LdN 297: Masken tragen

Erst einmal Danke für eine wieder hervorragende LdN Folge!

Zum Thema „Masken tragen“ würde ich gerne ein Gegenargument bringen, das in meinem Umfeld immer wieder diskutiert wird:
Danach könnte es doch geradezu richtig sein, dass sich möglichst große Bevölkerungskreise jetzt im Sommer infizieren, weil das der Weg in die „Herdenimmunität“ ist. Gerade für Geimpfte ist es eine natürliche Auffrischung und zusätzlicher Schutz gegenüber einer möglicherweise gefährlicheren Virus-Variante im Winter. Sind wir also nicht genau an dem Punkt, den Christian Drosten immer vorhergesehen hat? Er hatte ja immer gesagt, dass er davon ausgeht, dass er sich nach der Impfung auch mehrmals natürlich anstecken wird.
Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass keine Kliniken überbelastet werden. Aber war das Ziel nicht immer „Flatten the Curve“? Und das bedeutet doch gerade, die Infektionen jetzt zu haben und nicht im hochbelasteten Winter.

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Hoher Krankenstand wäre der nächste Nackenschlag für die Wirtschaft, die schon unter Lieferschwierigkeiten und Kostenexplosionen stark unter Druck steht. Und für kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser, Pflege- und Altenheime wäre ein noch größerer Krankenstand als schon heute extrem gefährlich.

Außerdem: Long Covid.

Also nochmal, zum Mitschreiben: Eine schnelle Durchseuchung ist eine sehr schlechte Strategie um zur sog. „Herdenimmunität“ zu kommen. Sagt auch Drosten

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Nein sind wir nicht. Drosten sagt selbst immer wieder dass er da falsch zitiert wird und es keinen Sinn macht sich bewusst anzustecken. Eine Durchseuchung jetzt wird auch zu keiner Herdenimmunität im Winter führen. Damit ist das Ganze sehr großer Schaden für sehr wenig Effekt.

Der Krankenstand zurzeit ist so unfassbar hinderlich, sodass es mich wundert wie gelassen man das noch laufen lässt. Egal bei welcher Firma ich derzeit anrufe, es heißt fast immer XY kann zurzeit nicht geliefert oder erledigt werden weil YZ und sämtliche Vertreter*innen krank sind. Der Rest arbeitet am Limit an der Grenze zum Burnout, nur um das irgendwie auszugleichen.

Wenn es heißt wir sind gerade am Kipppunkt in eine Rezession, wäre es nicht wichtig die Gesellschaft und Wirtschaft wenigstens durch ganz basale und hochwirksame Dinge wie Masken vor dieser Krankheitswelle zu schützen?

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Diesen Kommentar würde ich gerne aufgreifen. Denn im Kern trifft er den Punkt, wir haben Inzidenzen um 700 und kaum bis wenig Belegung in den Krankenhäusern von Patienten mit Covid-Pneumonie, was wir dort haben sind vorallem Patienten die auch Corona positiv sind mit anderem Problem z.B. geplante Hüft-OP. Als Arzt der selber auf einer Intensivstation einer Uniklinik arbeitet, sind unsere tatsächlichen Covid-Pneumonien im niedrigen einstelligen Bereich, im Vergleich zu Herbst und Winter letzten Jahres wo wir bei halben Inzidenzen 10-20 Patienten hatten. Daraus lässt leicht verständlich eine deutlich niedrigere Pathogenität ableiten, ohne tatsächlich Virologe zu sein, und wahrscheinlich eine deutlich höhere Infektiösität. Auch wird sich diese Variante oder noch ansteckendere weiter durchsetzten gegen jede ältere pathogenere. Weiterhin sind zumindest bei uns die meisten Krankenstände durch die Isolation und anschließende Freitestung nach 5-10 Tagen bedingt und weniger durch tatsächliche Krankheit. Sodass diese Maßnahmen unser Personalproblem eher verschärfen als lindern. Weiterhin ist bei solchen Inzidenzen und die dazu gehörige Dunkelziffer (vielleicht sogar Faktor 10) davon auszugehen, dass eine ständige Begegnung mit dem Virus wahrscheinlich ist, sobald man die Tür verlässt. Und damit ist die Sinnhaftigkeit der Eindämmungsmaßnahmen fraglich wenn sie in einigen Punkten mehr schaden als helfen und eine Eindämmung nicht zu funktionieren scheint und fraglich sinnvoll ist.

