Dafür, dass die Menschen nach der Ausbildung als qualifizierte Fachkraft im Betrieb arbeiten können. Genau das wäre der Paradigmenwechsel - wir bezahlen nicht mehr nach aktuellem Wert für das Unternehmen sondern auch nach dem zukünftigen Wert. Ja, Auszubildende sind für den Betrieb während der Ausbildung nicht wirklich gewinnbringend, aber danach sehr wohl. Das könnte man schon auch in der Entlohnung berücksichtigen - oder man lässt es und beschwert sich weiter, dass man ja weder Auszubildende noch Fachkräfte bekommt…
Das ist Wunschdenken.
Nur weil jemand eine Ausbildung abgeschlossen hat ist er noch lange nicht qualifizierte Fachkraft.
Dafür ist das deutsche Ausbildungssystem viel zu breit aufgestellt.
Ich hätte nach meiner Ausbildung zum Energieelektroniker sowohl im Bereich Lüftung, oder Stromversorgung oder Steuerungstechnik anfangen können.
Ich konnte von allem ein bißchen aber es fehlt die Erfahrung in genau dem Fachbereich den man wählt.
Okej, du kannst also genau vorraussehen wieviele angestellte Fachkräfte du in 4 Jahren brauchen wirst?
Börsennotierte Unternehmen denken in Quartalen nicht in 4 oder 5 Jahresplänen.
Das müsste man aber, wenn man die Refinanzierung der höheren Ausbildungsvergütung zu weit in die Zeit nach der Ausbildung verschiebt.
Zumal es dem Ausgebildeten auch frei steht nach erfolgreicher Ausbildung den AG zu wechseln, was bedeuten würde, dass Risiko des Ausbildungsangebots zu erhöhen und sich damit negativ auf das Platzangebot auswirkt.
Das kann der Arbeitgeber jetzt schon. Keiner zwingt ihn nur das Ausbildungsgehalt zu zahlen. Kenne Auszubildende, die dann zum Beispiel mit einem Handyvertrag inklusive geschenktem iPhone oder übernommenem Führerschein angeworben wurden.
Hier ist das Problem. Keiner kann sie zwingen bei ihrem Ausbildungsbetrieb zu bleiben. Und wenn man sich vor Augen führt in welches Abhängigkeitssystem das führen würde, ist das auch gut so. Das muss man also anders lösen.
Man macht die Ausbildung ja aber nicht im luftleeren Raum, sondern im Betrieb - der hat also zumindest teilweise durchaus auch die Möglichkeit, eigene betriebliche Bedürfnisse mit „einzuarbeiten“, und die weitere Qualifizierung muss dann eben nach der Ausbildung geschehen - wie jetzt auch. Ich kann meine obige Aussage auch anders formulieren: Auf die Frage, was es dem Betrieb nützen würde, ein erhöhtes Ausbildungsentgelt zu zahlen antworte ich: Die Möglichkeit, auch in Zukunft überhaupt noch Fachkräfte zu haben.
Nein, natürlich nicht. Aber man weiß ja durchaus, wie viele Mitarbeitende in 4 Jahren in Rente gehen - und meistens auch, ob man diese Stellen erneut besetzen muss oder nicht (in Zeiten des Fachkräftemangels wird man sie vermutlich nachbesetzen müssen).
Und das soll das Problem der Auszubildenden sein? Wer Fachkräfte haben möchte, muss eben auch Geld in die Hand nehmen. Wer das nicht möchte, der möge sich damit abfinden, dass er dann eben keine Fachkräfte mehr bekommt.
Richtig, das steht den Ausgebildeten frei. Da wäre es doch super, wenn die Betriebe endlich einmal anfangen, sich um Mitarbeiterbindung Gedanken zu machen, damit der teuer Ausgebildete eben nicht den Betrieb verlässt…
Das ist sicherlich eine gute Lösung!
