LdN 409 Herdenschutzhunde

In der aktuellen Folge des Podcasts „Lage der Nation“ wurde über den Schutz von Nutztierhaltern durch den Einsatz von Herdenschutzhunden gesprochen. Dabei wurde fälschlicherweise angenommen, dass Herdenschutzhunde und Schäferhunde dasselbe sind. Diese Verwechslung möchte ich hiermit richtigstellen.

Herdenschutzhunde und Schäferhunde haben unterschiedliche Aufgaben und Eigenschaften:

Herdenschutzhunde:
Herdenschutzhunde werden speziell dafür gezüchtet und ausgebildet, Nutztiere wie Schafe, Ziegen oder Rinder vor Raubtieren wie Wölfen oder Bären zu schützen. Sie leben meist dauerhaft bei der Herde und agieren unabhängig vom Menschen.
Diese Hunde sind groß, kräftig und haben ein starkes Schutzverhalten. Sie sind wachsam, selbstständig und oft misstrauisch gegenüber Fremden.

Schäferhunde
Schäferhunde, wie der Deutsche Schäferhund, werden hauptsächlich zur Führung und Kontrolle von Herden eingesetzt. Sie helfen dem Schäfer, die Tiere zu lenken und zusammenzuhalten.
Schäferhunde sind intelligent, gehorsam und haben eine hohe Arbeitsbereitschaft. Sie sind in der Regel enger an den Menschen gebunden und arbeiten auf Anweisungen.

Es ist wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um die jeweiligen Hunde richtig einzusetzen und ihre Fähigkeiten optimal zu nutzen. Herdenschutzhunde sind unverzichtbar für den Schutz von Nutztieren in Gebieten mit Raubtierpräsenz, während Schäferhunde hervorragende Helfer bei der Herdenführung sind.

Allerdings ist der Einsatz von Herdenschutzhunden in Deutschland sehr umstritten und kann potenziell gefährlich sein. Kritiker weisen darauf hin, dass diese Hunde, aufgrund ihrer Schutzinstinkte, auch für Menschen und andere Tiere eine Bedrohung darstellen können, wenn sie nicht richtig ausgebildet und geführt werden. Es gibt Berichte über Vorfälle, bei denen Herdenschutzhunde aggressiv gegenüber Wanderern oder anderen Hunden reagiert haben. Daher ist es entscheidend, dass Halter von Herdenschutzhunden umfassend geschult werden und die Hunde gut sozialisiert sind, um solche Risiken zu minimieren.

Darüber hinaus ist es fragwürdig, ob Herdenschutzhunde in Deutschland überhaupt eingesetzt werden sollten. Die hiesigen Bedingungen unterscheiden sich stark von den traditionellen Einsatzgebieten dieser Hunde, und es gibt Bedenken, ob die Vorteile den potenziellen Risiken und Herausforderungen überwiegen. Eine sorgfältige Abwägung und Diskussion sind notwendig, um zu entscheiden, ob Herdenschutzhunde in Deutschland eine geeignete Lösung für den Schutz von Nutztieren darstellen.

Leider gab es in meiner unmittelbaren Umgebung einen Vorfall, bei dem ein Herdenschutzhund einen anderen Hund tötete und eine Spaziergängerin verletzte. Solche tragischen Ereignisse unterstreichen die Notwendigkeit, den Einsatz von Herdenschutzhunden sorgfältig zu überdenken und sicherzustellen, dass alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

10 „Gefällt mir“

Finde dein Kommentar sehr gut und wichtig und wollte noch ergänzen, dass ich es spannend fände, von Schäfer*innen zu hören, die Erfahrung mit Herdenschutzhunden haben. Ich kenne bisher nur Berichte aus Frankreich, wo das sehr gut klappt und frage mich, was die Gründe sind, warum das in Deutschland nicht genauso umsetzbar ist.

1 „Gefällt mir“

Ich wiederum denke da an Berichte von Bauern, die immer wieder beklagen, wie dreist und unvorsichtig Wanderer sind und sich trotz Zäunen und Hinweisschildern den Tieren zu sehr nähern. Oder Spaziergänger, die ihren Hund nicht zurückrufen, wenn er sich den Tieren nähert. Ich halte es für wahrscheinlich, dass das eine Ursache dieser Vorfälle sein könnte.

2 „Gefällt mir“

Prinzipiell stimme ich dir zu, dass unvorsichtiges Verhalten von Spaziergängern und Hundehaltern oft zu Konflikten beiträgt. In unserem konkreten Fall war das jedoch nicht der Auslöser: Die Spaziergängerin lief mit ihrem angeleinten Hund einen normalen Weg entlang. Der Herdenschutzhund hat den elektrischen Schafzaun überwunden, den Hund angegriffen und getötet. Danach ist er wieder über den Zaun zurück zu seiner Herde gegangen.

In weniger dicht besiedelten Regionen, wie etwa in Rumänien, wo diese Hunde traditionell eingesetzt werden, mag das kein großes Problem sein, da es weniger Interaktionen mit Menschen gibt. Letztendlich hat dieser Hund nur seinen Job gemacht, indem er seine Herde beschützt hat.

Ich selbst habe seit diesem Vorfall Angst, bei jeder eingezäunten Schafsherde am Wegesrand mit meinem Hund vorbeizugehen. Oft liegen Herdenschutzhunde direkt in der Herde, und es ist erst spät zu erkennen, ob ein Hund in der Herde ist. Das macht solche Begegnungen besonders unberechenbar und beunruhigend.