Teil 2/2
Denn gegen einen ordentlichen, vom BMG finanzierten „KH-Atlas“ mit Qualitätsdaten hat eben tatsächlich niemand etwas, und ja, die Referenz-DB vom G-BA zu den Qualitätsberichten ist hier nicht die Lösung. Es hat aber einen Grund, warum das nicht passiert: die Daten gibt es nicht in der behaupteten Form und SilverRising und Tlieb reißen die Probleme bei der objektiven Messung von Behandlungs- und Ergebnisqualität ja hier schon schön an. Das KHTG soll ja sogar erst die Rechtsgrundlage für das IQTIG liefern, die darzustellenden Daten zu definieren!
Einfaches Beispiel, was jetzt schon drinsteht: gefordert wird im KHTG (später) die Meldung der Ärzte-VK nach Qualifikation differenziert nach den LG und Fachabteilungen – als Aussage zur Behandlungsqualität. Realität: die Ärzte einer Fachabteilung sind i.d.R. auf der allgemeinen Kostenstelle dieser Fachabteilung gebucht. Wie erfolgt jetzt die Aufteilung von Ärztestellen auf das fallbezogene Groupingergebnis nach LG? Was ist mit Ärzten unterschiedlicher Fachabteilungen, die den Patienten einer LG interdisziplinär behandelt haben? Die Lösung wird einfach nur Excel heißen. In allen KHs in D. Und das ist jetzt die angeblich so vermisste Qualitätstransparenz, die bei der Krebsdiagnose hilft, das richtige KH zu recherchieren? Wer das Drama der Pflegepersonalkostenabrechnungsvereinbarung beim Pflegebudget erlebt hat, weiß was da auf die KHs zukommt: ganz sicher keine Transparenz.
Übrigens setzt der letzte Entwurf zum KHTG den Erfüllungsaufwand der Wirtschaft (der KHs) zur Übermittlung der Daten ans INEK bei 68 € an. Und für die Erstellung der Quartalsmeldungen sind 1,16h Arbeit vorgesehen. Realität: in jedem KH in D werden dafür Wochen an Arbeitszeit von Personal- und Medizincontrolling notwendig werden, um die geforderten Daten zu ermitteln und bereitzustellen.
Fazit: ihr habt gerade mal an der obersten Lackschicht des Themas gekratzt – was zwar grundsätzlich lobenswert ist, weil über Gesundheitsfinanzierung will niemand etwas hören – aber erst unter dem Lack wird es wirklich spannend und politisch und inhaltlich absolut gruselig. Und letztlich geht damit leider auch euer Fazit fehl: Hauptsache mal anfangen, nachgesteuert werden kann ja immer noch, denn das Ziel ist ja ein sinnvolles. Nein. Denn wenn man wollte, könnte man es richtig machen. Die Vorschläge dazu stehen in den Stellungnahmen der Verbände zum KHTG. Man ignoriert es aber. Es geht eben um etwas anderes.
Letzter Satz: im Vergleich zu den angedachten Regelungen im kommenden KHVVG ist das KHTG nur ein Tropfen im Ozean. DAS journalistisch aufzubereiten halte ich für eine riesige bis unlösbare Herausforderung. Und dabei geht es ja nur um die Aufrechterhaltung der deutschen stationären Gesundheitsversorgung…
Sorry, ist länger geworden…