LdN 308: Emissionsanteil Gebäudewärme

Hi,
ihr sagt in Folge 308, 40% der Deutschen Treibhausgasemissionen kämen durch das Beheizen von Gebäuden zustande. Das ist meines Wissens nach ein bisschen hoch gegriffen.
Das Umweltministerium setzt den Anteil der Gebäude insgesamt auf 16%. Das beinhaltet auch Warmwasser. Dazu kommt dann noch der Anteil an Energiewirtschaft, der in Fernwärmekraftwerken und für Strom für Wärmepumpen und andere Stromheizungen anfällt, aber an die 40% kommt man da eher nicht ran…
Quelle: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_zahlen_2021_bf.pdf (ab S. 27)
Auch global sind es 16 %, hier aber bereinigt auf alles, was so in Gebäuden passiert: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_TS.pdf (S. TS-24)

Leider findet man solche hohen Zahlen wie die 40% oft in Einleitungen von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Ich arbeite in der Forschung in dem Thema, und musste mich schon häufig beim Schreiben dieser ersten Zeilen etwas tiefer in Quellen einlesen, um vernünftige Zahlen zu bekommen. Man muss vorsichtig sein, wenn man sowas einfach übernimmt.

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Guter Hinweis! Ja, die Zahl kam mir auch komisch vor. Ich könnte mir aber vorstellen, woher das Missverständnis kommt. Im DENA Gebäudereport 2022, den die Lage in ihren Shownotes verlinkt, findet sich auf S. 55 folgende Grafik:

Im Text heißt es dazu:
„Nach KSG wurden 2020 16 % der Treibhausgasemissionen dem Gebäudesektor zugeordnet. Betrachtet man zusätzlich zum Betrieb auch die Errichtung von Gebäuden, so gehen nach dem Verursacherprinzip 40 % der Treibhausgasemissionen auf Gebäude zurück.“

Da hätten wir den Link zwischen deinen 16% und den 40% der Lage: die 40% beinhalten neben dem Beheizen und Betrieb auch den Bau der Gebäude – und das ist der größere Anteil. In der Grafik sieht man diese Aufteilung ja auch direkt. Die Aussage, dass 40% der Treibhausgasemissionen nur beim Heizen entstehen wäre also tatsächlich irreführend.

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Stimmt, in deiner Quelle vom BMU heißt es:

Berücksichtigt man neben den direkten Emissionen des Gebäudebereichs auch diese indirekten Emissionen, die in der Energiewirtschaft anfallen, ist der Anteil des Gebäudebereichs an den Emissionen etwa doppelt so hoch und macht fast ein Drittel der Gesamtemissionen in Deutschland aus.

33 % und 40 % finde ich jetzt nicht mehr so weit auseinander. Diese Darstellung des BMU über die Endenergieverbrauch stützt diese Angabe für das Jahr 2017:

„Der Gebäudebereich“ ist aber sehr viel mehr als nur Heizen. Siehe die Grafik von der dena in @MarkusS Beitrag.

Energie ist aber eben auch bei Weitem nicht der einzige Treibhausgasemittent.

Ich will auch gar nicht sagen, dass die Wärmewende nicht so wichtig wäre. Ganz im Gegenteil, ich arbeite ja selbst wie gesagt in dem Bereich^^ 40% klingt aber nach „Wir müssen nur das in den Griff kriegen und haben schon einen Großteil des Klimaziels erreicht“ und das ist eben nicht so.

Heizen ist der größte Posten bei den CO2 Emissionen von Gebäuden, aber eben nicht der einzige. Dazu gehören definitiv noch Stromverbrauch, Warmwasser, Prozesswärme (z.B. zum Kochen) und nach meinem Verständnis auch Bau und Wartung. Gerade beim Stromverbrauch sind die idirekten Emissionen der Kraftwerke sehr hoch. Beim Heizen sind sie eher gering, weil die meisten Anlagen ja dezentral (Gas) sind.
Wenn wir über das Beheizen von Gebäuden sprechen sind wir mit 40% CO2 Emissionen also m.E. ca. Faktor 2 zu hoch (vgl. z.B. auch Zahlen von Agora). Vielleicht könnte die Lage ja die Quelle für ihre Zahlen nochmal klar stellen.
Unklar ist mir auch, was uns die Endenergie-Grafik sagen soll. Schließlich ist die Umrechnung von Endenergie in CO2 Emissionen alles andere als trivial.

Weil die Zahl jetzt in der LdN 312 erneut genannt wurde:
Nochmal meine Empfehlung @vieuxrenard, solche Zahlen besser zu erklären. Die 40% enthalten alle direkten und vor allem auch indirekten Emissionen des Gebäude-Sektors. Also insbesondere den Bau, die Instandhaltung aber auch den Stromverbrauch und die Kraftwerke, die dafür gebaut wurden. Sie ist daher in meinen Augen keine geeignete Größe, um das Einsparpotential bei der Raumwärme zu verdeutlichen. Genauso wenig, wie die Größe der Gesamtemissionen im Verkehrssektor etwas über die Wirkung eines Tempolimits verraten (auch wenn wir hier über ganz andere Größenordnungen sprechen).

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