LdN324 - KEIN sinkendes Ausgabenvolumen Strompreisbremse

Hallo zusammen, ich will hier kurz auf eine Fehleinschätzung des Ökonomen Jens Südekum aufmerksam machen, der im Rahmen des Beitrags zur Strompreisbremse zitiert wurde. Demnach würde der Staat durch die sinkenden Energiepreise im Großhandel viel geplantes Geld nun nicht ausgeben müssen. Das ist aber paradoxerweise genau andersrum:
Erstens war ja angedacht, die Strompreisbremse großteils durch eine Erlösabschöpfung von Stromerzeugern gegenzufinanzieren. Diese „Zufallsgewinne“ entstehen durch die veränderte Marktlage aber nun gar nicht, ergo keine Einnahmen für den Staat.
Und zweitens werden die Tarife von Energieversorgern sehr stark durch die Einkäufe aus dem jeweils vorangegangenen Jahr geprägt, also durch die teuren Beschaffungen aus 2022. Da gibt es also ein gewisses Senkungspotenzial, aber das ist begrenzt und der Staat wird hier dennoch viel Entlastung leisten müssen. in Summe könnte also sogar ein höherer Finanzierungsbedarf entstehen.

Mehr Infos zur Energiemarktlage und diesen Hintergründen (sowie gleich eine Transparentmachung zum Absender ;)) gibt es hier: https://blog.naturstrom.de/energiewende/aktuelle-energiemarkt-lage/

Das deckt sich nicht mit meinen Beobachtungen:
Auch bei Naturstrom kann ich gerade einen Tarif für 42 Cent/kWh abschließen, das ist nur knapp über der Strompreisbremse. Auf Check24 finde ich sofort Anbieter, die deutlich unter den 40 Cent/kWh liegen, da wird also für den Staat nichts fällig. Ist dann natürlich im Zweifel etwas weniger grün als bei Naturstrom.

Insofern: Wenn der eigene Anbieter hier signifikant über dem Grenzpreis der Strompreisbremse liegt, einfach vergleichen und wechseln.

(Wie wird eigentlich die Grundgebühr in der Strompreisbremse berücksichtigt?)

Was genau meinst du mit „veränderter Marktlage“? Dass die Börsenpreise hoch waren, und die Verbraucherpreise wieder relativ niedrig sind?
Ich würde sagen: Wenn es für den Staat keinen Übergewinn abzuschöpfen gibt, können die Verbraucherpreise nicht so hoch sein.

Hallo @Martino,

erst zur zweiten Frage: Die Großhandelspreise sind aktuell relativ niedrig, damit gibt es weniger Einnahmen für die Betreiber und somit kann der Staat aktuell eben nichts abschöpfe, die geplanten Einnahmen fallen also weg oder sind zumindest viel niedriger als geplant. Gleichzeitig sind die aktuellen Tarife noch stark von den teuren Beschaffungen aus dem letzten Jahr geprägt.

Und damit zur ersten Frage: Die Strompreise für Endkund:innen sinken zwar, oft aber nur für neue Verträge - die Masse an Bestandskund:innen liegen oft noch weiter über den Preisgrenzen. Die Entlastungssummen sinken damit zwar auch, aber nicht so stark wie die angedachten Erlösabschöpfungen.

In Summe könnte es also sogar zu höheren Finanzierungsverpflichtungen für den Staat kommen.

Viele Grüße

Sven

Meiner Wahrnehmung nach gar nicht, die Bremse geht nur auf die Verbraucherpreise

Hallo @Hasenkoettel und @Martino,

die Grundpreise werden zwar nicht durch staatliche Entlastungsbeträge abgesenkt, aber es gibt in Strom- wie Gaspreisbremse ein Verbot, die Grundpreise über das Niveau von September 2022 zu erhöhen.

Sorry, dass ich die Frage nicht gleich gesehen und beantwortet habe.

Viele Grüße

Sven

Ist das typischerweise so?
Naturstrom hat auch für Bestandskunden den Preis auf 42 Cent runtergefahren, alles andere ist ja auch relativ frech, oder?

Da bei seriösen Versorgern die Energiemengen zur Versorgung von Bestandskunden ein gutes Stück im Voraus eingekauft werden, sind die Beschaffungskosten für diese Verträge relativ fix und können nicht einfach mit der Marktentwicklung angepasst werden. Insofern würde ich sagen ja, das ist sehr üblich, dass erstmal nur die Neukund:innen-Tarife der Marktentwicklung folgen und die Energiekosten für Bestandskund:innen sich da deutlich träger entwickeln. Das war im letzten Jahr mit den enormen Preissteigerungen am Großhandelsmarkt vorteilhaft, ist aktuell aber eben eher nachteilig - wobei ja ohnehin durch die Preisbremsen gedämpft.

Bei naturstrom versuchen wir schon, Bestands- und Neukund:innen relativ ähnlich zu behandeln, weshalb das bei uns vielleicht weniger stark auseinanderfällt als anderswo. Aber genau das gleiche Niveau wird das auch nicht immer sein können.