LdN 283 Ukraine-Krieg - geflüchtete Männer (Ende von Kap.2)

Hallo LdN Team. Nicht unwesentliche Korrektur zu o.g. Teil zur Aufnahmebereitschaft und der Aussage „…wobei eh keine Männer kommen…“.

Das ist falsch. Männer ohne ukrainische Staatsbürgerschaft können das Land verlassen und kommen dann auch hier an. Wenn von geflüchteten Studenten oder Rassismus an den Grenzen und in den Zügen und auch an Bahnhöfen in Deutschland die Rede ist, geht es da häufig eben genau um Männer. Diese laufen vor genau derselben Bombe weg, wie die Ukrainer*innen und haben sehr viel größere Schwierigkeiten, sicher in Aufnahmeländern anzukommen und erst Recht eine würdige Unterkunft bei Privatmenschen zu bekommen.

Ja, bitte achtet alle auf eure persönlichen Grenzen, wenn es um die Anzahl der Menschen geht, die ihr aufnehmen wollt und die Dauer usw. und ob ihr überhaupt die Möglichkeit habt und dazu bereit seid. Toll, dass ihr das Haus des befreundeten Ehepaares für 10 geflüchtete Menschen hergerichtet habt. Das ist unglaublich toll.

Die Annahme, dass nur Mütter mit Kindern verzweifelt suchen, ist leider nicht richtig. Und für einen Schwarzen Mann könnte es unter Umständen in Massenunterkünften auch schnell unangenehm werden.

Es gibt für Berlin z.B. eine bereits etablierte Gruppe aus der Schwarzen Community, die schnell und effektiv Gastgeber*innen und suchende Gäste zusammenbringt: Univention Portal.

In diesem Post geht es mir aber erst einmal darum, dass wir nicht davon ausgehen, dass nur Frauen und Kinder kommen und die Todesangst der Männer genauso hoch ist und viele das Land verlassen dürfen und es dann verständlicherweise auch tun.

Und falls der Gedanke aufkommt: Eine Rückkehr in ihr ursprüngliches Land ist laut meinen Informationen häufig ebenso lebensgefährlich (z.B. Libyen) oder unmöglich, weil das Land sie nicht einreisen lässt (z.B. Turkmenistan). Die Menschen haben eine befristete oder unbefristete Aufenthaltserlaubnis in der Ukraine und haben sich die Lage genauso wenig ausgesucht wie die mit ukrainischem Pass.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Und danke generell für die LdN, die mir jede Woche zusammen mit anderen Medien bei der Einordnung der Geschehnisse hilft.

Anne

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ich bin über die scheinbar große anzahl afrikastämmiger männer in der ukraine überrascht. als sehr armes land scheint es mir für migranten, studenten etc eher unattraktiv. des teufels anwalt: kommen da vlt die männer, die ende letzten jahres noch vergeblich an der polnischen grenze warteten?

kennt empathie eigentlich Kilometer? ich finde es wenig überrasched dass nähergelegenen ländern mehr hilfsbereitschaft zu teil wird als zb syrien.

Die Gretchenfrage ist um welche Zahl von afrikanischstämmigen Flüchtlingen es eigentlich geht.

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Eine bemerkenswerte Kombination aus rassistischem Ressentiment und Kenntnislosigkeit. In der Ukraine studieren ca. 15.000 Menschen aus afrikanischen Ländern. Das Studium ist im Durchschnitt günstiger als in den USA oder in den EU-Ländern. Die Ukraine hat im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl ein hohes Aufkommen an Universitäten und produziert relativ viele Universitätsabsolvent:innen. Insbesondere die Abschlüsse für MINT-Fächer und Medizin sind durchaus von international anerkannter Qualität. Zudem ist es keine Seltenheit, dass europäische Universitäten regelmäßig Stipendienprogramme für Studierende aus Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten auflegen.

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Die Formulierung, dass „eh keine Männer kommen“ ist mir auch aufgefallen - und nicht nur die von Anna genannten ausländischen Studenten sind teilweise männlich, sondern natürlich auch viele alte Menschen.

Wir haben aktuell ein Ehepaar in ihren 60ern bei uns in der Wohnung. Sie sprechen weder Deutsch noch Englisch und im Alter sind Massenunterkünfte natürlich auch gesundheitlich nicht immer möglich bzw. wünschenswert (bzw. wann ist es das schon…). Diese herzensguten Menschen haben unverschuldet alles verloren, was sie über die letzten Jahrzehnte in der Heimat aufgebaut haben und bangen jetzt noch um ihre Kinder und Verwandten.

Dieser Schicksale sollten wir uns bei all den sehr bewegenden Geschichten über geflüchtete Frauen und Kinder gewahr sein, um sie als Gesellschaft (und da sind Medien wie die LdN natürlich zumindest in kleinem Teil Meinungsbildner) mit ebenso offenen Armen zu empfangen.

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