Richtig, zum Beispiel mit Konzepten zur Mitarbeiterbindung… Ich sehe ja das Problem, aber dann muss man sich eben Gedanken über dessen Lösung machen anstatt immer wieder nur zu sagen „Joa, wir können aber weder mehr zahlen noch andere Goodies geben, weil der Auszubildende ja hinterher gehen könnte“, gleichzeitig sich aber über den Mangel an Auszubildenden und Fachkräften zu beschweren. Das geht für mich nicht zusammen!
Du übersiehst hier den entscheidenden Punkt: Auszubildende sind jetzt schon oft ein Zuschussgeschäft und eine Wette auf die Zukunft.
Wenn ich denen jetzt auch noch das gleiche Gehalt zahle (grob gesagt die Kosten verdoppele) ist das Geld, das dem nicht ausbildenden Betrieb zusätzlich zur Verfügung steht, mir den frisch ausgebildeten Mitarbeiter abzuwerben.
Eben und der hat ein wirtschaftliches Interesse.
Das ist zwar richtig, aber aus BWL Sicht ist es eher sinnvoll das Geld zu nutzen um einen fertig ausgebildeten anzulocken, als jemanden der vielleicht in 3,5 Jahren die Prüfungen besteht und dann im Betrieb bleibt.
Gibt hier den schönen Spruch: „Leben passiert“
Ich hab meine erste Ausbildung in einer Kleinstadt gemacht. Schon während der Ausbildung hab ich meine heutige Frau kennengelernt, nur nicht in besagter Kleinstadt. Heißt keine Mitarbeiterbindung der Welt hätte mich dort gehalten, denn ich wollte ja ein gemeinsames Leben planen.
Was hätte es dem Betrieb also genützt?
Abgesehen davon dass die gesamte Berufsschulklasse in Betrieben ohne eigenen Bedarf gelandet ist.
Nach deinem Wunschdenken hätte keiner der Betriebe überhaupt einen Ausbildungsplatz angeboten.
Was den passenden Match zwischen Ausbildung und Auszubildendem nochmal schwieriger machen würde.
Da ist wohl grad eine der Hürden.
Bin ich als Betrieb bereit auszubilden, muss ich mir klar sein, das sowas Zeit, Geld und Mühe kostet. Mit ungewissem Ausgang möglicherweise.
Ich bekomme aber nach 3 bis 3,5 Jahren einen Mitarbeiter, der die Betriebsabläufe kennt und den der Betrieb kennt. Wenn er/sie denn bleibt.
Bilde ich nicht aus, muss ich mir die Sahnestücke auf dem Arbeitsmarkt mit Geld abgreifen. Was andere Betriebe auch in Konkurrenz zu mir tun. Also brauche ich gff mehr Geld oder kostenpflichtige Benefits, um den begehrten Mitarbeiter zu bekommen. Wenn er/sie denn bleibt.
Für Arbeitgeber sicher grad eine eher unangenehme Situation.
Viel Arbeit und schlechte Stimmung für wenig Geld und wenig Wertschätzung ist nicht mehr das Zugpferd im Kampf um Fachkräfte.
Ja, das sind sie natürlich. Trotzdem kann die Lösung des Problems Fachkräfte- und Auszubildendenmangel nicht sein, auf die bösen, bösen faulen jungen Menschen zu schimpfen, die ja einfach nicht wollen und davon auszugehen, dass sie dann von allein kämen. Und nein, auch die Politik sehe ich hier nur begrenzt in der Pflicht - für Ausbildung und Qualifizierung sind die Betriebe selbst verantwortlich! Welche Lösung des Problems schwebt dir denn vor, wenn eine erhöhte Attraktivität von Ausbildungsstellen aufgrund von erhöhtem Gehalt es nicht ist?
Das könnte man aber auch elegant lösen, indem man beispielsweise über die Industrie- und Handelskammern den nicht ausbildenden Betrieben eine Art „Strafausbildungsentgelt“ auferlegt, dass mysteriöserweise ungefähr den Differenzbetrag deckt. Dann hat der nicht ausbildende Betrieb auch nicht mehr Geld zur Verfügung. Dieses „Strafentgelt“ kann dann gezielt in die Verbesserung der Ausbildung gesteckt werden (oder den ausbildenden Betrieben zugute kommen, um einen Anreiz zu geben auszubilden).
