LdN 301 Digitalisierung: Paradebeispiel Mikrozensus - oder nicht?

Hallo zusammen,

ich kämpfe mal wieder mit der nächsten Mikrozensusbefragung in Schleswig-Holsten, für mich ein Paradebeispiel fehlgeleiteter Digitalisierung und Missachtung jeglicher Benutzerfreundlichkeit für den Bürger. Wer noch nicht das Vergnügen hatte, hier ein kleiner Bericht. Ich kenne eigentlich kein Webformular, welches mich wütender macht. Nicht nur, dass sich Daten aus den vorherigen Befragungen nicht übernehmen lassen, nein, einfache Sachlogiken, die aus den Fragen und Antworten entstehen, werden nicht verknüpft. Vom Charm eines Formulardesigns aus den Anfängen der 2000er ganz zu schweigen.

Der größte Kraus sind die Angaben der Stammdaten, die weitestgehend, dem statistische Bundesamt sowieso vorliegen sollten, ich muss aber angeben wer in welchem Alter und mit welchem Geschlecht im Haushalt lebt- Hat man dies einzeln für jede Person angegeben, wird anschließend gefragt, wer ist Mutter / Vater / Kind, wer ist mit wem verheiratet usw. Wird angegeben, dass der Ehemann mit der Ehefrau verheiratet ist, muss ich bei der Ehefrau, tatsächlich die gleiche Angabe wiederholen, wieso ist das nicht verknüpft? Und natürlich stehen auch immer wieder minderjährigen Kinder zur Auswahl, nachdem bei diesen Bereits angegeben wurde, wer Mutter und Vater in dem Haushalt sind.

Des weiteren folgen auch Standardisierungsfehler im Format, mal wird das Datum im Format „Monat / Jahr“ bzw. „10/2010“ abgefragt, mal im Format Monat 1-12 und Jahr „vierstellige Jahreszahl“ mit redundanter Frageform. für die Erfassung des Monats und der Jahreszahl, eine Zusammenführung ist hier wohl nicht geplant.

Eine Befragung die in fünf Minuten erledigt sein könnte dauert so gut und gerne 30 Minuten, da verspürt man richtig Lust auf die nächste Befragung.

Auch der Prozess hin zur digitalen Eingabe ist irrwitzig. Statt direkt die Onlinezugangsdaten zu senden, muss ich mich persönlich bei einem Ansprechpartner melden, der mich als Bürger noch in eine Rechtfertigungsposition bringt . Weshalb denn über das Portal? Wieso meldet man sich nicht früher? Statt dann eine Mailadresse abzufragen, wird natürlich wieder Papier verschickt, mit nicht sprechender Kennung, Passwort, Webadresse und Identifikationsnummer, die nun alle manuelle im Browser eingegeben werden müssen, es ist zum heulen.

Gibt es ähnliche Erfahrungen bei euch Foristen? Hat jemand bessere Erfahrungen gemacht?

Ich bin kurz davor den Hörer in die Hand zu nehmen. Obwohl ich viel lieber selbst entscheiden möchte wie und vor allem wann, ich die Daten an den Staat bereitstellen möchte. Überraschenderweise hat man zu den Sprechzeiten des Interviewers ja auch andere Sachen zu erledigen, z.B. arbeiten, Kinder betreuen etc.

Gruß Olli

Das Problem mit dem Formular kann ich aus IT-Sicht gut nachvollziehen. Es wird daran scheitern, dass es keine saubere Datenbank gibt. Um ein Online-Formular klassisch vorzubefüllen, müsste man die Daten via API aus einer existierenden Datenbank an den Formulardienst und das spezielle Formular ins richtige Feld übergeben. Ich mache so etwas mit Kunden und kann nur sagen, dass wenn man eine Datenbank hat, dies keine Magie ist. Zu der mangelnden Qualität der Felder, wie Datum, kann man nur sagen, dass dort wieder niemand sitzt der Datenqualität im Kopf hat. Traurig genug, denn daran wird auch eine saubere Datenbank scheitern. SO ist es aber wohl ohne wirtschaftlichen Druck.