LdN 407: Ein neue Regierung unter Friedrich Merz?

Wäre interessant wenn die nächste Regierung mit einer Entscheidung des BVG beginnt, dass der Soli seit 2019 verfassungswidrig ist und den Steuerzahlern zurückerstattet werden muss - am besten noch mit einer FDP in der Regierung und einem Merz der verpasst hat vor der Wahl die Schuldenbremse zu lockern.

2 „Gefällt mir“

Ich würde da gerne fragen: Was denkst du denn, welche Partei außer der Union stärkste Kraft im Bundestag werden könnte? Und mit welcher Partei bzw. welchen Parteien soll diese dann eine Mehrheit im Bundestag erreichen?

Das stimmt. Im Juni 2021 lagen Union (28%) und Grüne (22%) noch weit vor der SPD (15%) [Quelle]. (Forschungsgruppe Wahlen > Umfragen > Politbarometer > Archiv > Politbarometer 2021 > Juni I 2021). Bei der Wahl wurden daraus Union 24 % (-4), Grüne 15% (-7) und SPD 26% (+11). Ein Plus von über 10 Prozent innerhalb von drei Monaten ist also möglich. Aber dass etwas einmal passiert ist, heißt ja noch lange nicht, dass es wahrscheinlich wieder passiert. Tatsächlich sprechen eine Reihe von Gründen dagegen:

  1. Eine langfristigere Analyse von Umfragedaten zeigt a) dass die SPD in den letzten 20 Jahren nur einmal vor der Union lag - nämlich genau bei der Wahl 2021 und b) dass so starke Sprünge (+ 10 % in 3 Monaten) extrem selten sind.


[Quelle]

  1. Die Ausgangslage ist eine andere: a) Derzeit liegt die Union bei der Forschungsgruppe Wahlen bei 33 %, die SPD bei 16 % - die Differenz zwischen beiden ist also weitaus größer als 2021.
    b) Union und Grüne haben im Wahlkampf 2021 massive Fehler gemacht (etwa Laschets Lachen bei der Ahrflut, vor allem aber Söders laufende Demontage von Laschet, bei den Grünen Barbocks Umgang mit ihrer Biografie), die die SPD nutzen konnte. c) Scholz konnte sich gegenüber einer Merkel-müden Bevölkerung gleichzeitig Kontinuität und eine (parteipolitische) präsenteiren. d) mit der Ampel gab es eine Machtoption als Alternative zur Großen Koalition.

  2. Parteienlandschaft und Wählerverhalten haben sich seit 2021 nachhaltig verändert: Die AfD liegt eher bei 15-20 % als bei 10, dazu kommt das BSW. Und wenn die SPD bei Wahlen in letzter Zeit kurz vor der Wahl überhaupt stark aufgeholt hat, dann meist auf Kosten der Grünen, nicht der CDU (etwa in Brandenburg im September).

  3. Die SPD hat keine realitische Machtoption unabhängig von der Union. Eine Wahl von rot-schwarz statt schwarz-rot ist nicht sehr wahrscheinlich, erstens weil Merz inzwischen deutlich beliebter ist als Scholz und zweitens weil die SPD dazu im Wahlkampf vor allem ihren späteren Koalitionspartner angreifen müsste - wobei sie etwa in Sachen Glaubwürdigkeit langfristig nur verlieren kann.

TL/DR: Wenn man sich von verständlichen Wunschvorstellungen löst, mach eine nüchterne Analyse der Situation es nicht sehr wahrscheinlich, dass eine andere Partei als die Union die nächste Bundesregierung anführen wird.

7 „Gefällt mir“

Markus Söder legt für eine potentielle CDU/CSU geführte Regierung die möglichen Koalitionspartner fest. Er bestimmt offenbar wer Minister wird und wer nicht. Zudem gibt er die künftigen außenpolitischen Leitlinien vor.
Wenn man seine Aussagen mal ernst nimmt.

Welche Rolle hat dann Friedrich Merz? Als möglicher Bundeskanzler?

