LdN 297: Kompetenz der FDP

Grundsätzlich kann ich die Motive der FDP-Anhänger ja nachvollziehen. Mehr Eigenverantwortung, weniger Einmischung durch den Staat, jeder ist für seinen Erfolg selbst verantwortlich. Durchaus der amerikanische Motive. Freiheitlich-Liberal betrachtet durchaus legitim. Doch was ist mit Menschen, die nicht ohne weiteres ihren Erfolg selbst in die hand nehmen können? Wegen einer Behinderung, sozialer Nachteile oder ähnlichem? Die fallen dann durchs Raster? Wie sozial soll eine freiheitlich-Liberale Demokratie sein?
Zudem die Erwartung, der Markt wird es immer schon richten und jeder Bürger/in wird schon das Richtige zum Wohle aller machen, das ist doch sehr idealistisch. Wie schon in Lage 297 erwähnt, lässt einem das Verhalten von Menschen in der Corona-Pandemie zweifeln, ob der Mensch als gesellschaftlches Wesen schon so weit ist. Und auch die soziale Verantwortung der freien Marktwirtschaft muss sich primär in Euro messen lassen.
Zudem kann ich am vergangenen und aktuellen Handeln der FDP akut keinen roten Faden erkennen…

1 „Gefällt mir“

Das nennt sich „egoistischer Altruismus“ und ist ein typisches Märchen aus der Ecke des Neoliberalismus. Der Neoliberalismus führt im Kern dazu, das wir immer egoistischer werden und uns vereinzeln.
Anfänglich hat jeder einzelne immer mehr, aber final führt es eigentlich wie im Gefangenen Dilemma der Spieltheorie für alle in den Abgrund.

4 „Gefällt mir“

Genau. Bei bei dieser BWL/VWL-Grundlagenvorlesung waren die Wirtschafts-„Experten“ dieser Partei wohl nicht anwesend oder haben es nicht verstanden.
Wer heutezutage noch ernsthaft glaubt, eine hinreichend große Anzahl von Mitbürgern würde schon von sich aus das richtige (im Sinne eines für die Gemeinschaft erstrebenswerten Zieles) tun und dass es keiner Vorgaben oder wenigstens eindringlicher Empfehlungen bedürfe, der hat die letzten Jahre wohl nicht mehr aus dem Fenster gesehen. Völlig an der Realität vorbei. Aber keine Sorge, wenn es draußen wirklich zu heiß wird, dann dreht der gutverdienende Erfolgsmensch eben die Klimaanlage noch ein bißchen höher. Klimawandel? Ohne uns!

4 „Gefällt mir“

Wobei da auch wieder die Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt (vielleicht mehr als der Egoismus und dass Menschen nicht „bereit“ sind)… In dem konkreten Beispiel „Pandemie“:

Ich habe hunderte Male den Begriff „Eigenverantwortung“ gehört und nicht einmal eine breite gesellschaftliche Diskussion dazu, was eigentlich verantwortliches Handeln in einer Pandemie ist.

Es wird polemisch gegen jede wirksame Maßnahme gewettert egal wie oft bewiesen wurde dass sie wirksam ist. Niemand in der Politik hat den Schneid gehabt die gesellschaftliche Erwartung zu formulieren dass alle sich impfen lassen müssen und selbst einfache Maßnahmen wie Masken zu tragen werden extrem politisiert.

Und auf Basis dieses Chaos soll dann die Einzelne Person eigenverantwortlich die Entscheidungen treffen für die Politiker*innen zu feige waren. Einige argumentieren rational, viele emotional (es reicht mir jetzt), leugnen es (wir werden sowieso durchseucht) oder gucken einfach was das Umfeld macht. Und ich würde mal behaupten dass das absolut menschliches Verhalten ist. Das hätte man aber halt vorher wissen können dass das in die Hose geht…

