Ich denke, der Grund weswegen Batterien Teil der geförderten Installation sein mussten ist einfach die Überlegung, dass die Autos der meisten Leute eben nicht tagsüber zu Hause im Carport stehen, wenn die Sonne scheint, sondern eher nachts laden.
Dafür bringt aber ein PV-Speicher / Batterie im Keller nichts. Die haben sinnvollerweise nie mehr Kapazität als die kWp-Leistung der Anlage, da sie sich sonst wirtschaftlich nicht rechnen.
Tesla-Fahrzeuge haben meist 60-80 kWh-Akku-Kapazität, da kommst Du mit 7-12 kWh aus einem PV-Speicher nicht weit.
Ich denke, da war eher das Gesamtbild „Maximaler Eigenverbrauch des selbsterzeugten PV-Stroms“ der Leitgedanke.
Wenn du nicht gerade als Vertreter unterwegs bist, sondern nur zur Arbeit pendelst, fährst du deinen Tesla in der Regel aber wohl auch nicht täglich leer.
E-Fahrzeuge brauchen im Schnitt 15 kWh pro 100 Km. Was soll da der Speicher groß helfen? Dann könntest Du auch mit e-Bike zur Arbeit fahren, wenn es so wenige KM sind.
Wenn man mal die Zahlen von 2020 zugrunde legt haben mehr als 3/4 aller Pendler Arbeitswege (one way) <25km. Da kommt man doch mit dem heimischen Akku ganz gut hin.
In den Elektroautoforen, wo ich als E-Fahrer mitlese, war man eher irritiert über die Anforderung eines Hausspeichers, wenn man als Verkehrsministerium angeblich eine PV-Anlage für Elektromobilität fördern will.
Hausspeicher sind, soweit ich es verstanden habe, nur sinnvoll, um den Haushaltsverbrauch der Nacht zu überbrücken, aber nicht zum Laden des Fahrzeugs.
Zumal die Förderung auf bidirektionale Wallboxen zielte. Diese werden eigentlich entwickelt, damit man das Auto als Hausspeicher verwenden und auf den Akku im Keller verzichten kann.
Ich habe die Argumentation gegen den heimischen Speicher nicht verstanden (auch wenn die Förderung des Speichers im Zusammenhang mit dem E-Auto eher verblüffend ist, wie hier schon festgestellte wurde).
Nach meinem Verständnis ist die Idee von dezentralen Stromspeichern: Wenn meine PV-Anlagen mehr produziert, als ich verbrauche, speichere ich den Überschuss und verbrauche ihn, wenn ich mehr Strom benötige, als die PV-Anlage erzeugt. Wenn der Speicher voll ist und die PV-Anlage immer noch einen Überschuss erzeugt, geht dieser ins Stromnetz (wobei ich damit auch noch ein bisschen verdiene). Und wenn der Speicher leer ist und ich verbrauche mehr, also die PV-Anlage produziert, beziehe ich Strom aus dem Netz (gegen Stromentgelt an meinen Versorger).
Das ist doch genau die Entlastung die Funktion, die Leon Hirth den großen Stromspeicher im Netz zuspricht. Warum soll das mit dezentralen Speichern weniger gut funktionieren.
Mag sein, dass große Stromspeicher wesentlich effizienter in Bezug auf Ressourcenverbrauch (in der Herstellung) und Betrieb sind als eine equivalente Menge an kleinen Stromspeichern (was ich nicht weiß). Aber das ist ja nicht der Punkt den Prof. Hirth aufmacht.
Und: Meines Wissens gibt es große Batterien im Netz noch so gut wie gar nicht (ich kennen nur die Pilotanlage in Bodesholm).
Aber der Mann ist Prof. für Energieökonomie. Irgendwas scheine ich zu übersehen …. Kann mir jemand beim Denken helfen?
Soweit ich ihn verstehe schlicht, weil es effizienter ist anstatt 100 * 9 kWh-Speicher zu bauen, einmal einen regionalen 900 kWh-Speicher, an dem sich die 100 zusammen bedienen (Strom einspeichern und Strom rausnehmen). Dürfte billiger sein und sicherlich auch besser ausnutzbar, da nicht jeder der 100 jeden Tag zu jederzeit die gleiche Menge Strom benötigt.
Aus meiner Sicht fehlt da aber die Betrachtung, wer diesen Stromspeichern dann betreibt, wo der steht, wie zwischen den „Strom-Genossen“ abgerechnet wird etc.
Es wäre so einfach, Technologie ist vorhanden. Ein Auto als Pufferspeicher 10x so groß wie ein stationärer Pufferspeicher im Keller!
Ein Argument, das Leon Hirth im Zusammenhang mit Batterien im Keller übersieht: Je mehr Strom ich lokal nutze, auch zum Laden des E-Auto, desto weniger Last ist auf dem Netz.
Eines der großen Schreckgespenste, das E-Auto-Gegner an die Wand malen, ist die Netzüberlastung, wenn „alle“ E-Auto-Fahrer gleichzeitig ihr Auto laden.
