Du hast mich zitiert, nicht Dave
Mir sind keine offiziellen Zahlen bekannt, aber laut Umweltbundesamt betragen die realen CO2-Kosten eines Benziners im Schnitt 12,72ct/km. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter macht das 1,70 € pro Liter zusätzlich.
Die Allianz pro Schiene (zugegeben Lobby contra PKW) hat berechnet, dass der Staat jährlich 141 Mrd. € für die PKW-Infrastruktur ausgibt. Dem steht ein Verbrauch von 64,5 Mrd. Liter gegenüber.
Die Infrastruktur würde also nochmal mit 2,34 € zu Buche schlagen. Fairerweise wären dann 0,74 € wieder abzuziehen, die jetzt enthaltenen Steuern neben der Mehrwertsteuer.
Macht also 3,30 € (3,93 € inkl MwSt) zu wenig.
Die Frage ist doch auch, welchen Wert hat so ein Tempolimit? Wer die sachlichen Gründe für ein Tempolimit versteht, fährt ohnehin kaum mehr als 130 Km/h. Wer auf der linken Spur den rechten Fuß durchdrückt, weil sein potentes Auto es kann, interessiert sich eh kaum für Umwelt, Spritpreise, seine Mitmenschen oder Tempolimits im rechtlichen Sinne.
Zudem versteht sich die FDP (wie auch CDU) ja auch als Sprachrohr der Wirtschaft, insbesondere der in Deutschland so wichtigen Autoindustrie. Diese kann sehr schnelle und leistungsstarke Autos bauen, deren Kunden kaufen solche Fahrzeuge nicht, um damit maximal 130 km/h zu fahren. Also wird weder die Autoindustrie und somit auch unterstützende Parteien wie die FDP ein Interesse an einem Tempolimit haben. Quasi freie Fahrt für freie (solvente) Bürger. Daher sehe ich auch keine Chance für ein Tempolimit.
Ich stimme der Aussage grundsätzlich zu, dass sich Personen, die häufig gerne deutlich schneller als 130 km/h auf der Autobahn fahren, möglicherweise weniger für die Umwelt, Spritpreise und Tempolimits rechtlicher Natur interessieren. Allerdings könnte man hier meines Erachtens doch relativ leicht ein Umdenken bewirken, wenn die Bußgelder für zu schnelles Fahren drastisch angehoben werden. Dies ist zumindest meine Wahrnehmung, wenn ich bspw. auf schweizerischen Autobahnen unterwegs bin. Durch entsprechend hohe Bußgelder verbunden mit einer ausreichenden Kontrolldichte bringt man die Leute schon zum langsamer fahren.
Zwar ist dies nur eine Vermutung, aber ich glaube nicht, dass die deutschen Premium-Hersteller weniger Kfz verkaufen, wenn wir ein Tempolimit hätten. Nur weil man nicht mehr 200 km/h und schneller auf der Autobahn fahren kann denkt sich doch kaum jemand, der sich ein solches Auto leisten kann: „Wenn ich nicht 200 fahren kann, dann kauf ich mir erst gar kein hochwertiges Auto, dann halt was günstigeres“. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.
Es gibt da sicherlich Autofahrer, die sich für Ihr Geld dann moderne komfortable Technik kaufen statt Leistung. Aber viele wollen viel PS, um schnell zu fahren (auch einige die nur damit prahlen wollen, aber nur 130 fahren). Ein Tempolimit macht nur Sinn, wenn ich es auch konsequent überwachen und ahnden kann. Was wiederum ein Argument für Parteien wie die FDP wäre, das dieses nicht möglich sei mangels Überwachungskapazitäten.
Es ist eher eine Frage, ob eine Partei ein Tempolimit aus ideologischen Gründen nicht will. Dann findet man immer Argumente dagegen. Und Autofahrer, welche diese Argumente mit tragen.
Nach meiner Beobachtung jammern die meisten Schnell- und Schwerfahrer auch über die Spritkosten, aber es ist ihnen nicht bewusst, dass ihr Fahrstil sehr teuer ist, Der Fahrstil bleibt bei denen immer gleich, also tanken sie in ihren jeweiligen Intervallen ungefähr die selbe Menge und denken „das ist halt so“, nur eben jetzt teurer - ein Skandal!
Man kann temporär alle Temposchilder über 100 für ungültig erklären. Das muss massiv kommuniziert werden. Und wer als Führerscheininhaber sich nicht über auch nur temporäre Bestimmungen informiert, muss halt zahlen.