Ist Merz‘ Schweigen dazu schon Führungsschwäche? :wink:

2 „Gefällt mir“

Vermutlich hast du recht. Umso unverständlicher die komplett fehlende Souveränität und Gelassenheit der Union. Jetzt fordert Linnemann, nachdem man mit dem Vorschlaghammer einen früheren Wahltermin erzwungen hat, dass aber in der Weihnachtszeit bitte kein Wahltermin stattfinden solle. Wer eh gewinnt, könnte die 2-4 Wochen um Weihnachten ja aussetzen.

Sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Die Union macht halt was die Union macht - das unterscheidet sich weder vom Inhalt noch von der Schlagzahl her dramatisch von dem, was sie die letzten Jahre gemacht hat.

Auch dem würde ich eine andere Sichtweise gegenüberstellen: Es gab einen Machtkampf zwischen Scholz und Merz um den Wahltermin und die Fraktionen haben sich auf einen ziemlich klassischen Kompromiss geeinigt.
Die Forderung nach der Weihnachtspause ist natürlich Populismus, aber eben auch nichts Unerwartetes und erst recht nichts, was auf besondere Nervosität der Union hindeuten würde.

Man muss ja die Union nicht mögen, aber jetzt in jedem Fitzelchen von allem was sie macht eine besondere Boshaftigkeit, Unfähigkeit etc. pp. zu sehen, anstatt einfach anzuerkennen, dass sie sich ziemlich erwartbar wie eine konservativ-rechtspopulistische Partei verhält, die wieder an die Macht will, finde ich auf Dauer etwas ermüdend. Irgendwas zu gewinnen ist mit dieser Dauerempörung jedenfalls nicht.

Ernsthaft empört hat mich die Union zuletzt irgendwann vor Merkel. Da war ich noch jung und naiv. Mittlerweile macht die Erwartungshaltung Empörung eher schwierig. Ich wundere mich nur gelegentlich, mit welcher Nonchalance diese Partei und ihre Wähler innere Widersprüche übergehen.

4 „Gefällt mir“

War jetzt auch nicht unbedingt auf dich gemünzt mein Rant, ich finde nur dass es hier im Forum immer ziemlich viel Raum einnimmt, dass jeder typischer Unions-Move, den die Union macht halt entsprechend kommentiert wird. So als würde man jedes Mal kommentieren, wenn Scholz auf eine Frage nicht antwortet oder Wagenknecht ein Kremlnarrativ übernimmt.

1 „Gefällt mir“

Interessant wäre aus meiner Sicht, wie sich Merz und Söder zueinander verhalten und welchen Plan die CDU dann bei gleicher Haushaltssituation zur Lösung aller Probleme präsentiert.
Das bei Versagen trotzdem die Ampel schuld ist steht ja quasi schon fest…. :wink:

2 „Gefällt mir“

Mich empört ja mehr, dass die CSU schon Posten an sich verteilt.

4 „Gefällt mir“

Verhalten ist nicht so Söders Ding.
Er redet gerne und hört sich gerne dabei zu. Aber wenn es keine klaren Aussichten auf Erfolg gibt, wird er keine Taten folgen lassen. Nur wenn Merz eine offene Flanke bietet und jemand ein Messer in die Flanke rammt wird er vorbei kommen und es genüsslich herumdrehen.

3 „Gefällt mir“

Derzeit ist die Kandidatendiskussion ja eher bei der SPD zu finden, muss man sagen. Bin gespannt, wie sich das auswirken wird (verstehe ehrlich gesagt nicht, was sich die Menschen von Pistorius erwarten, das sie von Scholz nicht bekommen - außer vielleicht Taurus für die Ukraine -, aber na ja).

Da magst Du recht haben. Mir scheint auch, die Union setzt auf Demobilisierung, wenn sie an der Macht ist, und auf Mobilisierung (geradezu Agitation), wenn sie in der Opposition ist, und fährt damit meist gut.