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Das stimmt zwar zum Teil, aber geht etwas am Thema vorbei, denn es geht um Maskenpflicht im Alltag. Menschen könnten im Alltag und auf Arbeit in vielen Bereichen durchaus Masken tragen.

Wenn weniger Großveranstaltungen sich zu Superspreaderevents ausweiten würden, würden sich auch weniger Personen anstecken und / oder ausfallen. Das heißt weniger positive Patient*innen im Krankenhaus und weniger kranke Mitarbeiter*innen.

Wir haben nicht Winter, es ist keine Grippe- oder Erkältungssaison. Und wir sind immer noch in einer Situation, in der die Infektionszahlen exponentiell wachsen können, die Frage ist nur auf welcher Basis. Wenn Anfang des Herbstes die Ausgangslage für eine Winterwelle eine Infektion in mehreren Prozent der Bevölkerung ist, wird das ein Scheiß Winter für euch auf der Station. Da ist die Forschungslage relativ eindeutig.

Aus Beobachtungen der derzeitigen Situation im Krankenhaus eine generell niedrige Pathogenität abzuleiten, ist verführerisch, aber leider keine valide Argumentation. Es ist möglich, aber alles andere als sicher. Durch viele Faktoren wie mehrfachen Impfungen oder Infektionen, sowie einer Verschiebung der Inzidenzen in anderer Altersgruppen lässt sich so etwas inzwischen immer schwieriger modellieren. Das derzeitige Resultat ist zwar ähnlich, wir wissen aber auch dass wir eine Impflücke in Deutschland haben und dass z.B eine Omikron-Infektion keinen wirksamen Schutz vor anderen Varianten bietet und umgekehrt. Daher ist eine Prognose auf Basis der derzeitigen Situation äußerst unsicher.

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Liebe beide,

Ihr macht zum großen Teil wirklich einen guten Job, aber dieses Mal konnte ich nicht anders als abschalten. Ich kann nicht verstehen, wie man sich am Anfang der Folge mit dem Anliegen „Eigenverantwortung“ auseinandersetzen kann, dann aber beim Thema Corona Eigenverantwortung schlicht mit einem Verhalten der anderen identifiziert, dass den eigenen Vorstellungen von dem entspricht, was richtig ist. Das ist nicht gemeint! Wenn man Eigenverantwortung groß schreibt, dann heißt das, dass man es den Menschen erlaubt, sich eine eigene Meinung zu bilden und danach zu handeln. Und das tun sehr viele, wenn sie die Maske weglassen!

In einer seriösen Berichterstattung darf man meines Erachtens beim Thema Corona nicht mehr verschweigen, dass es eine große Gruppe an Menschen gibt, auch Wissenschaftler, auch aus Fachdisziplin, die der Auffassung sind, die richtige Corona-Politik bestehe inzwischen darin, alle Maßnahmen sein zu lassen und diese Krankheit wie eine andere Krankheit auch zu behandeln – einschließlich, natürlich, Beendigung der Zwangsquarantäne. Meines Erachtens ist es unseriös, so zu tun, als sei diese Auffassung nicht rational begründbar - genau so klingt es aber bei Euch.

Das gilt umso mehr, als es viele Länder in Europa gibt, die diese Politik aktuell umsetzen und damit sehr gut fahren. Dass es große Teile der Berichterstattung in Deutschland gibt, die dies schlicht ignorieren, einschließlich der „Lage der Nation“, finde ich ausgesprochen problematisch. Man muss nicht der Meinung sein, dass das die richtige Politik ist – aber man muss zumindest darüber respektvoll berichten und dabei davon ausgehen, dass sie mit guter Begründung vertreten werden kann. Dass viele andere Länder dümmer sein als wir, vermag ich mir nicht vorzustellen.

Ich hoffe, ich kann mir die nächste Folge wieder bis zum Ende anhören. Herzliche Grüße, Christine

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Nein, liebe Christine, das wird eigentlich nur von Dr. Telegram oder DocTube so gesehen. Die Positionen von seriösen Forscher:innen wie Prof. Drosten oder Prof. Brinkmann sind da völlig klar: Masken schützen, Durchseuchung ist eine richtig dumme Idee. Ich wundere mich, dass man das überhaupt noch diskutieren muss.

