In diversen Folgen erwähnt Ihr völlig richtig, dass Geflüchtete ohne anerkannten Asylantrag und Migranten mit Duldungsstatus eine Genehmigung der Arbeitsagentur brauchen, um eine Stelle anzutreten. Als Hinderungsgrund, wieso das oft so schwierig ist, werden von Euch auch die langen Wartezeiten angeführt.
Aus meiner ehrenamtlichen Erfahrung in diesem Bereich sind die langen Wartezeiten zumindest in München nicht das Problem.
Der Grund, wieso überhaupt eine Genehmigung eingeholt werden muß, findet sich in der offiziellen Quelle hier: Zugangsvoraussetzungen zum Arbeitsmarkt
Zugespitzt ist vor allem der Punkt 8.3 Vorrangsprüfung ein entscheidender Grund, wieso viele Menschen aus Drittstaaten KEINEN Job antreten dürfen.
Gesetzt den Fall, dass eine Duldung oder eine Fiktionsbescheinigung vorliegt und auch ein Arbeitsvertrag, prüft die Arbeitsagentur, ob es deutsche oder EU-Arbeitnehmer oder Arbeitnehmer aus bevorrechtigten Drittstaaten (Schweiz, Australien, USA etc.) gibt, die ebenfalls auf das Stellenprofil passieren würden. Ist das der Fall, bekommt der Antragsteller den Job nicht. Die Prüfung erfolgt rein abstrakt - sind theoretisch andere Kandidaten da, die müssen nicht real am gleichen Ort da sein.
Handelt es sich um einen schlecht bezahlten Job hart am Mindestlohn (Spülhilfe etc.), dann wird die Genehmigung in der Regel erteilt. Sobald der Stundenlohn aber nur marginal höher liegt (da reichen meist schon 13 oder 14 Euro), wird die Genehmigung nicht erteilt. Nur, wer sich auf die Hinterbeine stellt und den Arbeitgeber bescheinigen lässt, dass er trotz intensiver Suche niemand sonst gefunden hat, kriegt den Job.
Angesichts des Arbeitskräftemangels ist diese Vorrangprüfung ein totaler Anachronismus. Es ist mitnichten so, dass die Prüfung zum Schutz des AN erfolgt, um eine Beschäftigung zu illegalen Bedingungen zu vermeiden. Das ist schon daran erkennbar, dass AN, die aus der EU kommen, sich der Freigabe der Arbeitsagentur gar nicht stellen müssen, so dass in aller Regel gerade Rumänen, Bulgaren, Polen etc. hier in Deutschland regelmäßig in Jobs arbeiten, die faktisch unter dem Mindestlohn liegen, wo der Arbeitgeber der xte Subunternehmer ist und in vielen Fällen der Lohn nicht gezahlt wird.