2 „Gefällt mir“

Gerade bei den Themen Verbrenner, Efuels, Tempolimit versagt in der Lage oft die Objektivität. Es gibt nunmal Millionen von Menschen in Deutschland, für die das Auto nicht nur da ist um von A nach B zu kommen sondern eben Emotionen auslöst. Deswegen ist man kein Prolet oder ein rücksichtsloser Drängler. Und wenn Emotionen ins Spiel kommen, kann ich nicht alles auf den rationalen Nutzen beschränken. Es sollte schon noch jemand entscheiden können, wo er bereit ist Opfer zu bringen. Und wenn die Lagemoderatoren eben bei Autos nichts empfinden, sondern eher bei ihrer Briefmarkensammlung, dann ist es schade, immer von No-Brainer zu sprechen. Jemand dem der Verbrenner wichtig ist, unterstützt vielleicht umso mehr die Windenergie, Erhöhung der Flugpreise, co2-Bepreisung etc…und wenn in Zukunft jemand bereit ist, für Efuels 3€/Liter zu zahlen oder noch mehr, dann geht es doch niemanden was an. Oder quatschen Philip und Ulf ihren Frauen rein, wenn sie sich eine Louis Vuitton kaufen? Also dann ruhig auch beim Thema Auto nicht immer nur die eigene Meinung gelten lassen.

Wo würdest du denn anstelle des Autos Abstriche gegenüber deinem heutigen Lebenstil machen wollen, um z.B. deinen persönlichen CO2-Abdruck um, sagen wir mal, 20 % zu senken?
Ansätze gibt es ja genug: Weniger Duschen, Heizung runter, weniger Urlaubsreisen, kleinere Wohnung/kleineres Haus?

Das sehe ich vollkommen anders. In dem Zitat und dem Thread geht es um E-Fuels für Autos. Die sind rein physikalisch Quatsch. Weder vom Wirkungsgrad noch von der Komplexität der Synthese oder Infrastruktur für die benötigten Prozesse macht das irgendwelchen Sinn. Diese Aussage verbietet keine Autos. Der Verbrennermotor ist aber ein Auslaufmodell für Automobile. Zeige mir bitte eine gegenteilige Meinung die auf irgendwelchen Fakten basiert und nicht nur Populismus oder Lobbypolitik ist.

Aber troztzden zu deiner Aussage: Irrationales Handeln auf Basis von Emotionen hat doch nichts mir Objektivität zu tun. Es wäre eine Sache des Einzelnen wenn Autofahrer für die Schäden und die benötigte Infrastruktur selbst aufkommen. Tun sie aber nicht, die Kosten trägt die Allgemeinheit.

Das hat die Lage nie behauptet. Das ist ein Strohmann Argument.

Aber wo bitte bleibt die Entscheidungsfreiheit derjenigen die kein Auto besitzen in deiner Betrachtung? Ich kann ja schwer einen Zettel an meine Lohnsteuer heften auf der steht „hier lieber Staat hast du ein paar Euro, aber nicht gleich alles raushauen um die Diesel zu subventionieren“.

Du gehst davon aus, dass die E-Fuels dann alternativlos sind. Von 3 Euro pro Liter sind E-Fuels aber derzeit meilenweit entfernt. Nur mal angenommen: Was passiert wenn noch sehr viele Verbrenner da sind, es aber keine E-Fuels gibt weil sie doch nicht wirtschaftlich und skalierbar sind (was wir bereits wissen)? Leere Tankstellen? Benzin für über 5 Euro den Liter?

Der Aufschrei jetzt wo mal das Benzin über 2 Euro kostet sagt mir dass das keine Option sein wird sondern dass die ehrliche Handwerker*in vom Lande ja günstig von A nach B muss. Vielleicht denkt man dann doch darüber nach dass man ja da noch ein Ölfeld anbohren könnte…? Die Infrastruktur wäre ja da und es würde das Problem lösen… Konnte ja keiner wissen dass das mit den E-Fuels nicht klappt… DAS ist meiner Meinung nach das Kalkül bei der ganzen Geschichte, E-Fuels werden niemals massentauglich für PKW werden, das ist ein Fakt. So doof ist die Lobby für diesen Vorschlag nicht, dass sie keine Vorstellung hätte wie man die Verbrenner trotzdem betreibt…

Aus meiner Sicht haben Berufspolitiker*innen den verdammten Job sich zu informieren, statt sich aus rein emotionalen Gründen gegen die Vernunft und Fakten zu stellen wenn sie so schwere Konsequenzen haben. Wenn das nicht der Fall wäre, gäbe es keinerlei Rechtfertigung gegen eine direkte Demokratie.

