LdN 413 Abtreibungen - Väterrechte

Hallo,

ich finde, dass die Debatte „Recht auf Selbstbestimmung“ vs. „Schutz des ungeborenen Lebens“ einseitig geführt wird. Aus Gründen der Gleichberechtigung finde ich es legitim zu fordern, dass auch der werdende Vater das Recht haben sollte zu entscheiden, ob er Vater werden möchte oder nicht. Hier kann man natürlich entgegnen, dass die Schwangerschaft und Geburt auf der Seite der Frau lägen. Allerdings erscheint die Entscheidung, ob man Vater / Mutter werden möchte deutlich folgenreicher und wichtiger. Leider habe ich zur Frage, wie die Selbstbestimmung der Männer abgewogen werden kann, keine Vorschläge mitbekommen und vermisse die Debatte dazu.

Viele Grüße
Sebastian

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Das hieße doch in der Konsequenz, dass der potentielle Vater über den Körper der Frau entscheiden kann.

Hältst du das wirklich für eine gute Idee oder wie stellst du dir mehr Rechte/Gleichberechtigung für den männlichen Part vor?

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Oder dass er eine Anerkennung der Vaterschaft verweigern könnte und somit keinerlei Pflichten hätte. Er wäre zwar Erzeuger, nicht aber Vater im eigentlichen Sinne.

Damit wäre kein Eingriff in den Körper verbunden. Für rechtliche Klarheit, damit Frauen nicht im letzten Moment trotz einvernehmlicher Schwangerschaft alleine gelassen werden müsste man dann halt einen Rahmen schaffen.

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Naja, die Debatte dreht sich immer um den Körper der Frau. Das scheint mir jedoch vorgeschoben zu sein, wenn es eigentlich um die Frage geht, ob ein Mensch Kinder haben möchte oder nicht. Die Feststellung ist nur, dass es ungerecht ist, wenn Männer diese Entscheidung für sich nicht frei treffen können.

Ich finde eine Gleichberechtigungsdebatte bezogen auf den Mann hier Fehl am Platz. Es ist aus biologischen Gründen eben so, dass die Frau das Kind bekommt. Sie muss es 9 Monate in sich tragen und dann den enormen Kraftaufwand aufbringen, es auf die Welt zu bringen.

Warum sollte der Mann da gleichberechtigt werden, wenn es um die Entscheidung geht, die den Körper der Frau betreffen? Verstehe ich nicht so ganz…

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Es geht auch um den Körper der Frau.
Glaub mir, nach zwei Schwangerschaften, die insbesondere am Ende nicht komplikationsfrei verlaufen sind - wie unglaublich viele Schwangerschaften - ist meine Meinung, dass keine Frau gezwungen werden sollte, ein Kind auszutragen. Wir sind keine Maschinen. Schwangerschaften sind kein Spaziergang.

Vorschlag: Wenn es den Vätern und manchen Parteien so wichtig ist, dass Schwangerschaften nicht beendet werden, sollten sie dafür sorgen, dass gute gesellschaftliche, gesundheitliche und finanzielle Rahmenbedingungen für Mutter und Kind gewährleistet werden. Damit könnte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind ausgetragen wird, erhöht werden, während die Kriminalisierung von Abtreibungen nur zu schlechter Versorgung, aber nicht zur Verringerung der Zahl von Abtreibungen führt.

Aber gerade die Parteien, die gegen Abtreibungen sind, sorgen weder für gute soziale Absicherung noch für gute Kinderbetreuung noch für gleiche Berufschancen und Bezahlung noch für gute Absicherung Alleinerziehender noch für gut ausgestattete Schulen oder ein sinnvolles Bildungssystem. Wie zynisch.

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In aller Regel können sie diese Entscheidung (also mit negativem Ergebnis, umgekehrt würde es eh keinen Sinn ergeben) völlig frei treffen, sie müssen es halt nur rechtzeitig tun…

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Das ist eine interessante Sichtweise.
Du bist also der Meinung, dass wenn sich Mann und Frau nicht einig sind, ob das Kind ausgetragen wird, was passiert? Wie wird die gleichberechtigte Entscheidung dann getroffen?

