Mehrmals sagt ihr, dass man gar keinen Schulabschluss erreicht hätte, wenn man keine Mittlere Reife hat. Bitte überseht nicht den Hauptschulabschluss. Gerade in Bayern, wo ich lebe, leisten die Mittelschulen unglaublich engagierte Arbeit, um Schüler:innen „unterhalb“ der Realschulen einen anerkannten Schulabschluss zu ermöglichen. Hier gibt es sogar einen Qualifizierten Hauptschulabschluss (sog. Quali) und darüberhinaus noch qualifiziertere Abschlüsse wie z. B. an Wirtschaftsschulen, die durchaus einen Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen.
Mir kam es auch so vor, als wären ehemalige Schülerinnen ohne Abschluss nichts wert. Dabei kann ich gegenteiliges berichten:
Wir sich ein landwirtschaftlicher Ausbildungsbetrieb in Bayern und bei und bewerben sich auch Schülerinnen, die zwar 9 Jahre auf der Schule waren, aber ihren Abschluss nicht geschafft haben. Einer dieser Bewerber war einer unserer fleißigsten Auszubildenden und hat später auf unserem Hof gearbeitet.
Bei Diskussionen beim Gesangsverein mit Müttern habe ich feststellen können, dass das momentane Bildungssystem nicht nur für diesen Jungen ungeeignet ist, sondern es mehrere Kinder gibt, die in der Schule schlechte Noten schreiben, im späteren Berufsleben Spaß haben und sich wohl fühlen.
Ich bin der Meinung, dass die Arbeitswelt viel zu sehr Auszubildende und Mitarbeitende sucht, als das es sie groß stören sollte, was für einen Abschluss jemand hat. Wichtig ist doch, dass er mit Spaß und Elan bei der Sache ist.
Die Probleme die in der Bildungsstudie benannten wurden, liegen ja (fast) ausschließlich in den Haupt- und Mittelschulen. Alles unterhalb der Gymnasien wird von vielen Bundesländern einfach völlig vernachlässigt. Das muss man mal so klar sagen.
Klar sind Grundschulen der Grundstein für den späteren Bildungserfolg, aber selbst wenn man Grundschulen besser ausstatten würde, gibt es ja dann immer noch Menschen die „nur“ eine Mittelschule besuchen. Wichtig wäre meiner Meinung nach die Grundschulzeit zu verlängern (siehe Sachsen) um den Kindern mehr Zeit zu geben.
Zu meiner Schulzeit sind die Klassenbesten nach der 4. Klasse auf das Gymnasium gegangen. Die nächsten sind nach der 6. Klasse auf die Realschule gegangen. Alle anderen sind in die Hauptschule gegengen. In der Hauptschule (in Bayern) konnte mann dann in der 9. den qualifizierten Abschluss machen. Die überwiegende Zahl der Azubis im Handwerk waren die Hauptschülern mit Quali.
Das größte Problem an den Hauptschulen ist, dass es zu viele gibt, die ohne Abschluss die Schule verlassen. Es gibt viel zu viele bei denen grundlegende Bildungsinhalte fehlen. Ein potenzieller Handwerker, der mit Grundrechenarten überfordert ist, der wird es nicht weit bringen. Es ist auch nicht die Aufgabe der Ausbildungsbetriebe dieses Defizit aufzuarbeiten. Teilweise versucht bei uns die GbF jugendlichen eine Ausbildung zu vermitteln und zusätzlich zu einem Abschluss zu verhelfen. Das führt zu der absurden Situation dass je nach Beruf rund 1/3 der Berufschüler bei der GbF sind.
Eine rechtzeitige Förderung, in Grund- und Hauptschulen, von Schülern mit Defiziten würde im Nachgang viel Geld sparen, den Betroffenen eine bessere Zukunft und der Gesellschaft „Facharbeiter“ geben.
Edit
GbF = „Die Gesellschaft zur beruflichen Förderung ist Marktführer im Bereich Bildungsdienstleistungen.“