LdN 297: Emissionen in die Energiebetrachtung einbeziehen - Dämmung reicht nicht!

Die Aussage in der Folge 297 zur Dämmung von Gebäuden und den Einsparungen von Energie ist zwar weit verbreitet aber viel zu kurz gedacht und ein Beispiel von einer teilweise nicht mehr zielgerichteter Förderung der Bundespolitik.
Bei der Bewertung von mehr Dämmung und oder mehr Technik wurden bisher die Emissionen, die bei der Herstellung dieser Bauteile entstehen, komplett vernachlässigt, bzw. in der Förderungspolitik durch die KFW nicht berücksichtigt.
Ich hoffe, dass wir es bald schaffen, sehr viel elektrische Energie durch erneuerbere Energien zu erzeugen, wodurch über den Lebenszyklus betrachtet, immer noch mehr Dämmung (die mit dem heutigen Energiemix hergestellt wurde) nicht die Lösung sein wird.

Die akteulle KFW Förderung verlangt zusätzlich zur rein energetischen Betrachtung auch eine Ökobilanz über den Lebenzkyklus. Die Grenzwert sind hier jedoch noch sehr gering.
Aus meiner Sicht sollten wir die reine Energiebetrachtung hinter uns lassen und zukünftig vorwiegend auf die Emissionen achten.

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Die heutige gebräuchlichste Dämmung besteht im Wesentlichen aus Luft und etwas Kunststoff. Ob man sich davon 16 cm oder 24 cm dicke Platten an die Hauswand klebt, ist wirklich nahezu egal aus Sicht des Energieverbrauchs zur Herstellung der Dämmplatten.

Bei Geräten und Rohren sieht das vielleicht ein bisschen anders aus. Trotzdem: viel wichtiger ist, dass die Förderkulisse einfach zu verstehen ist. Man kann nicht immer eine Ökobilanz machen - zumal die bei Bauteilen verschiedener Hersteller ja auch noch unterschiedlich ausfällt.

Abgesehen davon ist die Sanierung halt seeeeehr viel weniger klimaschädlich als Neubauten. An der Stelle tut ein Review der Förderung wirklich Not. Bei Dämmplatten eher weniger.

Woher nehmen Sie die Information, dass moderen Dämmstoffe geringe Emissionen in der Herstellung haben. Ich habe gerade mal ein bisschen rum gerechnet. Eine Mineralwolledämmung verurschat ca. 0,7 kgCO2e pro cm Dicke und m² Wandfläche. Eine Gasbrennwertheizung verursacht bei einm kfw55 Standard 12,9 kgCO2e/m²a bei einem kfw40 Standard sind es 9,4 kgCO2e/m²a. Bei effizenten Wäremepumen sieht das bei heutigem Strommix schon etwas anders aus: kfw55 5,33 kgCO2e/m²a, kfw40 3,88 kgCO2e/m²a. Mit einem Strommix der zukünftig Klimaneutral sein wird und einme hohen Energiestandard werden noch strengere Standards keine Vorteil mehr bringen, sonder ausschließlich die Kosten in die Höhe treiben.
Als vergleichswert verurschen 1000 km mit einem VW Golf ca. 200 kgCO2e.

Ich verstehe, dass die Ökobilanz leider oft nicht ganz einfach ist und es viel zu wenig Fachkräfte gibt, die sich wirklich damit auskennen. Dies bekommen wir gerade mit dem neuen Qualitätssiegel Nachhaltiges Bauen zu spüren. Ich gehe davon aus, dass es fast unmöglich ist eine Auditor:in dafür zu finden.
Ich denke aber das sollte uns nicht dazu birngen hier aufzugeben, anstatt dessen sollten wir in die Weiterbildung aller Bauschaffenden investieren!

Was die Sanierung angeht stimme ich Ihnen voll zu!!! Aber auch da setzen wir meines erachens viel zu hohe Mindestsstandards für eine Förderung. Dies führt dazu dass die Sanierung für Wohnungseigentümer oft nicht wirtschaflich darstellbar ist.
Bezogen auf Kosten-Nutzen, bringt der erste Zentimeter Dämmung auf einem ungedämmten Haus am meisten. Bezogen auf die Kosten sind ein paar Zetimeter mehr Dämmung nicht wirklich relevant. Kostentreiber sind hier die Details wie z.B. Balkone etc. die oft neu gebaut werden müssen um die geforderten Standards erfüllen zu können.

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Meinst du einen E-Golf?
Solltest du besser nochmal nachrechnen

Ein paar Zahlen:

  • Energiebedarf zur Herstellung von 1 m3 EPS-Dämmplatten: ca. 400 kWh
  • Außenfläche eines typischen EFH: ca. 500 m2
  • Unterschied zwischen „Minimaldämmung“ und „Maximaldämmung“: 8 cm
    → ergibt einen Zusatzaufwand von ca. 15 MWh für ein EFH

Zum Vergleich: der Primärnergiebedarf pro Kopf in Deutschland lag 2018 bei ca. 45 MWh. Gehen wir davon aus, dass die Dämmplatten 50 Jahre genutzt werden (ich gehe davon aus, dass die WDVS bei heutigen Neubauten mit regelmäßiger Ausbesserung sogar noch länger an der Hauswand bleiben werden - unterm Dach sowieso) und unser hypthetisches EFH von 4 Personen bewohnt wird, dann reden wir für die dickere Dämmung von einem Zusatzaufwand von ungefähr 0,1% des Gesamtenergiebedarfs der Bewohner über 50 Jahre. Also nicht so richtig viel.

Diesem zusätzlichen Energieverbrauch gegenüber steht die Einsparung durch die bessere Dämmung. Wo genau die optimale Dämmstoffdicke liegt, die am Ende zu niedrigsten Gesamtenergieverbrauch führt, das ist von zig Faktoren abhängig. Je nach Wahl der Parameter, ergeben sich dann solche Kurven:

Die Details dieses Diagramms sind nicht wichtig. Was man aber festhalten kann: i) die optimale Dämmstoffdicke liegt bei heute typischen Dämmwerten und Herstellungsverfahren irgendwo um die 20 cm, ii) das Minimum ist relativ breit - solange man irgendwo in der Nähe der optimalen Dicke liegt, ist man schon ziemlich nah am minimalen Energieverbrauch.

Mit der Annahme, dass du in Zukunft Heizstrom CO2-arm und ressourcenschonend zur Verfügung stellen kannst, braucht man ja fast gar keine Dämmung mehr. Da würde das bauphysikalisch notwendige Minimum ausreichen und für die notwendige Wärme sorgt der saubere Strom aus der Steckdose.

Aber diese Annahme ist halt waghalsig. Mit dem Einbau von Luft-Wasser-Wärmepumpen sorgen wir zunehmend für Bedarfsspitzen an kalten Wintertagen, die dann auch mal den halben Kontinent betreffen können. Was auch immer wir auf Seiten der Energieerzeugung nutzen, um diese Bedarfsspitzen zu decken, es wird ressourcenaufwendig sein und sicherlich nicht CO2-neutral. Also ist es sehr sinnvoll, diese Bedarfsspitzen nach Möglichkeit zu verringern.

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Danke! Da hast du recht! Hab es geändert

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