LdN 302: IT-Personal im Öffentlichen Dienst

Als ich vor ca. 20 Jahren meinen Einstieg in die IT-Berufswelt wagte, habe ich auch mal bei einigen Behörden gesucht, in der Hoffnung dort eine etwas ruhigere Kugel zu schieben als in der freien Wirtschaft. Aber als es dann um das Geld ging, wurde es schnell traurig. Ich bin als Quereinsteiger sicher nicht zu hoch bezahlt, aber bei den Angeboten fragt man sich schon, wer sich da noch bewirbt und dann ggf. auch noch zusagt.

Ist das eigentlich eine Entscheidung der bzw des jeweiligen Behördenleiter:in oder gibt es Vorgaben vom Bund / Land? Wenn dort nicht für Spielraum gesorgt wird, wer soll die Projekte anstoßen / umsetzen?

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Hallo,

Ich nehme mal an, du wolltest alsTarifbeschäftigter auf Grundlage eines Arbeitsvertrages für die Behörde deiner Wahl arbeiten. Dann hängt die Bezahlung grundsätzlich an der Tätigkeit, die du ausführen sollst und an deiner beruflichen Qualifizierung u. Erfahrung.

Für die Bewertung der Tätigkeit gibt es dann wiederum Vorgaben, an die sich die jeweilige Personalabteilung halten muss.

Die Bezahlung in ÖD ist tatsächlich ein großes Problem, insbesondere wenn es um die Aquise von höher qualifiziertem Personal geht.

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Korrekt, ich habe das in einem anderen Thread gerade kommentiert, dass die Beamten (mit mickrigen Gehältern) die Projekte wie Gaia X nicht stemmen werden, sondern IT Firmen…

Bei QuereinsteigerInnen zählt nur der Studienabschluss und ob das Studienfach passt. Wir haben erst kürzlich einen super Administrator verloren, der hatte nicht studiert also war bei TV L E11 Schluss und das ist nach Abzug aller Nebenleistungen zu wenig für gute Leute.

Beim Staat sind wir offensichtlich mehr zur Verwaltung da, nicht zum tatsächlichen Doing, wir sollen primär versuchen über die ganzen Dinge noch einen Überblick zu behalten und nötigenfalls eingreifen, wenn was schief geht.

Gehälter für ITler, egal ob Beamte oder Quereinsteiger- da ist nichts zu machen.
Bayern hat wenigstens noch extra Boni für 5 Jahre bezahlt. Das war dann aber auch oft so, dass damit Perlen vor die Säue geworfen wurden.
Sprich, da sind dann KollegInnen in den Staatsdienst reingekommen, die eine ruhige Kugel geschoben und mehr Geld als der Bestandsmitarbeiter kassiert haben (damit waren die wieder demotiviert) usw usw…

Im IT Bereich ist es eben schon wichtig dass eine hohe intrinsische Motivation und ein gutes Arbeitsklima herrschen, sonst tut man sich das nicht lange an… außer für einen Haufen Geld, aber das gibts beim Staat - egal was der Chef will, NICHT!!! Dafür sind viele Menschen jetzt „wo gefühlt“ die Zeiten schlecht werden wieder froh über den sicheren Job.

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Ich möchte hinzufügen, dass auch nicht alles nur an der unterdurchschnittlichen Bezahlung liegt.

Ich kenne persönlich ITler, die trotzdem den Job angenommen haben, mit viel Elan und Herzblut eingestiegen sind, und die über die folgenden Jahre an den verkrusteten Strukturen, der Unfähigkeit der Zusamenarbeit über Behördengrenzen und ganz allgemein der Langsamkeit des Fortschritts der digitalen Projekte innerlich kapituliert haben. Nach deren Aussage ist einfach nichts zu bewegen, alles ist zu träge, zu komplex, zuviel Neid und Abgrenzung zu anderen staatlichen Stellen.

Hinzu kommt, dass auch viele um sie herum „aufgegeben“ haben. Es liegt also nicht ausschließlich am Geld, wobei die sture Bezahlung nach Ausbildungs-Abschlüssen natürlich Wahnsinn ist in der IT.

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Neben den bekannten und ausgeschriebenen Tarifstufen gibt es im öffentlichen Dienst bei vielen Stellen noch eine sog. „IT-Zulage“. Da wird aus der für ITler eher dürftigen Bezahlung doch vielleicht ein interessantes Angebot.

Wie oben erwähnt, kann die IT Zulage, wenn ich richtig gegoogelt habe, nur auf höchstens 5 Jahre gezahlt werden.
Das ist für Fachkräfte die eine berufliche Perspektive suchen nur Mittel sexy :wink:

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Dass der Staat die Gehälter bezahlt, die er bezahlt, dürfte aber doch mittlerweile bekannt sein und lässt sich auch recht leicht googeln. Meiner Einschätzung nach dürfte sich das auch nicht ändern, da der Staat nicht bereit sein wird seine Gehaltsstruktur auf den Kopf zu stellen.

Meine Frage wäre daher eher, was müsste der öffentliche Dienst abseits der Bezahlung bieten, dass er für IT-ler*innen interessanter wird?

Ich bin gelernter Verwaltungsfachangestellter und habe es u.a. über eine 9-monatige Vollzeitweiterbildung bei dem größten IT-Arbeitgeber für die öffentliche Verwaltung aus Norddeutschland immerhin ohne Abitur oder Studium über viele Jahre geschafft mich bis E12 hochzuarbeiten. Für mich im öffentlichen Dienst war das letzte Gehalt mit der E12 in Ordnung, das war mein Ziel. Andere neu eingestellte Kollegen haben meine vorherige E11 Tätigkeit sogar mit E13 ausüben dürfen. Das schaffte Unfrieden im ganzen Kollegenkreis. Nun bin ich leider gesundheitlich mit Mitte 40 ausgebrannt, fühlte mich auch verheizt/zu wenig unterstützt von Vorgesetzten. Auch im öffentlichen Dienst gibt es hohe Verantwortung und Stress. Es liegt sicherlich nicht nur an der Arbeit, dass ich erkrankt bin. Hilfreich und gut ist allerdings dass ich trotz langer Erkrankungen über mehrere Jahre bisher nicht gekündigt wurde.

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