ich habe eine Nachfrage bzw. Bedenken bei der Reform. Vorab: Ich begrüße sie!
Meine Partnerin ist selbst Krankenschwester in einem Krankenhaus. Ich freue mich über die voraussichtliche Verbesserung der medizinische Versorgung an Qualität für Patienten. Vor allem erhoffe ich mir eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Personal der Krankenhäuser, aufgrund das den Häusern vermutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, bzw. es nicht mehr notwendig ist Stationen bis aufs letzte Bett immer auszureizen und die Patienten/Krankenkassen zu melken.
Mit Corona ist der Missstand in den Krankenhäusern für das Personal kurzfristig in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Es wurde viel geredet, über Verbesserung und Änderungen, Respekt für systemkritische Berufe, es wurde geklatscht, aber es ist bisher wenig bei den Betroffenen angekommen.
Meine Partnerin hat durch die Pandemie Long-Covid und geht trotz der beschissenen Umstände immer noch mit großen Pflichtbewusstsein auf Arbeit, für die Patienten. Und auch wenn es ihr nicht gut geht, weil sie die Kollegen nicht im Stich lassen kann.
Wegen solchen Angestellten funktioniert unser Krankenhaussystem noch. Aber zurück zu meinen eigentlichen Anliegen:
Es wird gehofft, dass durch die Krankenhausreform die Krankenhäuser ein finanzielles Fundament haben, mit welchem sie rechnen können und das sie dadurch etwas Planungssicherheit aufgrund ihres Angebot an Leistungen haben. Obendrauf kommen dann noch die Vergütung für etwaige Eingriffe, Operationen und Behandlungen. Es wird durch die „Grundsicherung“ davon ausgegangen, dass dann nur noch notwendige Maßnahmen am Patienten durchgeführt werden. Bei städtischen Krankenhäusern, also Krankenhäuser in der öffentlichen Hand mag das vielleicht gehen, aber wie stellt man sich das bei Kliniken vor, die kein öffentlichen Träger haben, sondern in privatwirtschaftlicher Besitz sind. Bspw. Helios. Diesen Krankenhäusern/Firmen geht es doch nach wie vor um Gewinnmaximierung, wir leben ja schließlich im Kapitalismus. Diese Institutionen können doch die „Grundvergütung“ abgreifen und dann dennoch auf Personalverschleiß fahren und soviel wie möglich an Operationen, Behandlungen und ähnliches durchführen.
Ist das nicht dann ein Geschenk an Krankenhäuser, die so agieren?
Ist meine Annahme richtig oder erliege ich einem Denkfehler bzw. Unwissenheit? Werden Krankenhäuser kontrolliert, hinsichtlich welche Behandlungen wirklich notwendig sind und welche nicht nur aus finanziellen Anreiz durchgeführt werden?
Die Frage, wie sich die Krankenhausreform auf die Privatkliniken auswirken wird, könnte in der Tat interessant sein.
Da der Bundesverband Deutscher Privatkliniken sich relativ klar gegen die Krankenhausreform gestellt hat, nehme ich an, dass die Situation für die Privatkliniken nicht so einfach auszunutzen sein wird.
Aber mehr Informationen dazu, was die Krankenhausreform konkret für Krankenhäuser in verschiedenen Modellen der Trägerschaft bewirken wird, wären in jedem Fall interessant. Aber ich schätze, es wird schwer, da unvoreingenommene Informationen zu bekommen, die nicht von einem Lobby-Verband kommen…
Die Reform soll aufkommensneutral werden und insbesondere Spezialzentren gefördert werden. Irgendwo muss das Geld ja herkommen, und da wird es wohl den nichtspezialisierten Kliniken entzogen. Aber auch nichtspezialisierte Kliniken halten wichtige Leistungen vor. Das mögen sie in schlechter Qualität tun, aber eine schlechte Versorgung ist immer noch besser als gar keine.
Zwei Beispiele: Meine Mutter hatte vor vielen Jahren (ich war 8, meine Schwester 14 und mein Bruder 12) einen Blinddarmdurchbruch, der selbst im qualitativ fragwürdigen Ameos-Klinikum Ueckermünde komplikationslos operiert werden konnte. Hätte sie einen längeren Transportweg ins nächste Krankenhaus gehabt, wäre der Blinddarm geplatzt, und an der resultierenden Bauchfellentzündung wäre sie wahrscheinlich gestorben. Kurze Transportwege sind eben auch in ländlichen Regionen auch für viele Routinefälle essenziell und Chirurgie wird nun mal von Hausärzt*innen, wenn sie überhaupt vorhanden sind, nicht angeboten.
Meinem Vater hat das gleiche Krankenhaus übrigens nach einem Herzinfarkt das Leben gerettet, obwohl es nicht mal über eine Kardiologie verfügt. Obwohl seine Symptome diffus waren, haben sie korrekt einen Herzinfarkt diagnostiziert und ihn zügig per Hubschrauber in die über 50 km entfernte kardiologische Spezialklinik in Karlsburg transportieren lassen, wo er adäquat behandelt wurde. Kurzum: Wenn es diese Klinik nicht mehr gäbe, würden meine Eltern beide nicht mehr leben. Ich weiß nicht, wie viele diesen schlecht ausgestatteten, nicht spezialisierten Krankenhäusern, die die Leidtragenden dieser Reformen sein werden, ihr Leben verdanken, aber ihre Stimmen werden mir hier viel zu selten gehört. Ich arbeite übrigens nicht für Ameos, obwohl ich in der Pflege tätig bin. Die Arbeisbedingungen sind mir zu abschreckend und die Bezahlung ist eine Zumutung, wie allgemein die Löhne in Vorpommern, weshalb ich im Übrigen auch Vorpommern verlassen habe.
Ich arbeite in so einem Mini- Krankenhaus, uns wird es vermutlich nicht treffen, weil wir eine extrem gute Psychiatrie haben aber von meinen Kollegen würde keiner gerne hier eingeliefert werden. Wir haben ein paar extrem gute ältere Ärzte aber die guten jungen Assistenzärzte wollen ganz bestimmt nicht aufs platte Land wo 2/3 der Patienten Pflegeheimbewohner sind die ein bisschen Flüssigkeit brauchen