Gibt es in Deutschland eigentlich nur Gymnasien und Grundschulen? Im ganzen dt Journalismus könnte man meinen, wer nicht auf das Gymnasium geht, lernt ab der 5. Klasse nichts mehr und wird aussortiert.
Wenn wir schon in großen Teilen von Deutschland ein mehrgliedriges Schulsystem haben, dann sollte das auch gleichmäßig Erwähnung finden.
Ich z.B. habe den Weg über Grundschule, Hauptschule, Realschule, Berufsausbildung, Berufsoberschule und dann Studium mit Masterabschluss als Ingenieur gemacht. Und ich fühle mich von der ganzen reinen Gymniasiumsdiskussion mittlerweile entwertet und genervt.
Vielleicht ist eine Gesamtschule das bessere System aber solange es so ist wie es ist sollten die anderen Schulformen wirklich mehr Beachtung bekommen.
Journalistys sind wohl meistens eben nur auf diesen zwei Schulen gewesen…
Ein empfehlenswerter (Laber-)Podcast zu diesem Thema:
Ja aber wie kann man beim Thema Schule so blind für andere Realitäten sein. Hier bei der Lage geht es ja auch immer nur um das Gymnasium obwohl die Zeit hier nicht begrenzt ist.
Kein wunder, dass jeder auf das Gymnasium will, ohne Abi kommt man nicht vor obwohl immer von Handwerkermangel gesprochen wird. (Die machen normal zuvor Quali oder mittlere Reife.)
Da bin ich ganz deiner Meinung. Es kann natürlich auch sein das ich mit meinem Realschulabschluss und meiner Berufsausbildung im Handwerk und somit unter benachteiligt eingestuft werde ohne es zu wissen.
Ob ein Kind in der Schule gut oder schlecht ist, kommt meiner Meinung nach ganz auf die Eltern drauf an.
Ich habe selbst zwei Kinder die jeweils Probleme im Kleinkindalter hatten. Diese Probleme muss ich doch als Eltern erkennen und versuchen zu lösen, sei es durch Logopädie, Ergotherapie usw. Sowas bezahlt auch die Krankenkasse und da kommt es nicht auf das Einkommen an.
Nun, der gesellschaftliche Trend scheint zu sein, das wir nur noch Akademiker wollen, die sich nicht mehr die Hände schmutzig machen müssen.
Und an Migranten am besten auch hoch qualifizierte Fachkräfte.
Bedeutet dies, das wir entweder voll auf die Automatisierung nicht-akademischer Jobs setzen, und/oder voll auf hochwertige Schulbildung setzen, um auch lernschwache Schüler/innen durchs Studium zu bringen?
Mal so aus Interesse…
Hallo liebes Lage-Team,
zunächst vorweg – ich bin großer Fan und höre eure Lage seit bald vier Jahren, ihr macht wirklich richtig gute Arbeit Beim Hören der letzten Lage ist mir jedoch ein Punkt aufgefallen, den ich euch gerne weitergeben möchte. Im Sprechen über Kinder aus Armutslagen zeigen sich oftmals für die Bildungsforschung und Bildungspolitik typische Logiken und Muster, die auch in eurer Folge aufscheinen:
- Starke Defizit- und Passivkonstruktionen von Familien und insbesondere Kinder in Armutslagen (mit der Gefahr der Stigmatisierung). Wenn es euch interessiert: Johanna Mierendorff hat den Diskurs um Kinder in Armut bereits vor Jahren genauer angeschaut und spannende Erkenntnisse generiert, ebenso wie Tanja Betz im Rahmen des Educare Projektes.
- Ein Verständnis von Ungleichheit, das nicht in der Schule erzeugt, sondern von den Kindern in die Schule mitgebracht wird. Dabei gerät schnell aus dem Blick, dass letztlich die Schule wesentlich daran beteiligt ist, Ungleichheit herzustellen (Stichwort: institutionelle Diskriminierung) und diese also nicht nur über die Herkunftsfamilie erklärt werden sollte Insbesondere Gomolla und Radtke (2002) haben sich das genauer angeschaut und schon vor Jahren aufgezeigt.
Geraten diese Punkte aus dem Blick, entsteht eine eher einseitiges Bild, daher mein Feedback. Unten habe ich euch drei exemplarische Quellen angefügt.
Liebe Grüße
Samuel
Literatur:
Betz, Tanja (2016): Frühe Kindheit im Risikodiskurs: Charakteristika, Problemstellungen und Funktionen. In: Anhorn, Roland/Balzereit, Marcus (Hrsg.): Handbuch Therapeutisierung und Soziale Arbeit. Wiesbaden: Springer VS. S. 429–450.
Mierendorff, Johanna (2008): Armut als Entwicklungsrisiko? Der politische Kinderarmutsdiskurs. In: Kelle, Helga/Tervooren, Anja (Hrsg.): Ganz normale Kinder. Heterogenität und Standardisierung kindlicher Entwicklung. Weinheim: Juventa.
Gomolla, M./Radtke, F.-O. (2002): Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Opladen. VS Verlag
Möchte zustimmen. Wenn eine erfolgreiche Schulkarriere unbedingt Gymnasium beinhalten muss wird gleichzeitig die Realschule abgewertet. Warum muss das denn so sein? 10 Klasse und Ausbildung und Arbeiten ist doch ein erfolgreicher Bildungsweg.
Warum wird Chancengleicheit von Bildungsforschern mit Abi und Studium gemessen? Das ist doch nicht für alle gleich sinnvoll und erreichbar