Diskussion zur Krankenhausreform: Sachlich und pragmatisch
Die Debatte zur Krankenhausreform erfordert Sachlichkeit und Pragmatismus. Zwei zentrale Aspekte verdienen dabei mehr Beachtung:
1. Einseitige Kommentierung und fehlender Fokus auf Umsetzungsprobleme
Die Diskussion in der Lage basiert fast ausschließlich auf den Aussagen der Regierungskommission. Kritische Perspektiven, z. B. von Kassenärztlichen Vereinigungen oder Krankenkassen, finden kaum Gehör. Dadurch entsteht ein einseitiger Diskurs, der die Probleme bei der Umsetzung vernachlässigt.
Ein Beispiel ist das Konzept der Level-1i-Kliniken. Diese Kliniken sind zwar eine gute Idee, doch fehlt es an konkreten Plänen zur Finanzierung und praktischen Umsetzung. So erfordert ein vollumfängliches 24/7-Notfallmanagement erhebliche Investitionen. Ohne klare Rahmenbedingungen wird es für einzelne Leistungserbringer schwer, diese Anforderungen zu erfüllen.
Auch die Konzentration komplexer Eingriffe in Zentren stellt hohe Anforderungen an den Rettungsdienst. Besonders intensivmedizinische Transporte sind in Deutschland unzureichend geregelt. Probleme umfassen:
- Unzureichende Kostendeckung: Die aktuelle Finanzierung reicht nicht aus, um Intensivtransporte kostendeckend durchzuführen.
- Regionale Unterschiede: Uneinheitliche Regelungen führen zu Ungleichheiten zwischen Bundesländern und Rettungsdienstbezirken.
- Fehlende Spezialtransporte: Es mangelt vielerorts an Intensivtransportwagen (ITWs) und -hubschraubern (ITHs), was die Versorgungssicherheit gefährdet.
Die steigende Zahl intensivmedizinischer Transporte wird die bestehenden Kapazitäten weiter belasten. Bereits jetzt stoßen Rettungsdienste in manchen Regionen an ihre Grenzen. Nachts und an Wochenenden werden Hilfsfristen oft nicht eingehalten, da Nachbarbezirke durch lange Einsatzzeiten beansprucht werden. Sollte die Anzahl der Transporte weiter steigen, droht eine dramatische Verschärfung der Lage.
Auch die Annahme, dass durch die Schließung von Abteilungen genügend Personal für Zentren freigesetzt wird, ist unrealistisch. Es besteht die Gefahr, dass viele gut ausgebildete Fachkräfte das System der stationären Versorgung komplett verlassen.
2. Qualität vs. Menge: Eine zu kurz greifende Gleichsetzung
Die Gleichsetzung von Fallmengen mit Qualität ist problematisch. Mindestmengen sind weniger ein Garant für gute Versorgung als ein Instrument der Statistik. Abteilungen mit geringer Fallzahl, aber nachweislich hoher Qualität, haben oft keine Chance, ihre Ergebnisse geltend zu machen.
Ein Beispiel aus dem Rheinland verdeutlicht dies: Die Versorgung von Speiseröhrenkarzinomen wird künftig an der Universität Köln konzentriert, obwohl dort keine Zahlen zur Ergebnisqualität veröffentlicht werden. In Düsseldorf hingegen erfolgt eine transparente Darstellung der Ergebnisse. Hier liegt die perioperative Sterblichkeit weit unter den Erwartungen – dennoch war es schwierig, einen Versorgungsauftrag zu erhalten.
Langzeitdaten zur Letalität zeigen, dass sich die Behandlungsqualität oft erheblich von den ursprünglichen Annahmen unterscheidet. Es fehlt an einer systematischen Transparenz, um Patient:innen auf Basis belastbarer Daten zu informieren. Stattdessen dominieren skizzenhafte Darstellungen zu Mengen und Strukturen.
Zusammenfassung
Die Diskussion zur Krankenhausreform sollte folgende Punkte stärker berücksichtigen:
- Umsetzungsprobleme: Finanzielle und organisatorische Herausforderungen müssen klar adressiert werden.
- Einbindung aller Stakeholder: Kritische Stimmen, z. B. von Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen, sind einzubeziehen.
- Transparenz der Ergebnisqualität: Entscheidungen sollten auf belastbaren Daten statt pauschalen Annahmen basieren.
Nur so kann die Reform praxistauglich und nachhaltig gestaltet werden. Es ist entscheidend, die Bedeutung der Reform nicht nur aus der Perspektive der Regierungskommission zu betrachten.