LdN 300 - KfW Förderung energieffizentes Sanieren

Es ist zwar durchaus selten, aber hier bin ich mal komplett anderer Meinung. Die Kürzung der Einzelförderungen hätte noch viel deutlicher ausfallen müssen oder gar ausgesetzt werden müssen. Warum? Der Markt für Material und Handwerksleistung ist leergekauft und wird es auch noch auf Monate hin sein. Wenn ich hier noch Fördergelder draufwerfe, dann passiert genau eines: die Mittel werden von den Anbietern wegarbitriert. Es entsteht also keinerlei Lenkungseffekt und die Mittel sind am Ende dennoch verbraucht.
Ja, das mit der „Umsetzung über Nacht“ ist kein guter Stil und torpediert die Planungssicherheit. Aber auch hier sehe ich den Gesetzgeber nicht als Verursacher. Es hat sich leider in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es nicht mehr funktioniert, einer Förderung mit Vorlauf abzusenken oder abzuschaffen. Es stürzen sich blitartig Akteure darauf, die den Fördertopf zu absurden Konditionen leerverkaufen. Tolle Beispiele sind hierfür die WallboxFörderung, die EAuto-Kaufprämie und auch die nochmals kurz geöffnete KfW55 Förderung für Neubauten. Das kann man beklagen und bejammern, aber am Ende ist es nahezu alternativlos.

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Die Betrachtung von finanzieller Förderung und zu wenig verfügbarer Handwerkerleistung sollte man aus meiner Sicht trennen: natürlich muss bei den „Klimagewerken“ am Bau ein rasch einsetzender Boom beginnen - sonst bekommen wir die notwendigen Zahlen im Gebäudesektor nicht hin. Das gilt übrigens für jeden der Bereiche erneuerbare Energien (z.B. Wärmepumpen, PV auf Dächern usw.) genauso wie für die Effizienzthematik („dämmen“), da jede nicht benötigte kWh nicht erneuerbar produziert werden muss.
Andererseits ist die finanzielle Förderung und damit die zusätzliche Motivation von Sanierungswilligen „das staatlich Gewünschte“ zu tun ein anderes Thema. Die BEG-Förderung langfristig vertrauensvoll, attraktiv und vor allem EINFACH zu handhaben ist eine wichtige Ergänzung zum Ordnungsrecht nach GEG.
Auch die soziale Frage muss gut gelöst werden und sollte möglichst unabhängig von den anderen Themen gelöst werden, damit transparent gearbeitet werden kann.

Wie kann eine bessere Förderpolitik aussehen?
Wie bekommen wir mehr Dienstleistung (–> z.B. wie KfW) statt mehr Bürokratie (–> z.B. wie das Bafa) und zusätzlich mehr Klarheit in die BEG?
Wer kommt stichprobenartig einmal am Sanierungsobjekt vorbei und schaut nach, ob die Gelder zu recht fließen v.a. wenn kein EnergieberaterIn den korrekten Einbau z.B. einer Heizung bestätigt?
Die Einführung neuer Boni wie „worst-building“ wird nach den Konfusionen um v.a. iSFP-Bonus aber auch EE- und NH-Bonus die Kommunikation an Sanierungswillige nicht einfacher machen.
Ein erster Schritt zur besseren Kalkulation der Fördertöpfe ist mit der Umschichtung von Vergünstigungen auf (langfristigere) zinsgünstige Kredite bereits gemacht - dafür ist das ebenfalls schwierigen an die KundInnen zu kommunizieren.

Ich gehe da auch mit, aber aus einem anderen Grund. Durch die aktuell steigenden Gaspreise wird ja ohnehin eine erhöhte Nachfrage nach Wärmepumpen und besserer Energieeffizienz erzeugt. Das muss man mMn nicht noch mit Förderung unterstützen. Das Geld dafür kann man auch anderswo einsetzen.

Ich würde an dieser Stelle so gar noch weiter gehen:

In der LdN300 wird ja am Anfang zu Recht auf überzogenes Anspruchsdenken bei vielen Bereichen des Lebens (Urlaub, Fleischkonsum usw.) hingewiesen und dazu der Zeit-Artikel von Hedwig Richter zitiert.