4 „Gefällt mir“

Aber gleichzeitig subventionieren wir allen den Sprit, weil er derzeit so teuer ist. Wo passt das zusammen? Da findet dann auch die FDP es wieder total töffte, wenn der Staat plötzlich einspringt.
Wie immer, Gewinne privatisieren, Verluste auf die Allgemeinheit abwälzen.

4 „Gefällt mir“

Ich sehe die direkte Demokratie jetzt nicht als direkte Folge, aber möchte noch hinzufügen, dass ich gerne mehr sehen würde wenn Politiker für die Folgen den ihrer Entscheidungen auch einstehen persönlich müssten.

Die 500 mio aus der PKW Maut zahlt der Scheuer ja nicht selber. Genauso wenig wie Lindner die Kosten für die Spritsubvention übernimmt und Spahn für die folgen des Betrugs mit Corona Tests haftet.

Schon allein die Frage nach der Kompetenz stellt sich nicht für mich: Lindner ist super kompetent, wenn es darum geht, Kohle in die Taschen seiner Parteifreunde umzuleiten. Die Maskendeals aus dem Umfeld der CDU/CSU sind sicher auch nicht mit Anhängern der Linken gelaufen. Ich weiss: Zugespitzt, aber zuerst die Kompetenz ins Feld zu führen und die Diskussion darauf zu fussen schliesst halt viel anderes aus.

1 „Gefällt mir“

Abgesehen davon, dass mein Abdruck eh schon kleiner ist als bei den meisten Weltrettern: ich hab seit Jahren eine BahnCard und nutze diese sehr regelmäßig. Ich fliege leider viel zu selten. Obwohl ich aus Bayern komme, würde ich die Windenergie forciert ausbauen. Ich bin bereit eine Lenkungswirkung durch teuren Sprit mitzutragen. Mein Fleischkonsum ist stark reduziert und ich kaufe fast ausschließlich Bio…nehme zum einkaufen meine eigenen Behälter, verzichte auf Plastikflaschen. Aber beim Thema Verbrenner und Tempolimit bin ich nicht bereit noch mehr zu verzichten. Ich bin ein Mensch und man lebt ja nicht für die rationalen Dinge, sondern es sind eben die irrationalen unnötigen Dinge, die Spaß machen.:slight_smile:

Falsch, ich war gegen den Tankrabatt mit der Gießkanne und wäre gerne bereit mehr für den Sprit zu zahlen. Und es wird auch nichts auf die Allgemeinheit abgewälzt. Ich leiste einen sehr großen Anteil für die Allgemeinheit, da darf man mir im Gegenzug meinen Spaß lassen. Im übrigen ist es schwach immer den Verzicht bei Themen zu fordern, die einem selbst nichts bedeuten. Das ist so scheinheilig, wie wenn ich als Nichtraucher die Tabaksteuer verdreifachen will. Wie gesagt, keine tolle Leistung

Das können Sie gerne anders sehen, aber haben Sie meinen Beitrag nicht gelesen? Etwas mühsam leider…für mich und Millionen anderer ist das Auto nichts rationales. Und somit braucht man auch nicht versuchen mit physikalischer Effizienz zu argumentieren. Ich glaube aber auch dass sich das Straßenbild stark verändern wird. Weniger Autos und mehr E-Autos. Der Verbrenner wird eben ein Luxusgut. Das darf er auch gerne werden. Aber es geht eben niemanden etwas an wofür man sein Geld ausgibt. Im übrigen der Grund weswegen ich FDP gewählt habe, weil mich die Zugrunderichtung des Leistungsprinzips nervt. Man muss sich ja für Erfolg fast rechtfertigen und jeder denkt er müsste diese Leute gängeln.