Tatsächlich passiert das eh nicht gleichzeitig, zum anderen kann eine große Batterie im Keller (sagen wir mal 20-30kWh) auch zum Laden des E-Auto verwendet werden. Erst recht, wenn man ein kleines E-Auto oder einen Hybriden fährt mit maximal 20-30kWh-Batterie. Die Reichweite dieser Batterien ist völlig ausreichend für den Stadtverkehr, ein Renault Twingo beispielsweise kommt mit seinen 22kWh gute 200 km weit, das reicht eine Weile. Und ein „top up“ von 5-8kW geht da selbst abends gut, wenn der Hausakku voll ist. Dann kommt man immer noch locker über die Nacht.
Bei immer leistungsfähigeren Modulen (445Wp sind nicht mehr selten) kann man auch mal 20kWp und mehr aufs Dach werfen, und dann produziert die PV mehr als genug Strom für Batterie, E-Auto, Wärmepumpe etc.
Auch in großen Wohnhäusern mit 10 und mehr Parteien ist eine PV auf dem Dach mit passender Batterie eine leistungsfähige Kombination, die E-Autos werden in der Tiefgarage geladen, die Stromkosten können präzise aus dem Mix von PV und Netzanbieter abgerechnet werden oder es wird ein aus dem jährlichen Stromverbrauch ermittelter Durchschnittswert genommen.
Hallo TilRq,
vielleicht helfen Dir meine Überlegungen weiter, auch wenn sie sich nicht unbedingt mit denen von Leon Hirth decken. Das Problem ist tatsächlich nicht die Dezentralität, die könnte sogar von Vorteil sein. Das Problem liegt im Verhalten der Batteriesteuerung im Gesamtverhalten:
Der Strom ist typischerweise besonders knapp morgens zwischen 6 und 9 Uhr und abends zwischen 17 und 22 Uhr.
- An einem schönen Herbsttag sind die privaten Stromspeicher gegen 17 Uhr vollgeladen und wenn diese Hausbesitzer in der Zeit das Abendessen kochen, verwenden sie alle den eigenen gespeicherten Strom und entlasten insoweit den Strommarkt. So weit so gut, aber sie verbrauchen nur einen kleinen Teil des Stromspeichers in der Zeit und die Speicher helfen den ganzen Verbrauchern, die keinen eigenen Stromspeicher haben gar nichts. Der Strommarkt bleibt also sehr angespannt.
- Im Laufe der Nacht leert sich der Speicher langsam, obwohl genug Strom im Markt vorhanden ist.
- Ist der Stromspeicher knapp bemessen, egal, ob er nur klein ist, oder er dazu benutzt wird, soweit es geht, das E-Auto aufzuladen, werden viele Speicher gerade in den Morgenstunden, bevor die Sonne richtig scheint, leer und der Morgenkaffee, die Heizung, Warmwasser und was sonst noch elektrisch anläuft (das Licht ist sicher das geringste Problem) belastet das Netz auch von einigen Speicherbesitzern und natürlich von allem, was keinen Speicher hat. Die Speicherbesitzer, die eine große Batterie haben, helfen nur insofern, als ihr privater Stromverbrauch das Netz nicht belastet.
- Wenn um halb acht die ersten privaten PV-Anlagen Strom erzeugen, hilft das nur sehr begrenzt, weil der auch bei den Eigentümern, die noch genügend Rest in der Batterie haben, nicht ans Netz abgegeben wird, sondern zu allererst die Batterie wieder aufgefüllt wird.
- Je nach Wetter, Größe der PV-Anlage und der aufzufüllenden Energiemenge des Stromspeichers, sind die Speicher dann zwischen 10 Uhr und 12 Uhr gefüllt und alle PV-Anlagen geben gleichzeitig (also mit geringer Zeitversetzung) genau dann Strom an das Netz ab, wenn gar nicht so viel gebraucht wird. So hatten wir selbst im Oktober mittags Zeiten, an denen der Strom an der Strombörse nichts kostete, und es ist genügend bis zu viel Strom Netz, bis abends wieder die Sonne untergeht und keiner mehr einspeist. Dann geht es von oben wieder los.
(geht gleich weiter…)
(hier der Rest)
Wenn die PV-Anlagen- und Stromspeicher-Besitzer mehr Freiheit haben, z. B. Strom aus der Batterie ins Netz einspeisen können, wenn sie gerade viel Geld dafür bekommen, oder Strom aus der PV-Erzeugung schon einspeisen können, wenn die Batterie noch nicht voll ist, um die Batterie ganz zu füllen, wenn mittags ohnehin mehr Strom da ist, als verbraucht werden kann, würde das schon viel helfen. Wenn der Speicher knapp bemessen ist, wäre es auch hilfreich (besonders im Winter), wenn sie die Batterie vom Netz auffüllen können, wenn der Strom gerade billig ist, also meist kurz nach Mitternacht oder wenn viel Wind bei schlechtem Wetter bläst.