Hierzu interessantes Beispiel, wie weit ein solches Mitspracherecht von Männern reichen kann: Taiwan (,das sonst eigentlich ein sehr liberales Abtreibungsrecht hat,) verlangt bei verheirateten Frauen die Zustimmung des Ehemannes zu einer Abtreibung. Man mag sich kaum vorstellen, zu was für Forderungen/Erpressungen ein Mann diese Macht missbrauchen kann, gerade wenn trotz Ehestatus die Beziehung eher ungesund ist. Laut Wikipedia gibt es dieses Erfordernis eines „spousal consent“ in insgesamt 11 Ländern weltweit

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Ich weiß nicht ob das Anliegen des Threaderstellers so gemeint ist, dass es ganz klare und festgefahrene Argumentationen rund um Abtreibungen gibt. Auf beiden Seiten.

Hier ein paar Ideen über die man diskutieren kann:

  • sollten werdende Väter verpflichtend informiert werden bei der Schwangerschaft? Sonst können sie gar nicht versuchen ein Vater zu sein.
  • sollten Väter vor der
    Abtreibung verpflichtend informiert werden - auch wenn sie die Entscheidung nicht effektiv ändern können?
  • sollten Männer die Vaterschaft vor der Geburt ablehnen können?
  • Soll die Regelung, dass der Ehemann der Frau automatisch Vater wird egal wer der biologische Vater ist, geändert werden (Kuckuckskinder)?
  • was soll bei unterschiedlichen Meinungen der werdenden Eltern zur Abtreibung geschehen? Wird eventuell eine Beratung / Schlichtung verpflichtend in dem Falle, wobei sie bei Einigkeit entfällt?

Alles geht von Einvernehmen beim Sex aus. Vergewaltigungen müssen immer anders gehandhabt werden.

Das sind nur ein paar Ideen zur Diskussion. Ehrlicherweise bin ich mir bzgl meines eigenen Standpunkts zu den Punkten nicht sicher. Manche könnten auch übermäßig bürokratisch werden, was ich an anderer Stelle kritisiere.

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Die angelegenheit kann unmöglich für beide Seiten „ideal“ gelöst werden.

Letzlich entscheidet die Frau, ob sie eine Schwangerschaft austragen möchte oder nicht. Hieran ist nicht zu rütteln.

Das sich ein Mann gleichzeitig machtlos und in seiner Meinung nicht berücksichtigt fühlen kann, wenn es zu einer Geburt statt Abbruch kommt. Ist nicht zu ändern.

Die Frau entscheidet über ihren Körper!

Warum sollte ein Mann jedoch kein Recht dazu haben, das Kind nicht anzuerkennen?

Beide haben das Kind gezeugt aber die Frau entscheidet alleine ob es geboren wird. Sollte dem folgend, nicht auch der Mann eine Option zur nicht Anmerkung zugesprochen werden?

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Hallo,

nach bisherigem Recht war eine Abtreibung auf jeden Fall eine Straftat bzw. Rechtsbruch. Insofern stellte sich die Frage nach der reproduktiven Selbstbestimmung des Mannes nicht wirklich. Da der gesellschaftliche Konsens hier aber immer mehr dazu geht, den Abbruch einer Schwangerschaft (unter Voraussetzungen) zu legalisieren, sollten hier auch die Rechte aller Beteiligten abgewogen werden.

Diese Prämisse macht es natürlich auch nicht einfacher, Lösungen zu finden. Ich finde es aber schon schräg, dass im Diskurs nie die Frage gestellt wird, wie sich ein „Erzeuger“ dagegen wehren können soll „Vater“ zu werden. Auch andersherum sind auch durchaus Fälle denkbar, in denen ein Mann, der sich als werdender Vater der Verantwortung stellen möchte, durchaus einen Einfluss auf die Abwägung haben sollte, ob eine Schwangerschaft beendet werden muss.

