerhaften und großflächigen Stromausfälle entfernt (M.Elsberg: Blackout; 2012). Da ich die letzten Jahre mit einem künstlich beatmetem Menschen zusammengelebt habe, weiß ich mit Sicherheit, daß auch ein Stromausfall von zwei Stunden mehr als nur eine Unannehmlichkeit ist.

Bei anderen Technologien wird ja auch, völlig zurecht, nicht nur dei Wahrscheinlichkeit eines Schadensereignisses betrachtet, sondern auch die möglichen Folgen sind Grundlage der Risikoanalyse und der geforderten Vorsorgemaßnahmen.

Ich fände es fatal oder auch tragisch, wenn sich beim Umbau unserer Energieversorgung wesentliche Fehler der letzten großen Energiewende wiederholen würden.
Es gab schließlich seit den 1950ern schon mal eine ‚moderne‘ Technologie, die billige Energie ohne qualmende Schlote versprach. Eine Technologie, die so wichtig für die Zukunft unseres Landes war, daß Widersprüche auf allem Ebenen bekämpft wurden und emorme Recourcen für ihre Förderung aufgebracht wurden.

Im Augenblick erinnert mich die öffenliche Energiepolitik unvorteilhaft an die klassische Verkehrspolitik: es macht viel mehr Spaß, neue Autobahnen / Solarparks einzuweihen, als sich um die zahlreichen unsichtbaren Details zu kümmern ( Brücken, Netze …).

Es ist vielleicht naiv, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgeben, wir trotz Lobbydruck und Lügenkampangen einerseits und idiotisch unterlegten Richtungskämpfen andererseits zusammen Wege finden, die nicht nur nachhaltig und sozialverträglich sind, sondern auch von einer breiten Mehrheitlich der Bevölkerung getragen, besser noch begrüßt werden.

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Ich kann beruhigen, dass nicht nur neue Solarpanele und Windparks gebaut werden, sondern das bestehende HVAC Netz eben für diese ausgebaut bzw. stabilisiert wird durch Statcom und eStatcom Anlagen.

Außerdem baut Deutschland ein paralleles HVDC Netz auf. Das sind Milliarden Investitionen.

Das alles wird über den Netzausbauplan gesteuert, der auf 20 Jahre meines Wissens ausgelegt ist.

Natürlich ist je nach Bedarf und Risiko eine andere Redundanz im System eingebaut.

Aus eigener Erfahrung (und auch statistisch lässt sich das belegen) kann ich sagen, dass in Deutschland Stromausfälle sehr gering sind. Ich habe mehrere Jahre in New Jersey gewohnt, da waren Stromausfälle bei Wind fast schon die Regel, weil dort selbst im Verteilnetz überirdisch verlegt wird und somit viel anfälliger.

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Danke für den Hinweis, ich wollte noch ergänzen dass ein Blackout ja vor allem darum so gravierend ist, weil die Inbetriebnahme des Netzes aus einem Blackout heraus viel aufwändiger ist, als aus einem Brownout.

Ja gerade deswegen ist es ja so interessant dass eines der Ampelprojekte, der ausbau der nord-süd HVDC strecke kaum Medial präsent war. Wie viele Errungenschaften der Ampel, insbesondere die Errungenschaften aus dem grünen Ressort einfach kaum vorkommen.
Du siehst also, es gibt Vorsorgemaßnahmen, Risikoabschätzungen usw. Es gib noch einen weiteren Unterschied zur Atomkraft, und zwar dass es Antworten auf akute fragen zur Technologie gib, (offshore)Windkraft ist in der Lage Regelleistung bereitzustellen, während die wissenschaftliche Gemeinschaft die an der Energiewende forscht geschlossen dahinter steht, dass es funktionieren kann, war auch das bei der Atomenenergie schon anders, ich finde das ist ein substantieller Unterschied. Ganz davon abgesehen, dass auch im gegensatz zu Atomenergie niemand behauptet es sei ein einfaches Allheilmittel.

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