Den Strom billig einzukaufen, um ihn später teuer zu verkaufen, wird wohl sich wohl nur selten lohnen, da die Netz- und sonstigen Gebühren den Erfolg deutlich schmälern, aber auch das kann mal funktionieren.
Und wenn der einzelne Hausbesitzer den Aufwand und das Risiko, sich zu verschätzen nicht eingehen möchte, könnte er seinen Stromspeicher und vielleicht auch die PV-Anlage an jemanden „vermieten", der ihm dafür einen besonders guten Einspeise- und Verbrauchstarif, vielleicht sogar mit Nettoverbrauchs-/-einspeiseverrechnung anbietet.
Dann würden die Speicher fast optimal nach den Anforderungen des Strombedarfs im Einzugsgebiet, oder gar deutschland- oder europaweit genutzt.
Sehr lange Erklärung, aber ich hoffe, das hilft Dir und vielleicht auch ein paar anderen.
Dann sollte man
(1) einen Stromtarif mit variablen Strompreis und
(2) eine preissensitive Wechselrichtungssteuerung
zur Voraussetzung für den Zuschuss zum Speicher machen, oder?
(keine Ahnung, ob das heute schon möglich ist)
(1) ja, aber auch einen variablen Einspeisetarif, die anderen gibt es schon.
(2) Ja, soweit das bei uns zulässig ist.
Einen Teil davon können heute schon manche Speichersteuerungen, die aber meines Wissens in Deutschland nicht freigeschalten sind.
Da kann ich mich aber auch irren, ich muss mich da noch schlau machen.
Gibt es denn schon die Möglichkeit, dass Privathaushalte in Echtzeit ihren aktuellen variablen Strompreis übertragen bekommen?
Gibt es Stromabnehmer (Wasch- oder Spühlmaschinen, Wallboxen, Wechselrichter, (Tief)kühlschränke), die sich in Abhängigkeit vom aktuellen Strompreis (und ggf. weiteren Parameter wie die Maximaltemperatur von Kühlschränken oder die Uhrzeit, wann ein Waschgang beendet sein muss) sich aus- und wieder einschalten?
Ja, zum Beispiel bei tibber.com zusammen mit dem IR Pulse, der dem aktuellen Stromverbrauch ermittelt. Es gibt noch ein paar andere, aber die habe ich nicht parat.
Wallboxen für das Auto gibt es jede Menge, die das können oder auch Autos, die ferngesteuert laden, wenn es gerade besonders günstig ist. Waschmaschinen und Geschirrspüler gibt es die sich per Zeitauswwahl beim einschalten, WLAN und auch per Smarthome steuern lassen. Das hilft nur nicht immer viel, da die Programme oft etwas länger laufen und nur kurzzeitig zwischendrin Strom benötigen (Wasser aufheizen, schleudern, Geschirr trocknen) und das Programm aber am Stück durchlaufen sollte. Bestimmt auch Kühl und Gefrierschränke, die aber nicht den Inhalt verderben lassen dürfen, müsste man nachscheien. Ganz sicher gibt es das aber für Warmwasser-Wärmepumpen, die man dann laufen lassen kann, wenn der Strom billig ist und/oder die Umgebungstemperatur hoch ist, was beides Energie spart. man darf es nur nicht übertreiben, schließlich willst Du warmes Wasser haben, wenn Du duschen, putzen oder das Geschirr spülen möchtest, nicht nur, wenn die Sonne scheint.
Technisch möglich ist das theoretisch alles schon und wenn es in Serie produziert wird bestimmt auch nicht teuer.
Aber bis jeder Mensch einfach im Supermarkt oder Internet ein elektronisches Großgerät kauft, zu Hause anschließt und die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten unterschiedlicher Hersteller usw. von alleine abläuft und man mit einem Klick der Waschmaschine z.B. vorgibt, bis wann sie fertig sein soll, dauert es denke ich noch einige Jahre und bedarf ein paar Standards.
Der Technikinteressierte kann das wahrscheinlich jetzt schon realisieren oder in ein paar Jahren beim Kauf drauf achten. Aber bis meine Oma oder der Uninteressierte das Ganze nebenbei ohne zutun macht, dauert es noch länger denke ich
Ich stelle mir gerade vor, wie viele Forschungswettbewerbe man mit den 300Mio hätte finanzieren können…
man hätte die 300m€ also besser darin investiert die Mehrfachbelastung durch Netzentgelte etc. bei Netzdienlicher zur Verfügungstellung der Batterie im Keller oder Auto zu ermöglichen. Ggfs wäre das auch gar nicht so teuer geworden, da der Betrieb des Netzes mit Zugriff auf höhere Speicherkapazität eigentlich auch wieder etwas günstiger werden sollte.
In der Förderung von ögP gibt es nach meiner Erfahrung keine Knappheit an Mitteln, sondern an exzellenten Projekten. Deswegen braucht es auch keine Wettbewerbe.