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Falls das mit Quellen belegt werden könnte, würde ich mich anbieten mir diese anzusehen und zu prüfen. Wahrscheinlich würde sich dieses Missverständnis schnell aufklären.

Für wirklich abgewogene Informationen kann man generell die Stellungnahmen des Expertenrates empfehlen. Vieles daran ist nicht sehr deutlich formuliert aber der Grund dafür ist, dass wir es bisher einfach nicht besser wissen.

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Es stimmt, Drosten hat sich diesbezüglich korrigiert. Ich habe jedoch ein grundsätzliches Verständnis-Problem: Wir gehen doch davon aus, dass irgendwann absolut jeder mit Corona infiziert werden wird, ob geimpft oder nicht. Auf was warten wir also genau? Was ist denn der richtige Zeitpunkt dafür, wenn nicht der Sommer? Der Sommer nächsten Jahres?
Auch das Long Covid Argument verstehe ich daher nicht: Ist die Hoffnung, dass Menschen sich erst nächstes Jahr infizieren und dann gegen Long-Covid eine Behandlung verfügbar ist? Oder, dass eine neue Impfung zur Verfügung steht, die noch besser schützt?

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Ich bin bis letzte Woche auf eine Ansteckung mit Corona bezogen ganz gut mit meiner Familie durch die Pandemie gekommen. Große Veranstaltungen gemieden, nahezu immer mit Maske in Innenräumen.

Jetzt habe ich es die Woche (vermutlich) bei einer Psy-Rena (Reha Nachsorge) Veranstaltung bekommen - wo keine Masken getragen wurden und es ein Abschlussessen gab.

Es gibt Arztpraxen in denen ich immer wieder Personal, auch Ärzte ohne Masken sehe. Das finde ich geht gar nicht, schon aus Vorbildfunktion. Klar könnte ich theoretisch wechseln (in der Kleinstadt schwierig) oder mich beschweren (in der Vergangenheit habe ich dann den Kürzeren gezogen).

Sinnvoll fände ich weiterhin die Maskenflicht in allen Innenräumen und auch stichprobenhafte Kontrollen. 1x wöchentlich Selbsttest, bei Symptomen und vor dem Besuch von Veranstaltungen jeglicher Art ebenfalls.

Ich halte einige Menschen für unverantwortlich. Der jenige, der mich möglicherweise angesteckt hat, hatte nach dem Treffen Symptome, hat sich allerdings bis gestern noch nicht mal getestet.

Erleichtert hat die Lage nicht gerade, dass man die kostenlosen Tests eingestellt hat.

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Nachtrag zu meinem vorherigen Post.

In wie weit bildet die Statistik die Realität ab?

Einen PCR-Test bekomme ich nicht, da ich nicht im medizinischen Bereich arbeite.
Einen offiziellen Schnelltest bräuchte ich nicht, da mein eigener Schnelltest reicht um in Quarantäne zu gehen. Da ich länger AU geschrieben bin, brauche ich auch keine extra AU Bescheinigung.

Im Ergebnis falle ich durch die Statistik und kann auch über die Corona WarnApp keinen warnen.

Das Aufsuchen von Schnelltest/PCR Testcentern mit Symptomen ist schwierig tw. gefährlich wenn die Strecken weiter sind und der ÖPNV natürlich nicht genutzt wird.

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Eine hohe Durchseuchung haben wir doch im Winter gesehen mit noch höheren Inzidenzen als im Moment. Und selbst diese vielen Infektionen reichen nicht aus um im Sommer niedrige Inzidenzen zu haben. Im Moment ist die Inzidenz hoch, auf den Intensivstationen sind wieder mehr Patienten als vor ein paar Wochen, es ist sogar eine (leichte) Übersterblichkeit in Deutschland zu sehen, siehe Euro Momo.

Du kannst das ja auch mal durchrechnen: Bei einer Inzidenz von 700 infizieren sich 0,7 Prozent der Bevölkerung pro Woche. Macht nach 10 Wochen 7 Prozent. Selbst mit einer Dunkelziffer von 2 sind das noch zu wenige um einen größeren Effekt für den Herbst zu haben. Einen größeren Effekt hätte es wohl, wenn sich im Herbst wieder viele Menschen impfen lassen, am besten mit einem angepassten Impfstoff. Die Impfung ist immer noch viel besser als eine Infektion mit dem Virus.

