LdN 354: Wählerpotenzial "BSW"

Im ersten Moment hören sich ja die Ausführungen der zitierten Sozialwissenschaftler über ein mögliches Wählerpotential vorallem bei jetzigen AfD Wählern sinnvoll an. Allerdings würde ich das stark anzweifeln.
Hier kommt wieder das Problem zum Tragen was ja auch schon die CDU hat. Wenn sie Positionen besetzen, welche bereits von der AfD gekapert wurden, um Wähler zurückzugewinnen - dann fragen sich die Wähler ja zu recht, warum die „Kopie“ wählen, wenn ich auch das Original wählen kann.

Wenn Wagenknecht jetzt also hofft, durch die Positionen „gegen Ausländer“, „gegen Wokismus“, „gegen Gasheizungsverbot“ etc. Wähler von der AfD einzufangen könnte das auch ein Schuss ins Knie sein.

Im Endefffekt versucht sie es möglichst vielen irgendwie recht zu machen. Ein bischen Komunismus, ein bischen Marktwirtschaft, ein bischen USA Skepsis usw. Das kann vieleicht bei den ersten paar Wahlen (z.B. der Europawahl) noch klappen, aber nachhaltig ist das glaube nicht.

Gerade im AfD-Wählerpool scheint die geplante Parteigründung jedenfalls nicht gut anzukommen. Hier mal ein Link zu einem Screenshot der Kommentarspalte eines Videos bei Youtube. Der Kanal ist hart auf die „AfD Empörten“ ausgerichtet und zieht somit jede Menge diese „Volks“ an.
Ich sehe hier jedenfalls niemanden der dem neuen Bündnis was abgewinnen kann (ja, das ist sichr nicht reprensativ, aber ein Blick auf „das Maul des Volkes“).

https://postimg.cc/SJXTvQF7

Es ging ja explizit darum, dass Wagenknecht zusätzlich eine sehr starke Umverteilung der Vermögen fordert, während die AfD dort wie die FDP völlig sozial tot ist. Von daher kann sie natürlich einiges an Wählern dort abgrasen mit ihrem Angebot.

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Ja, und wie immer zerstreitet sich und zersplittert der linke Flügel des politischen Spektrums.

Eine Frage ist ja immer: ist die SPD in die Mitte gerückt, weil die Linken alle ausgetreten sind oder nachdem?

Am Ende werden vielleicht beide linken Parteien untergehen.

Könnte es Wählerpotenzial bei den Nichtwählern geben?

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Insgesamt wird Frau Wagenknecht als Projektionsfläche bestimmt zunächst viele Wähler:innen mobilisieren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Konzept auf Dauer trägt.

Mit Lafontaine ist der soziale Restflügel der SPD verschwunden. Seitdem haben wir zu viel rechte und konservative die das Land ruinieren. Die Rechten sind sich eben einig weil sie keine wirkliche Politik außer Hass gegen Migranten und Sicherung hoher Vermögen haben. Wo kein Konzept da kein Streit.

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Wurde auch mal bei der AFD gesagt. Es ist den meisten ja sogar egal das Frau Wagenknecht quasi noch nie wirklich parlamentarisch gearbeitet hat.

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Inhaltlich findet sie sicher zunächst Wählerstimmen, aber danach gehört zu einer Partei ja mehr als eine One-Woman-Show.
Siehe bzw. höre den Wagenknechtteil in der aktuellen Lage und TAZ bundestalk

Das halte ich nebenbei für eine typische Fehlwahrnehmung, die immer verbreitet wird, aber eigentlich nicht nachvollziehbar ist.

Das Linke und Rechte Spektrum zersplittert sich gleichmäßig. Sein es damals die Republikaner als Absplitterung der CSU, die freien Wähler als Fragmentierung des konservativen Spektrums oder jetzt die AfD als „Alternative für Erzkonservative“, auch im rechten Spektrum gibt es regelmäßig Splitterbewegungen, die mehr oder weniger lang existieren. Auch im konservativen Spektrum gibt es dutzende Kleinstparteien.

