Der Vorwurf, eine Agenda oder Ideologie zu verfolgen, ist ohnehin ein Warnzeichen in jeder Diskussion. Jeder Politiker verfolgt eine Agenda oder Ideologie. Die Frage ist nur: Welche?
Es ist halt die typisch konservative Strategie, dass die eigene Position ("die Mitte"™ ) als „unideologisch“ gesetzt wird und alles andere ist natürlich schlimme Ideologie. Auch der Beibehalt des Status Quo ist eine Ideologie („Konservativismus“), ebenso das kritische Hinterfragen des Status Quo oder die Position, dass man alle Optionen offenhalten sollte.
Parteien vertreten per Definition Ideologien (=Weltanschauungen), eine Agenda ist nur die konkrete Planung zur Umsetzung einer Ideologie. Der Vorwurf an sich ist halt absurd. Im Gegenteil: Natürlich erwartet z.B. der Grünen-Wähler, dass die Grüne Bundestagsfraktion im Sinne einer grünen Weltanschauung handelt… alles andere würde den Sinn der Demokratie massiv in Frage stellen.
Das ist ein allgemeines Phänomen mit Politik und Medien, Trump hat es nur auf die Spitze getrieben. Aber es hat schon immer so funktioniert, dass die Sprachrohre der Gesellschaft (heute: Politik und Medien, früher: Adel und Klerus) eine Position durch stete Wiederholung gefestigt haben. So manifestieren sich Dinge wie z.B. die amerikanische Ablehnung des Sozialismus, die Akzeptanz des Königshauses („God save the Queen“) oder auch allgemeine Verhaltensregeln in der Gesellschaft.
Wenn man will, dass sich eine Position im Volk maximal festsetzt, muss man diese Position immer wieder wiederholen, idealerweise in der Kirche, der Schule, den Medien und der Politik. Das kann man mit positiven Dingen machen („Demokratieerziehung“, „Toleranzerziehung“, „Gewaltfreiheit“), aber halt auch mit negativen („Ablehnung von LGBTQ…“ in konservativen Ländern wie Polen, Ungarn, Russland). Ob die Positionen, die man dadurch festigt, auf Tatsachen oder auf (faktisch widerlegbaren) Meinungen beruhen, ist dabei nebensächlich, siehe z.B. die Evolutionstheorie, die in den USA weiterhin nur von 54% der Bevölkerung akzeptiert wird, weil Kirchen und konservative Staaten sie ablehnen und mit ständiger Wiederholung ihren Bürgern einhämmern, dass sie falsch sei. Fakten waren schon immer nebensächlich.
Aber vielleicht sollten wir zurück zum Tempolimit. Hier ist die relativ unbestreitbare Faktenlage, dass ein Tempolimit in jedem Fall den Benzinverbrauch des Verkehrs reduziert (das ist ein physikalisch beweisbarer Fakt) und mit aller höchster Wahrscheinlichkeit auch die Totenzahlen pro zurückgelegten Kilometern reduziert (durch nahezu alle Untersuchungen indiziert und auch physikalisch sehr nachvollziehbar).