Daher will ich hier mal die Frage stellen, ob nicht auch das Pochen auf Förderungen für Energieeffizienzmaßnahmen beim Hausbau irgendwo in diese Kategorie des Anspruchsdenkens gehören?

Schließlich sind Leute, die in der Lage sind, sich ein Haus zu bauen, in unserer Gesellschaft ja eher die Besserverdiener und man könnte argumentieren, dass diese Leute ohne Förderung dann vielleicht noch 2-3 Jahre länger sparen müssten um dann die Energieeffizienzmaßnahmen aus eigner Tasche zu bezahlen.

Damit will ich allerdings explizit nicht das Hickhack bei der Förderung gutheißen, sondern nur eine generelle Haltung formulieren.

Die Kürzung der Förderung ist nachvollziehbar und sinnvoll.

Durch die Förderung kann die Nachfrage künstlich gesteigert werden. Aber gerade diese Steigerung der Nachfrage ist - zum Glück - nicht mehr notwendig. So ist bspw. das Energieeffizienzhaus 55 im Neubau mittlerweile Standard. Da braucht es keine Förderung. Und auch bei den Maßnahmen im Bestand bzw. den Förderungen für Heizanlagen, wie Pellets oder Wärmepumpen, bedarf es einer solch hohen Förderung wie bisher nicht mehr. Die Nachfrage ist mittlerweile so hoch, dass man für dieses Jahr weder einen Termin für einen Energieberater noch einen Termin für den Einbau einer Wärmepumpe bekommt. Wenn man nun weiter die Nachfrage durch die Förderung erhöht. hat das vor allem zwei Effekte. Die Anbieter können und werden die Preise weiter erhöhen und die Wartezeit wird länger. Alternativ könnte man das Angebot steigern, aber das ist auf absehbare Zeit nicht möglich. Das Handwerk ist ausgelastet und selbst mit einer raschen Initiative für mehr Handwerker, würden inklusive Ausbildungszeit, mindestens drei Jahre vergehen, bis die notwendigen Monteure ausgebildet sind.

Die parallele Problematik zeigt sich bei der Förderung von E-Autos. Durch die Kaufprämie verlängern sich die Wartezeiten für die Auslieferungen und die Hersteller können teure E-Autos verkaufen. Daher wurde auch hier zurecht die Förderung reduziert. Die natürliche Nachfrage ist hoch genug.

Eine Förderung ist also immer nur dann sinnvoll und notwendig, wenn die Nachfrage bzw. das Angebot ohne die Förderung zu gering wäre.

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Wie soll man die finanzielle Förderung der Nachfrage von dem begrenzten Angebot an Handwerkern trennen können? Sie gehören denklogisch zusammen.
Das Handwerk ist ausgelastet. Und der „Sanierungswille“ ist schon seit Jahren in der Bevölkerung in ausreichendem Maße angekommen und spätestens seit dem Ukraine-Krieg noch einmal drastisch gestiegen. Es gibt momentan nicht genügend Wärmepumpen um die Nachfrage zu bedienen. Und selbst wenn es schlagartig genug Wärmepumpen geben würde, dann gäbe es nicht genug Handwerker diese einzubauen. Warum soll der Staat in dieser Situation noch künstlich die Nachfrage steigern?

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Zum Thema Planungssicherheit für Handwerker/Unternehmen kann man noch ergänzen, dass Gebäudesanierung auch bei schrumpfender Förderung die nächsten Jahrzehnte ein sicheres Geschäft sein dürfte. Auf EU-Ebene gibt es Pläne eine Sanierungspflicht einzuführen, in den Niederlanden macht man es schon vor mit Bürogebäuden. Es ist also aus Sicht der Handwerker weniger die Frage ob Sanierungen durchgeführt werden, als die Frage wer wieviel davon bezahlt.

Außerdem noch der Hinweis, dass es beihilferechtliche und haushaltsrechtlichen Schranken für Fördermittel gibt. Hier hat man bei einer Förderung für Privatpersonen zwar mehr Spielraum, aber gerade im Gebäudebereich ist es nicht immer einfach zwischen Privatperson und Unternehmen zu trennen. Da stellt sich hier die Frage, ob es den Aufwand wert ist, verschiedene Fördersätze zu basteln, um gegenüber Privatpersonen (noch) großzügiger sein zu können.