Die Frage ist, wie sich die neue Wagenknecht-Partei aufstellen wird und ob sie vor allem auf kommunaler Ebene im Osten viele beliebte Politiker der Linken abgreifen kann.

Kurzfristig hat die Wagenknecht-Partei den Vorteil, „neu“ zu sein und damit den Protestwählern „Hoffnung“ auf „Änderung“ zu vermitteln. Ob die Partei langfristig existieren wird dürfte davon abhängen, wie viel Protestwählerpotenzial sie in Ostdeutschland abgreifen kann, denn das wäre die Basis für ein sicheres Überschreiten der 5%-Hürde in einigen Landtagen und damit die finanzielle Basis für die Partei - und möglicherweise sogar die Basis für Regierungsbeteiligungen, wobei das eher unwahrscheinlich ist.

Ich hoffe einfach, dass die Wagenknecht-Partei mehr Stimmen von AfD und Union abgreifen wird, als von SPD und Grünen. Die Frage ist, in welchen Parteien die Schnittmenge der Wähler von „migrationsskeptisch“ und „für einen starken Sozialstaat“ am größten ist. Ich denke tatsächlich, dass das bei der AfD der Fall ist, daher: Es gibt etliche migrationskritische Menschen, die die AfD wählen, obwohl die Wirtschafts- und Sozialpolitik der AfD ihren Interessen widerspricht.

Ich glaube die Partei hat in den neuen Bundesländern gute Chancen. Frau Wagenknecht ist in der DDR geboren, damit kann sie glaubwürdiger DDR-Vergleiche ziehen als ein Björn Höcke, der lächerlich wirkt wenn er Sätze sagt wie „Es fühlt sich schon wieder an wie 1989“. Auch schreckt insbesondere ältere Menschen der Stil der AfD ab und wie die Partei immer weiter nach rechts abdriftet. In den alten Bundesländern dürfte Frau Wagenknecht ihre Nähe zu Russland auf die Füße fallen, da dürften die Wahlerfolge überschaubar ausfallen. Ein wenig Sorge macht mir eine mögliche Koalition von Wagenknecht mit der AfD in Thüringen, aber ich hoffe mal, dass es dafür rechnerisch nicht reichen wird.

Ich glaube, dazu wird es auf absehbare Zeit nicht kommen, weil die Wagenknecht-Partei sich erstmal festigen muss, bevor sie ein derart riskantes Unternehmen auch nur erwägen kann.

Hier muss man bedenken, dass es Zeit braucht, bis eine Kernwählerschaft und auch ein fester Kern politischer Funktionäre eine Loyalität zur Partei aufgebaut haben. Geht man zu schnell einen „umstrittenen“ Schritt wie eine Koalition mit der AfD ein, würde man in einem zu frühen Stadium dieses Loyalitätsaufbaus einen großen Teil der eigenen Wählerschaft und Funktionäre vertreiben.

Die Wagenknecht-Partei wird sich daher zu Beginn kategorisch gegen die AfD abgrenzen, wie es Wagenknecht aktuell ja auch in Interviews tut. Nebenbei auch, weil man die Wähler der AfD gewinnen will - würde man eine Koalition in Aussicht stellen, wäre das deutlich schwieriger.

Interessanter könnte die Frage sein, ob eine Koalition von CDU und Wagenknecht-Partei im Osten denkbar ist. Wagenknecht selbst hat das für möglich gehalten, die CDU überlegt indes noch, ob sie den Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der Linken auf die Wagenknecht-Partei ausweiten will oder nicht. Und der CDU ist dabei sehr bewusst, dass sie auf eine Koalition mit der Wagenknecht-Partei z.B. in Thüringen angewiesen sein könnte, weil es sonst keinerlei Machtoptionen gibt.

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Die AfD hat allerdings auch eine breite Basis in den Medien, die sie permanent als „normale“ Partei betrachten und in alle Talkshows einladen, und allenfalls in irgendwelchen Nebenprogrammen mal etwas ausführlicher über ihre Skandale berichten.

