LdN 285: Kriegs-, und Völkerrecht

Blöde Frage: Hat schonmal irgendwo in irgendeinem Krieg funktioniert?

Gibt es eine saubere Art, Krieg zu führen?

Ich gebe dir Recht, dass das Wording schlicht unglücklich ist. Ich verstehe es so, dass damit gemeint ist, tatsächlich nur Waffen einzusetzen, die präzise nur Soldaten und Kriegsgerät des Gegeners treffen. Deswegen sind Minen geächtet oder auch die Streubomben der Russen, da diese explizit Zivilisten töten sollen. Genauso wie die Phosphorgranaten, die Israel gerne einsetzt.

@statista.com zählt die getöteten und verwundeten Opfer der Kriege - überaus bedrückend.

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Ja. Im Sonderbundskrieg (Schweiz, 3.-29.11.1847, beteiligte Soldaten: 180000, Tote: 86). General Dufour, der die siegreiche Partei anführte, hat äußersten Wert darauf gelegt, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen. Später war er Mitbegründer des Roten Kreuzes.
Dieser Krieg ist aber die berühmte Ausnahme von der Regel.

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Ich würde den Falkland-Krieg als Beispiel vorschlagen.

Natürlich nicht. Es ist letztlich eine Maxime, nach der die Beteiligten streben sollten, aber es ist jedem klar, dass es unmöglich ist, sie immer einzuhalten. Selbst wenn man den Vorsatz hätte, einen sauberen Krieg zu führen (was Russland definitiv nicht hatte!) würde dieser Vorsatz spätestens dann, wenn eine Kriegspartei droht, zu verlieren, über Bord gehen. Denn im Kampf um die Existenz wird dann halt die Zivilbevölkerung bewaffnet (wie in der Ukraine geschehen), wodurch die Grenze zwischen Kombattant und Zivilist verschwimmt. Und von da geht es nur noch bergab, vor allem, wenn der Gegner, hier Russland, das dann auch als Rechtfertigung nutzt, um ganze Wohnviertel als Widerstandsnester zu deklarieren und zu zerbomben.

Es gibt keinen humanen Krieg. Vor allem nicht auf Augenhöhe. Der einzige humane Krieg ist der, bei dem die unterlegene Partei sofort aufgibt und die überlegene Partei das akzeptiert. Aber das kommt aus gutem Grund fast nie vor.

Naja, sie sollen nicht explizit Zivilisten töten. Die Kritik ist, dass sie undifferenziert agieren, daher unverhältnismäßig viele Zivilisten zu Tode kommen, um mit diesen Waffen ein militärisches Ziel zu erreichen. Antipersonenminen (nicht: Fahrzeugminen) führen halt noch Jahrzehnte nach ihrem Ausbringen, welches militärisch zum Zeitpunkt der Ausbringung durchaus legitim gewesen sein mag, noch zu Todesfällen in der Zivilbevölkerung, vor allem auch bei Kindern. Deshalb sind sie unverhältnismäßig. Fahrzeugminen und vor allem Panzerminen sind übrigens nicht geächtet. Und Streubomben haben halt das gleiche Problem wie Minenfelder - nicht explodierte Bomblets führen noch nach vielen Jahren zu zivilen Todesfällen - und dass es zu nicht detonierten Bomblets kommt, liegt in der Natur von Streumunition (die einzelnen Bomblets müssen die auslösende Explosion, die zur Streuung führt, unbeschädigt überstehen können. Daher darf der Zündmechanismus nicht zu feinfühlig sein - und das führt zwangsläufig zu nicht detonierten Munitionsresten…). Wie gesagt, der Zweck ist jedenfalls definitiv nicht, die Zivilbevölkerung zu treffen - viel mehr werden beim Einsatz dieser Waffen hohe zivile Verluste schlicht in Kauf genommen (was nicht viel besser ist…).

Wobei all diese Ächtungen halt auch zwecklos sind, so lange die „Weltmächte“ USA, Russland, China, Indien und co. diese nicht mittragen. Und davon sind wir leider meilenweit entfernt.

Naja, in einem Krieg, der nur auf einem Landgebiet mit 3.000 Einwohnern und auf hoher See stattfindet, ist es halt relativ leicht, auf die wenigen Zivilisten Rücksicht zu nehmen. Ein Krieg wird umso dreckiger, desto urbaner die Kampfumgebung ist. Kriege in urbanen Gebiet sind halt die Hölle für alle Beteiligten. Ein ländliches Gebiet mit einer absoluten militärischen Übermacht zu überrennen und dabei die militärischen Anlagen des Gegners gezielt zu zerstören ist hingegen relativ einfach. Eine Großstadt zu erobern ist daher „sauber“ kaum denkbar, selbst dann nicht, wenn man den Vorsatz hat, es sauber zu machen…

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