Ich bin mir nicht sicher, wie das konkret ausgestaltet werden kann. Einige Punkte wurden ja auch schon genannt. Wichtig finde ich den Punkt, dass Erzeuger über die Schwangerschaft Bescheid wissen sollten, damit sie sich überhaupt an der Entscheidungsfindung beteiligen können. Das Recht zur alleinigen Entscheidung der Frau empfinde ich jedoch als ungerecht und auch als überholt (im Sinne eines modernen, geschlechtergerechten Familienbildes).

Viele Grüße

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Hey @SebastianW , ich verstehe Dein Anliegen nicht.

Bitte erkläre doch kurz, was genau nach Deiner Vorstellung passieren und wer über eine Abtreibung letztendlich entscheiden soll, wenn eine Frau nach dem Sex ungewollt schwanger wird, und…

1.) der Mann wünscht eine Abtreibung, die Frau aber nicht?

2.) die Frau wünscht eine Abtreibung, der Mann aber nicht?

3.) der Ehemann einer untreuen Frau wünscht eine Abtreibung, der Mann, mit dem die Ehefrau fremdgegangen ist, aber nicht?

4.) der Ehemann einer untreuen Frau wünscht eine Abtreibung, die Frau aber nicht?

5.) die untreue Frau wünscht eine Abtreibung, der Mann mit dem sie fremdgegangen ist, aber nicht?

6.) die Ehefrau eines untreuen Ehemanns wünscht eine Abtreibung, die schwangere Frau, mit der er fremdgegangen ist, aber nicht?

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Hey @Hzz,

mein Anliegen ist es, meine Meinung darüber zu äußern, dass in der Diskussion über Abtreibungen die Rechte der potentiellen Väter unzureichend vertreten werden. Weiterhin interessiert es mich zu sehen, ob das andere Menschen auch als Problem wahrnehmen.

Ich maße mir nicht an, eine einfache Lösung für alle deine 6 komplizierten Fälle zu haben. Allerdings bin ich der Ansicht, dass als Lösung „die Frau entscheidet alleine nach einer Beratung“ ebenfalls unterkomplex ist. Das ist ein komplexes Thema mit wahnsinnig vielen Einzelfällen, Unterschieden und Abwägungen. Vielleicht wäre die Situation mit einer Scheidung vergleichbar, insbesondere, wenn Kinder mitbetroffen sind. Auch da gibt es den Konflikt zwischen verschiedenen Menschen mit verschiedenen Rechtsgütern und Interessen. Auch da ist die Antwort nicht, dass das einer der Beteiligten nach einer Beratung alleine entscheidet.

Viele Grüße

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Das ist eine Wieselantwort, Du weichst der Frage aus.

Welche der an der Entstehung einer Schwangerschaft beteiligten Personen soll nach Deiner Vorstellung letztendlich über eine Abtreibung entscheiden? Wann genau soll die Entscheidung einer ungewollt schwangeren Frau über ihren eigenen Körper überstimmt werden, von wem und warum?

Ich lese gerne auch Deine komplexe Antwort zum Thema.

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Das erinnert mich ehrlich gesagt ein wenig an eine Szene im Film „Das Leben des Brian“, in dem sich mehrere Männer darüber unterhalten, wie ungerecht es ist, dass sie keine Kinder bekommen können.

Menschen sind biologisch gesehen Säugetiere. Damit ein Kind geboren werden und leben kann, muss es in einer Schwangerschaft ausgetragen werden (grässliches Wort). Ob man die Menschen, die das tun (können), nun Mütter, Menschen mit Gebärmutter oder Gebärende nennt, ist mir persönlich ziemlich schnuppe, aber die meisten Väter dürften nicht zu diesen Menschen gehören. Und wenn wir im Zusammenhang von Schwangerschaften über Selbstbestimmung reden, geht es nun mal um die Menschen, die schwanger werden (können). Was soll daran „einseitig“ sein?