Ja, das hat er. Das wird sich aber nicht mehr verwirklichen lassen, wenn er in absehbarer Zeit kein Personal mehr hat! Es muss also im ureigensten wirtschaftlichen Interesse liegen, auch in Zukunft noch Fachpersonal zu haben…
Aber der Markt ist doch leer und wird zunehmend immer leerer - Fachkräftemangel?! Wenn es schlicht niemanden gibt, den man anlocken kann, was dann? Wenn wir, wie es vermutlich betriebswirtschaftlich sinnvoll wäre, so lange, wie es noch irgendwie die Möglichkeit gibt, Fachkräfte abzuwerben, diese Möglichkeit nutzen und uns keine Gedanken darüber machen, wie wir Ausbildungen attraktiver machen, dann haben wir irgendwann ein Loch - ein Loch, dass 3,5 Jahre lang währt. Ich weiß jetzt nicht, welcher Betrieb eine so lange Durststrecke gut überstehen kann…
Natürlich, das kann passieren. Aber ja nicht bei jedem Auszubildenden. Viele meiner Freunde, die eine Ausbildung gemacht haben, haben diese ganz explizit auch gemacht, weil sie nicht für ein Studium aus ihrem gewohnten Umfeld weg wollten - und viele davon arbeiten bis heute in ihrem Ausbildungsbetrieb. Also ja, es wird immer Fälle geben, wo der Auszubildende nach Ende der Ausbildung den Betrieb wechselt. Deswegen aber sich grundsätzlich gegen eine bessere Bezahlung von Auszubildenden zu stellen halte ich für falsch.
Du meinst in Betrieben, die nicht ausbilden oder in Betrieben, die zwar ausbilden aber hinterher niemanden übernehmen, weil sie keinen Bedarf haben? Falls letzteres, wo haben sie denn dann hinterher gearbeitet? Außerdem, der Fachkräftemangel kommt und wird immer mehr - der Fall „kein Bedarf“ wird bald schlicht nicht mehr existieren!
Aber wenn meine Unterstützung für den Vorschlag, Ausbildungen über ein erhöhtes Entgelt attraktiver zu machen, in deinen Augen so grundfalsch ist, was ist denn dann dein Vorschlag für die Lösung des Problemes, dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung machen, was den Fachkräftemangel mehr verschärft?
Zudem: auch eine gut ausgebildete Fachkraft, die ich mit viel Geld abwerbe, ist kein Selbstläufer. Andere Unternehmen denken ja ähnlich und werben mir meine Mitarbeiter für noch mehr Geld ab. Und zwar nicht die schlechten…
Diese Erfahrung hab ich nicht gemacht.
Ich bestreite nicht, dass es sie gibt, glaube aber die sind heutzutage deutlich in der Minderheit.
Oh da bin ich gar nicht dagegen, aber es muss doch wirtschaftlich darstellbar sein und da zu fordern dass ein Azubi der zu anfang nichtmal die Hälfte liefern kann voll zu bezahlen.
Du holstbdir doch auch kein Abo welches du voll bezahlst, weil man dir verspricht in drei Jahren ein ganz tolles Angebot liefern zu können.
Betriebe die nicht übernehmen.
Nicht in ihrem Beruf, die Ausbildung war ein Auslaufmodell, ging aber relativ einfach anderes im Bereich Elektro damit anzufangen.
Ich sage nicht, dass er grundfalsch ist, aber die Forerung nach vollem Facharbeitergehalt ab Tag eins ist überzogen und wird nicht funktionieren.
Zum anderen glaube ich nicht, dass die Ausbildungsvergütung das größte Problem ist.
Das sehe ich eher in den Zukunftsaussichten.
Kaum jemand der heute jungen will noch 40 oder mehr Jahre als Geselle irgendwo seiner Arbeit nachgehen, nur Meisterausbildung und eigene Betriebsgründung als Möglichkeit muss man sich erstmal leisten können.
Heißt auch daran muss man arbeiten, wenn man die Attraktivität der klassischen Ausbildungsberufe erhöhen will: was kann ich mit meiner fertigen Ausbildung anfangen?