Diese Aussage ist falsch!
Ich fahre schnell, weil ich es kann UND weil ich es darf (zumindest schneller als 130)
Trotzdem ist mir die Umwelt wichtig und ich wähle die Grünen, damit die es mir verbieten!
Wenn ich das einem FDPler erzähle explodiert vermutlich sein Kopf…
a) Ja hätten sie. Man kann auch aus der Opposition heraus Gesetzesentwürfe machen
b) Für die Jüngeren unter uns: Auch wenn es schwer zu glauben ist: Es gab vor Merkel noch andere Kanzler!
Die Grünen sind nicht zum ersten Mal in der Regierung!
Sie fordern das Tempolimit auch nicht zum ersten Mal.
Sie sind auch nicht die einzigen die es gefordert haben…
Das Thema kommt mit schöner Regelmäßigkeit so alle drei Jahre wieder hoch.
Besonders beliebt als Sommerlochthema bei irgendwelchen Politikern in aus der dritten Reihe, um es damit ins Fernsehen, oder zumindest in die Zeitung zu schaffen
Allzu groß wäre der Überwachungsaufwand meines Erachtens nicht. Es sollte genügen eine bestimmte Anzahl an Blitzern aufzustellen. Zur Erhöhung der Kontrolldichte brauche ich nicht mehr Personen auf der Straße, daher sehe darin auch nur sehr bedingt ein Argument für Parteien wie die FDP. Worin ich allerdings zustimme ist, dass es sich bei der FDP mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um eine Partei handelt, die aus rein ideologischen Gründen kein Tempolimit will. Das dürfte sich auch in eher sinnfreien Aussagen wie der von Herrn Wissing widerspiegeln, dass man nicht genug Schilder habe, um ein Tempolimit auf Autobahnen kurzfristig umzusetzen
Nur vielleicht ein Erklärungsversuch:
Spritkosten sind ja nur ein Teil der Kalkulation. Wer an vielen Orten sein muss und für den eine nicht absolvierte Strecke Umsatzverlust bedeutet, oder wer mit steigenden Spritkosten durch steigende CO2-Steuern oder Ölpreise rechnet, der wird weiter lieber jetzt schneller fahren als später langsamer.
Wenn der Nettoverdienst später vermutlich niedriger wird, nimmt man auch auf Kosten höherer Bruttoausgaben jetzt ein höheres Netto als später mit.
Mit der Forderung nach einem harten Tempolimit auf Autobahnen macht man sich es zu einfach. Keiner fährt einfach zum Spaß durch die Gegend. Ich hab das für mich eben mal durchgerechnet. Ich fahre jeden Tag 78 km einfache Strecke zur Arbeit (6 km Landstraße und 72 km Autobahn), und das seit 27 Jahren. Fahre ich auf der Landstraße 70 km/h und auf der Autobahn 100 km/h, kostet mich das bei 220 Arbeitstagen 14,8 volle Tage Fahrzeit. Fahre ich – und das ist in etwa die Realität – 70 km/h auf der Landstraße und 160 km/h auf der Autobahn (ich bin bereits gegen 5:30 Uhr unterwegs, das ist ohne Probleme möglich; auch Abends fahre ich nach der Welle), kostet mich das in Summe 9,8 volle Tage Fahrzeit, bei 140 km/h immer noch 11,0 Tage. Ein Geschwindigkeitslimit würde mich also fast fünf volle Tage des Jahres an Zeit kosten! Ist es da nicht verständlich, dass man den Zwang zum langsam Fahren sehr sehr skeptisch gegenübersteht?
Ich glaube, man überlegt es sich zweimal, nur wegen einer Pendler Strecke sein Haus einfach zu verkaufen. Zudem pendelt meine Frau in fast die entgegengesetzte Richtung ebenfalls etwas über 60 km. Man sollte nicht immer davon ausgehen, dass jeder Arbeitnehmer irgendwo in der Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln oder in der Nähe seines Arbeitgebers wohnt. Das ist bei uns auf dem Land schlichtweg unmöglich. Ich habe die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ernsthaft in Erwägung gezogen. Und um 6:30 Uhr in Frankfurt zu sein müsste ich mit zwei Bussen und zwei Züge fahren und dann noch etwa 15 Minuten zu Fuß gehen. Abgesehen davon, dass das weit mehr wie 2 Stunden kosten würde, fährt so früh noch gar kein Bus in Richtung Bahnhof. Und abends komme ich selten vor 19:00 Uhr in Frankfurt los. Aber da ist das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesprochen dünn. Daher bleibe ich ganz klar bei meiner Meinung: lieber friere ich bei 14° in der Wohnung, als langsam zu fahren und Zeit zu verschwenden.