Das ist bspw. der Unterschied zur Piratenpartei – falls sich jemand noch daran erinnert – wo irgendwann nur noch über interne Streitereien, egal wie unwichtig, und gar nicht mehr über Inhalte berichtet wurde, und irgendwann dann trotz Sitzen in mehreren Landesparlamenten praktisch gar nicht mehr.

Der Erfolg der Wagenknecht-Partei wird ebenfalls zu weiten Teilen davon abhängen, welches Bild in den Medien vermittelt wird. Mein Tipp: Zu Beginn wird sie in all den Medien, die nicht unbedingt „links-verdächtig“ sind, als Konkurrenz zur Linken massiv gehypt werden und dementsprechend auch Erfolge einfahren. Das könnte sich dann wenden, wenn entweder Die Linke endgültig in der Versenkung verschwunden, und damit dieser Teil vom „Projekt Wagenknecht“ erfüllt ist, oder wenn sich tatsächlich herausstellt, dass Wagenknecht kaum Stimmen aus dem linken Lager abzieht, sondern mehrheitlich von AfD oder CDU.

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Seit wann dürfen hier Fake News von Stammgästen verbreitet werden? Also die Medien machen sicher Fehler, aber die AfD wird absolut nicht als normale Partei geframed. In sicher jedem zweiten Beitrag wird auf die Einstufung als rechtsextreme Partei hingewiesen oder Skandale aufs Tableu gebracht.

Die Gründe warum die (va. öffentlichen) Medien die AfD nicht einfach aussperren dürfen, haben User wie @Daniel_K, schon etliche Male erklärt. Du magst das unbefriedigend finden und ich bin auch nicht happy über Weidel im ARD oder ZDF, aber die Medien können nicht einfach die zweit- bis drittstärkste Partei des Landes canceln.

Und die Foristen sollten bei der Wahrheit bleiben und nicht einfach Fakes in die Welt setzen.

Edit: Irgendein User hat den Beitrag aus mir unbekanntem Grund gemeldet. Ich habe die Moderation daher um Klärung gebeten. Bisher steht die Rückmeldung aber noch aus.

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Der Grat zwischen Fake News und Meinung ist manchmal recht schmal. @otzenpunk hat ja nicht gesagt, dass „alle Medien“ oder „die Medien“ generell positiv über die AfD berichten würden, sondern nur darauf verwiesen, dass es - seiner Meinung nach - schon einige Medien gibt, die die AfD als „normale Partei“ behandeln. Das liegt natürlich auch daran, dass die (öffentlich-rechtlichen) Medien die AfD nicht diskriminieren dürfen, aber andererseits gibt es tatsächlich Fälle in der Berichterstattung des MDR, die mir auch zu positiv erscheinen (Beispiel hier). Auch die WELT und manchmal auch die BILD lassen zwischen den Zeilen erkennen, dass sie einige Positionen der AfD doch recht positiv finden, aber das ist leider von diesen Zeitungen zu erwarten (ist halt das Fox News / New York Post-Äquivalent)

Dazu gibt es natürlich bestimmte Szene-Medien, die klar Pro-AfD sind (die „Junge Freiheit“ z.B.), aber alles in allem kann man nicht sagen, dass die AfD in den Medien allgemein besser stünde als andere Parteien.

Das Problem ist eher, dass einige Themen, die weit oben auf der AfD-Agenda stehen, auch überproportional starke Berichterstattung erfahren (z.B. die ganze Migrationsdebatte und natürlich jeder Skandal bei anderen Parteien). Das ist aber wieder das alte, strukturelle Problem, dass die Medien berichten, was viele Menschen hören wollen („kapitalistische Absatzlogik“), während die AfD thematisiert, was viele Leute hören wollen („populistische Logik“). Dadurch kommt es natürlich zu Überschneidungen.

Für die Linke scheint es gut zu sein Populistin Wagenknecht endlich los zu sein:

Ich halte sie eh für keine Politikerin, dazu müsste man auch hin und wieder was anderes machen als Talkshows.

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