Im Podcast geht Philipp am Ende des ersten Blocks auf die Forderung der Ukraine nach Kampfjets ein. Bzw. Sagt er dass die EU Staaten und Scholz bei dem Thema zurück haltend Reagiert haben. Und GB will eine Kampfjet Koalition bilden, aber “nur” Piloten ausbilden, keine Jets liefern.
Diese Aussagen aus dem Podcast sind stark verkürzt und bevor man wieder in den Modus “Deutschland druckt sich wieder weg” geht möchte ich dazu etwas ergänzen:
Die Ukraine wollte von Anfang an amerikanische F16 Jets. Weder Deutschland noch GB hat F16 Jets. Dafür aber bspw. Die Niederlande, Belgien und Dänemark. Aber ohne Zustimmung des Herstellerlandes, in dem Fall die USA, dürfen die gar keine Liefern und können somit auch keine Versprechungen machen. Das war bei den Panzern genauso.
Scholz ist natürlich zurückhaltend, weil deutschland ja selbst nichts liefern kann. Wir haben auch, im Gegensatz, zu den Panzern, keine Industriekompetenz und auch die BW Luftwaffe ist nicht der Rede wert.
Das sagen übrigens auch alle namenhaften Militärexperten.
Dennoch könnte Scholz Stellung beziehen und Führungsstärke zeigen. Es hält ihn doch niemand davon ab die in Rede stehen Länder öffentlich in der Kampfjetkoalition zu bestärken. Er macht sich nen schlanken Fuß.
Sehe ich ähnlich, wobei man natürlich aufpassen muss, als derjenige, der die Lieferung hinterher nicht erfüllen muss, zu sehr für die Lieferung einzutreten. Gerade nachdem Deutschland dort, wo es selbst am längsten Hebel saß - den Kampfpanzern - so zögerlich reagiert hat, könnte es den Amerikanern aufstoßen, wenn Deutschland nun bei dem Thema, bei dem die USA klar am Hebel sitzen, anfangen, Druck zu machen.
In diesem Sinne stimme ich zu, dass Scholz zumindest klarstellen könnte, dass es aus deutscher Sicht keine Einwände gäbe, wenn andere Länder westliche Kampfjets liefern, aber mehr als das ist politisch nur schwer vermittelbar.
Das ist wieder dieses typische Bundeswehr-Bashing, das m.E. zu großen Teilen nicht gerechtfertigt ist. Ja, die Bundeswehr hat Mängel (und das nicht zu knapp), aber die deutsche Luftwaffe macht im Kontext der NATO eigentlich durchweg gute Arbeit im Bereich der Luftraumsicherung und ist weit besser als ihr Ruf. Der Grund, warum die Ukraine keine Eurofighter/Tornados anfordert, liegt schlicht darin, dass es weltweit knapp 4600 F-16 und nur 581 Eurofighter und 992 Tornados gibt (der Tornado ist das deutsche F16-Äquivalent der jeweiligen Generation, der Eurofighter ist eher das F-35-Äquivalent, wobei er ein paar Jahre älter ist… jedenfalls würden wohl wenn, dann nur Tornados geliefert werden…).
Bei Kampfflugzeugen ist das technische Zusammenspiel von Ausbildung, Wartung und Logistik noch mal um ein vielfaches komplizierter als bei Kampfpanzern, weshalb es verständlich ist, dass die Ukraine sich hier auf einen westlichen Flugzeugtypen (neben den ganzen Sowjet-Typen, die beherrscht werden) beschränkt - und zwar auf den, der die beste Verfügbarkeit hat…
Sogar der Inspekteur der Luftwaffe bezeichnet das Gerät aus seinem Bereich als „teils museumsreif“. Damit ein Tornado eine Stunde fliegen kann, stecken inzwischen fast 200 Technikerstunden zur Wartung dahinter, das ist einfach unhaltbar [1]. Das Verhältnis bei der F35 liegt bei deutlich unter 10 Personenstunden Wartung pro Flugstunde [2].
Der Tornado ist das Auslaufmodell, ein Vergleich wäre allenfalls mit der F16 sinnvoll. Ein Vergleich des Tornado (Indienststellung 1980) mit der F35 (Indienststellung 2015) verbittet sich ja wohl aus absolut offensichtlichen Gründen. Also dass ein 35 Jahre jüngeres Flugzeug optimierter ist und auch technisch noch nicht so wartungsintensiv ist, ist einfach eine Selbstverständlichkeit. Wenn überhaupt wäre ein Vergleich mit dem Eurofighter (Indienststellung 2005) noch halbwegs vertretbar.
Wie gesagt, wir haben bei der Bundeswehr natürlich in allen Bereichen Mängel, aber „die Luftwaffe ist nicht der Rede wert“ ist einfach eine unsachliche, übertriebene Kritik. Dass auch der Inspekteur der Luftwaffe natürlich solche Mängel scharf kritisiert, ist klar: Es ist sein Job, auch gegenüber der Politik zu erklären, dass man mehr Investitionen braucht.
Also ich will keinesfalls sagen, dass alles Prima bei der Bundeswehr ist, mir geht nur die total überzogene Kritik mehr und mehr auf die Nerven…
Die Aussage wurde doch eindeutig im Kontext möglicher Lieferungen von Kampfjets an die Ukraine getroffen. Da haben eben weder die Luftwaffe noch die Industrie in D viel zu bieten - in diesem Kontext ist die Aussage also nicht unsachlich oder übertrieben. Ich würde mir wünschen, wenn Aussagen anderer hier im Forum öfters mal wohlwollend interpretiert würden, anstatt überall maximalen Widerspruch zu markieren.
Vielleicht hast du Recht und ich habe es zu negativ interpretiert. Ich bin einfach bei dem Thema mittlerweile etwas gereizt, weil schon gerne immer so getan wird, als könnte die Bundeswehr gar nix, was einfach nicht stimmt. Dieser Seitenhieb auf die Bundeswehr erschien mir daher in diesem Kontext einfach überflüssig.
Dass die deutsche Luftwaffe nicht aushelfen kann, weil schlicht die falschen Flugzeuge vorhanden sind (nicht, weil es schlechte Flugzeuge und zu wenig Flugzeuge wären), darüber herrscht ja Einigkeit.