Da bin ich bei dir. Und ich würde noch hinzufügen, dass die Autokonzerne selbst aber hauptsächlich mit Komfort, Laufruhe, Verarbeitungsqualität usw. werden. In der Tempo-Debatte werden diese Punkte aber sofort nichtig und es heißt nur noch (übersputzt): „Mit Tempolimit kauft keiner mehr deutsche Autos“.
Was für ein Quatsch, Audi BMW und Co. sind auch in allen anderen Ländern mit Tempolimits Statussymbole und werden daher gekauft.
Noch bekloppter:
Wenn es um Alleingänge beim Umweltschutz geht, betonen die Autokonzerne immer wie unwichtig der deutsche Markt ist und das die entscheidenden Regeln in China gemacht werden, aber wehe es kommt ein Tempolimit in Deutschland, dann sind die deutschen Autobahnen plötzlich das Maß der Welt.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das heute nicht viel anders ist.
Dein Verhalten hat aber auch eine gewisse normalisierende Wirkung.
Das heißt, dadurch, dass du schnell fährst, drückst du für einen Beobachter aus, dass du das möchtest und du legt die Vermutung nahe, dass du ein Verbot davon eben gerade nicht begrüßen oder hinnehmen würdest.
Daher stärkst du mit deinem Verhalten mMn indirekt die Position der FDP.
Viele Menschen, „die an vielen Orten sein müssen“ könnten auch in ihrer Firma bleiben und Telefon/Videochat benutzen. Solange das noch nicht der Fall ist, ist Sprit noch zu günstig und Firmenwagen genauso.
In meiner Firma musste ich 2019 noch zu einer Messe von Berlin nach München fliegen obwohl ich angeboten habe, den günstigeren Zug zu nehmen, obwohl mich das mehr von meiner unbezahlten Freizeit gekostet hätte. War der Geschäftsleitung aber zu umständlich, Anweisung war daher: Alle Fliegen.
Ich finde für solche Businessentscheidungen sollte man vielleicht auch mal Transparenz schaffen und zwar durch die gesamte Lieferkette, da meine Firma ja fast ausschließlich B2B macht und unseren direkten Kunden so was egal ist.
Da wieder spreche ich dir. Viele Geschäftstermine, für die z.B. „Außerdienstlich-ler“ quer durch die Republik reisen, könnte man sich sparen bzw. durch Telefon/Videokonferenzen ersetzen.
Leider gibt es dafür keinen guten ordnungspolitischen Mechanismus.
Du siehst das glaube ich falsch herum. Nimm das bitte nicht persönlich aber du und deine Frau haben das Privileg, in einer Zeit zu leben, in der Energie so günstig ist, dass ihr zwischen euren ca. 130 km auseinander liegenden Arbeitsstätten wohnen könnt.
Wäre die Energie (also der Sprit) dafür deutlich teurer würdet ihr halt in die Stadt ziehen, in der die, für euch, wichtigere Arbeitsstätte liegt und einer von euch würde sich eine neue Arbeit suchen.
Wir Menschen neigen leider oft dazu Sachen, „die halt heute so gehen“ als Selbstverständlichkeit anzusehen und sind nicht ohne weiteres bereit diese Positionen aufzugeben.
Da will ich mich selbst auch nicht raus nehmen.
Versuch es gar nicht erst, mit solchen Kommentaren wirst du hier im Forum nicht glücklich. Lass den üblichen Verdächtigen einfach ihren wöchentlichen Tempolimit-thread, in dem sie sich über ihre rücksichtslosen Mitmenschen und die FDP aufregen können. Scheinbar ist das für manche ein Ventil. Das Thema ist in diesem Forum einfach durch.
Weil es einfach IST! Und gesamtgesellschaftlich einfach eine Menge bringt.
Nun… Um so besser!
Dann hat es nämlich zusätzlich noch eine Lenkungswirkung, welche die Leute ermutigt
a) Mehr Home Office zu machen
b) Näher an ihren Arbeitsort zu ziehen
…und damit NOCH mehr CO2 einzusparen.
Ich bin ja auch eh der Meinung, dass der Gesetzgeber ein Recht (keine Pflicht) auf 100% HomeOffice einführen sollte, wenn der Job das zulässt. Das würde auch eine Menge Co2 einsparen.