Wenn man die Förderung als reines Subventionsprogramm für das Handwerk und die Hersteller betrachtet, dann ist das korrekt.
Das könnte man dann auch direkt an dieses Klientel ausschütten.
Wenn sich der Gaspreis verdoppelt und der Strompreis um 10 ct steigt, dann steht die Katze wieder auf den alten Füßen. WP werden momentan nach meiner Einschätzung aus emotionalen Gründen gekauft. Es bleibt eine Lücke von sagen wir mal 20000 Euro zur Gasheizung, das kann sich halt nicht jeder leisten

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Danke, dass du es so deutlich ansprichst. Ich finde man sollte die Subvention einkommensabhängig weiter laufen lassen, besonders für E-Autos und Wärmepumpe. Durch die gestiegenen Preise können wir uns beispielsweise auf viele Jahre keine Umrüstung leisten sonst.

Verstehe ich das richtig: du willst die geförderte Investition in sparsamere Systeme nicht tätigen, weil deine jetzigen Brennstoffkosten zu hoch sind und immer höher werden?

Nein das verstehst du absolut falsch. Ich würde die Investition in eine Wärmepumpe tätigen, wenn diese nicht ca 20.000 bis 25.000 kosten würde. Und je mehr die Preise, besonders Energie steigen, desto härter ist es entsprechend dafür zu sparen. Wenn jetzt noch sämtliche Förderungen weg fallen, wird es sehr schwer diese Umstellung zu bewerkstelligen. Selbiges gilt für Photovoltaik, Wallbox und E-Auto.

Es kommt mir dabei so vor, dass sehr viele Geld bekommen haben, die es sich sowieso leisten konnten. Alle anderen haben mal wieder verloren. Da wundert es dann nicht, dass die Vermögen so ungleich verteilt sind .

Also mir ist nicht bekannt, dass alle Förderungen dauerhaft wegfallen sollen. Dass neu geordnet wird, wurde kommuniziert und ist auch richtig so. Da stimme ich den obigen Kommentaren zu.

Bist du Besitzer eines Hauses? Dann kannst du bei der KFW zinsgünstige Kredite für Sanierungsmaßnahmen bekommen, einschließlich enormer Tilgungsnachlässe. Bis zu 40% waren es bisher.

Dann finanzierst du die Sanierung ja durch die Einsparungen von alleine und hast auch noch einen Wertzuwachs für das Gebäude. Rücklagen für Heizungserneuerung muss/sollte man doch als Hausbesitzer eh bilden. Diese halte ja auch nicht für immer.

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Das habe ich getan und tue es noch. Das Haus haben wir erst letztes Jahr erworben um aus der Armutsfalle Miete rauszukommen und unserem Sohn später was hinterlassen zu können. Wir haben jetzt eine extrem Situation wo Ersparnisse mit kleinem Kind nicht mehr werden. Da haben alle Bekannte aus den Spielgruppen Probleme, besonders weil eben arbeiten schwer ist für beide Partner. Wir werden sobald der Kleine mit 1,5 in den Kindergarten geht beide wahrscheinlich 30 Stunden arbeiten. Geht nicht anders. Da bleibt bei den steigenden Kosten nicht viel zu sparen. Deswegen sollten Förderung einkommensabhänginger werden.

Das ist aber der Tenor in diesem Thread.

Eben nicht. Ist beim Beispiel mit der WP ziemlich einfach. Bei einer JAZ von 3 erreichst du eben erst dann Preisparität, wenn der Strompreis unter dem dreifachen des Gaspreises liegt. D.h. mit sparen ist da nicht wirklich was. Die 20000 Euro Mehrpreis zur Gasheizung sind deshalb so etwas wie eine „Klimaspende“. Mit der Förderung verringert sich die auf 10000 Euro, wenn du Glück hast.

Trotzdem appelliere ich an alle zu sanieren und WP mit PV zu bauen was geht. Bei einem neuen Sofa oder einem neuen Auto fragt auch niemand „wann es sich rechnet“

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Kannst du das mal für eine Gas-Brennwerttherme mit einem Wirkungsgrad von 1 und einem Verbrauch von beispielsweise 9000kWh vorrechnen? Gaspreisangebot hier aktuell bei 0,29 €/kWh.