„Fällt ein Antigen-Schnelltest positiv aus, hat die getestete Person einen Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test zur Bestätigung des Schnelltestergebnisses gemäß § 4b S. 1 TestV. Dies gilt auch bei Vorliegen eines positiven Selbsttests.“

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/nationale-teststrategie/faq-covid-19-tests.html
https://www.gesetze-im-internet.de/coronatestv_2021-10/BJNR626400021.html

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Wenn das nur Telegram und doctube sind - wie erklären wir uns hierzulande denn dann, dass andere wohl auch nicht weniger intelligente Nationen eine andere Politik verfolgen?

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Auch D verfolgt beim Thema Masken leider derzeit keine sehr kluge Politik - das war ja gerade unser Punkt …

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Ich liebe es z.B. meine Maske zu tragen, ich war früher sehr oft Atemwegskrank, seit Februar 2020 kein einziges mal mehr.

Ich setze voller Freude meine Maske auf, mich hat die Maske befreit!

Ich traue mich nun relativ unbefangen unter Menschen;
früher fühlte ich mich immer sehr unwohl wenn jemand in meiner Nähe Krank war.
Das ist jetzt anders, weil ich mich selbst und andere schütze.

Geimpft bin ich auch und ich hole mir auf jeden Fall die ab Herbst verfügbaren angepassten Impfstoffe.
Ich habe meinen Frieden mit Maskengegnern und Befürwortern gemacht.

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Meine Arztpraxis hat sich leider geweigert, es wäre nicht nötig/machen wir nicht mehr. Und die örtliche Apotheke die Schnell- und PCR Tests durchführt hat an den Hausarzt verwiesen. Eine behördliche Teststelle die PCR Tests durchführen würde gäbe es, allerdings ist die ca. 10-20 km entfernt, da komme ich ohne Auto (haben keins) nicht hin.

Hier (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/nationale-teststrategie/faq-covid-19-tests.html) steht zwar auch der von dir zitierte Satz, allerdings auch: „Ein strikter Anspruch auf eine PCR-Testung besteht jedoch nicht. Ob ein Antigentest oder ein PCR-Test durchgeführt wird, liegt im Ermessen des Leistungserbringers und/oder richtet sich nach landesrechtlichen Vorgaben.“

Die Testverordnung in einer vollständigen/fertigen Fassung habe ich leider nicht finden können, nur Änderungsübersichten.

Es ist witzig, dass wir uns immer dann mit anderen Nationen vergleichen, wenn wir vermeintlich etwas davon haben bei unserer Argumentation, ansonsten sind die anderen unter unserer Würde…

Jedes Land hat andere Bevölkerungsstrukturen/Dichten, Altersdurchschnitte, anderes Mindset etc…

Das Nachdenken über den Sinn und Unsinn der Maske lenkt wie üblich von viel wichtigeren Dingen in der ganzen Welt ab.

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Lieber Ulf, es ist schlicht unplausibel, dass so viele so völlig auf dem Holzweg sind, und es gibt einen Unterschied zwischen „ich wäge verschiedene (!) Risiken anders ab als jemand anderes“ und „dieser andere verdrängt Risiken/ ist völlig irrational.“

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Kein Zweifel, dass Masken schuetzen - aber wenn ich mich so in der Oeffentlichkeit umschaue, dann ist Durchseuchung offensichtlich und wird von der Mehrheit hingenommen, nicht anders wie tagtaegliche Risiken wie Tabak und Alkohol. Ich denke, da ist die LdN etwas in einer Bubble drin und die normative Kraft des Faktischen hat ausserhalb bereits voll zugeschlagen, egal was die Experten sagen. Ich bin auch nicht erstaunt, dassxPolitiker dazu den Mund halten - in dieser Situation noch fuer Einschraenkungen (selbst wenn so minimal wie Masken) zu argumentieren,waere praktisch eine Einladung fuer alle Populisten. Sorry, aber dieser Drops ist IMHO gelutscht und Aufforderungen wie „geht nicht auf Konzerte“ gehen an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen schlicht vorbei.

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