Zur AfD und BSW im Zusammenhang mit dem Thema des Threads: Mich stört mehr als die Erwartung, dass die Union die Wahl gewinnt, das Hochschreiben der AfD seit einigen Jahren und neuerdings teilweise des BSW. Kein politischer Artikel kommt ohne eine mindestens implizit vorhandene Drohkulisse AfD aus. Man ergötzt sich irgendwie am Grusel. Zuletzt in der Geschmacksrichtung „Sperrminorität“ (will nicht sagen, dass dieses Thema ohne Berechtigung ist, es ist eher der Ton, der die Musik macht).

Edit:
P.S.: Ich halte eine Gleichsetzung der Union mit der AfD auch nicht für inhaltlich zutreffend. Zu den Themen, zu denen die AfD ein idealistisch-dogmatisches, bisweilen wahnhaftes, Verhältnis hat, hat die Union ein pragmatisch-instrumentelles, eher opportunistisches Verhältnis (größtenteils - gewisse ideologische Prägungen schwingen natürlich durchaus mit). Wegen des Opportunismus der Union und der sich daraus auch ergebenden inhaltlichen Überschneidungen sehe ich aber eine gewisse Gefahr, dass die Union die Normalisierung der AfD weiter vorantreiben könnte, um sich einen vermeintlichen Juniorpartner heranzuziehen. Jedenfalls hat Merz versprochen, die AfD als Unionsvorsitzender zu halbieren und mittlerweile aufgegeben. Die einzige nennenswerte Delle in den Umfragewerten der AfD indes fällt in die Zeit der flächendeckenden Proteste gegen Rechts (und des Aufkommens des BSW): Bundestagswahl: Neueste Wahlumfragen im Wahltrend | Sonntagsfrage #btwahl

3 „Gefällt mir“

Zum Thema Scholz und SPD:

1 „Gefällt mir“

9 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Legalisierung Schwangerschaftsabbruch

Ein bisschen tiefere Informationen über Herrn Merz

1 „Gefällt mir“

In der FAZ (!) wird detailliert beschrieben, warum eigentlich keine Frau mit Selbstachtung Merz wählen kann. Ich hatte dieses „der kann halt nicht mit Frauen“ immer für eine leicht überzogene Kampagne gegen einen etwas ungeschickten Mann des 20. Jahrhunderts gehalten. Der Artikel macht aber an einer ganzen Serie von Beispielen ziemlich deutlich, dass es hier wirklich um einen Kämpfer fürs Patriachat geht. Und typisch konservativ interessiert ihn Schutz von Frauen auch nur, wenn es um Schutz vor der vermeintlichen Gefahr durch Ausländer geht. Wie wirkt Friedrich Merz auf Chefinnen?

5 „Gefällt mir“

Hab ich mir angehört. Da sagt Merz so ungefähr, er könne gar kein Frauenfeind sein, sonst hätten ihm die Töchter schon die Gelbe Karte gezeigt und seine Frau hätte ihn nie geheiratet. Feine Logik, die ja schon die Ignoranz für diese Thematik in sich trägt. Es gibt genug tyrannische Männer, die trotzdem Frau und Kind haben. Und genau diese Kinder, und gar Töchter, würden es wagen, ihren Vater zu verwarnen wegen Machogehabe?

Eine leise Hoffnung bleibt, dass er noch rechtzeitig etwas ähnlich Dummes zu einem brisanten Thema ablässt.

6 „Gefällt mir“

D.h. die 32,x%, bei denen die CDU gerade steht, kommen von Männern und Frauen ohne Selbstachtung? Wohl kaum.
Eine detaillierte Kandidatenrecherche findet nicht statt. Zugegeben, mache ich bei meiner Wahlentscheidung auch nicht.

1 „Gefällt mir“

Grade die Spitzenkandidaten werden doch intensiv ausgeleuchtet. Dass nicht jeder, jede Irrung und Wirrung der Wahlprogramme kennt und erklären kann, das kann ich verstehen.

1 „Gefällt mir“

Dieses Thema wurde nach 2 Tagen automatisch geschlossen. Es sind keine neuen Antworten mehr erlaubt.