Also im Sinne von o. g. Film können wir uns gerne drauf einigen, dass Väter oder Männer oder Nichtgebärende auch ein Recht darauf haben, ein Kind zu wollen oder nicht zu wollen, dass sie aber nicht das Recht haben, darüber zu entscheiden, ob eine schwangerschaftsfähige Person auch tatsächlich schwanger werden/bleiben sollte. Eigentlich recht einfach oder?

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Ich bin zwar nicht der angesprochene aber meine Idee wäre kurz Informations- und Anhörungspflicht.

Die letztliche Entscheidung liegt bei der schwangeren Person, aber gesetz den Fall der Erzeuger stünde bereit als alleinerziehender Vater zu agieren kann das dazu führen, dass sich die Frau dann doch gegen die Abtreibung entscheidet, wenn sie als Hauptgrund die eigene Überforderung mit dem Kind ansieht.

Aber wenn man schon die Beratungspflicht beibehält, kann man ja den Erzeuger zumindest anhören um nach vorliegen aller Informationen eine Entscheidung zu treffen.

Dann muss aber natürlich auch festgelegt werden, dass die Informationspflicht erlischt, wenn der Erzeuger a) nicht bekannt oder b) zeitlich nicht verfügbar/erreichbar ist, da ansonsten eine Sperre vor den 12 Wochen liegen könnte.

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Also sind Frauen alleine - ohne einen Mann, egal in welchem Verhältnis beide zueinander stehen - nicht in der Lage, bei „komplexen Themen“ im Einzelfall eine fundierte und überlegte Entscheidung mit Abwägung aller wichtigen Aspekte zu treffen oder was willst du mit dieser Gegenüberstellung sagen?

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Ich bin mir nicht sicher, ob der Threadersteller darauf hinauswollte. Es geht glaub ich um was anderes:
Ein Argument von Abtreibungsgegnern ist häufig: Dann hätte die Frau halt kein Sex haben sollen. Dann ist das Gegenargument von Befürwortern: Man kann eine Frau doch nicht ein leben lang für einen solchen Fehler „bestrafen“, man muss ihr da einen Ausweg schaffen.
Nun ist es so, dass wenn eine Frau schwanger wird, der Erzeuger „automatisch“ zum Vater erklärt wird und nach der Geburt zu Unterhalt verpflichtet ist. Nun könnte man dieselbe Argumentationslogik verwenden und sagen: Man kann den Mann doch nicht auf ewig für seinen Fehler bestrafen, daher sollte der Erzeuger die Vaterschaft ablehnen können. Dabei geht es dann nicht wirklich um Abtreibung.

Ich hoffe zumindest, dass es darum geht und nicht darum, Frauen vorzuschreiben, dass sie abtreiben sollen.

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Du willst mit der Frage doch lediglich provozieren. Das muss man schon aktiv in die Aussage reinlesen. Es geht einfach darum das es die Möglichkeit für den Vater geben sollte, ebenso wie die Frau, in die Entscheidung eingebunden zu sein. Die Frau hat natürlich alleinig die Entscheidung ob das Kind geboren wird oder nicht, aber was spricht dagegen das der Mann im Gegenzug das Recht bekommt das Kind im Rahmen einer „gesetzlichen Abtreibung“ nicht anzuerkennen. Sozusagen als äquivalent zur physischen Abtreibung. Klingt vielleicht hart, da es hier um einen zukünftigen Menschen geht, aber klingt doch fair. Zumindest für die Richtung gäbe es somit eine Lösung.

Umgekehrt ist es halt schwieriger. Wenn die Frau das Kind nicht möchte aber der Mann. Da sollte es halt zumindest zum Gespräch kommen müssen, damit er zumindest seinen Willen äußern kann…wobei das vermutlich einfach dazu führt das die Männer nicht mehr informiert werden und dem Arzt gegenüber unbekannt sind :person_shrugging:

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