Nun dann haben wir 2700 Euro für Gas und bei 50 ct/kWh Strom landen wir bei 1500 Euro. Bei 15000 Euro Unterschied beim Investment wären das 12 Jahre Rückflussdauer statisch, 15 mit Zinsen usw. So lange muss die WP erst mal halten.

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Da mischt du jetzt aber zwei verschiedene Szenarien! Der aktuelle Gaspreis wie von Martin angegeben mit einem fiktiven Strompreis. Entweder müsstest du auch einen aktuellen Strompreis verwenden (laut Bundes­verband der Energie- und Wasser­wirt­schaft für den Juli 2022 37,3ct/kWh) oder auch einen fiktiven Gaspreis (beispielsweise 48ct/kWh bei drohender Verdopplung der aktuellen Preise) ansetzen.
Mit diesen Zahlen ergäbe sich dann ein anderes Bild:
Szenario A) Aktueller Gaspreis, aktueller Strompreis: 2700€ für Gas, 1119€ für Strom, dementsprechend statisch eher knapp 10 Jahre Rückflussdauer.
Szenario B) fiktiver Strompreis, fiktiver Gaspreis: 4320€ für Gas, 1500€ für Strom. Dann amortisiert sich das Ganze noch schneller - ohne Zinsen in unter 6 Jahren.

Du hast recht. Ich habe meine Einschätzung für 2024 für Strom bei einem Gaspreis von 30 ct angenommen. Mit aktuellen Preisen von Verivox und Check 24 liegen wir bei 1500 Euro für Strom und 2100 Euro für Gas.
Der Vorteil den ich errechnet habe halbiert sich also, die Rückflussdauer verdoppelt sich.
Am Ende ist es immer eine Wette auf die Zukunft und so eine Art Glaskugel.
Meine Wette schaut so aus, dass die FDP aus der Regierung fliegt und die Energiepreise gedeckelt werden.

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In welcher Region Deutschlands hast du denn für deine aktuellen Strompreise gesucht? Du scheinst ja wieder mit 50ct/kWh zu rechnen. Nutze ich Verivox und Check24 für meine Postleitzahl (Großraum Hamburg), so komme ich auf einen Preis von um die 36ct/kWh für Strom - somit 1080€ für Strom. Der Gaspreis läge im selben Stadtteil übrigens bei ca. 28ct/kWh, also erstaunlich nah, an dem von Martin angegebenen.
Du scheinst mir daher nur beim Strom einen fiktiven Wert angesetzt zu haben, beim Gas gehst du davon aus, dass wir eine Preiskonstanz haben werden? Das passt nicht. Ich bleibe dabei, entweder du triffst für beides realistische Annahmen (beispielsweise Strom 50ct/kWh, Verdopplung des Gaspreises, dann allerdings entsprechend etwa 50ct/kWh) oder du rechnest bei beidem mit Marktpreisen - dann kommt man aber eben eher auf die von mir in Szenario A angegebenen Werte.

Da stimme ich dir voll zu, die ist es immer. Genau deswegen finde ich es wichtig, dass es auch weiterhin Förderung für energieeffizientes Sanieren gibt - das setzt das Signal, dass man getrost diese Wette eingehen kann.

Habe doch geschrieben wo die Preise her sind. Ist ein wenig nervig, wenn du in den Raum stellst nur deine Preise entsprechen der Wahrheit. Letzten Endes muss es jeder für sich ausrechnen.
Also ich habe ja auch keine Glaskugel. Aber ich rechne die letzten 12 Jahre mit weltweiten Energiekosten die Wirtschaftlichkeit von Investitionen. Unter Berücksichtigung der Bewegungen der Börsenpreise und den Entwicklungen bei der Beschaffung ist meine Prognose für 2025: 40 ct Strom und 20 ct Gas. Damit ergibt sich zumindest ein Vorteil bei den Betriebskosten der WP (bei angenommener JAZ 3). Preisparität bei Strom und Gas halte ich für unrealistisch. Aber du kannst das ja für deine Scenarien gerne annehmen.