Naja doch. Das größte Problem ist das nachhaltig produzierter Strom so unfassbar rar ist. Wir versuchen verzweifelt die Kapazitäten in diesem Bereich zu steigern, weil wir nicht genug davon haben. Deshalb bleibt es weiterhin ein gesellschaftliches und ökologisches Problem wenn grüner Strom verschwendet oder uneffizient eingesetzt wird, selbst in dem theoretischen Moment wo wir den Großteil unseres Bedarfes aus regenerativen Energiequellen beziehen können. Da sind wir allerdings noch lange nicht.

Auch grüner Strom darf also nicht verschwendet werden. Das gilt a)
weiterhin für gigantische SUVs die zwar zunehmend auch mit Strom fahren können, aber weiterhin viel mehr Strom verbrauchen als es zu rechtfertigen ist um 1-5 Personen von x nach y zu bringen
b) auch für e-fuels, für die am Ende locker 15 mal so viel Energie aufgebracht werden muss wie bei einem vergleichbaren E-Auto.

Wir haben ein Energieproblem, also geht es sehr wohl die ganze Gesellschaft etwas an ob wir, ohne echte Pro-Argumente, eine kategorisch ineffiziente Art Mobilität zu erlauben zulassen oder nicht. Das ist ein mehr als dubioser Freiheitsbegriff.

1 „Gefällt mir“

Naja, es ist ja wohl klar, dass der Typ „ich wähle FDP, weil ich Fan von Kubicki bin“ wohl eher nicht die Lage hört. Ebenso, dass die meisten Menschen – abgesehen von ein paar Trollen vielleicht – sich lieber eher positiv dargestellt sehen, und sich daher an so einer Befragung wohl nicht mit Beiträgen wie „ich wähle FDP, weil ich gerne mit Handy am Ohr und 220 Sachen über die Autobahn bretter und weil ich keine Steuern zahlen will“ beteiligen.

Aber „ich wähle FDP, weil ich nicht möchte, dass der Staat mir Vorschriften macht, und weil ich hart an meiner Karriere arbeite und nicht möchte, dass der Staat mir die Früchte davon wegnimmt und an irgendwelche Randgruppen verteilt“ unterscheidet sich davon bloß marginal. Man kann sich höchstens fragen, ob diese Leute das auch vor sich selber so rationalisieren oder ob sie sich bewusst sind, dass sie auf diese Weise bloß ihren Egoismus beschönigen.

3 „Gefällt mir“

Nicht falsch verstehen, hier geht es nicht um den Einzelnen (in dem Fall Dich), sondern um das, was die jeweiligen Parteien vertreten. Der Einzelne kann jederzeit bei gewissen Themen anderer Meinung sein oder DInge besser machen. Aber das ist leider irrelevant, wenn es um Themen wie Steuern, Subventionen, etc geht.

Eben doch, so lange die Allgemeinheit die externalisierten Kosten zahlt. Wenn man wirklich frei sein will kann man auch keine Ressourcen der Gemeinschaft nutzen. Und das ist im Allgemeinen eher blöd. Daher gibt es Spielregeln.

Danke, dass das noch einmal so klar formuliert wurde. Das ist glaube ich die Prämisse an der unsere Meinungen so stark auseinander gehen. Das Leistungsprinzip ist eine Fiktion und keine Realität. Menschen in Deutschland erwerben Wohlstand größtenteils nicht aufgrund ihrer eigenen Leistung, sondern aufgrund von Privilegien. Ja klar und die Ausnahmen bestätigen die Regel, auf Ausnahmen baut man aber kein Staatsprinzip auf.

2 „Gefällt mir“

Aus diesem Thread hat @Kenny ein neues spannendes Thema eröffnet.

Bitte hier entlang: